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„Kirche muss Fels in der Brandung sein“

Auf Bestrebungen aus Kreisen der evangelischen Kirche, die Verfassungsklage der türkischen Verbände gegen das Zuwanderungsgesetz unterstützen zu wollen [1], reagieren viele Christen irritiert bis empört. Wir veröffentlichen stellvertretend das Schreiben von PI-Leser Dr. Peter S. an den Bevollmächtigten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland und der EU, Prälat Stephan Reimers (Foto), und den Ratsvorsitzenden der evangelischen Kirche, Bischof Huber.

Sehr geehrter Herr Prälat Reimers, sehr geehrter Bischof Huber,

wie ich der Presse entnehmen mußte, denken Sie, Herr Prälat Reimers, laut darüber nach, die EKD eine mögliche Verfassungsklage der Türkischen Verbände gegen das Zuwanderungsgesetz unterstützen zu lassen.

Das Zuwanderungsgesetz ist von dem demokratisch gewählten Parlament der Bundesrepublik Deutschland mit großer Mehrheit verabschiedet worden. Durch das Ultimatum einiger Verbände der türkischen Zuwanderer wollten diese Druck auf die Regierung ausüben, das demokratisch entstandene und verabschiedete Gesetz wieder zu kassieren. Es wurde sogar der Bundespräsident aufgefordert, die Unterschrift zu verweigern. Dieses Verhalten wirft ein aufschlußreiches Schlaglicht auf das Demokratieverständnis dieser Verbände, das besonders dadurch brisant wird, daß sie zum großen Teil von der staatlichen türkischen Religionsbehörde und deren Ablegern in der Türkei gesteuert werden.

Das Gesetz ist in dieser Form nicht ohne Grund verabschiedet worden. Sie und ich wissen, daß es mit Japanern und Amerikanern sicherlich keine derartigen Inegrationsprobleme gibt wie mit Zuwanderern aus moslemischen Ländern, weshalb für solche Länder auch die Visumspflicht gilt und für die anderen nicht (darüber regt sich interessanterweise (noch) keiner auf). Das Gesetz ist ein Gesetz zum Schutze der Frau und zur Integrationsförderung und ich denke, das wissen Sie auch. Da die evangelische Kirche in der jüngeren Vergangenheit nicht durch Frauen- oder Integrationsfeindlichkeit aufgefallen ist, nehme ich an, Ihre Äußerungen entspringen schierem Populismus.

Lassen Sie mich Ihnen daher schreiben, daß Sie sich irren, wenn Sie meinen, daß solche Äußerungen unter den Anhängern der evangelischen Kirche populär wären. Sie wissen ebenso gut wie ich, daß gerade die Anhänger der Kirchen es in diesem Lande mit einer zunehmenden Intoleranz nicht integrierter Moslems zu tun haben. Man wird heute als Christ gerne mal mit Schimpfwörtern bedacht, von denen „Ungläubiger“ noch das harmloseste ist. Und das, so sind viele Christen überzeugt, ist erst der Anfang. Gerade für uns Christen ist es überlebenswichtig, daß sich moslemische Zuwanderer, deren Zahl stetig steigt, in diese Gesellschaft wenigstens soweit integrieren, daß sie uns mit Toleranz begegnen. Dieses Gesetz soll dafür einen Grundstein legen und ist daher gerade von den Kirchen sehr zu begrüßen.

Wir Christen sind es, die in diesem Land überprüfen müssen, wie weit unsere Toleranz gehen kann, bis sie zur Selbstaufgabe führt. Dabei müssen wir wissen, das zu viel Toleranz in anderen Kulturkreisen als Schwäche ausgelegt wird, der man dann entsprechend begegnet.

Meine Familie und ich sind gerne Christen und wir möchten es in UNSEREM Land auch bleiben können, ohne dafür von anderen Religionsgruppen verachtet oder beschimpft zu werden. Denn, Herr Prälat, am Ende des Tages ist dieses Land ein christlich geprägtes und ich möchte auch mitBlick auf den Niedergang des Christentums in allen islamischen Staaten, daß das so bleibt.

Sie als Vertreter meiner Religion haben die Pflicht, sich dafür aktiv einzusetzen. Wir Christen erwarten, daß unsere Kirche ein Fels in der Brandung ist, und keine Nußschale, die der Sturm vor sich hertreibt. Das sollten Sie niemals vergessen.

Hochachtungsvoll,

Dr. Peter S.

»FAZ: Zu viel Verständnis [2]

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