Irving KristolWas ist eigentlich genau Neokonservatismus? Journalisten und jetzt sogar Präsidentschaftskandidaten sprechen mit beneidenswertem Selbstvertrauen über wer und was „neokonservativ“ ist, und scheinen dabei anzunehmen, dass die Bedeutung vollständig im Namen enthüllt wird. Jene von uns, die als „Neocons“ dargestellt werden, sind amüsiert, geschmeichelt, oder abweisend, kommt ganz auf den Kontext an. Es ist vernünftig sich zu fragen: gibt es da irgendein „dort“?

(Von Irving Kristol*)

Sogar ich, der häufig als „Godfather“ all dieser Neocons bezeichnet wird, hatte viele Momente der Verwunderung. Vor ein paar Jahren sagte ich (und schrieb auch leider), dass der Neokonservatismus in seinen frühen Jahren seine ganz speziell charakterisierenden Qualitäten hatte, diese jedoch inzwischen vom Mainstream des amerikanischen Konservativismus absorbiert wurden. Ich lag falsch, und der Grund dafür, dass ich falsch lag war, dass, seit seiner Entstehung unter desillusionierten liberalen Intellektuellen in den 1970ern, das was wir heute Neokonservatismus nennen, eines dieser intellektuellen Gedankenspiele war, welche nur sehr unregelmäßig auftauchen. Es ist keine „Bewegung“, wie es die konspirativen Kritiker haben möchten. Neokonservatismus ist, wie es der späte Historiker des jacksonianischen Amerikas, Marvin Meyers, eine „Überzeugung“ nannte, eine, die sich selbst über die Zeit manifestiert, jedoch unberechenbar bleibt, und deren Bedeutung wir nur in Retrospektive erkennen können.

So gesehen, kann man sagen, dass die historische Aufgabe und die politische Absicht des Neokonservatismus dies zu sein scheint: die Republikanische Partei und den amerikanischen Konservativismus generell, gegen deren jeweiligen Willen, in eine neue Art der konservativen Politik zu transformieren, die zum Regieren von modernen Demokratien passt. Dass diese neue konservative Politik klar amerikanisch ist, darüber besteht kein Zweifel. Es gibt in Europa nichts, dass wie der Neokonservatviismus ist, und die meisten Europäer stehen seiner Legitimität in höchstem Maße skeptisch gegenüber. Das Faktum, dass der Konservativismus in den Vereinigten Staaten so viel gesünder ist als in Europa – politisch so viel effektiver – hat ganz bestimmt etwas mit der Existenz des Neokonservativismus zu tun. Doch Europäer, für die es absurd ist, für Lektionen in Sachen politischer Innovation in die Vereinigte Staaten zu blicken, weigern sich resolut, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen.

Neokonservativismus ist die erste Variante amerikanischen Konservativismus des letzten Jahrhunderts, der aus einem „amerikanischem Samenkorn“ stammt. Er ist hoffnungsvoll, nicht trauernd; vorwärts gewandt, nicht nostalgisch; und sein grundsätzlicher Ton ist freudig, nicht grimmig oder dyspeptisch. Seine Helden des Zwanzigsten Jahrhunderts sind tendenziell wie TR (Theodore „Teddy“ Roosevelt), FDR (Franklin D. Roosevelt) und Ronald Reagan. Republikaner und Konservativismus-Würdige wie Calvin Coolidge, Herbert Hoover, Dwight Eisenhower, und Barry Goldwater, werden gelegentlich übersehen. Natürlich werden diese Würdigen keineswegs von einem großen, wahrscheinlich dem größten, Segment von Republikanern übersehen, mit dem Ergebnis, dass die meisten republikanischen Politiker nichts über den Neokonservativismus wissen und sich nicht weniger drum kümmern könnten. Trotzdem, sie können dem Faktum gegenüber nicht blind sein, dass neokonservative Politik weit über die traditionellen politischen und finanziellen Basen reicht, und geholfen hat, die grundlegende Idee des politischen Konservativismus für eine Mehrheit von amerikanischen Wählern akzeptabler zu machen. Auch blieb es nicht ohne Beachtung, dass es neokonservative Gesellschaftspolitik ist, nicht die traditionell republikanische, welche in populären republikanischen Präsidentschaften resultierte.

