Als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche hat Papst Benedikt XVI. eine Synagoge in den USA besucht. Er sagte in der New Yorker Park-East-Synagoge: „Schalom! Es ist mir eine Freude, nur wenige Stunden vor den Feierlichkeiten zum Pessach-Fest hier zu sein“. Er sei gekommen, um der jüdischen Gemeinde seinen Respekt und seine Hochachtung zu erweisen.

Rabbiner Arthur Schneier nannte den Papstbesuch am Vorabend des Pessach-Festes, dem jüdischen Osterfest, nach Tagesschau-Angaben ein „historisches Ereignis„:

Schneier, ein aus Österreich stammender Überlebender des Holocaust, lobte in seiner Ansprache die Verbesserung der Beziehungen zwischen Juden und Christen. Seit dem zweiten Vatikanischen Konzil vor 40 Jahren seien „viele Fortschritte erzielt worden“. „In unserer Lebzeit haben wir beide die Verwüstungen des Krieges erlebt, aber auch die Freude der Freiheit genossen“, wandte sich Schneier an Papst Benedikt.

Natürlich erwähnt die Tagesschau ebenfalls die durch die Qualitätspresse gezogenen, angeblich antisemitischen Karfreitags-Fürbitten, die wie man unter den Journalisten als fleißigen Kirchgängern „weiß“, eine „Bitte nach Bekehrung der Juden zum Christentum“ enthielten. Man wundert sich denn auch, dass „der jüngste Konflikt um das vom Papst geänderte lateinische Karfreitagsgebet“ nicht zur Sprache kam. Dabei klang diese „böse“ Bitte, welche die meisten Vertreter der Qualitätspresse vermutlich im Original gar nicht gehört haben, ganz anders:

“Die Juden, die du als erstes Volk erwählt hast: Möge der Herr ihnen auf ihrem Wege die Erfüllung gewähren, die ihnen verheißen wurde”.

Erst später kam eine weitere Bitte, die sich aber nicht speziell auf die Juden bezog, sondern auf “alle, die nicht an Christus glauben”. Dort wurde dann um Erleuchtung gebetet. Kein Wunder also, dass sich Rabbi Schneier darüber gar nicht aufgeregt hat und es auch nicht ansprechen musste.

Zum Abschluss seiner sechstägigen USA-Reise wird Papst Benedikt morgen am „Ground Zero“, dem Ort der schweren Terroranschläge vom 11. September 2001, beten.

» Papst-Botschaft zum Pessachfest im englischen Wortlaut

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34 KOMMENTARE

  1. naja, in das ein oder andere fettnäpfchen ist seine heiligkeit schon getreten – zumindest aus politisch korrekter sicht…
    🙂

  2. FFF (19. Apr 2008 18:54)

    naja, in das ein oder andere fettnäpfchen ist seine heiligkeit schon getreten

    Wird er darauf hin kritisiert, reagiert er aber nicht mit einer Fatwah, oder fuchtelt drohend und/oder beleidigt in der Gegend ‚rum.

  3. In meiner Tageszeitung (Münchner Merkur) war heute ein Foto abgebildet, auf dem eine Kopftuch-Muslima dem Papst einen prachtvoll gestalteten Koran überreicht.

    In der eigenen Kirchengeschichte jahrhundertelange Judenverfolgung, deren Nachfahren man durch diesen Besuch ehrt. Und einen Tag vorher muss man einem Menschen zulächeln, der einem in schriftlicher Form den Untergang der eigenen wie der jüdischen Religion vor Augen führt.
    Hoffentlich hat er dieses Buch nicht auch noch geküsst (so wie beim letzten Mal).
    Ich könnte diesen Spagat nicht glaubwürdig hinbekommen.

  4. Das die Qualitaetspresse das so gesehen hat, liegt wohl hauptsaechlich an den vollmundigen Kommentaren des ZDJ. Fakten gezielt verschweigen ist doch dass, was PI den MSM immer vorwirft…..

    „Die Karfreitagsfürbitte impliziert eine subtile Aufforderung zur Judenmission, die ich als brüskierend, überheblich und als deutlichen Rückschritt im christlich-jüdischen Dialog bezeichnen muss“, erklärte Charlotte Knobloch. Die jüdische Gemeinde in Deutschland macht jetzt eine Wiederaufnahme der Gespräche mit der katholischen Kirche von der Rücknahme der Karfreitagsfürbitte abhängig. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, sagte am Freitag Reuters TV, solange die katholische Kirche nicht auf die Fassung von 1970 zurückkomme, werde es keinen Dialog geben.
    SPON 21.3.2008

  5. Ein bisschen off-topic:

    http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,545734,00.html

    Habe gerade in den RTL Nachrichten gesehen, dass die Kinder von der oben erwähnten Sekte von ihren „Familien“ für immer getrennt werden, zu ihrem eigenen Schutz.
    Die Kinder dort haben einfach nur Glück gehabt, dass sie in den USA leben. Im überwiegenden Teil der islamischen Länder ist das was den Kindern widerfahren ist normal, siehe Verheiratung mit 8 Jahren an einen erwachsenen Mann, Polygamie….

