[14]In einem zurückgelassenen Mietwagen, im Wrack eines Flugzeuges sowie im Handgepäck von Muhammad Atta (Foto oben im blauen Hemd) fand das FBI drei Exemplare einer fünfseitigen Schrift, die als „Geistliche Anleitung“ der Attentäter vom 11. September 2001 bekannt geworden ist. Es handelt sich um ein Memo, das die im Wesentlichen zu beachtenden Punkte vor Beginn des Unternehmens noch einmal rekapituliert.
In Buchform 2004 erschienen (s.u.), soll dieser Text hier in einer erneuten Bearbeitung der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Die letzte Nacht
Erneute Absichtserklärung und Treueschwur bis in den Tod. Rasur, Parfümierung und Große rituelle Waschung. Betrachtung des Planes von allen Seiten; Erwartung von Widerstand und feindlichen Gegenmaßnahmen. Versenkung in die Suren at-Tauba und al-Anfal und Meditation darüber, was Allah an ewigem Wohlwollen für die Märtyrer bereithält. Besinnung auf den unbedingten Gehorsam. Du wirst in Lagen geraten, in denen es auf hundertprozentigen Gehorsam ankommt. Sporne dich an, sei standhaft. Allah ist mit den Standhaften (46:8).
Haltet Nachtwache und betet um Verborgenbleiben, Erleichterung, Stärkung, Sieg und Triumph des Vorhabens. Rezitiert. Wisst, das nach Übereinkunft der Gelehrten die Rezitation des edlen Korans das Beste ist. Uns genügt, dass er das Wort des Schöpfers des Himmels und der Erde ist, dem du begegnen wirst.
Läutere dein Herz und lasse die Welt unter dir zurück. Die Zeit für Spiele ist vorbei, die wahre Verabredung steht bevor. Wie viel Zeit haben wir vergeudet! Warum erfüllen wir nicht fortan unsere Stunden mit gottgefälligen Taten und frommen Handlungen?
Sei heiter! Zwischen dir und deiner Hochzeit liegen nur wenige Augenblicke, nach denen das glückselige Leben, die ewige Gnade in Gesellschaft der Frommen und Rechtschaffenen, der Märtyrer und Propheten beginnt. Welch‘ gute Gefährten sind das! (4:69). Möge Allah uns seine Huld schenken. Sei wohlgemut, denn auch der Prophet – Allah segne ihn und spende ihm Heil – war stets voller Zuversicht.
Bedenke genau, wie du in einer schwierigen Lage bestehen kannst. Wisse, dass das, was dir widerfährt, dich treffen musste und das, was dich verschont, dich verfehlen musste und dass dies eine Prüfung Allahs – er ist erhaben und groß – ist, um deinen Rang zu erhöhen und deine Sünden zu vergeben. Wisse auch, dass dies nur wenige Augenblicke dauern, und mit Allahs Erlaubnis schnell vorbei sein wird. Glücklich mag sich schätzen, wer der Belohnung Allahs teilhaftig wird. Spricht der Erhabene doch:
„Sollte wohl einer von euch ins Paradies eingehen, ohne dass Allah um diejenigen weiß, die seinetwegen Djihad getrieben und geduldig ausgeharrt haben?“ (3:142)
Denkt auch an das Wort Allahs, des Erhabenen:
„Ihr habt euch den Tod gewünscht, ohne ihm begegnet zu sein. Nun aber habt ihr ihn zu Gesicht bekommen.“ (3:313)
Erinnert euch auch des Wortes:
„Manch geringe Schar hat mit Allahs Erlaubnis über eine große gesiegt“ (2:249)
Und auch des Wortes:
„Wenn Allah euch zum Sieg verhilft, so gibt es niemanden, der über euch siegen könnte. Läßt er euch aber in Stich, wer könnte euch dann zum Sieg verhelfen? Auf Allah mögen die Gläubigen vertrauen!“ (3:160)
Ihr Brüder, rezitiert die Gebete des Morgens, des Abends, des Ortes, der Stadt, des Zusammentreffens mit dem Feinde und bedenkt ihre Bedeutung!
Achte auf dich; den Koffer, die Kleidung, das Messer, deine Ausrüstung, deinen Ausweis, das Ticket, deinen Reisepass – alle Papiere. Prüfe deine Waffe noch einmal unmittelbar vor der Reise. Muss doch „jeder von euch sein Messer schärfen, um seinem Schlachtopfer schnell Frieden zu geben“.
Straffe deine Kleidung, so wie die ehrwürdigen Muslime der Frühzeit sich zum Kampf gürteten. Trage Socken, damit deine Füße nicht herausrutschen, und schnüre deine Schuhe gut. All‘ diese Vorkehrungen sind uns aufgetragen worden.