Eine dieser Weltklugheiten, sehr sichtbar und umstritten, sind Steuersenkungen, um kontinuierliches Wirtschaftswachstum zu stimulieren. Diese Politik wurde weder von Neocons erfunden, noch hat man sich für die Einzelheiten der Steuersenkung interessiert, als vielmehr für den kontinuierlichen Blick auf ökonomisches Wachstum. Neocons sind mit der intellektuellen Geschichte vertraut und sind sich bewusst, dass erst in den letzten zwei Jahrhunderten die Demokratie eine respektable Option unter politischen Denkern wurde. Vor dieser Zeit bedeutete Demokratie ein in sich Turbulenzen tragendes politisches Regime, in dem die „nichts Habenden“ und die „Habenden“ in einen fortwirkenden, total zerstörerischen Klassenkampf verwickelt sind. Erst die Aussicht auf wirtschaftliches Wachstum an dem alle teilhaben konnten (Wohlstand und Wohlfahrt), wenn nicht gleichmäßig oder simultan, gab den modernen Demokratien ihre Legitimität und Dauerhaftigkeit.

Dier Preis dieses Nachdrucks auf ökonomisches Wachstum war eine dem Risiko weit weniger abgeneigte Haltung hinsichtlich öffentlicher Finanzen als dies unter traditionellen Konservativen der Fall ist. Neocons bevorzugen es, ein nicht allzu großes Defizit im Budget zu haben, jedoch liegt es in der Natur der Demokratie – weil es scheint, als liege dies in der Natur des Menschen – dass, politische Demagogie häufig in wirtschaftlicher Rücksichtslosigkeit endet, so dass man deswegen manchmal finanzielle Defizite als Kosten (temporär, ist zu hoffen) für ökonomisches Wachstum schultern muss. Es ist eine Grundannahme des Neokonservativismus, dass, als Konsequenz des verbreiteten Überflusses unter allen Klassen, eine Land besitzende und Steuern zahlende Bevölkerung, rechtzeitig, weniger anfällig für egalitäre Illusionen und aufwieglerische Reize und zugleich sensibler bezüglich grundlegender wirtschaftlicher Kalkulationen wird.

Dies führt zur Streitfrage über die Rolle des Staates. Neocons mögen die Konzentration von Hilfeleistungen im Wohlstandsstaat nicht und sind glücklich, alternative Wege zur Bereitstellung dieser Dienste zu studieren. Sie sind jedoch ungeduldig bei der hayekanischen Vorstellung, dass wir „auf der Straße zur Knechtschaft seien.“ Neocons fühlen diese Alarmiertheit oder Angst bezügluich des Wachstums des Staates im letzten Jahrhundert nicht; man sieht es als etwas natürliches, ja gar Unvermeidliches. Weil sie dazu tendieren, mehr an Geschichte als an Wirtschaft oder Soziologie interessiert zu sein, wissen sie, dass die Idee aus dem 19. Jahrhundert, so ordentlich verfochten von Herbert Spencer in seinem „The Man versus the State,“ ein historischer Sonderling ist. Die Menschen bevorzugten immer starke Obrigkeiten gegenüber schwachen Regierungen, obgleich sie natürlich keine Vorliebe für etwas haben, das nach allzu aufdringlicher Herrschaft riecht. Neocons fühlen sich im heutigen Amerika zu einem solchen Grad wohl, wie es traditionelle Konservative nicht tun. Obwohl auch sie vieles finden, worüber man kritisch sein kann, tendieren sie dazu, intellektuelle Inspiration in der demokratischen Weisheit von Tocqueville zu suchen, anstatt der Tory Nostalgia von, sagen wir, Russel Kirk.

Neocons sind allerdings wirklich nur bis zu einem gewissen Grad komfortabel im modernen Amerika. Der kontinuierliche Rückgang in unserer demokratischen Kultur, das Absinken auf neue Ebenen der Geschmacklosigkeit, verbindet die Neocons mit den traditionellen Konservativen – jedoch nicht mit jenen liberalen Konservativen, welche konservativ mit der Volkswirtschaft umgehen, jedoch nicht mit der Kultur. Das Ergebnis ist eine ziemlich unerwartete Allianz zwischen Neocons, die eine veritable Zahl an säkularen Intellektuellen inkludieren, und religiösen Traditionalisten. Sie sind vereint in Angelegenheiten hinsichtlich der Qualität von Bildung, der Beziehung von Kirche und Staat, der Regulation von Pornographie, und solcher Dinge. Alles, was man als geeignete Themen betrachtet, denen der Staat seine Aufmerksamkeit schenken sollte. Und seit die Republikanische Partei eine substantielle Basis unter den Religiösen hat, gibt dies den Neocons gewissen Einfluss und sogar Macht. Weil religiöser Konservativismus in Europa so schwach ist, ist auch das Potential des Neokonservativismus dort entsprechend schwach.

