[1]Der Andrang auf den Pfarrsaal der Hohes Kreuz-Kirche in Regensburg war so groß, dass noch zusätzlich Stühle hineingetragen werden mussten. Schließlich war der Raum mit über 120 Besuchern proppenvoll. Ein Kamerateam von TV Regensburg, Reporter des Bayerischen Rundfunks und mehrere Zeitungsjournalisten sorgten für mediale Präsenz. Einen solchen Auflauf dürfte die Pfarrei in ihrer Geschichte wohl noch nicht erlebt haben.
(Text: byzanz / Fotos: RChandler – PI-Gruppe München [2])
Die Aktionen der PI-Gruppe München haben in Regensburg offensichtlich Wirkung hinterlassen: Durch den Infostand [4] und die Medienresonanz auf unser kritisches Auftreten [5] bei der Vortragsveranstaltung „Integration von Muslimen“
in Donaukurier [6], der Donaupost [7] und der Mittelbayrischen Zeitung [8] ist Regensburg aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Nun waren wir gespannt, was uns bei der Veranstaltung „Christentum und Islam“ erwartete.
Den Vortrag hielt Dr. Rainer Oechslen, der Beauftragte für den Interreligiösen Dialog und Islamfragen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Er lieferte gleich zu Beginn seines Vortrags „Christentum und Islam: Bilder-Befürchtungen-Vorurteile“ einen handfesten Skandal, der noch hohe Wellen schlagen dürfte. Denn er erzählte dem Publikum allen Ernstes, dass sich Christen und Juden wegen dem Islam keine Sorgen zu machen bräuchten. Zur Unterfütterung dieser abenteuerlichen These präsentierte er ganz erfreut einen scheinbar friedlichen Vers aus dem Koran:
Diejenigen, die glauben, und diejenigen, die Juden sind, und die Christen und die Sabier, all die, die an Gott und den Jüngsten Tag glauben und Gutes tun, erhalten ihren Lohn bei ihrem Herrn, sie haben nichts zu befürchten, und sie werden nicht traurig sein. (Sure 2, Vers 62)
Beim Rezitieren strahlte der Abgesandte der evangelischen Kirche und erwähnte ganz stolz, dass dieser Vers aus der medinensischen Zeit stamme. So könne er also nicht wie andere friedliche Verse aus der mekkanischen Anfangsphase durch das im Islam geltende Prinzip der Abrogation [10] von den späteren gewaltverherrlichenden aufgehoben werden. Christen und Juden hätten im Islam diesem Vers zufolge also nichts zu befürchten.
Wenn das nur die Wahrheit wäre. Aber man muss immer genau hinsehen, wenn aus dem Koran zitiert wird. Selbst ein Dr. Oechslen hat ganz bewusst verfälscht. Denn im Original, in der vom Zentralrat der Muslime herausgegebenen offiziellen Version auf islam.de und übrigens auch in allen anderen einschlägigen Koranausgaben heißt es „Allah“ und nicht „Gott“. Jeder, der den Koran gelesen hat, weiß, dass all die Juden und Christen, die nicht an „Allah“ und die Aussagen des „letzten Propheten“ Mohammed glauben, als Ungläubige bezeichnet werden. Mohammed forderte schließlich, dass alle an ihn als „Siegel der Propheten“ glauben und der Islam die einzig wahre Religion sei. Christen wie Juden hätten ihre eigenen Schriften verfälscht. Durch ein einziges Wort bekommt dieser scheinbar so friedliche Vers also eine ganz andere Bedeutung:
Gewiß, diejenigen, die glauben, und diejenigen, die dem Judentum angehören, und die Christen und die Sabier – wer immer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt und rechtschaffen handelt, – die haben ihren Lohn bei ihrem Herrn, und keine Furcht soll sie überkommen, noch werden sie traurig sein.
