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Orkan Kyrill: „Gefühlte Katastrophe jenseits der realen“

Werden die uns heimsuchenden Naturkatastrophen, wie jüngst der Orkan „Kyrill“, tatsächlich immer schlimmer? Sind sie allesamt Vorboten des nahenden Weltuntergangs, Beweise für die menschgemachte Klimakatastrophe, die in erster Linie selbstverständlich die Amerikaner mit ihrem Präsidenten Bush zu verantworten haben? „Nein“, sagt Ulli Kulke [1] in der Welt. „Kyrill“ war nicht der schlimmste Wintersturm seit Jahrzehnten. Er war genau das Gegenteil.

Es funktioniert aber perfekt die gefühlte Katastrophe mit ihrem schon Tage vorher anlaufenden Warnsystem und einer umfangreichen Berichterstattung, die auch dann wie geschmiert läuft, wenn eigentlich gerade nichts zu sehen ist. Dann zeigt man eben Fahnen, die im Wind flattern oder Einsatzkräfte in Wartestellung.

Der Orkan „Kyrill“ hat eine Schneise der Verwüstung durch Europa geschlagen und mindestens 43 Menschen in den Tod gerissen. Bei einem der schwersten Stürme der vergangenen 20 Jahre waren allein in Deutschland elf Todesopfer zu beklagen. Aber war der Sturm wirklich schlimmer als andere vor ihm?

Es gab Tote, Verletzte und gewaltigen Sachschaden. „Kyrill“ war ein katastrophaler Sturm. Aber bei Weitem nicht der schlimmste. Und die Stürme in unserem Land wurden in den letzten Jahrzehnten keinesfalls „immer häufiger, immer stärker“, auch wenn eine Nachrichtenagentur ihre Auflistung so überschrieb, weil viele es so lesen wollen.

Die Aufstellung selbst ergab nämlich genau das Gegenteil. Allein in den Siebzigerjahren wurde Deutschland von vier Winterstürmen verheert, die jeweils zwischen 27 und 50 Todesopfer forderten, zum Teil mit Windgeschwindigkeiten weit über denen vom Donnerstag. Von der Sturmflut im Februar 1962 oder Orkanen früherer Jahrzehnte ganz zu schweigen.

Eines allerdings ist neu: die gefühlte Katastrophe jenseits der realen. Anders als früher funktioniert das Warnsystem, können sich Katastrophenschutz und Medien Tage vorher auf die Katastrophe einstellen. Wie auch die Menschen selbst, die Katastrophenkonsumenten, die Debattierrunden.

So war man am Donnerstagabend auf beiden Seiten des Fernsehschirms pünktlich und bestens vorbereitet: Sondersendungen am laufenden Band. In denen allerdings kaum Katastrophenbilder zu sehen waren, auch weil eben doch weniger geschehen war als erwartet. Stattdessen kaprizierte man sich auf leere Straßen, auf Schutzmaßnahmen: Es war viel die Rede davon, dass die Bahn flächendeckend stoppte, Behörden ihre Beamten mittags nach Hause schickten, Schulen sturmfrei gaben.

Wir waren Zeuge einer Art Katastrophenschutzübung im ganzen Land. Etwas nie Dagewesenes. Auch dies erhöhte den „Thrill-Faktor“ der gefühlten Katastrophe: Es wird immer schlimmer.

Die Maßnahmen, die Empfehlungen, die Stilllegungen verhinderten – verstärkt durch die Gelassenheit vieler Bürger – gewiss manchen Schaden. Ein Zeichen dafür, dass die Stürme immer schlimmer werden, sind sie nicht. Ganz im Gegenteil.

Die umfangreichen Warnungen haben sicher Menschenleben gerettet. Das ist die gute Nachricht. Warnungen und Berichte sollten allerdings nicht dazu dienen, Hysterie und irrationale Ängste zu schüren.

Und völlig unerwartet gibt es auch eine Stimme der Vernunft [2] bei focus, geschickt von spital8katz:

Kaum fegt ein Orkan über Deutschland, melden sich Meteorologen zu Wort, die eine drohende Klimakatastrophe prophezeien. Vieles darunter ist reine Panikmache.

Dieser Winter ist warm, überdurchschnittlich warm. Der Orkan „Kyrill“ wütete in Europa und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Doch genauso wenig wie die Rekordtemperaturen im vergangenen Jahr ein Hinweis auf den Klimawandel waren, belegen die jetzigen Stürme, Sturmfluten und warmen Wintertemperaturen eine drohende Klima-Katastrophe.

Denn Wetterphänomene sind im Gegensatz zum weltweiten Klima ausschließlich lokal. Das zeigen folgende Szenarien: Während Europa im Januar vergangenen Jahres unter einer dicken Schneedecke versank, kämpften die Menschen im arktischen Spitzbergen mit hohen Temperaturen und schmelzenden Schneemassen. Jeder Deutsche erinnert sich an die Rekord-Temperaturen im Juni 2006. Doch der wärmste Sommer weltweit seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war das Jahr 2005, das sich hierzulande als völlig unspektakulär erwies.

Dennoch nutzen Wetterpäpste, Umweltaktivisten und selbsternannte Klimaexperten jede Naturkatastrophe, um sich selbst oder ihre Organisationen in Erinnerung zu rufen. Einen Tag nach dem verheerenden Orkan „Kyrill“ prophezeite Jörn Ehlers vom WWF in einem Interview mit der Deutschen Presseagentur, dass „wir in Zukunft öfter solche Stürme erleben“ werden. Würden die gewaltigen Stürme weiter zunehmen, sei das ein deutliches Indiz für den Klimawandel. In den Sondersendungen der öffentlich rechtlichen Fernsehanstalten entwarfen Experten ebenfalls drohende Klimaszenarien. Vieles darunter war reine Panikmache. Dass auch die Natur-Katastrophe häufig ausblieb – wie beispielsweise auf Sylt, fiel dabei oft elegant unter den Tisch.

Gut zu wissen, dass es sie gibt, diese Ansichten und dass sie auch abgedruckt werden.

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