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Die Zeit: Plädoyer für’s Kopftuch

Von Islamvertretern hört man bekanntlich gerne, dass das islamische Kopftuch doch nur ein Stück Stoff sei und man gar nicht verstehe, warum so viel Aufhebens darum gemacht werde. Natürlich gilt diese Reduzierung auf ein „Stück Stoff“ nur, solange es sich auf dem Kopf befindet. Denn wenn das „Stück Stoff“ abgelegt werden soll, ist es plötzlich viel mehr.

Und nützliche Idioten in Politik und Gesellschaft helfen den Islamisten dabei, das islamische Kopftuch, Zeichen der Unterdrückung und Ablehnung unserer Gesellschaft, bei uns zu installieren, erstaunlicherweise oft Frauen. So gab es vor ein paar Tagen einen Beitrag [1] von Julia Gerlach in der Zeit, in dem diese sich vehement für die Erlaubnis der Kopfbedeckung ausgerechnet bei Lehrerinnen einsetzt. Für viele islamische Frauen bedeute das Kopftuch nicht Unterdrückung, sondern – man höre und staune – Emanzipation.

Das Kopftuch ist verboten, weil es als Zeichen der Unterdrückung der Frau und der Intoleranz verstanden werden kann. Was zählt, ist nicht die Einstellung der Trägerin. Es zählt, was der Betrachter denken könnte. (…) Denn das Kopftuch, mag es in anderen Fällen für Frauenunterdrückung stehen, bedeutet für Selma Yavas Emanzipation.

Aha. Das Kopftuch, das die Frau im öffentlichen Raum verhüllen soll, bzw. es ihr nach streng islamischem Verständnis überhaupt erst ermöglicht, diesen zu betreten, wird als Zeichen der Befreiung der Frau angepriesen. Da man davon ausgehen muss, dass derart dummes Zeug nicht aus Unwissenheit über die tatsächliche Bedeutung der „Fahne der Islamisten“ in einer Zeitung wie der Zeit zu lesen ist, muss man davon ausgehen, dass hier absichtlich Volksverblödung betrieben wird. Völlig anders beurteilt [2] Frauenrechtlerin Alice Schwarzer das „Stückchen Stoff:

Wir müssen den Entrechteten und Entmündigten in diesen Communities beistehen. Das sind die Frauen. Das sind die Töchter. Das sind die Söhne. Beispiel Kopftuch: Ich habe gerade Enzensbergers Schreckensmänner gelesen. Er sagt: „Neben dieser ganzen Entrechtung scheint ja diese Kopftuchdebatte eine Art Ablenkungsmanöver zu sein.“ Das sehe ich ganz anders. Das Kopftuch ist die Flagge des Islamismus. Das Kopftuch ist das Zeichen, das die Frauen zu den anderen, zu Menschen zweiter Klasse macht. Als Symbol ist es eine Art „Branding“, vergleichbar mit dem Judenstern. Und real sind Kopftuch und Ganzkörperschleier eine schwere Behinderung und Einschränkung für die Bewegung und die Kommunikation. Ich finde es selbstverständlich, daß wir uns an Ländern wie Frankreich ein Beispiel nehmen und das Kopftuch in der Schule und im Kindergarten untersagen, für Lehrerinnen und Schülerinnen.

Bekanntlich ist in der Türkei das Kopftuch in Behörden, Schulen und Universitäten (noch) verboten. Klagen gegen das Verbot werden regelmäßig abgewiesen.

Die türkischen Gerichte machten geltend, das Tragen religiöser Symbole in öffentlichen Einrichtungen verstoße gegen die in der Verfassung verankerte Laizität, also der Trennung von Staat und Religion.

Weitgehend unbekannt scheint hierzulande allerdings zu sein, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte sich bereits im Jahre 2004 dieser Auffassung weitgehend anschloss [3].

Das Kopftuchverbot entspreche zwei Prinzipien, die sich ergänzten: dem Grundsatz der Laizität und dem Gleichheitsgebot. Das türkische Gesetz müsse zudem zwischen der Freiheit der Bürger und der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung abwägen. Dabei dürfe nicht außer acht gelassen werden, dass das Kopftuch als religiöses Symbol in den vergangenen Jahren auch eine politische Bedeutung erhalten habe. In der Türkei gebe es heute „extremistische politische Bewegungen“, die ihr Konzept einer auf religiösen Regeln basierenden Gesellschaft der ganzen Gesellschaft aufnötigen wollten. Das Kopftuchverbot in bestimmten öffentlichen Einrichtungen könne somit als „dringende soziale Notwendigkeit“ erachtet werden. (…) Verbote, die im Name der Trennung von Kirche und Staat erlassen würden, könnten in einer demokratischen Gesellschaft notwendig sein.

Frau Gerlach interessieren diese Dinge nicht. Sie lässt unwidersprochen erklären, dass ein Kopftuchverbot Mädchen und Frauen die Lust auf Ausbildung und Beruf nehmen würde, weil sie sich dann nicht mehr als Muslima respektiert fühlen würde. Das Symbol der Abgrenzung von unserer Gesellschaft wird somit ins Gegenteil verkehrt. Besser konnte Orwell es auch nicht (1984 [4]).

(Spürnase: penck)

»Heiner Bielefeldt: Konfliktstoff Kopftuch [5]

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