- PI-NEWS - https://www.pi-news.net -

PI-Interview mit Dr. Ernst Hofbauer, 2. Teil

Ernst Hofbauer [1]In zweiten Teil des PI-Interviews mit dem österreichischen Autor des Buches „Inschallah Österreich“, Dr. Ernst Hofbauer (Foto), beschreibt er einen Besuch in einer Wiener Koranschule. Er schildert, wie die jungen Muslime nach dem Pflichtschulabschluss nach Köln geschickt werden, um im Zentrum des Verbandes Islamischer Kulturzentren ihr Wissen über den Koran zu verbessern und schließlich zu Imamen ausgebildet zu werden.

Sie haben Herrn Anas Schakfeh, den Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft, persönlich kennen gelernt und bezeichnen ihn als „unseren Großwesir“. Alle sechs Jahre lässt er sich wieder wählen.

Hofbauer: Ich war bei Herrn Schakfeh in der Islamischen Glaubensgemeinschaft eingeladen und habe mich bemüht, Klarheit über die Wahlen in der Islamischen Glaubensgemeinschaft zu erhalten. Er war darüber äußerst ungehalten und hat recht barsch mit sonderbaren Antworten reagiert. Zwar sollte jeder Muslim wählen können, sobald er einen jährlichen Mitgliedsbeitrag in Höhe von € 43,60 entrichtet. Entgegen den in Österreich geltenden rechtlichen Bestimmungen behält sich die Islamische Glaubensgemeinschaft das Recht vor, Mitglieder zu sondieren und als Wähler abzulehnen. Tatsächlich geben, wenn alles gut geht, alle sechs Jahre die Vertreter von ethnischen Clans und von Moscheevereinen Stimmen für ihre Mitglieder ab. Darunter versteht man in der Islamischen Glaubensgemeinschaft Demokratie. Zuletzt sollte vor zwei Jahren gewählt werden. Das Unterrichtsministerium als Aufsichtsbehörde für religiöse Institutionen machte jedoch diese Wahl von einem neuen, rechtsstaatlichen Grundsätzen entsprechenden Statut abhängig. Dies ist der Islamischen Glaubensgemeinschaft bis zum heutigen Tag nicht gelungen. Es gab bereits Bemühungen, die Islamische Glaubensgemeinschaft unter Kuratel zu stellen.

Wie kann so etwas eintreten, wo doch die Islamische Glaubensgemeinschaft eine uralte Organisation ist?

Die Islamische Glaubensgemeinschaft wurde im Jahr 1912 gegründet, um die Muslime von Bosnien-Herzegowina, das Österreich laut Berliner Vertrag von 1878 zugesprochen wurde, besser einzubinden und um ein Gegengewicht zu den serbischen Orthodoxen und den kroatischen Katholiken zu schaffen. Diese Glaubensgemeinschaft war seinerzeit nur für die moderate Richtung der Hanefiten gedacht. Erst im Jahr 1979 wurde die Islamische Glaubensgemeinschaft für fast alle Glaubensrichtungen innerhalb des Islam geöffnet.

Wie kam es dann zur Kaperung durch die Araber?

So würde ich es nicht nennen. Wie in jeder Gruppierung gibt es sehr geschäftige Menschen, und die Araber haben sich aufgespielt. Man darf nicht vergessen, dass die Araber sehr gebildet waren. Die in den 50er, 60er Jahren aus Syrien oder Ägypten, dem Irak oder auch dem Iran eingewanderten Menschen haben sich die Gemeinschaft dank ihrer Dynamik untertan gemacht.

Welche Konsequenz hat das Verweigern eines verfassungsgemäßen Statuts? Wird denen nun die Verantwortung für den Religionsunterricht entzogen?

In Österreich sind Provisorien meist besonders langlebig. Man will und wird die Islamische Glaubensgemeinschaft ganz gewiss nicht auflösen. Allerdings ist man in den letzten Monaten im Umgang mit Funktionären der Islamischen Glaubensgemeinschaft deutlich vorsichtiger geworden. Man beginnt, die Qualität islamischer Religionslehrer in Zweifel zu ziehen, prüft ihre Kenntnisse in der deutschen Sprache und ihre Bereitschaft, sich in den demokratischen Rechtsstaat einzubinden. Deutschkenntnisse sind wichtig, aber nicht entscheidend, denn der Religionsunterricht wird in der Regel in arabischer oder türkischer Sprache abgehalten. Das kann man bestenfalls durch Stichproben testen. Man hat überdies festgestellt, dass ein Fünftel der Religionslehrer von Demokratie wenig hält und auch nicht mit antisemitischen Äußerungen geizt.

Sie haben die von Saudi-Arabien finanzierte Tawheed-Moschee in der Murlingengasse 61, untergebracht in einem unscheinbaren Haus, besucht. Was sich hinter dem Schild „Videoüberwachung“ verbirgt, kann man nicht ahnen.