UND DANN ist da natürlich noch die Außenpolitik, das Gebiet amerikanischer Politik, auf dem der Neokonservatismus vor kurzem das Zentrum der Medienaufmerksamkeit war. Überraschend, da es eigentlich keine neokonservative Glaubenshaltung hinsichtlich der Außenpolitik gibt, nur ein Satz an Haltungen, welche von historischen Erfahrungen abgeleitet wurden. (Der beliebteste neokonservative Text über Auslandsangelegenheiten, Dank an Professor Leo Strass von Chicago und Donald Kagan von Yale, ist der über den Peloponnesischen Krieg.) Diese Haltungen können in den folgenden „Thesen“ (wie ein Marxist sagen würde) zusammengefasst werden: Erstens, Patriotismus ist ein natürliches und gesundes Gefühl und sollte sowohl von privaten als auch öffentlichen Institutionen unterstützt und gefördert werden. Präzise, weil wir eine Nation von Einwanderern sind, ist dies ein kraftvoll verbindendes Gefühl. Zweitens, eine Weltregierung ist eine schreckliche Idee, weil sie zu einer Welttyrannei führen kann. Internationale Institutionen, die in Richtung einer solchen Weltregierung zeigen, sollten mit tiefstem Misstrauen betrachtet werden. Drittens, Staatsdiener sollten vor allem die Fähigkeit besitzen, eigenverantwortlich zwischen Freund und Feind unterscheiden zu können. Dies ist nicht so einfach, wie es klingt, wie uns die Geschichte des Kalten Krieges offenbarte. Die Zahl intelligenter Personen welche die Sowjetunion nicht als Feind berechnen konnten, obwohl die erklärte Selbstdefinition daraus bestand, war absolut erstaunlich.

Zum Schluss, für eine Supermacht sind „nationale Interessen“ kein geographischer Ausdruck, außer für ziemlich prosaische Dinge wie Handel und Umweltregulierungen. Eine kleinere Nation mag es passend finden, wenn die nationalen Interessen an ihren Grenzen enden und beginnen, so dass die eigene Außenpolitik fast immer in einem defensiven Modus ist. Und große Nationen, deren Identität ideologischer Natur ist, wie die Sowjetunion von gestern und die Vereinigten Staaten von heute, haben unvermeidlich zusätzlich zu eher materiellen Bestrebungen auch ideologische Interessen. Abgesehen von außerordentlichen Begebenheiten, werden sich die Vereinigten Staaten immer dazu verpflichtet fühlen, eine demokratische Nation, die unter dem Angriff nicht-demokratischer interner oder externer Kräfte steht, zu verteidigen. Darum lag es in unserem nationalen Interesse, im zweiten Weltkrieg zur Verteidigung von Frankreich und Großbritannien zu kommen. Deshalb erachten wir es als nötig, Israel heute zu verteidigen, sobald sein Überleben gefährdet ist. Keine komplizierten geopolitischen Kalkulationen nationaler Interessen sind von Nöten.

Hinter all dem liegt ein Faktum: die unglaubliche militärische Überlegenheit der Vereinigten Staaten gegenüber den Nationen der übrigen Welt, in jeder vorstellbaren Kombination. Diese Überlegenheit wurde von niemandem geplant, und selbst heute lehnen dies viele Amerikaner ab. Zu einem großen Teil passierte dies alles durch unser Schicksal. Während den 50er Jahren nach dem zweiten Weltkrieg, während Europa in Frieden lag und sich die Sowjetunion zum größtenteils auf Proxies (Stellvertreter) vertraute um ihre Kämpfe zu führen, waren die Vereinigten Staaten in eine ganze Serie von Kriegen involviert: den Korea Krieg, den Vietnam Krieg, den Golf Krieg, den Kosovo Konflikt, den afghanischen Krieg, und den Irak Krieg. Das Ergebnis war, dass unsere Militärausgaben mehr oder weniger in Übereinstimmung mit unserem wirtschaftlichen Wachstum expandierten, während die Demokratien Europas ihre Militärausgaben zugunsten von gesellschaftlichen Wohlfahrtsprogrammen zurück stellten. Die Sowjetunion gab überreichlich aus, jedoch verschwenderisch, so dass deren Militär zusammen mit ihrer Wirtschaft kollabierte.

