In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung befindet sich auf der ersten Seite des München-Teils ein Artikel über den Bayerischen Landesvorsitzenden der FREIHEIT, Christian Jung. Unter dem Titel „Stadt will Islamkritiker versetzen“ wird darin versucht, die sensible Situation im Arbeitsverhältnis von Jung beim Münchner Kreisverwaltungsreferat darzustellen. Freilich nur aus der Sicht der Stadt München.
Da Christian Jung als städtischer Beamter der Schweigepflicht unterliegt, konnte und wollte er im Vorfeld dieser Artikelveröffentlichung keine Gegendarstellung bringen. Und so kommen im SZ-Artikel zunächst städtische Vertreter zu Wort:
Chef der neuen rechtspopulistischen Partei „DIE FREIHEIT“ arbeitet als Beamter – ausgerechnet in der Ausländerbehörde.
Christian Jung ist bayerischer Landesvorsitzender der neuen Partei ,,Die Freiheit“. Dazu wurde er gerade erst gekürt, im März war der 45-Jährige aus der Münchner CSU ausgetreten. Jung ist aber auch Beamter bei der Stadt München. Und dieser Umstand bereitet dem Rathaus Kopfzerbrechen. Das liegt daran, dass der Landeschef einer Partei, die als rechtspopulistisch und islamfeindlich gilt, in der Ausländerbehörde des Kreisverwaltungsreferats (KVR) arbeitet und dort ausgerechnet zuständig ist für „aufenthaltsbeendende Maßnahmen“, wozu auch Abschiebungen gehören. Diesen Job übt er seit Dezember 2004 aus, aber nicht mehr lange: Nach seiner Rückkehr, heißt es aus dem KVR, werde er an anderer Stelle eingesetzt.
Rückkehr deshalb, weil Jung krankgeschrieben ist, und das schon seit längerem. Trotzdem scheint er soweit fit zu sein, dass er sich für seine Partei an vorderster Stelle engagiert. Wie passt das zum Krankenstatus? Das fragt sich auch die Stadt und lässt Jungs Verhalten dienstrechtlich prüfen. Das sind Vorermittlungen des Personalreferats, erst dann sei laut einer Sprecherin klar, ob man ein Disziplinarverfahren einleite.
Unabhängig davon aber will das KVR den Beamten nicht mehr im Ausländeramt haben. Seine politische Überzeugung und die der Stadt passen nicht zusammen. Das wundert nicht, schließIich hat vor kurzem OB Christian Ude (SPD) ausdrücklich vor dem Gedankengut der ,Freiheit“ gewarnt: Das Miteinander in München dürfe nicht durch eine Partei gefährdet werden, ,,die auf die Ausgrenzung bestimmter BevöIkerungsgruppen – insbesondere der Muslime – setzt“. Nun würde sich die Stadt schwer tun, die Zwangsversetzung des Beamten Jung mit dessen politischer Meinung zu begründen. Wenn es aber immer wieder Spannungen und Reibereien zwischen einem Mitarbeiter und seinen Vorgesetzten gibt, wie es im FaII von Jung offenbar schon lange vor der Parteigründung der FaIl war, kann der Beschäftigte offenbar ohne größere Hürden zum ,,Unterbringungsfall“ werden. Das ist Behördenjargon für die Neubesetzung einer Stelle ohne Ausschreibung, wie es oft etwa nach Rückkehr aus der Elternzeit geschieht.
Die Stadt strebt offenbar eine gütliche Lösung für Jungs Zukunft an. Hinweise, dass er rechts dass er rechtswidrige Entscheidungen getroffen hätte, etwa jemand zu Unrecht abgeschoben, gibt es nicht. Deshalb häIt es das KVR auch nicht für nötig, Jungs Entscheidungen nachträglich zu kontrollieren. Die meisten würden ohnehin gerichtlich überprüft.
Christian Jung, der auch im islamfeindlichen Internetblog „Politically Incorrect“ mitmischt, will sich zur Diskussion um seine Person nicht äußern. Lediglich die Warnung Udes vor seiner Partei kommentiert er: Der OB verwende ,,eine Keule“, ohne sich mit den Inhalten zu beschäftigen. Diese Inhalte aber sind für Kritiker eindeutig rechtspopulistisch: In ihrem Wahlprograrnm etwa fordert ,,Die Freiheit“ „die konsequente Abschiebung von schwer straffälligen Ausländern“. Und in einem Thesenpapier steht zum Bleiberecht: ,,Somit gesteht man einem Rechtsbrecher, der sich nicht an die deutschen Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen gehalten hat, eine Belohnung für sein rechtswidriges Verhalten zu.“ Einer der Verfasser des Papiers zur Zuwanderungs- und Integrationspolitik (Titel: ,,Sichere Grenzen“) ist der Verwaltungsamtmann Jung aus der Ausländerbehörde, die auch zuständig ist für Verfolgte.
Der bayerische Landesverband der FREIHEIT hat hierzu eine Pressemitteilung veröffentlicht:
Sehr geehrte Medienvertreter,
im heutigen SZ-Artikel „Stadt will Islamkritiker versetzen“ auf der ersten Seite des München-Teils wird gemeldet, dass das Kreisverwaltungsreferat Christian Jung nicht mehr im Ausländeramt beschäftigen wolle. Dem ist zu entgegnen, dass es vielmehr Jung ist, der bereits im Juli 2010 den Antrag auf Versetzung auf eine andere Stelle beantragt hat und nun via SZ erfährt, dass man diesem stattgibt. Aufgrund welcher Informationen auch immer die SZ dennoch von „Zwangsversetzung“ spricht, ist schleierhaft.