Die Murlingengasse befindet sich in der Wiener Vorstadt. Die Al-Tawheed Moschee wird von einem radikalen Zweig bosnischer Muslime geführt und mit großer Wahrscheinlichkeit mit Finanzhilfen aus Saudi-Arabien subventioniert. Mitgliedern dieser Moschee wurden in Medien auch Waffen- und Drogenhandel unterstellt, wofür es freilich keine zwingenden Beweise gibt. Auch das Oberhaupt der bosnischen Muslime in Sarajevo, Herr Ceric, hat sich in einigen Medien in dieser Richtung geäußert. Einer meiner Gesprächspartner, Herr Fadil Dzafo, hat sich auf seiner Visitenkarte als Inhaber der Firma „Fanex – Transport und Logistik GmbH“ ausgewiesen. In der Firmenzentrale konnte ich allerdings keinen Fuhrpark entdecken.

Ist es immer so äußerlich ruhig in der Murlingengasse?

Nur am Freitag gibt es dort viele Menschen mit wallendem Kaftan und mit Hauben, unter ihnen ganz wenige Frauen und diese meist total vermummt. Manche kommen mit Taxi oder mit sehr großen amerikanischen und deutschen Autos. Man merkt, dass die Leute nicht arm sind. Diese Moschee ist obendrein die Zentrale für die Bosnier in Westeuropa, die der salafitischen, also saudischen, Richtung angehören. Sie werden von hier aus gelenkt.

Inhaltlich gelenkt? Oder werden auch Menschenströme gelenkt?

Es werden Leute rekrutiert und ausgebildet, mit Aufträgen versorgt, die alle nicht in Österreich ausgeführt werden, sondern im Pandschab, in Pakistan oder auch in Deutschland, in Spanien. Hier wird nachweisbar Geld gesammelt, zu Anfang der neunziger Jahre für den Bosnienkrieg und heute für Leute, die sich radikal und terroristisch gebärden. Wobei das meiste Geld nicht aus Österreich kommt, sondern aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz, aus England. Das geht z.B. über Deutschland nach Österreich und von Österreich in den Balkan.

Woher stammt das Geld?

Ein Teil wird bei Gläubigen gesammelt, aber vieles dürfte aus undurchsichtigen Geschäften kommen.

Wie ist das Verhältnis arabischer und türkischer Muslime zueinander?

Zwischen Arabern und Türken gibt es historische Konflikte. Die Islamische Glaubensgemeinschaft wird größtenteils von syrischstämmigen Funktionären geführt, obwohl 70 % aller Muslime in Österreich aus der Türkei und weitere 20 % aus Bosnien stammen. Staatliche Stellen nützen in Österreich vielerorts anzutreffende Vorbehalte gegen eine Dominanz des von Ankara gelenkten ATIB, der über jeden Text einer in Österreich vor Türken gehaltenen Freitagspredigt entscheidet. Man fürchtet, so stellt man sich das jedenfalls vor, man bräuchte in Ankara nur auf den Knopf zu drücken und türkischstämmige Gläubige würden auf Befehl demonstrieren. Der syrischstämmige Präsident Schakfeh muss deshalb ständig für ein Gleichgewicht zwischen den Ethnien und Glaubensrichtungen sorgen.

Also gilt die Hauptsorge der österreichischen staatlichen Stellen den Türken?

Uneingeschränkt den Türken, weil sie staatlich gelenkt sind. Und wegen gewisser Personen. Sie kennen den in Deutschland jetzt krimineller Machenschaften beschuldigten El-Zayat, der als Araber in einen türkischen Clan hineingeheiratet hat? Die große Angst unserer staatlichen Organe gilt den nicht moderaten türkischen Islamfunktionären.

In der Pelzgasse 9 nahe dem Westbahnhof haben Sie eine türkische Medrese besucht, die sich in einem ganz normalen Wohnhaus aus der Gründerzeit befindet.

Als ich dort eintraf, war der Obmann nicht da. Ich hab mit drei jungen Burschen türkischen Hintergrunds gesprochen. Sie führten mich durch die weitläufige Koranschule, ich betrat auch die verborgene wunderschöne blaue Moschee. Sie erzählten mir, was aus ihnen werden soll. Nach dem Pflichtschulabschluss werden sie nach Köln gehen, um dort ihr Wissen über den Koran zu verbessern.

Wieso nach Köln?

In Köln ist das Zentrum des Verbandes Islamischer Kulturzentren (VIKZ). Wenn man dann alle Prüfungen bestanden hat, geht man nach Istanbul oder nach Anatolien. Und nach zwei drei Jahren ist man ein perfekter Hodscha – ein Führer. Mit den hervorragenden Deutschkenntnissen kann man als Imam zurückkehren, um hier zu unterrichten oder Moscheen zu führen – vom Staat angestellt. Das ist ein gar nicht so schlechtes Leben, man lebt nicht in Saus und Braus, hat aber ein gutes Einkommen.

Ist denn diese Form der Internatsschule legal?