  6. @Mittelmass: ja, in den USA wird gegen solche Sekten immerhin vorgegangen.

    Hier in Europa, mitten in Deutschland unter unseren „Nachbarn“ sind Zwangsehen und Polygamie gang und gäbe – und wer das kritisiert, ist ein Rassit.

    🙁

  7. #9 Bokito

    Das meine ich ja. Es herrschen Zustände wie in einer Sekte aber es ist (fast) keine Nachricht wert, ausser es geschieht mal wieder ein „Ehrenmord“.
    Der Staat, und das ist nichts anderes als die Gesellschaft, müsste dagegen vorgehen, aber man sitzt wahrscheinlich fassungslos vor dem TV und staunt über Sekten die weit weg sind und merkt nicht das der nette Nachbar ähnlich lebt.

  8. Das ist ein großes Karfreitags-Kuddelmuddel. Wenn Frau Knobloch fordert, zur Formulierung „von 1970“ zurückzukehren, meint sie wohl die von PI zitierte Version: „Die Juden, die du als erstes Volk erwählt hast: Möge der Herr ihnen auf ihrem Wege die Erfüllung gewähren, die ihnen verheißen wurde.” Die aber stammt aus dem „ordentlichen“ Ritus. Der Krach entstand ja erst, nachdem Benedikt die alte lateinische Messe wieder zugelassen hatte, also den „außerordentlichen“ Ritus, und da heißt es: „Lasst uns auch beten für die Juden. Dass unser Gott und Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus als Retter aller Menschen erkennen.“ Die Fürbitte stammt aus dem Jahr 1570 und ist seitdem zweimal entschärft worden, in der Ursprungsversion war noch von den „treulosen“ Juden die Rede.

    Die Fürbitte wird einmal im Jahr, am Karfreitag, auf Latein vorgetragen. Frau Knobloch sollte sich aber auch mal darüber informieren, was fromme Juden ihrerseits beten: nämlich dreimal am Tag für die Bekehrung „aller Gottlosen auf der Welt“, also der Nichtjuden, der amerikanische Rabbiner Jacob Neusner schreibt dazu:

    http://www.die-tagespost.de/Archiv/titel_anzeige.asp?ID=38204

    Neusner schreibt: „Israel betet für die Nichtjuden, also sollten die anderen Monotheisten – einschließlich der katholischen Kirche – gleiche Rechte haben, ohne dass jemand sich dadurch verletzt fühlte.“

  9. @#13 Godzilla

    Ein undemokratisch regierender Diktator einer dümmlichen Ideologie, mehr nicht, der, nochdazu, undemokratisch an die Macht gekommen ist

    Komisch, über die letzte blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung im Vatikan durch die Schweizer Garde hat das ÖR gar nicht berichtet? Und wen regiert der Papst denn?

    Ja, sag mal, ich lerne nämlich immer gerne dazu.

    Und bitte, was stellt sich Klein-Gozilla denn so unter Demokratie vor?

  10. #13 Godzilla (19. Apr 2008 20:18)

    Ein undemokratisch regierender Diktator einer dümmlichen Ideologie, mehr nicht, der, nochdazu, undemokratisch an die Macht gekommen ist

    Der Stellvertreter Christi auf Erden braucht keine demokratische Legitimation, er hat bereits eine göttliche Legitimation:

    182. Welche Sendung hat der Papst?

    880-882

    Der Papst, der Bischof von Rom und Nachfolger des heiligen Petrus, ist das immerwährende und sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Kirche. Er ist der Stellvertreter Christi, das Haupt des Bischofskollegiums und der Hirte der Gesamtkirche. Aufgrund göttlicher Einsetzung hat er über die ganze Kirche die höchste, volle, unmittelbare und allgemeine Vollmacht.

    aus dem Katechismus der Katholischen Kirche, nachzulesen hier:
    http://www.vatican.va/archive/compendium_ccc/documents/archive_2005_compendium-ccc_ge.html

  11. @PI:

    Ich bin zwar auch nicht Godzillas Meinung, wie man meinem Beitrag (#17 Darwinist (19. Apr 2008 21:56)) unschwer entnehmen kann, aber die Löschung seines Beitrags halte ich für eine vollkommen unnötige Verletzung der Meinungsfreiheit. Ich empfinde seine Äußerung nicht als beleidigend, er äußert lediglich seine Meinung. Dass man seine Meinung nicht teilt, ist jedoch kein Grund, seinen Beitrag zu löschen.

    Oder wollt Ihr hier nur Beiträge lesen, die auf korrekte Art politisch unkorrekt sind?

    PI: Die Kommentare zu den Beiträgen geben nicht die Meinung des PI-Teams wieder. Wir behalten uns vor, sie zu kürzen oder zu löschen. Das betrifft auch Kommentare, die zu sehr vom Thema des Beitrags abweichen (OT). Kommentatoren, die gegen unsere Policy verstoßen, werden gesperrt oder unter Moderation gestellt.

  12. Ehrlich gesagt muss ich mich da „Darwinist“ mal anschliessen.
    Godzilla hat vielleicht sehr dick aufgetragen, aber ich habe mich dadurch auch nicht beleidigt gefühlt.
    Den Beitrag hätte das PI Team durchaus stehenlassen können.