Plötzlich, nach zwei Dekaden, während denen „imperialistischer Abstieg“ und „imperialistische Überdehnung“ die akademischen und journalistischen Lieblingsworte waren, gingen die Vereinigten Staaten als einzigartig kräftig hervor. Die „Magie“ zusammengesetzter Interessen hatten über ein halbes Jahrhundert ihre Auswirkungen auf unser Militärbudget, so auch die kumulative Wissenschaft und technologischen Forschungen unserer bewaffneten Kräfte. Mit Macht kommt Verantwortung, ob gesucht oder nicht, ob willkommen oder nicht. Und es ist eine Tatsache, dass wenn man diese Art von Macht hat, wie wir sie nun haben, man Möglichkeiten findet, diese zu benutzen, oder aber die Welt diese für einen entdeckt.

Die älteren, traditionellen Elemente innerhalb der Republikanischen Partei haben Schwierigkeiten mit dieser neuen Realität in internationalen Beziehungen klar zu kommen, genauso wie sie ökonomischen Konservatviismus mit sozialem und kulturellem Konservativismus nicht in Einklang bringen können. Doch bei einem dieser geschichtlichen Zufälle beginnen die Historiker nachzudenken, unser Präsident (damals [2003] George W. Bush) und seine Administration erweisen sich in diesem neuen politischen Umfeld erstaunlich heimisch, auch wenn klar ist, dass sie diese Rolle nicht mehr erahnen konnten als ihre Partei als Ganzes. Als Resultat, begann der Neokonservativismus ein zweites Leben zu genießen, in einer Zeit in der seine Nachrufe noch immer verlegt wurden.

*Übersetzung aus dem Englischen von „die Realität“. Der Originalartikel „The Neoconservative Persuasion“ von Irving Kristol wurde im Original 2003 exklusiv auf Weeklystandard.com publiziert und ist hier online zu finden. Irving Kristol (* 22. Januar 1920 in Brooklyn, New York; † 18. September 2009 in Washington D.C.) war US-amerikanischer politischer Autor und Sozialwissenschaftler. Irving wird häufig als „spiritus rector“ der neokonservativen Bewegung in den USA bezeichnet. Er war Herausgeber und Mitbegrüner zahlreicher Zeitschriften und Autor vieler literarischen Werke, darunter „Neoconservatism; The Autobiography of an Idea“. Auch war er Senior Fellow des American Enterprise Institute (AEI) und seit 1972 Mitglied des Council on Foreign Relations und Präsident des Bureau of National Affairs, Inc. (BNA). Kristol bezeichnete sich selbst als Linken, der von der politischen Realität überfallen wurde („a liberal mugged by reality“). Neokonservativ war für ihn also derjenige, der gelernt hat, die Welt danach zu beurteilen, wie sie ist, und nicht, wie er sie sich wünscht.

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23 KOMMENTARE

  1. Ich steh ja mehr auf Neoliberalismus, aber die Strömungen haben viele Überschneidungspunkte.
    Mit Leuten wie Rand, Reagan, Greenspan können beide Seiten gut leben. Mir persönlich gefiel Clinton auch ganz gut. Auch Bush hatte einige positive Seiten. Die Qualität hat seit Reagan aber fast kontinuierlich abgenommen. Auch wenn das jetzt nostalgisch verzerrt sein mag.

  2. Ich hab mir den ewig langen Artikel lieber gar nicht durchgelesen, wenn der genauso weitergeht wie er anfängt, dann heilige Einfalt. Mir ist ohnehin, nicht recht die Bedeutung dieses Neo klar. Allgemein fass ich das als eine Beleidigung auf, als die es ja gemeint ist, von denjenigen die solches Vokabular benutzen.