Sie ist nicht verboten. Die bieten für schwache Schüler Nachhilfeunterricht an, sie bieten Computerkurse zu äußerst günstigen Preisen an. Was soll der Staat dagegen machen? Dass dort eine Koranschule existiert, ist dem Staat klar. Aber: Was man – offiziell – nicht weiß, macht einen nicht heiß. So lässt man die Dinge laufen.

Was schlagen Sie denn vor?

Man müsste ein bisschen mehr Kontrolle ausüben und den Funktionären sagen: bis zu dem Punkt und nicht weiter! Sonst kann man schwer was dagegen machen.

Könnte man nicht schlicht die Tätigkeit von Ankara gelenkter Personen auf österreichischem Boden untersagen?

450.000 Muslime sind eine Realität. Man glaubt, ihre Wünsche erfüllen zu müssen, damit nur ja kein Aufruhr entsteht.

Ist das nicht kurzsichtig?

Ja, das kann man wohl sagen. Allerdings zeichnet sich seit einigen Monaten eine Wende ab. Man ist bei der Vergabe von Staatsbürgerschaften etwas vorsichtiger geworden. Die staatlichen Maßnahmen sind natürlich auch eine Reaktion auf die sich in Österreich abzeichnende kritische Stimmung gegenüber einigen Muslimfunktionären und Moscheevereinen. Viele Menschen sind subjektiv über die Sicherheit auf den Straßen besorgt und drängen zur rechtslastigen FPÖ, von der man sich ein schärferes Eingreifen verspricht. Die FPÖ schlägt aus dieser kritischen Stimmung politisches Kapital. Dazu kommt, dass die österreichischen Medien – ähnlich wie jene in Deutschland – äußerst vorsichtig berichten und über viele teilweise kriminelle Vorgänge den Mantel des Schweigens breiten.

Herr Dr. Hofbauer, ich danke Ihnen für das Gespräch.

» PI-Interview mit Dr. Ernst Hofbauer, 1. Teil [2]
» Ernst Hofbauer, Inschallah Österreich. Das unheimliche Paradies, Universitas Verlag, Wien 2009, 334 Seiten, 22,95 €

(Die Fragen stellte Fleet – Foto: Privat 2009)

Like

New York: Terroranschlag auf Synagoge vereitelt

geschrieben von PI am in Islam,Terrorismus,USA | Kommentare sind deaktiviert

[3]Die US-Polizei hat in New York vier Terrorverdächtige festgenommen, die für Mittwochabend einen Bombenanschlag auf eine Synagoge und auf ein jüdisches Gemeindezentrum im Stadtteil Bronx geplant hatten. Außerdem sollten US-Militärflugzeuge mit Raketen beschossen werden.

Der WELT [4] berichtet:

Die Bundespolizei FBI habe vor den Festnahmen über ein Jahr ermittelt, hieß es. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte ein Informant des FBI die Gruppe bereits mit unbrauchbarem Sprengstoff versorgt und auch eine Raketen-Attrappe übergeben. Wie der New Yorker Kongressabgeordnete Peter King dem Fernsehsender CNN sagte, sollte der Anschlag am Mittwochabend stattfinden.

Die Verdächtigen bezeichnete er als „hausgemachte Terroristen“. Ob es sich um US-Staatsbürger handelt, war zunächst aber unklar. Ihre Namen wurden mit James Cromitie, David Williams, Onta Williams and Laguerre Payen angegeben.

Bei einem Treffen im Juni vergangenen Jahres habe einer der Verdächtigen seinen Unmut über das Vorgehen der USA in Afghanistan geäußert, heißt es in der Anklageschrift. Demnach sagte er damals, er wolle „Amerika etwas antun“.

„Glücklicherweise haben die Verdächtigen Unterstützung bei einem Zeugen gesucht, der mit der Regierung zusammenarbeitet“, sagte US-Bundesanwalt Lev Dassin. „Während es sich bei den vom Zeugen überreichten Waffen nur um Attrappen handelte, glaubten die Verdächtigen, dass sie absolut echt seien.“ James Cromitie habe gegenüber dem Informanten auch angegeben, Verbindungen zu einer Terrororganisation in Pakistan zu haben.

Medienberichten zufolge soll bereits am Donnerstag vor einem Bundesgericht Anklage wegen Verschwörung zum Gebrauch von Massenvernichtungswaffen und Verschwörung zum Erwerb und Einsatz von Luftabwehrraketen erhoben werden. Jedem der vier Verdächtigen drohe lebenslange Haft, hieß es.

Den Ermittlungen zufolge wollten die Männer vor dem jüdischen Gotteshaus Plastiksprengstoff zünden. Die Militärflugzeuge wollten sie beim Start oder bei der Landung auf einem Militärflughafen in der Nähe von New York mit Boden-Luft-Raketen abschießen.

Seit den Anschlägen vom 11. September 2001, bei denen in New York rund 3000 Menschen starben, ist es in den USA zu keinen größeren Terrorakten mehr gekommen.

» ABC-Video zur Festnahme [5]

Like