„Wir haben unser Genügen an Allah; welch ein trefflicher Sachwalter ist er doch.“ (3:173)
Denke über das Morgengebet nach, dann verrichte es in der Gruppe. Vollziehe die rituelle Reinigung, dann erst verlasse die Wohnung, denn für den Reinen legen die Engel Fürsprache ein und beten für ihn. Und rezitiere das Wort Allahs:
„Meint ihr denn, wir hätten euch zum Zeitvertreib geschaffen?“ (23:115)
Die zweite Etappe
Wenn das Taxi dich zum Flughafen bringt, dann wiederhole Allahs Namen im Auto, auch das Gebet der Fahrt, der Stadt, des Ortes.
Wenn du ankommst, den Flughafen siehst und aus dem Taxi steigst, so sprich mehrmals das Gebet des Ortes. Lächle ruhig, denn Allah ist mit den Gläubigen, und die Engel schützen dich, wenn du es auch nicht merkst.
Dann bete:
„Allah ist größer als alle seine Geschöpfe“
und sage
„O Allah, schütze uns vor ihnen, wie es dir gefällt“
und sprich
„Oh Allah, bewahre uns vor ihren Lasterhaftigkeiten. Bei dir suchen wir Zuflucht vor ihrem Bösen“
und
„O Allah, mache vor und hinter ihnen einen Wall, decke sie zu, damit wir sie nicht zu sehen brauchen“ (36:9)
und
„wir haben unsere Genüge an Allah. Welch ein trefflicher Sachwalter ist er!“ (3:173)
Gedenke auch der Worte Allahs, des Erhabenen:
„Als man zu ihnen sagte: man hat gegen euch eine Streitmacht aufgeboten. Euch muss doch Angst werden vor ihnen! Aber das bestärkte sie noch in ihrem Glauben, und sie sagten: wir haben unsere Genüge an Allah. Welch ein trefflicher Sachwalter ist er!“ (3:173)
Hast du das gesprochen, so wirst Du erleichtert sein. Denn Allah hat jenen, die dieses aussprechen, Schutz vor dem Bösen und Erneuerung seiner Gunst zugesichert.
Wie sagte doch der Erhabene:
„Und so kehrten sie durch Allahs Gnade und Huld heim, ohne, das ihnen Böses widerfahren wäre. Sie strebten nach dem Wohlgefallen Allahs. Und Allah ist voller Huld.“ (3:174)
Ihre Ausrüstung, ihre Gateways, ihre Technologie, all‘ das kann ihnen nichts nützen und nichts schaden, es sei denn mit Erlaubnis Allahs. (5:76; 5:105; 7:188; 10:18; 10:49; 11:57; 13:16; 20:89; 21:66; 22:12; 25:55; 26:73; 34:42; 47:32)
Die Gläubigen fürchten dies nicht. Furcht dagegen haben die Freunde Satans, die ihn eigentlich fürchteten, aber zu seinen Jüngern wurden – Allah behüte uns davor! Furcht ist eine große Form der Verehrung, die man nur Allah – er ist gepriesen und erhaben – erweisen darf, und er ist der einzige, der darauf Anspruch hat.
Der Erhabene selbst erläutert diesen Vers mit einem weiteren:
„Das ist der Satan. Er macht euch vor seinen Freunden Furcht!“ (3:175)
Die, welche von der westlichen Zivilisation fasziniert sind, habe ihre Liebe zu ihr mit lauem Wasser getrunken. Sie fürchten ihre eigene Schwäche.
„Ihr sollt nun aber nicht vor ihnen Furcht haben, sondern vor mir, wenn ihr denn gläubig seid!“ (3:175)
Denn die Furcht ist eine Form der Verehrung. Die Freunde Allahs und die Gläubigen erweisen sie nur Allah, dem Einzigen und Einzigartigen, der alles in seinen Händen hält. Seid daher getrost, dass Allah die Ränke der Ungläubigen vereiteln wird, denn der Erhabene hat gesagt:
„Allah macht die List der Ungläubigen zunichte!“ (8:18)
Dann rezitiert das wichtigste der Gebete. Mache es so, dass niemand es merkt, wenn du la ilaha illa llah betest. Wenn du es tausendmal sagst, so kann niemand erkennen, ob du schweigst oder das Glaubensbekenntnis rezitierst. Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Heil – soll gesagt haben: wer la ilaha illa llah aufsagt, der kommt ins Paradies. Wenn man die sieben Himmel und die sieben Erden in eine Waagschale legen würde, und jenes Wort in die andere, so neigte sich die Wagschaale dem la ilaha illa llah zu.