  3. Neocons und Konservative sind natürliche Feinde.
    Neocons haben ein Schwarz/Weiß Bild von der Welt, wie man es vorher nur von Linken kannte. Und ihre Ideologie macht sie genauso blind für Reallitäten.
    Die Neocons haben vielfach Politik gegen ihr Volk gemacht unter dem Deckmantel des Patriotismus, den sie aber bei jeder Gelegenheit mit Füßen treten. Gesetze wie der Patriots Act zeigen das ganz deutlich, außen drauf steht Patriotismus innen drin ist Überwachungsstaat. Bush hat den Konservativen häufig nach dem Mund geredet aber dann ganz anders gehandelt.

  4. Die Frage ist schnell beantwortet: nichts, denn: nichts ist „eigentlich“.
    die Frage muß: „was ist Neokonvervatismus genau“ lauten

  5. Respekt, er macht zwar Wahlwerbung für die US-Reps, kommt aber fast 100% seriöus rüber. Er sagt weder „demokratische Partei“, noch „Obama“. Sollte PI endlich die Kurve gekriegt haben und will nicht mehr Sprachrohr für konservative US-Verschwörungstheoretiker a´la Pam Geller sein? Hoffen wir es!

  6. Toller Artikel, PI, danke!

    Vorab: An manch liebe MitPI-ler,
    wenn Euch dieser Text zu lang ist oder Ihr ihn nicht versteht, dann erspart Euch doch vielleicht bitte einfach einen Kommentar. Dieser Blog hat mittlerweile etwas Gewicht in der deutschen Meinungslandschaft und logischer Weise viele Feinde. Sie beobachten uns daher und ich möchte nicht Morgen irgendwo ein screen shot voll mit allerlei Hilflosigkeiten sehen, mit der Überschrift: PI-ler scheitern an Text wegen Länge! Können Sie überhaupt Bücher lesen?

    Zitat aus obigem Text:

    Patriotismus ist ein natürliches und gesundes Gefühl und sollte sowohl von privaten als auch öffentlichen Institutionen unterstützt und gefördert werden. Präzise, weil wir eine Nation von Einwanderern sind, ist dies ein kraftvoll verbindendes Gefühl.

    Das ist genau das, was unsere Integrationsspezialisten eben nicht begreifen wollten und wollen: In Deutschland ist jede Form von Patriotismus etwas ganz doll Böses. Wer aber z.B. schon mal etwas länger in New York, Chicago; aber auch Montréal oder Toronto war, weiß, dass dort so etwas wie Multi-Kulti gelebt wird. Es funktioniert aber auch nur, weil es bedingungslos unter Stars and Stribes und dem Maple Leaf stattfindet. In den USA klappt das sogar noch eine ganze Ecke besser als im zuweilen auch recht gutmenschelnden Kanada.

    Einwanderer finden hierzulande aber eine Gesellschaft vor, die vor Weichheit, Unterwürfigkeit und Jämmerlichkeit kaum noch zu überbieten ist und sich schon dafür schämt, überhaupt deutsch zu sein. Verbunden mit der Betriebsblindheit unserer Welt verbessernden links-grün Mischpoke hat sich daraus ein unansehnliches, stinkendes Gebilde von tränenreichem Selbstmitleid entwickelt. Wäre ich ein Einwanderer; sagen wir mal aus etwas robusteren Gesellschaften; würde ich mich ganz bestimmt hier auch nicht assimilieren wollen; das wäre ja schlicht Selbstverleugnung.

    Die US-amerikanischen Neocons können vielleicht einen gesellschaftspolitischen Ansatz für Deutschland liefern, der, unseren Gegebenheiten und Dimensionen angepasst, eine Orientierung sein könnte; schließlich braucht man das Rad ja nicht täglich neu zu erfinden.

  7. Solche Artikel braucht PI. Vielleicht auf einem eigenen Blog, aber PI sollte wirklich eine intellektuelle Elite haben, die sich mit solchen Essays, die gerne auch lang sein dürfen,befasst.
    Denn die meisten Artikel hier sind leider provokativ,populistisch und unterirdisch niveaulos.

