Bundeswehr SoldatenWie die deutsch-türkische Medienagentur Europress berichtet, könnte wegen der demografischen Entwicklung schon bald ein Achtel der deutschen Bundeswehr türkischstämmig sein. Das Ministerium für Verteidigung soll laut Milliyet den Einsatz dieser Männer mehr als begrüßen: „Der Migrationshintergrund oder die Religion sind für uns nicht wichtig. Wir freuen uns über jeden, der bei der Bundeswehr sein möchte.“

Deutschland-online berichtet über muslimische Bundeswehr-Soldaten:

Soldaten muslimischen Glaubens – das war noch vor wenigen Jahren eine absolute Seltenheit. 1997 lag ihre Zahl bei 400, zwei Jahre später waren es laut Verteidigungsministerium „einige Hundert“. Doch seit das vor fünf Jahren verabschiedete Zuwanderungsgesetz Einbürgerungen erleichterte, dürfte ihre Zahl deutlich gestiegen sein, wobei es allerdings keine genauen Zahlen gibt.

(…) Junge Männer unterliegen automatisch auch der Wehrpflicht. Vor drei Jahren hat das Statistische Bundesamt eine Hochrechnung vorgelegt, nach der die Zahl der Wehrdienstleistenden ausländischer Herkunft mittelfristig auf bis zu 12000 pro Jahr anwachsen könnte.

(…) Dennoch stellt die wachsende Zahl muslimischer Soldaten die Bundeswehr vor neue Herausforderungen. Denn Konflikte zwischen islamischer Lebensweise und deutschem Dienstplan sind durchaus denkbar. Ganz gleich, ob beim Thema Speisevorschriften, Gebetszeiten oder religiöse Feiertage, die nicht mit den christlichen zusammenfallen. Dazu kommen immer wieder Vorurteile, die auch nach Jahrzehnten des Zusammenlebens immer noch in manchen Köpfen stecken. Doch die Bundeswehr hat sich der neuen Aufgabe angenommen. „Sie ist ein wesentlicher Ort, an dem Integration gefördert wird“, heißt es im Verteidigungsministerium. „Wenn man sich tagtäglich erlebt, lernt man sich besser kennen und kann Vorurteile abbauen“, sagt Thomas Elßner. Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland „findet diese Eingliederung in die deutsche Gesellschaft richtig und notwendig“, wie dessen Sprecher Mounir Azzaoui sagt. Spiegelt sich in der Bundeswehr eine Gesellschaft, die allmählich dabei ist, die Probleme der Integration zu meistern? Thomas Elßner ist noch vorsichtig: „Wer als Moslem zur Bundeswehr geht, hat ja schon eine Vorentscheidung getroffen und sich mit der deutschen Gesellschaft identifiziert.“

(…) Wenn auch viele der in Deutschland geborenen Türken wie Okan Türköz ein eher lockeres Verhältnis zu ihrer Religion haben, gibt sich die Bundeswehr dennoch große Mühe, sich angemessen um die wachsende Zahl muslimischer Wehrpflichtiger zu kümmern. Schon 2002 hat das Zentrum Innere Führung mit dem Arbeitspapier „Muslime in den Streitkräften“ einen Leitfaden verfasst, in dem mögliche Problemen diskutiert werden. „Die Religionsfreiheit ist als unveräußerliches Recht grundsätzlich zu gewähren“, heißt es darin. Ausführlich werden Vorgesetzte darin unterrichtet, wie sie die Ansprüche ihrer muslimischen Untergebenen mit den Dienstvorschriften in Einklang bringen – und wann die Toleranz ihre Grenzen hat. Dann etwa, wenn die westlichen Grundwerte in Frage gestellt würden.

Im Alltag gehe die Bundeswehr mit dem Thema Islam „relativ pragmatisch“ um, sagt Thomas Elßner. Denn schließlich sei der Islam kein starres Glaubenssystem ohne Ausnahmen. „Kein Soldat der pakistanischen Armee kommt auf die Idee sein Flugzeug zu stoppen weil gerade Gebetszeit ist“, so Elßner. „Die jungen Soldaten müssen von ihrem Imam darüber unterrichtet werden, dass sie während des Dienstes von ihren religiösen Pflichten entbunden sind und diese nachholen können.“ Andererseits sind die Vorgesetzten dazu angehalten, ihren Untergebenen Freizeit und Urlaub möglichst nach deren Bedarf zu erteilen. Bis jetzt scheinen die Anforderungen des Dienstplans und die religiösen Bedürfnisse junger Wehrpflichtiger gut miteinander zu harmonieren. Beim Wehrbeauftragten – vom deutsche Bundestag eingesetzt, um die Rechte der Soldaten zu schützen – ist bis jetzt noch kein einziger schwerwiegender Fall einer Beeinträchtigung der Glaubensfreiheit bekannt geworden. „Derzeit gibt es relativ wenig Probleme mit religiösen Minderheiten in der Bundeswehr“, sagt auch Paul Klein, ehemaliger Direktor des sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr, der sich mit dem Thema bereits wissenschaftlich auseinandergesetzt hat. Auch beim Essen halten sich die Probleme in Grenzen. Da es in der Regel aus verschiedenen Komponenten besteht, ist es für die muslimischen Soldaten normalerweise kein Problem, ohne Schweinefleisch satt zu werden.

(Spürnase: Lydia T.)

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