Und während du dies aufsagst, kannst du mit offenem Munde lächeln, denn diese Worte haben eine großartige Eigenschaft; betrachtest du sie genauer, so wirst du finden, dass sie ohne Punkte geschrieben werden. Dies ist ein Zeichen ihrer Vollkommenheit, denn Buchstaben oder Worte, die mit Punkten geschrieben werden, sind weniger wert als die anderen. Dies aber ist das Wort der Einheit Allahs, dass du hochhältst und unter dem du streitest wie unter einem Banner, wie es auch der Prophet, seine Genossen und jene, die mit ihnen waren, taten und tun werden, bis zum Jüngsten Gericht.
Zeige darüber hinaus kein Zeichen der Unsicherheit oder der nervlichen Anspannung, sondern sei froh, glücklich, heiter und zuversichtlich, denn du wirst eine Tat ausführen, die Allah liebt und gutheißt. Danach wird der Tag kommen, den du mit Allahs Erlaubnis mit den schwarzäugigen Jungfrauen im Paradies zubringen wirst.
„Und lächle dem Tod ins Gesicht, junger Kämpfer,
denn alsbald gehst du ein in ewige Gärten!“
Wo immer du gehst und stehst, musst du die Rezitation und das Gebet ausüben. Allah gewährt seinen Dienern Erleichterung, Schutz, Unterstützung, Stärkung, Hilfe zum Sieg und weiteres mehr.
Die dritte Etappe
Wiederhole in dem Moment, wo du an Bord des Flugzeuges gehst, die Gebete und führe dir vor Augen, dass dies ein Kriegszug ist, so wie er – Allah segne ihn und schenke ihm Heil – gesagt hat:
„Das Ausziehen und Wiederkehren auf dem Wege Allahs ist besser als das Diesseits, und alles, was darinnen ist.“
Wenn du eintrittst und deinen Sitz einnimmst, dann sage die religiösen Rezitationen und wiederhole die Gebete. Wiederhole immer wieder den Namen Allahs. So sprach der Erhabene:
„Ihr Gläubigen! Wenn ihr mit einer Gruppe von Ungläubigen zusammentrefft, dann seid standhaft und gedenkt Gottes! Vielleicht wird es euch dann wohlergehen.“ (8:45)
Wenn sich dann das Flugzeug in die Startposition begibt, dann sprich das Gebet der Reise, weil du zu Allah dem Erhabenen reist.
„Und fühle die Gnade dieser Reise.“
Dann startet es. Dies ist der Moment der Begegnung der beiden Gruppen. Ruft Allah an, wie er es in seinem Buch gelehrt hat:
„Herr! Verleihe uns Geduld, stelle unsere Füße auf festen Boden, hilf uns gegen das Volk der Ungläubigen!“ (2:250)
Und weiter heißt es in seinem erhabenen Wort:
„Und sie sagten nichts anderes als: Herr! Vergib uns unsere Schuld und dass wir in unseren Angelegenheiten nicht maßgehalten haben. Stelle unsere Füße auf festen Boden und hilf uns gegen das Volk der Ungläubigen.“ (3:147)
Und sein Prophet hat gesagt:
„O Allah! Du Verkünder des Buches, Beweger der Wolken, Sieger über die Parteien, besiege sie und gib uns den Sieg über sie. O Allah! Besiege sie und lass sie erzittern!“
Bete für dich und alle deine Brüder um den Triumph, den Sieg, das Ziel. Fürchte dich nicht. Bitte Allah um das Märtyrium, während du fest voranschreitest, nicht zurückweichst, dabei standhaft bist und auf die Belohnung deiner Taten zählst.
Dann bereite sich jeder auf seine Aufgabe vor, so, wie Allah es gutheißt. Jeder einzelne muss die Zähne zusammenbeißen, wie unsere Vorfahren es vor dem Zusammenstoß in der Schlacht taten.
Und beim Nahkampf muss man zuschlagen wie Helden, die nicht mehr in diese Welt zurückkehren wollen. Und du musst laut Allahu akbar ausrufen, weil dieses Allahu akbar in den Herzen der Ungläubigen Angst hervorruft.