  8. Nochmal, SRY

    Zitat aus obigem Text:

    Patriotismus ist ein natürliches und gesundes Gefühl und sollte sowohl von privaten als auch öffentlichen Institutionen unterstützt und gefördert werden. Präzise, weil wir eine Nation von Einwanderern sind, ist dies ein kraftvoll verbindendes Gefühl.

    Das ist genau das, was unsere Integrationsspezialisten eben nicht begreifen wollten und wollen: In Deutschland ist jede Form von Patriotismus etwas ganz doll Böses. Wer aber z.B. schon mal etwas länger in New York, Chicago; aber auch Montréal oder Toronto war, weiß, dass dort so etwas wie Multi-Kulti gelebt wird. Es funktioniert aber auch nur, weil es bedingungslos unter Stars and Stribes und dem Maple Leaf stattfindet. In den USA klappt das sogar noch eine ganze Ecke besser als im zuweilen auch recht gutmenschelnden Kanada.

    Einwanderer finden hierzulande aber eine Gesellschaft vor, die vor Weichheit, Unterwürfigkeit und Jämmerlichkeit kaum noch zu überbieten ist und sich schon dafür schämt, überhaupt deutsch zu sein. Verbunden mit der Betriebsblindheit unserer Welt verbessernden links-grün Mischpoke hat sich daraus ein unansehnliches, stinkendes Gebilde von tränenreichem Selbstmitleid entwickelt. Wäre ich ein Einwanderer; sagen wir mal aus etwas robusteren Gesellschaften; würde ich mich ganz bestimmt hier auch nicht assimilieren wollen; das wäre ja schlicht Selbstverleugnung.

    Die US-amerikanischen Neocons können vielleicht einen gesellschaftspolitischen Ansatz für Deutschland liefern, der, unseren Gegebenheiten und Dimensionen angepasst, eine Orientierung sein könnte; schließlich braucht man das Rad ja nicht täglich neu zu erfinden.

  9. Vielen Dank. Aus diesem Artikel wird u.a. ersichtlich, was PI (jedenfalls der grössere Teil davon) klar unterscheidet von „braunsozialem Rechtssein“, das uns in Europa sonst eher bekannt ist (Deshalb sind die MSM auch überfordert mit dem Phänomen PI).
    Einmal mehr wird deutlich, was das Statement „ProAmerikanisch“ hier bedeutet. Deshalb komme ich, trotz allem, immer wieder hierher.

    Sozialismen sind das Problem, nicht Anglizismen.

  10. #12 LosChrisos:
    >> Solche Artikel braucht PI. Vielleicht auf einem eigenen Blog, aber PI sollte wirklich eine intellektuelle Elite haben, die sich mit solchen Essays, die gerne auch lang sein dürfen,befasst. <<

    Ich gebe dir absolut Recht, allerdings nicht unter dem Punkt, dass man den Blog irgendwie aufteilen sollte: Es muss schon für jeden was dabei sein. Daneben hole ich mir auch aus manchen niveaulosen Pöbeleien hier und da mal eine Anregung, eine gelungene Formulierung und einen interessanten Link.

  11. #16 vivaeuropa:
    >> Neo-Konservatismus? Ist das ein neuer Begriff, weil konservativ schon zu rechts ist? <<

    Der obige Artikel wird Dir erste Antworten auf diese Frage liefern. 😉

  12. #13 Graue Eminenz (24. Apr 2010 18:09)

    Da stimme ich Dir absolut zu !

    Linke wollen auch nicht raffen das ein Liberaler -wie ich es bin- Patriot sein kann.

    Ein Patriot, der wird hier in DE auf die Stufe einer NPD Brüll-Glatze gestellt.

    Da wirst Du angeschaut als ob du Kinder essen würdest.

    Aber was erwartet man von Menschen die „Deutschland verrecke“ im Kopf haben und alles für diese Umsetzung tun. 🙁

    Dieses Land hat eine Krankheit, und das ist das links/grüne Gutmenschentum !

    Es ist unglaublich wie sie mit ihren (Selbst)Hass die ganze Gesellschaft vergiftet haben.

    Da wundert es auch nicht wenn es keine Sau interessiert das unsere Jungs un Mädels an der Front verrecken.

