Kern der Kritik am G8-Gipfel – jedenfalls bei denen, die wissen, warum und wogegen sie eigentlich protestieren – ist die Tatsache, dass es den Menschen in den westlichen Industrieländern nur deshalb so gut geht, weil sie andere, zum Beispiel in Afrika, ausbeuten. Mit anderen Worten: „Die da oben“ beuten „die da unten“ aus.

Und weil wir diesen Unsinn glauben, werden unvorstellbare Summen an Entwicklungshilfe in die armen Länder gepumpt. Und wenn sich das Elend dadurch nicht verringert, wird nicht etwa nachgeschaut, ob man auf dem richtigen Weg ist – nein, die Dosis der falschen Medizin wird erhöht. Um 750 Millionen Euro wird die Entwicklungshilfe im Jahr 2008 aufgestockt. Und wenn das Geld angesichts des begrenzten öffentlichen Budgets nicht reicht, werden dem Bürger eben weitere Zwangsabgaben abgepresst. Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) erwägt tatsächlich Aufschläge auf Flugtickets. Wer fliegt, kann sichs schließlich leisten.

Dabei würde sicher jeder von uns gerne den leidenden Menschen dieser Welt helfen, ihre Not zu lindern. Wir wollen aber nicht das Luxusleben der Despoten vom Schlage eines Robert Mugabe finanzieren, während sein Volk verhungert. Die jetzige Form von Entwicklungshilfe schließt aber natürlich politisch korrekt weitgehend jede Kontrolle darüber aus, wie die Gelder eingesetzt werden und wer davon profitiert. Schließlich sind wir nicht arrogant und mischen uns nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Länder ein. Was dabei herauskommt, darüber schreibt Mariam Lau heute in der Welt.

Ob Bono von U2 oder die deutsche Entwicklungshilfeministerin: Sie fordern zur Bekämpfung der Armut in Afrika mehr Finanzhilfen. Doch auch auf dem schwarzen Kontinent werden nun die Stimmen lauter, die darin das eigentliche Übel sehen. (…) „Fehlentwicklungshilfe“ nennt der kenianische Wirtschaftswissenschaftler James Shikwati diese Leistungen. „Wie kann etwas, das so gut gemeint ist, so viel Schaden anrichten?“, fragte er kürzlich bei einer Rede in Nairobi. „Die Antwort ist, dass Entwicklungshilfe zweifelhaften politischen Führern immer mehr Mittel zur Unterdrückung in die Hand gegeben hat. Mengistu (Äthiopien), Pol Pot (Kambodscha) oder Idi Amin (Uganda) gehören zu den berühmtesten Profiteuren der Entwicklungshilfe, von der Afrika seit 1960 etwa 500 Milliarden Dollar bekam.“ Vom „Stamme WaBenzi“ hat der Essayist Aidan Hartley diesen Mercedes-begeisterten Typus von Führern genannt, der mit Idi Amin ja keineswegs ausgestorben ist. (…) Die Weltbank fand heraus, dass in Uganda nur 13 Prozent eines Bildungsprogramms in die Schulen gelangten; der Rest verschwand. Entwicklungshilfegelder, die neuerdings oft direkt als steuerfreie Budgetzuschüsse gegeben werden, sind oft die einzigen flüssigen Mittel, die Kleptokraten an Günstlinge auszahlen können, um sie bei Laune zu halten.

Am Ende sei das Orakel des Vordenkers der antikolonialen Revolution, Franz Fanon, wahr geworden, schreibt der Afrika-Korrespondent Bartholomäus Grill: „Die schwarzen Befreier machten nach der Unabhängigkeit dort weiter, wo die weißen Unterdrücker aufgehört hatten. Sie übernahmen ihre Positionen und Privilegien, die Schreibtische und Swimmingpools, die Seidenbetten und Dienerschaft. Aus der Fremdausbeutung wurde Selbstbedienung.“

Die Bundesregierung aber ist selbst angesichts der real existierenden Fakten im aktuellen Fall Simbabwe der Meinung, es gebe kaum noch Missbrauch. Warum hungert dann das Volk, ist das Lebensalter auf durchschnittlich 35 Jahre gesunken, während Mugabe in Saus und Braus lebt? Die rote Heidemarie kann in ihrer links-ideologisch zementierten Engstirnigkeit natürlich nur in vorgegebenen Bahnen denken und sieht die Wurzeln an Afrikas Elend in der früheren Kolonialzeit. Entwicklungshilfe ist für sie eine Art Ablasshandel für die Sünden der Vergangenheit und Balsam für ihren westlichen Selbsthass, ohne Brücksichtigung der real existierenden Gegenwart und der unmittelbaren Folgen ihres Tuns.

(Spürnase: Ungläubige)

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