Eine klare Ansage. Die Christen, die trotz Mohammeds Botschaften weiterhin an Jesus als Sohn Gottes und die Juden, die an ihren Gott Jahwe glauben, müssen sich also fürchten. Im Koran finden sich viele Stellen, die das glasklar ausdrücken:
Wahrlich, ungläubig sind diejenigen, die sagen: “Allah ist der Messias, der Sohn der Maria.” Sprich: “Wer vermochte wohl etwas gegen Allah, wenn Er den Messias, den Sohn der Maria, seine Mutter und jene, die allesamt auf der Erde sind, vernichten will?” (Sure 5, Vers 17)
Ein Vertreter der Evangelischen Kirche reist also im Land herum und wiegt die Christenkinder entgegen der Fakten in Sicherheit. Man könnte auch sagen: Er flunkert sie an. Es ist in höchstem Maße unverantwortlich, die Bedrohung durch den Islam herunterzuspielen. Nur um für den Moment die Menschen beruhigen und eine scheinbar friedliche Atmosphäre schaffen zu können. Ein neuer aussichtsloser Appeasement-Versuch der Geschichte. Denn wenn die Gefahr jetzt nicht klar angesprochen, diskutiert und letztlich entschärft wird, dann wächst sie weiter unaufhörlich an. Analog zum raschen Bevölkerungsanstieg der Moslems in Europa.
Dr. Rainer Oechslen scheint ein Überzeugungstäter zu sein. Er sagte auch, dass es „leider“ Politiker im Land gebe, die „diffuse Ängste“ vor einer schleichenden Islamisierung hätten. Aber „gottseidank“ würden auch viele anders denken. Zwar gebe es immer mehr Moscheen und immer mehr Muslime im Land, aber „das solle eine Islamisierung sein“? Es folgte der Seitenhieb auf die USA: Dort hätten die Evangelikalen 230 Jahre Zeit gehabt, um Demokratie zu lernen. Die Muslime bräuchten in Europa nicht solange. Und auf die Rückständigkeit der islamischen Welt bezogen erwähnte er, dass die „größte Demokratie der Welt“ die Todesstrafe ausführen würde. Da korrigierte unser Mitglied epistemology sogleich, dass das größte demokratische Land auf diesem Planeten Indien ist.
Nicht nur in diesem Punkt war der Vortrag von Dr. Oechslen unstimmig. Bei seinem Ritt durch die Geschichte beschönigte er das totalitäre Herrschaftssystem des Islam, wo er nur konnte. Christen und Juden seien in der Vergangenheit „Dhimmis – Schutzbefohlene des jeweiligen Herrschers“ gewesen. Sie hätten eine Kopfsteuer zahlen müssen und seien dafür vom Militärdienst „befreit“ worden. Wie schön sich das anhört, „sie waren befreit“. Aber in Wahrheit waren sie es nicht wert, in den Militärdienst aufgenommen zu werden. Genauso wie die Juden unter den Nazis. Es wäre ein Skandal, wenn man heutzutage behaupten würde, sie seien „befreit“ worden. Die traurige Realität ist, dass Juden und Christen im Islam ebenso als Menschen zweiter Klasse angesehen werden, ja noch schlimmer, in Sure 5 Vers 60 als „Affen, Schweine und Götzendiener“ beleidigt und in Sure 8 Vers 55 gar als „schlimmer als das Vieh“ bezeichnet werden. Aber Oechslen referierte, dass sie „unter Schutz“ gestanden hätten, so wie die koptischen Christen in Ägypten. Nun, wie dieser „Schutz“ sich in der Realität darstellt, konnte man in der jüngsten Vergangenheit anschaulich eben dort, in Ägypten, beobachten.
Aber Oechslen war bemüht, einen differenzierten Vortrag abzuliefern. Und so berichtete er neben den Phasen der islamischen Geschichte, in denen das Zusammenleben „hervorragend klappte“, auch von muslimischen Pogromen, beispielsweise von den Almoraviden in Spanien oder unter dem Kalifen al-Hakim in Kairo. Der sei etwas „durchgeknallt“ gewesen, denn er habe den Schuhmachern beispielsweise verboten, für Frauen Schuhe anzufertigen, denn diese hätten aus seiner Sicht schließlich sowieso zu Hause zu bleiben.
Im Osmanischen Reich sei ein Millet-System mit weitgehender Selbstverwaltung der einzelnen Religionsgruppen entstanden. So habe sich dort die Idee eines „vielvölkerstaatlichen Herrschaftssystems“ entwickelt, ohne den Begriff „Nation“. 1912 habe es beispielsweise in Istanbul mehr Juden und Christen als Muslime gegeben.
Zu den Zeiten des Kolonialismus sei der Einfluss Europas in der muslimischen Welt zunächst recht positiv gesehen worden. Aber im Zuge eines immer kritischer werdenden Europabildes von muslimisch-arabischen Autoren seien seit etwa den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts die Aktivitäten der Missionen in wachsendem Maße den Kolonialbestrebungen ihrer Heimatländer zugeordnet worden.