  13. Was ist Neokonservatismus?

    Es ist eine begriffliche Mogelpackung, die sich konservativ nennt und innerhalb der Republikaner wirkt, aber in Wahrheit höchst progressiv ist. Die Vordenker dieser Strömung sind Revolutionäre, was auch von europäischen Linken anerkennend gewürdigt worden ist: Leo Strauss, Richard Perle, Paul Wolfowitz. Wo europäischer Konservatismus eine für die Nation zugeschnittene Politik macht, die deren Werte bewahren und ihr Potential herausbringen möchte, geht es den Neokonservativen gleich um die ganze Welt, die sie am liebsten in die USA eingemeinden möchten, ohne zu fragen, ob das den Menschen anderer Nationen, Religionen und Traditionen auch recht wäre. Innerhalb Deutschlands gibt es eine Strömung, die weitgehend die gleichen Ansichten teilen wie die amerikanischen Neocons: Proamerikanismus, Proisraelismus, Bellizismus gegen das „Böse“ (= Taliban, Al Qaida, Bin Laden, Saddam, Ahmadinedjad – aber eigenartigerweise nicht Saudi-Arabien und auch nicht der Islam als solcher) und eine Verachtung für den Wunsch der verschiedenen Völker nach Selbstregierung. Man nennt sie die Antideutschen und rechnet sie den radikalen Linken zu.

  14. „die sie am liebsten in die USA eingemeinden möchten“

    Das ist doch Blödsinn was du hier schreibst. Sie wollen die amerikanischen Werte verbreiten. Im Sinne von Freiheit, Demokratie, Kapitalismus.
    Das hat doch nichts mit Eingemeinden zu tun. Wenn dann mit Missionierung. Ob das bei so Leuten wie den Taliban in Afghanisten klappt, erscheint mir dann doch auch ein bisschen zu idealistisch. Um nicht zu sagen BESCHEUERT. Aber z.B. im Irak wurden für viele überraschend Fortschritte erzielt. Wenn auch kleine. Man darf auch nicht vergessen, dass diese Wertevermittlung vor 65 Jahren schon in einem Land namens Deutschland durchaus erfolgreich funktioniert hat. Auch wenn die Voraussetzungen damals natürlich viel einfacher waren als heute.

  15. Man darf auch nicht vergessen, dass diese Wertevermittlung vor 65 Jahren schon in einem Land namens Deutschland durchaus erfolgreich funktioniert hat.

    Ach ja? „Werte“-Vermittlung durch Bomber, wie interessant. Mir wurden die Werte, nach denen ich zu leben versuche, jedenfalls nicht durch Bomber in den Kopf vermittelt, sondern durch eine gute und liebevolle Erziehung. Schläge gab’s wohl auch ab und an, aber nicht wirklich schlimm. Bomben werden geworfen, um Menschen zu töten und ein Land für „democracy“ zu öffnen, aber doch nicht zur „Wertevermittlung“ – wer das glaubt, bei dem wirkt die Propaganda der Sieger heftig nach.

    Auch wenn die Voraussetzungen damals natürlich viel einfacher waren als heute.

    Ich verstehe. Wenn ein Land so richtig am Boden und in Trümmern ist, gerade 4,5 Millionen Soldaten und 3,5 Millionen Zivilisten verloren und 9 Millionen Flüchtlinge im Land stehen hat, die der überlebende Rest von 11 Millionen Vertriebenen sind, dann ist es aus der Sicht des Eroberers natürlich etwas einfacher, „Veränderungen“ hin zur Auflösung der Nation und Fremdsteuerung durch Interessengruppen hinzunehmen, als wenn die Nation und die Religion noch in ungebrochener Kraft stehen, wie das im Irak oder in Afghanistan noch der Fall ist. Dafür muss man eben „richtig“ Krieg führen, bevor ein Volk solche Maßnahmen zu akzeptieren bereit ist.

    Geschieht die Kriegführung, wie sie in den ’40ern gegen Deutschland erfolgte, und die, die jetzt in manchen (warum nicht allen?) islamischen Ländern erfolgt, trotz ihrer offensichtlichen Unterschiede in der Härte tatsächlich aus den gleichen Motiven? Ich glaube, an dem Gedanken ist was dran. Trotz der unsympathischen deutschen Führung haben die Internationalisten damals mit Deutschland den härtesten Brocken weggeräumt, den es überhaupt noch gab. Und heute ist der islamische Block der härteste. Nur der militärische Elan „des Westens“ ist nicht der gleiche.

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