„Haut ihnen auf den Nacken und schlagt zu auf jeden Finger von ihnen.“ (8:12)
Und wisst, dass sich die Paradiese bereits mit ihrem schönsten Schmuck geschmückt haben, und die Paradiesesjungfrauen nach euch rufen:
„O komm herbei, du Freund Allahs!“
Dabei tragen sie ihre schönste Kleidung. Und wenn Allah einem von euch die Gunst gewährt, jemanden zu opfern, so soll er dieses Opfer Vater und Mutter widmen, weil sie dir gegenüber einen Anspruch darauf haben. Streitet nicht untereinander, hört und seid gehorsam. Und wenn ihr opfert, dann plündert diejenigen aus, die ihr getötet habt, weil jenes eine Sunna des Propheten darstellt – Allah segne ihn und schenke ihm Heil – aber nur dann, wenn ihr dafür die Aufmerksamkeit gegenüber dem Feind nicht vernachlässigt; das wäre ein großer Schaden. Wichtiger als die Einhaltung dieses Brauches ist aber das Wohlergehen der Gruppe und der Erfolg der Operation.
Nimm nicht Rache für dich selbst, sondern führe den Schlag und all‘ das andere für Allah, den Erhabenen. So, wie es Ali Ibn Abi Talib machte – Allah habe Wohlgefallen an ihm. Als dieser einmal mit einem Ungläubigen kämpfte, bespuckte ihn dieser. Trotzdem streckte Ali ihn dafür nicht mit dem Schwert nieder. Er tat dies erst später. Nach dem Kampf fragten ihn seine Gefährten, warum er es dann nicht gleich getan habe. Darauf entgegnete Ali, er habe nicht aus Rache zuschlagen wollen; sondern habe dies erst getan, als ihm der Zweck des Kampfes wieder in den Sinn gekommen sei. Da habe er ihn erschlagen. Man muss sich vor seinem Tun selbst ermahnen, einzig für Allah zu handeln.
Danach wendet den Brauch der Gefangennahme an. Tötet einige der Gefangenen, wie es der Erhabene gesagt hat:
„Kein Prophet darf Gefangene machen, solange die Gegner nicht überall niedergekämpft sind. Ihr wollt das Glück des Diesseits, Allah aber will für euch das Jenseits. Er ist mächtig und allwissend.“ (8:67)
Ist alles gelaufen wie geplant, so klopft einander auf die Schulter, erinnert einander, dass diese Mission für Allah, den Großen und Erhabenen, durchgeführt wird. Verunsichert einander nicht, sondern bestärkt die Brüder, ermutigt sie, gebt ihnen Zuversicht. Schön wäre es, wenn man einige Verse des Korans rezitieren könnte, etwa das folgende Wort des Erhabenen:
„Die, welche das diesseitige Leben um den Preis des Jenseits verkaufen, sollen um Allahs willen kämpfen.“ (4:74)
Auch seine Rede:
„Und du darfst ja nicht meinen, dass diejenigen, welche um Allahs willen getötet worden sind, wirklich tot sind.“ (3:169)
Oder man zitiert für sie Gedichte, wie auch die Muslime der Frühzeit inmitten der Schlacht Gedichte rezitierten, um die Brüder zu beruhigen und ihren Herzen Stärkung und Freude zu bringen. Und vergesst nicht, ein wenig Beute zu machen, wäre es auch nur eine Tasse oder ein Becher Wasser, den du mit deinen Brüdern zusammen trinkst. Wenn sich dann die wahre Verheißung nähert und die Stunde Null erreicht ist, so zerreisse dein Gewand und entblöße deine Brust, um den Tod auf dem Pfade Allahs willkommen zu heißen, und sei Allahs ständig eingedenk. Beginne einige Sekunden vor Erreichen des Zieles mit dem Ritualgebet; oder deine letzten Worte sollen sein:
„Es gibt keine Gottheit ausser Allah, und Muhammad ist sein Prophet.“
Und wenn Allah es so will, so folgt danach mit seiner Erlaubnis das Treffen im Höchsten Paradies. Wenn du die Scharen der Ungläubigen siehst, so erinnere dich an die Gruppen, deren Zahl wohl tausend Kämpfer betrug und wie Allah seinen Dienern den Sieg verliehen hat. So sprach der Erhabene:
„Und als die Gläubigen die Gruppen der Verbündeten sahen, sagten sie: Das ist es, was Allah und sein Gesandter uns versprochen haben. Gott und sein Gesandter sagen die Wahrheit. Und es bestärkte sie nur noch in ihrem Glauben und ihrer Ergebenheit.“ (33:22)
Und Allah segne unseren Propheten Muhammad.
[15]Hans G. Kippenberg / Tilman Seidensticker (Hgg.), Terror im Dienste Gottes – Die ‚Geistliche Anleitung‘ der Attentäter des 11. September 2001 [15], Campus Verlag 2004, 128 S., ISBN-13: 9783593375274, ISBN-10: 3593375273.
(Gastbeitrag von Kim)
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