In Bosnien hätte es einen Sonderfall gegeben. Seit der Unterstellung Bosniens unter österreichische Verwaltung 1878 habe sich dort ein „europäischer Islam“ mit kirchenähnlichen Strukturen entwickelt. Nach „anfänglichem Widerstand“ hätten die bosnischen Muslime die Strukturen des österreichisch-ungarischen Staates akzeptiert und sich zu „sehr loyalen Bürgern“ entwickelt.
Das Bild der gegenwärtigen Muslime vom Christentum sei ambivalent. Da gebe es den Eindruck, der Irak sei von „christlichen“ Ländern besetzt worden. In Ägypten entwickelten sich zunehmende Spannungen zwischen koptischen Christen und muslimischen Extremisten. Dort würden aber die religiösen Spannungen geschürt, um „von den Wirtschaftsproblemen des Landes abzulenken“. Religiöse Probleme würden „instrumentalisiert“. Problematisch werde es laut Oechslen dann, wenn sich die Religionen „nicht dagegen wehren“ würden. Eine abstruse These. Wie soll sich ein Moslem gegen religiöse Spannungen wehren, wenn sein Gott sie doch predigt und permanent zum Kampf gegen die Andersgläubigen auffordert?
In Afrika sei sowohl ein lebendiger christlich-muslimischer Dialog zu beobachten, wie auch Massaker wie jüngst in Nigeria, wo die Religion zum „Deckmantel politischer und ökonomischer Konflikte“ werde. Oechslen versucht also konsequent, die gewalttätige Ideologie des Islam aus der Verantwortung für die vielen Gewalttaten zu nehmen, die weltweit permanent von Muslimen begangen werden. Er reiht sich damit ein in die Phalanx der muslimischen Funktionäre mit ihrem stereotypen Spruch: „Gewalt hat nichts mit dem Islam zu tun“.
Nun kam Dr. Oechslen zur Sicht der Christen, die den Islam zunächst nicht als neue Religion wahrgenommen hätten. Johannes Damascenus, ein Theologe in der Mitte des 8. Jahrhunderts, dessen Vater zeitweise ein hoher Beamter des Kalifen war, hätte die Muslime als eine christliche Sekte betrachtet, die die Gottheit Christi leugne. Damit sei das Islambild von vornherein unter den Gedanken eines „theologischen Defizits“ gestellt worden.
Im Unterschied zum Islam dulde das Christentum dort, wo es zur politischen Herrschaft gelangt ist, in der Regel keine religiösen Minderheiten. Während der Kreuzzüge sei das Feindbild der „bösen“ Muslime hervorgebracht worden, die die heiligen Stätten der Christen besetzt hielten. Einzelne Herrschergestalten wie der Staufer Friedrich II. hätten sich der muslimisch-arabischen Kultur weitestgehend geöffnet.
Interessanterweise erwähnte Oechslen mit keinem Wort die 400 Jahre lange erste militärische Expansion des Islam, in deren Zug vom 7.-11. Jahrhundert weite Teile der vorher christlichen Länder Nordafrikas, Vorderasiens und Europas unterworfen wurden. Aber er räumte zumindest ein, dass die Eroberung von Byzanz durch die Osmanen eine Herrschaft mit „teils brutalen Zügen“ brachte. Sie hätte aber keine Auslöschung der Kirchen der Griechen, Armenier, Syrer und Kopten zur Folge gehabt. Interessanterweise habe nach der Vertreibung der Juden aus Spanien, zeitgleich mit dem Ende des maurischen Emirats in Granada, ein Großteil der Juden im Osmanischen Reich Zuflucht gefunden.
Luther habe in der „Türkengefahr“ eine Bedrohung der Christenheit gesehen. Neben den antijüdischen Schriften seiner Spätzeit fänden sich auch antimuslimische Texte aus seiner Feder. Allerdings argumentiere Luther in diesen Schriften trotz aller Abneigung gegen die Türken eher politisch als religiös.
Seit der Aufklärung gebe es bei einer Reihe von Dichtern und Gelehrten gerade in Deutschland ein sehr positives, zum Teil sogar idealisierendes Islambild: Oechslen erwähnte in diesem Zusammenhang Gotthold Ephraim Lessing, Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang von Goethe oder Friedrich Rückert. Klassische arabische, türkische und persische Texte seien erstmals übersetzt worden. Es sei die Orientalistik als neue Wissenschaft entstanden.