  13. @Darwinist: ich bin übrigens katholisch – kein Witz, das ist so.

    Nee, grundsätzlich darf über alles diskutiert werden, solange nicht einzelne Menschen persönlich angegriffen werden.

  14. #21 Bokito (19. Apr 2008 23:23)

    grundsätzlich darf über alles diskutiert werden, solange nicht einzelne Menschen persönlich angegriffen werden.

    Das sehe ich genauso. Und ich bin jederzeit bereit, mit Menschen, die anderen Glaubens bzw. anderer Meinung sind als ich, zu diskutieren. Doch dazu muss man jedem erst mal die Möglichkeit geben, seine Meinung frei und ungehindert zu äußern.

    Dies unterscheidet unsere freie Welt ja gerade von totalitären Ideologien wie z.B. dem Islam.

    Dass PI hier Zensur an Godzillas Äußerungen übt, obwohl er niemanden persönlich beleidigt hat, ist mir daher nicht verständlich.

  15. Papst Benedikt XVI. hat weder den Koran geküßt noch in der Türkei in der Blauen Moschee mit dem Imam gebetet. Papst Johannes Paul II. hat den Koran im Vatikan(!) geküßt, als eine irakische Delegation ihn besuchte und ihm ein Prachtemeplar des gegen Juden und Christen gerichteten Buches schenkte. Auch in Köln hat Papst Benedikt den ihm geschenkten Koran sofort weitergereicht. Eine Rezension über das Meisterwerk des Orientalisten Prof. Tilman Nagel in zwei Bänden über den Gründer des Islam findet man derzeit in http://www.wienerzeitung.at „Mohammed im Doppelpack“

  16. # 14 Heta: so ist es.
    Interessant ist die Forderung, dass wir uns vorschreiben lassen sollen, was wir beten. Sonst aber niemand. Traurig finde ich, dass jeder Kirchenvertreter in dies Falle tappt. Hat man jemals schon vernommen, dass ein kath. Kirchervertreter die Gebete der Juden oder Moslems analysiert und für gut oder schlecht befindet, wonach Millionen Menschen sich danach richten sollen?

    Noch einmal: wenn es deutsche Christen nichts angeht, was Muslime in ihren Moscheen veranstalten, oder wie Juden ihre Rituale durchführen, dann geht es diese Religionen selbstverständlich auch nichts an, wenn in kath. Kirchen für Bekehrungen, wie und wann auch immer gebetet wird.

  17. Die Hamas hatte sich etwas zum Pessach-Fest ausgedacht. Aber wie immer brachten diese „edelen Freiheitskämpfer“ nichts als Tod und Zerstörung.

    Schön, dass sich Christen und Juden inzwischen besser vertragen. Mögen alle Linken und Rechten mit ihren Versuchen scheitern, wieder irrsinnigen Hass zwischen Juden und Christen zu sähen!

  18. #28 Prosemit (20. Apr 2008 08:39) Der Papst ist ein kluger Kopf und Ort und Zeit mit Bedacht gewählt.
    ————————————-

    Das ist ja dass, was bedenklich ist! Er geht nicht mit dem Herzen eines Schäfers , sondern mit dem Verstand eines Managers! Wie und wann, kann ich am ehesten gewinnen?

    Vielleicht würde es ja schon helfen, wenn er des öfterern mal betonen würde, das Jesus Jude war! Einfach so. Die Christen folgen einem Juden. Vor Gericht würde man sagen, die Wahrheit, nichts als die Wahrheit!

  19. #30 Eisenbieger (20. Apr 2008 13:05)

    Das ist ja dass, was bedenklich ist!

    Ich habe mit dem Papst weniger Probleme. Er sieht völlig klar die Gefahr des Islam. Was er dagegen macht, weiss ich nicht, aber er kennt das Risiko.

    Ich finde das „Freitagsgebet“ auch Anmassung, aber was soll´s. In seinem ganzen Verhalten ist er doch recht postiv. Ich glaube, er weiss sogar, das Jesus a Jüd war.

    „unsereins ist sogar ein Gott geworden“ 😉

  20. #31 Prosemit

    “unsereins ist sogar ein Gott geworden”
    —————————————-

    *lacht, na ich gehöre dann aber nur zur buckligen Verwandschaft…

  21. #13 Godzilla

    Also bitte, der Papst ist ein religöser Führer, der absolut keinen Zugriff auf seine Gläubigen hat. Wie kann man den als Diktator bezeichnen! Ein Diktator (Stalin, Hitler, Mao) hat hingegen absolute Macht über jede Person in seinem Machtbereich. Der Papst hat überhaupt keine Macht, er kann ja nichtmal seine Schäfchen in Deutschland am Austritt aus der Kirche hindern. Wenn du dem Papst einen weltlichen Titel verleihen willst, dann den eines absolutistischen Monarchen.

    Grundgesetz des Vatikans

    http://www.vatican.va/vatican_city_state/legislation/documents/scv_doc_20001126_legge-fondamentale-scv_ge.html

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