- PI-NEWS - https://www.pi-news.net -

Gravierender Mangel an Ingenieuren und Elektrikern

Die Diskrepanz zwischen den Zahlen der Studierenden und Absolventen in Elektrotechnik und Informationstechnik [1] auf der einen und dem Bedarf an Nachwuchskräften auf der anderen Seite ist nach Ansicht des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik der TU Darmstadt höchst alarmierend. – Trotz Arbeitslosigkeit herrscht teilweise Arbeitskräftemangel in einem Ausmaß, das die Leistungsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft beeinträchtigen wird. Hier zeigt sich ein gravierendes Versagen einer Schul- und Bildungspolitik, die vergessen hat, daß Wohlstand auf Leistungsfähigkeit beruht. Denn es ist auffällig, daß die offenen Stellen vor allem in „anstrengenden“ Berufen zu finden sind, die hohe Kompetenz erfordern.

„Im Oktober gab es 21.000 offene Stellen für Elektriker [2], 18.000 für Schlosser, 14.000 für Installateure, je 8000 für Maurer und Maler sowie fast 6000 für Zimmerer und Dachdecker“, berichtete die Bundesagentur.

Auffällig: Typische Männerberufe wo man zupacken muß. Wo man sich schmutzig macht, keine schicken Büroklamotten spazieren tragen kann, und abends zu erschöpft ist für Jogging oder den Yogakurs an der VHS. Auch Stellen mit unattraktiven Arbeitszeiten, nämlich dann, wenn die meisten anderen Freizeit genießen, sind schwer zu besetzen, wie Köche.

Und das bei Millionen Arbeitslosen, zahlreichen Förderprogrammen und Umschulungsmaßnahmen, und der Forderung nach Gleichbehandlung der Geschlechter. Seltsam nur, daß die üblichen Fürsprecher der Emanzpation [3] keine Frauenquoten für Elektriker fordern. Sondern sich grämen über…..

Frauen stellen die Mehrheit der Bevölkerung und leisten die Hälfte der Arbeit – doch sie erhalten dafür nicht einmal 30% des Lohns. Und an der Spitze unserer Gesellschaft sind Frauen fast gar nicht präsent. Schonungslos offenbart sich das Patriarchat in den Vorständen der deutschen Wirtschaft: Zum Beispiel in den 5 Dachverbänden (BDI, DIHK …): 0 Frauen, 134 Männer! Auch die Vorstände der 30 DAX-Unternehmen können gerade mal 1 Frau unter fast 200 Männern ausweisen; und das auch erst seit Anfang September!

Im Top-Management der Unternehmen sieht es kaum besser aus. Der internationale Vergleich – ein Armutszeugnis für Deutschland. In den USA liegt der Frauenanteil bei knapp 40%, in Frankreich etwa bei 20%, in der Türkei bei 14% – Deutschland verharrt bei gerade mal 5%!

Gleichberechtigung müsste auch bedeuten, daß sich die Leistungsfähigkeiten der Geschlechter angleichen. Wo bleibt hier die Förderung, um das Ideal der Gleichberechtigung überhaupt ausüben zu können ? Statt dessen drängen selbst akademisch ausgebildete und mathematisch begabte Frauen in typisch weibliche Berufe rund um Pädagoik und Büro. [4]

Und was muß man als DAX-Vorstand drauf haben ?

Zum Beispiel profunde Kenntnisse in Betriebs- und Volkswirtschaft. Um an solche Positionen zu gelangen sind Managementqualitäten (ok, um die ist es längst nicht immer zum Besten bestellt) sowie mathematisches und statistisches Verständnis gefragt. Doch so bald es um Mathematik geht, steigen die Anforderungen.

Der Frauenanteil liegt im Fach Informatik bei 16%. [5] Innerhalb der Fächergruppe Naturwissenschaften / Mathematik weist die Informatik damit den niedrigsten Frauenanteil auf; insgesamt wurden 39% aller Prüfungen in den naturwissenschaftlichen Fächern von Frauen abgelegt. In den Ingenieurwissenschaften lag der Frauenanteil bei 22%. Dagegen überwiegen Frauen weiterhin in der Veterinärmedizin sowie den Sprach-, Kultur- und Kunstwissenschaften.