Die Migration der 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts habe aus den „exotischen“ Muslimen reale Nachbarn gemacht. Idealisierungen seien zerbrochen. Weder seien die anderen immer zugleich die besseren Menschen, noch seien die Einheimischen immer so weltoffen, wie sie sich gerne sähen. Auch Sprachprobleme erwiesen sich als hartnäckiger, als man gedacht hatte. Die Zuwanderer lebten zwischen mehreren Kulturen und seien dadurch verunsichert, was durchaus zur Überbetonung der eigenen Herkunftsidentität führen könne. So könne man laut Oechslen das Kopftuch auch als Identitätsbetonung sehen, um sich der Gleichmacherei zu entziehen. Die Tatsache, dass Zuwanderer aus anderen als dem islamischen Kulturkreis mit derartigen Identitäts-„Problemen“ nicht zu kämpfen haben, ließ Oechslen unerwähnt.
Die Kirchen würden bei den Migranten zunächst eine diakonische Aufgabe sehen, die sie durch Sprachkurse und soziale Beratung erfüllten. Die theologische Herausforderung sei erst später erkannt worden. Es zeige sich eine Pendelbewegung. Zunächst seien die Übereinstimmungen zwischen Islam und Christentum betont worden, Später hätten sich Tendenzen zur Abgrenzung verstärkt. Die Evangelische Kirche in Deutschland habe innerhalb von sechs Jahren zwei verschiedene Handreichungen mit sehr unterschiedlicher Akzentsetzung veröffentlicht.
Das Bild, das sich Christen von Muslimen machten, schwanke zwischen dem Gefühl, die Muslime seien in ihrer überwiegenden Mehrzahl viel frömmer als die Masse der Christen. Dies habe natürlich auch mit der höheren Sichtbarkeit muslimischer ritueller Praxen zu tun. Es machten sich diffuse Ängste vor einer schleichenden Islamisierung breit, die in dem Gefühl gipfelten, man sei gerade den Muslimen gegenüber zum Wächter und Verteidiger des demokratischen Staates berufen. Hier zeige sich nochmals die Dialektik von Idealisierung und Abwertung, die bis jetzt vielfach das Verhältnis von Christen und Muslimen bestimme.
DISKUSSION
Bei der anschließenden Diskussion war wohltuend zu beobachten, dass sich offensichtlich auch in Regensburg zunehmend islamkritische Bürger befinden, die sich jetzt zu Wort trauen. Die erste Frage bezog sich auf die Bewertung der Christen und Juden im Koran. Hierbei zitierte der Fragesteller diverse Koranverse, in denen sie eindeutig als „Ungläubige“ bezeichnet werden. Ob sie dadurch nicht auch unter all die vielen Gewalt- und Tötungsanordnungen fallen würden, die im Koran für Ungläubige vorgesehen sind.
Dr. Oechslen bestritt nicht, dass es all diese „problematischen“ Koranverse gebe. Das Juden- wie auch das Christentum würden im Islam als „Vorläufer-Religionen“ angesehen. Ihre Schriften seien „unvollständig“. Aber Abraham und Jesus würden im Islam neben Mohammed immerhin als wichtigste Propheten anerkannt. Der Koran sei widersprüchlich und gebe auch Ansätze für ein friedliches Zusammenleben her.
Die Infragestellung der Islamisierung bestritt ein Regensburger Bürger. So würden von der Justiz immer öfter abgeschwächte Urteile mit Berücksichtigung des muslimischen Kulturhintergrundes gefällt, beispielsweise beim Schlagen von Frauen. Somit werde die Scharia indirekt ins europäische Rechtssystem implementiert. Schwimmbäder führten immer öfter Frauenbädertage ein und akzeptierten Burkinis als Ganzkörper-Schwimmanzüge. Oechslen erwähnte bei seiner Antwort spezielle U-Bahnwägen für Frauen in Kairo, die deutsche Begleiterinnen seines dortigen Aufenthaltes vor wenigen Jahren positiv werteten. So hätten sie den Wunsch geäußert, dass man das doch auch in Deutschland einführen solle, das „wäre schön“. Der Frauenbadetag würde auch von deutschen Frauen akzeptiert und genutzt. Der Begriff „Geschlechterapartheid“ fiel in diesem Zusammenhang leider nicht. Was die Scharia anbelangt, wies Oechslen darauf hin, dass sie nicht nur Erb-, Straf- und Familienrecht beinhalte, sondern auch Anweisungen zum Beten etc. In Europa müssten die Gesetze des jeweiligen Landes akzeptiert werden, wozu es auch Aussagen von führenden Muslimen gebe. Dass es in England bereits muslimische Gerichtshöfe gibt, die Scheidungen aussprechen, hält Oechslen für nicht problematisch. „Das darf es geben, warum nicht?“
Die nächste Frage bezog sich auf die scheinbare Trennung von Staat und Kirche. Oechslen berichtete, dass Staatsgründer Mustafa Kemal „Atatürk“ in Frankreich studiert hätte, wo der Laizismus gelte und der religionsfeindliche Geist von Voltaire weit verbreitet sei. So habe Atatürk die Religion weitestgehend aus dem öffentlichen Raum verdrängt, indem er Verbote des Muezzinrufes, des Kopftuches, der männlichen Kopfbedeckung „Fes“ sowie der Priester- und Imamausbildung ausgesprochen hätte. Damit habe Atatürk also eine klar atheistische Doktrin verfolgt. Nach seinem Tod hätten es Imame sehr schwer gehabt, sich wieder zu etablieren.
