Der Direktor der Goetheschule in Hannover, Wilhelm Bredthauer, untersagte in seiner Schule alle Deutschlandfahnen, um “mit Rücksicht auf Schüler anderer Nationalitäten keine Siegermentalität aufkommen zu lassen” (PI berichtete [1]). Schließlich ist im politisch korrekten Deutschland jegliche Freude über den Einzug der eigenen Nation ins Finale der Fußball-EM unerwünscht. PI-Leser und Schülervertretungsvorstand der Goetheschule in Hannover, Kay Sören D., hat uns jetzt eine gestern erschienene offizielle Stellungnahme zum Fahnenverbot zukommen lassen.
LikeSehr geehrte Damen und Herren,
der Schulleiter der Goetheschule Hannover Wilhelm Bredthauer verbat den Schülern am 26.6.2008, dem Tag nach dem EM-Halbfinalsieg gegen die Türkei, das Tragen von „nationalstaatlichen Symbolen“ (Flaggen, Deutschland-Farben). Das Verbot bezog sich nicht nur auf den Unterricht, sondern auf das gesamte Schulgelände. Die Schüler der Schule wurden von Mitgliedern der Schulleitung aufgefordert, die Flaggen abzunehmen und einzustecken. Bei kleineren Schülern kam es auch vor, dass mit dem Einsammeln der Fahnen gedroht wurde. Die Schulleitung hat alle Versuche ein Gespräch zu führen und das Problem im Einverständnis aller Beteiligten zu lösen mehrfach abgelehnt. Die Schüler des Gymnasiums (Türken, Deutsche, Russen, und alle anderen) wollten nur alle zusammen, außerhalb des Unterrichts, Ihren Emotionen Ausdruck verleihen. Dieses kann der Integration nur förderlich sein.
Die Entscheidung, ein solches Verbot einzuführen, liegt laut Aussage des stellvertretenden Schulleiters allein bei dem Schulleiter, Wilhelm Bredthauer. Eine Absprache mit dem gesamten Lehrerkollegium hat es zu keinem Zeitpunkt gegeben, so erfuhren Lehrer, die am Donnerstag nicht unterrichtet haben, die eigenmächtige Aktion aus der Zeitung. Warum trägt eine Mehrzahl der Lehrer kommentarlos eine derart autokratisch und selbstherrlich getroffene Entscheidung mit? Auf Anfrage, ob das Verbot nicht gegen das Grundgesetz bzw. die freie Meinungsäußerung verstoße erklärte er: „Dann stellen wir uns heute mal über das Grundgesetz“.
Am Freitag, der Tag an dem lokale Medien lautstark über das Verbot berichtet hatten, wurde jegliche Stellungnahme zunächst gänzlich verweigert: „Zu so einem Mist sage ich gar nichts“(Bredthauer) und im weiteren Gespräch konnte man auch keine vernünftige Erklärung für das Verbot finden, sondern wurde von der Schulleitung eher noch beschuldigt, warum man denn die Presse eingeschaltet habe. „Darf man seine freie Meinung nicht mehr äußern?!“
Die Argumentation des Schulleiters ist mehr als ambivalent: Am Donnerstag Morgen wird davon gesprochen, dass man die türkischen Mitschüler nicht unterdrücken darf. Die türkischen Mitschüler sehen das aber ganz anders und feiern friedlich ein ausgelassenes Fest mit den Deutschen. Einen Tag später, Freitag, wird damit argumentiert, dass man das Feiern auf dem Schulhof und in den Gängen doch erlaubt habe, was aber nicht der Wahrheit entspricht, da vielen Schülern schon am Eingang gesagt wurde, sie mögen ihre Fahnen ablegen. Einem Schüler, der sein Gesicht in schwarz-rot-gold angemalt hatte, wurde der Zutritt zum Gebäude nur unter der Bedingung, dass er sich sein Gesicht abwasche, gewährt, ansonsten wäre er vom Unterricht suspendiert geworden! Alle Schüler der Schule wollten zu keinem Zeitpunkt den Unterricht stören.
Mit der Aktion vollziehen die Schüler eher unbewusst einen Akt der Integration und Zusammengehörigkeit, den der Schulleiter in seiner Gänze verhinderte. Des Weiteren finden sowohl Deutsche, als auch ausländische Mitschüler, dass man Stolz auf sein Land sein kann und sich von dem Schulleiter nicht in dieser Art und Weise in seinen Grundrechten unterdrücken lassen darf. Auch das Kultusministerium stellte sich auf die Seite der Schüler und meint, dass man das gemeinsame Feiern nicht unterbinden sollte. Es bleibt offen warum das Ministerium bei einer derart persönlichkeitseinschränkenden Maßnahme des Schulleiters, Herrn Bredthauer weiterhin freie Hand gewährt.
Es ist davon auszugehen, dass viele Schüler das Verbot nicht akzeptieren werden und am Montag, egal ob Deutschland gewinnt oder nur Zweiter wird, wieder in ihren Nationalfarben zur Schule erscheinen werden, um gemeinsam zu demonstrieren, dass man Stolz auf sein Land ist und sein kann, ohne die Absicht jemanden anderen zu unterdrücken oder zu verletzen.
Interessant wäre es sicherlich auch Stimmen aus dem lokalen Umfeld zu hören. So zum Beispiel Oberbürgermeister Weil, als Fußballfan, oder unsere Schuldezernentin.
Kay Sören D. [2]
Schülervertretungsvorstand/ Projektkoordinator/ Schulvorstand