Außerdem wird die Frage aufgeworfen, wie sich die Parteiarbeit des Landesvorsitzenden Jung mit seinem „Krankenstatus“ vertrage. Nach Mitteilung des KVR gegenüber Jung ist dies jedoch nicht Gegenstand einer Voruntersuchung. Sondern ein anderer Sachverhalt, zu dem sich Christian Jung aber per Rücksprache eine Genehmigung hatte erteilen lassen.
Im Weiteren erklärt Jung:
„Ich lege alles sehr gerne offen, wenn mich die Stadt München von meiner Amtspflicht der Verschwiegenheit entbindet. Das gleiche gilt für die Darstellung der von mir bearbeiteten Fälle, über die ich sehr gerne in anonymisierter Form Auskunft gebe, wenn mich die Stadt auch hier von der Schweigepflicht entbindet. Es wäre wohl das Beste, wenn alle Zweifel und Unklarheiten unter dem Blick der kritischen Öffentlichkeit ausgeräumt werden könnten. Eine Möglichkeit, die ich im Augenblick aufgrund meiner Pflicht zum Schweigen nicht habe. Gerade der SZ-Artikel macht deutlich, wie notwendig dies wäre.“
Im Artikel wird erläutert, dass die Stadt eine „gütliche Lösung für Jungs Zukunft“ anstrebe. Dies begrüßt Jung ausdrücklich. Auch wenn es zu einem Disziplinarverfahren kommen sollte, wie es laut einer „Sprecherin“ des Personalreferates „geprüft“ werde, bleibt Christian Jung gelassen:
„Ein Disziplinarverfahren und eine damit verbundene öffentliche Verhandlung wäre für die Münchner Bürger eine gute Gelegenheit, alle wichtigen Umstände zu erfahren“.
Im Übrigen weist der gesamte Vorstand des Landesverbandes der FREIHEIT die Anschuldigungen des Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude entschieden zurück, der der Partei eine „Ausgrenzung der Muslime“ vorwarf. Genau das Gegenteil ist der Fall. Durch die Kritik der FREIHEIT an der Weltanschauung des Islams und den bisher zeitlos gültigen Anweisungen des Korans und der Hadithe trägt die neue Bürgerrechtspartei zu einer tabulosen öffentlichen Diskussion bei. Mit dem Ziel, dass diese Religion modernisiert wird und die Gewalt- und Tötungsaufforderungen, die Abgrenzungsanweisungen zu „Ungläubigen“, die Intoleranz sowie die umfangreichen islamischen Verhaltensvorschriften auf das siebte Jahrhundert der arabischen Beduinengesellschaft begrenzt erklärt werden. Wodurch viele muslimische Mitbürger von den Fesseln befreit wären, die ihnen bisher eine erfolgreiche Integration in eine freie, demokratische und tolerante Gesellschaft massiv erschweren.
Hiermit laden wir OB Ude zu einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung über das Thema Islam ein, damit eine demokratische Auseinandersetzung über den Islam und seine Bedeutung als augenscheinliches Integrationshindernis stattfindet. Wegschauen, Verschweigen, Verharmlosen und das Überziehen kritischer Geister mit politischen Kampfbegriffen stellen keine Lösungsansätze für die immer größer werdenden Integrationsprobleme dar.
Was das von OB Ude initiierte Münchner „Bündnis für Toleranz, Demokratie und Rechtsstaat“ betrifft: Es ist mit Sicherheit notwendig und wichtig, entschieden gegen Rechtsextremismus vorzugehen. Aber warum dieses Bündnis darüber hinaus nichts gegen Linksextremismus und Religionsfanatismus unternimmt, ist äußerst verwunderlich.
Genauso ist es seltsam, dass die Stadt München – offensichtlich ebenfalls auf Initiative von OB Ude – eine „Fachstelle gegen Rechtsextremismus“ eingerichtet hat, aber keine gleichartige Stelle gegen Linksextremismus und religiösen Fanatismus. Zudem ist es höchst befremdlich, dass diese Stelle Bestrebungen unternimmt, islamkritische Veranstaltungen von demokratisch-freiheitlich orientierten Bürgerbewegungen in München zu unterbinden. Es verwundert im Weiteren, dass deren Leiterin Dr. Miriam Heigl für marxistisch orientierte Zeitungen wie „ProKla – Probleme des Klassenkampfes“ Artikel schreibt. Und dass mit Marcus Buschmüller dort ein Mitarbeiter beschäftigt ist, der gleichzeitig beim vom Verfassungsschutz beobachteten „Antifaschistischen Informations- und Dokumentationsarchiv a.i.d.a.“ tätig ist.
Dem Bayerischen Flüchtlingsrat empfehlen wir, von seiner Haltung abzurücken, jegliche Abschiebungen von straffällig gewordenen ausländischen Mitbürgern kategorisch abzulehnen. Dies wäre im Interesse der Sicherheit der Menschen dieses Landes absolut wünschenswert.
PI bleibt bei der weiteren Entwicklung der Vorgänge zwischen der Stadt München und dem bayerischen Landesvorsitzenden der FREIHEIT am Ball.