Ein weiterer Fragesteller bemängelte, dass Oechslen die islamischen Eroberungskriege vor dem ersten Kreuzzug nicht erwähnt hatte. Dann forderte er einen neuen Kreuzzug, um den Islam aus Europa zu vertreiben, was zu Recht empörte Buhrufe zur Folge hatte. Durch diese aggressiven Formulierungen fiel auch die Antwort von Oechslen zu den islamischen Kriegen vom 7. bis zum 11. Jahrhundert aus, was sicherlich interessant gewesen wäre. Er ging nur knapp ans Mikrofon und sagte „Ich teile Ihre Meinung nicht“. Später stellte sich heraus, dass der Fragesteller von der örtlichen NPD war. Der wäre wohl besser in seinem Parteibüro geblieben. Dieser Heuchlerverein. Außenpolitisch sich mit dem Iran und anderen arabischen Schurkenstaaten gegen Israel solidarisieren, innenpolitisch aber gegen Moslems hetzen. Den geistigen Spagat muss man erstmal hinbekommen. Die NPD ist, wie jede andere antisemitische rassistische Vereinigung auch, nach der festen Überzeugung des Autors dieser Zeilen für jeden sachlichen Islamkritiker und überzeugten Demokraten ein absolutes No-Go.
Nachdem Oechslen einige geschichtliche Beispiele für islamische Toleranz gegenüber Juden angeführt hatte, erwähnte epistemology den Fall des bedeutendsten jüdischen Gelehrten des Mittelalters. Die Familie von Moses Maimonides war in Spanien von den Almohaden bedroht, die einen intoleranten Islam vertraten und jüdische Gemeinden verfolgten. Vor die Wahl gestellt, zum Islam überzutreten oder auszuwandern, flüchteten sie nach Kairo. Oechslen meinte, dass die islamische Welt immer schon vielseitig gewesen sei. In Kairo sei es zu der Zeit eben tolerant zugegangen.
Eine französischstämmige Mitbürgerin fragte, wie man in Zukunft ein friedliches Leben in Regensburg sichern könne. Wäre nicht die Trennung von Staat und Kirche empfehlenswert? Oechslen entgegnete, er sei zwar auch für eine Trennung, aber nicht nach dem französischen Modell. Er wolle Religionsunterricht an Schulen und eine Bereicherung durch Andersartigkeit. Das heißt wohl, dass er auch islamischen Religionsunterricht an Schulen unterstützt.
Ein Regensburger Bürger wollte wissen, warum Konvertiten, die zum Christentum übertreten, verfolgt und getötet werden. Oechslen schwächte ab: Nur im Iran und in Saudi-Arabien gäbe es dies als staatliche Strafe. Ansonsten wären die Täter „Fanatiker“, die von „Scharfmachern aufgehetzt“ würden. Herr Oechslen, noch nie in den Hadithen gelesen? Der oberste Scharfmacher ist doch der „Prophet“ dieser Religion höchstselbst. „Wer den Islam verlässt, den tötet“. Gibt es da noch irgendwelchen Raum für Missverständnisse? Grundsätzlich aber dürften laut dem Interreligiösen Dialogbeauftragten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern “Missbräuche” in anderen Ländern “unser Recht nicht ändern”.
Daraufhin stellte ein Zuhörer fest, dass es angesichts der Bevölkerungsentwicklung ab 2040 muslimische Mehrheiten in Deutschland geben werde. Dann würden die Gesetze mit Sicherheit geändert. Oechslen meinte, dies sei eine „demographische Schrecklegende“. Das Leben in Deutschland begünstige nicht 6-7 Kinder. Die Kinderzahl der türkischen Bevölkerung werde sich in Deutschland anpassen.