Doch es wäre viel zu kurz gegriffen, in weiblicher Emanzipationsverweigerung den Hauptgrund für den Arbeitskräftemangel bei „anstrengenden“ Berufen zu suchen. Auch Männer suchen zunehmend den bequemen Weg, der durch unser Bildungssystem gefördert wird.

Die Anforderungen und Förderungen deutscher Schulen passen immer weniger zu den Anforderungen der Wirtschaft und reduziert die Fähigkeit der Gesellschaft Wertschöpfung betreiben zu können. Das torpediert letztlich sogar die finanzielle Grundlage des Sozialstaates.

Der materielle Wohlstand des Westens basiert zu einem hohen Anteil auf der technologischen Innovation der Gründerzeit. Maschinenbau, Chemie, Physik haben alle die Logik und das Verständnis mathematischen Denkens als Grundlage. Doch um in der Mathematik erfolgreich zu sein, bedarf es „Geduld im Ertragen ausbleibender Resultate“. Einem Umstand, der durch die Umwelt heutiger Schüler, die auf rasche, bequeme Befriedigung von Bedürfnissen ausgerichtet ist, nicht begünstigt wird. Deutschland leistet sich eine Bildungslücke [6] mit weit reichenden Konsequenzen.

„Leistungskurs Mathematik“, mit dieser Wahl gehört man an deutschen Gymnasien zu einer kleinen Minderheit. Und wie viele Schüler versuchen nicht, das Fach überhaupt schnellstmöglich loszuwerden?

Die Germanistik- und Rechts- und Politikseminare laufen nicht deshalb über, weil es immer mehr begeisterte Leser gibt, sondern weil mathematisch Illiteraten wenig anderes übrigbleibt. Entsprechend muss überall dort, wo Mathematik gebraucht wird, den Studenten stark nachgeholfen werden. Für angehende Ökonomen oder Architekten werden Stützkurse in Potenzrechnen und Trigonometrie – Unterrichtsstoff der Klasse 10 – angeboten. Jugendliche, die frisch vom Abitur kommen, werden durch Kurse in Differential- und Integralrechnung geschleust.

Die Förderung mathematischen Könnens wird vernachlässigt. Sichtbarer Ausdruck sind vielfach veraltete Unterrichtsmethoden.

Die Mathematik verbindet mithin Eigenschaften, die für viele unattraktiv sind. Sie ist reizarm, ein Geduldsspiel und voller Kriterien für Misslingen. Außerdem wird sie vielerorts noch immer in Form unsinniger, langweiliger, pseudokonkreter Übungen gelehrt. (…) Die Bildungslücke Mathematik zu schließen setzt mithin einen Unterricht voraus, der primär dem Denken, nicht dem Rechnen gilt.

Mathematik zählt zu den Geisteswissenschaften. Die ihr inne wohnende Logik eröffnet den Blick auf Zusammenhänge, die uns dann in den Naturwissenschaften permanent wieder begegnen. Warum haben die Sterne am Nachthimmel verschiedene Farben ? Warum haben Materialien unterschiedliche Eigenschaften aufgrund ihrer atomaren Struktur ? Wie entsteht Energie im Stoffwechselprozeß lebender Organismen ? Was passiert, wenn wir das Licht anschalten ? Womit wir wieder bei den nicht zu besetzenden Stellen für Elektriker angekommen sind. Einen Beruf der offenbar nicht ausreichend attraktiv ist für viele Schulabgänger und Arbeitslose.

P.S.
Basis unseres Wohlstandes ist „Brain-Power“. Im globalen Wettbewerb werden sich Bildungs- und Leistungsdefizite rächen. Während in China „der Bildungshunger der Bevölkerung [7] riesig ist“. Gemäss der besagten Umfrage geben die Chinesen sieben Prozent ihres Einkommens für die persönliche Aus- und Weiterbildung aus. Jeder soll sich einmal kritisch fragen, wie viel es bei ihm selbst ist…“

Beitrag teilen:
[8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [15] [15]
[16] [9] [10] [11] [12] [13] [15] [14] [15]