Ein Zuhörer monierte, dass Moscheen in Deutschland häufig vom türkischen Staat gebaut würden. Daher sollten auch in der Türkei Kirchen gebaut werden dürfen. Oechslen meinte, die staatliche Religionsbehörde in der Türkei sei natürlich ein Hemmnis. Andererseits würden aber auch „innenpolitische Probleme“ für das Verbot von Kirchenbauten verantwortlich sein. Die Kemalisten wollten keine nicht-islamischen Gotteshäuser, da sie die Einheit der Nation gefährden würden.
Zum Schluss meldete sich ein Pfarrer im Publikum, der forderte, dass Muslime in Deutschland angstfrei leben sollen dürften. Ein leuchtendes Beispiel für eine modern eingestellte muslimische Gemeinde sei Penzberg. Da kam der Zwischenruf, dass sie vom Verfassungsschutz beobachtet werde. Der Pfarrer winkte verärgert ab und meinte, dass es keine Gründe für eine Überwachung gebe. Nun, wenn er ein kritisches Bewusstsein hätte, könnte er diese stichhaltigen und schwerwiegenden Gründe jederzeit nachlesen.
Aus Zeitgründen wurde an dieser Stelle der offizielle Teil des Abends beendet. Anschließend gab es noch viele interessante Gespräche.
UNTERHALTUNGEN
Mich interessierte vor allem, wie die Stadträtin Bernadette Dechant über die Gefahr der Islamisierung denkt. Sie erzählte, dass sie viele unserer Befürchtungen durchaus teile. Aber ihre Kinder müssten hier in die Schule gehen, und sie setze alles daran, dass dies in einer friedlichen Atmosphäre geschehe. Zum Fall des Tunesiers Mouldi Chaabane, der im Regensburger Umfeld Al-Qaida-Verbindungen hatte, meinte sie, dass man ihm nichts Definitives hätte nachweisen können. Der CSU-Stadtrat Christian Schlegl versicherte im Gespräch, dass die CSU ein waches Auge auf die Entwicklungen haben werde.
Mittlerweile war es 23 Uhr und das Pfarrheim wurde geschlossen. Draußen führten wir eine schon im Saal angefangene Diskussion mit fünf muslimischen Salafisten fort. Sie hatten uns nach der letzten Veranstaltung aufgefordert, die Internetseite „Einladung zum Paradies“ anzusehen, die bekanntlich von Pierre Vogel gestaltet wird. Sie versicherten, dass sie Gewalt ablehnen und sie nur anwenden würden, wenn sie bedroht wären. Außerdem rühmten sie Pierre Vogel, da er den Muslimen ein anständiges Leben predige. Er mahne sie beispielsweise nicht kriminell zu werden. Wir kamen immer wieder auf die Gewalt-, Unterdrückungs- und Mordaufrufe im Koran zu sprechen. Die würden nur im Verteidigungsfall gelten. Aha. Und die problematische Einstellung zur Frau? Das sei in Wahrheit gar nicht so. Die Frau werde hoch geachtet und von den Männern beschützt. Nun, Selbstkritik ist im Islam bekanntlich nicht vorgesehen. Wir diskutierten trotzdem eine dreiviertel Stunde, die mehr oder weniger komplett mittels Handy von den Salafisten aufgezeichnet wurde. Zum Schluss fragten sie, wie unserer Meinung nach die Lösung der Probleme aussehe. Wir antworteten, dass die Modernisierung des Islam zwingend notwendig sei. Das ginge nicht, entgegneten sie. Der Islam sei „unreformierbar“, denn der Koran sei Gottes Wort. Das sei seit 1400 Jahren so und dürfe nicht verändert werden.
So gingen wir auseinander. Wir schüttelten uns trotzdem die Hände und mussten erkennen, dass uns trotz Sympathie für diese Muslime deren Ideologie trennt. Sie wirkt auch noch im Jahr 2010. Dieses Gespräch wie auch so viele andere hat uns überzeugt: Wenn der Islam mit seinen rigiden Vorschriften nicht wäre, dann könnten sich diese Menschen problemlos in unsere Gesellschaft integrieren. Aber etwas Entscheidendes steht im Weg. Nämlich das, was vor 1400 Jahren in der arabischen Wüste erfunden wurde, um Macht zu erringen, zu erobern und zu unterwerfen. Und es vergiftet die Köpfe der Menschen weiterhin.
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