Die Kontroverse um die Rolle Papst Pius XII. während des Holocausts dauert rund 50 Jahre, bei uns exakt seit 1961, als Rolf Hochhuths „Stellvertreter“ erschien. Der Hauptvorwurf damals und heute, der Papst habe nichts gegen die Judenvernichtung unternommen. Nach vielen Attacken, auch solchen voller Haß, kommt Pius XII. aber immer besser weg. Heute hat auch Yad Vashem seinen diesbezüglichen Text geändert. 

Bisher stand unter zwei Fotos des Papstes und der Überschrift „Pius XII.“  dieser Text:

In 1933, when he was Secretary of the Vatican State, he was active in obtaining a Concordat with the German regime to preserve the Church’s rights in Germany, even if this meant recognizing the Nazi racist regime. When he was elected Pope in 1939, he shelved a letter against racism and anti-Semitism that his predecessor had prepared. Even when reports about the murder of Jews reached the Vatican, the Pope did not protest either verbally or in writing. In December 1942, he abstained from signing the Allied declaration condemning the extermination of the Jews. When Jews were deported from Rome to Auschwitz, the Pope did not intervene. The Pope maintained his neutral position throughout the war, with the exception of appeals to the rulers of Hungary and Slovakia towards its end. His silence and the absence of guidelines obliged Churchmen throughout Europe to decide on their own how to react.

Seit heute ist dieser Text ersetzt und man liest unter der Überschrift „The Vatican“ folgendes:

The Vatican, under Pius XI, Achille Ratti, and represented by the Secretary of State Eugenio Pacelli, signed a concordat with Nazi Germany in July 1933, in order to preserve the rights of the Catholic Church in Germany. The reaction of Pius XII, Eugenio Pacelli, to the murder of the Jews during the Holocaust is a matter of controversy among scholars. From the onset of World War II, the Vatican maintained a policy of neutrality. The Pontiff abstained from signing the Allies‘ declaration of December 17, 1942 condemning the extermination of the Jews. Yet, in his Christmas radio address of December 24, 1942 he referred to “the hundreds of thousands of persons who, without any fault on their part, sometimes only because of their nationality or ethnic origin (stirpe), have been consigned to death or to a slow decline.” Jews were not explicitly mentioned. When Jews were deported from Rome to Auschwitz, the Pontiff did not publicly protest. The Holy See appealed separately to the rulers of Slovakia and Hungary on behalf of the Jews. The Pope’s critics claim that his decision to abstain from condemning the murder of the Jews by Nazi Germany constitutes a moral failure: the lack of clear guidance left room for many to collaborate with Nazi Germany, reassured by the thought that this did not contradict the Church’s moral teachings. It also left the initiative to rescue Jews to individual clerics and laymen. His defenders maintain that this neutrality prevented harsher measures against the Vatican and the Church’s institutions throughout Europe, thus enabling a considerable number of secret rescue activities to take place at different levels of the Church. Moreover, they point to cases in which the Pontiff offered encouragement to activities in which Jews were rescued. Until all relevant material is available to scholars, this topic will remain open to further inquiry.

Das klingt schon viel vorsichtiger! Hier ist nicht der Ort und Platz, die ganze Kontroverse zu wiederholen. Man darf aber feststellen, daß Hochhuth in seiner Drama-Dichtung – der „Stellvertreter“ ist kein wissenschaftliches Buch – nur aus einer einzigen dubiosen (KGB?)-Quelle geschöpft hat. Auch diejenigen Hobbyhistoriker im Internet, die alles zu wissen glauben, stützen sich meist auf Spielfilme und anderes untaugliches Material.

Einige Verdienste in der Forschung hat sich dagegen die Stiftung Pave the Way erworben, die von Gary Krupp, einem Juden, geleitet wird.  Bis jetzt sind die vatikanischen Geheimarchive aber nur bis 1939 offen. Im Jahre 2014 werden der Forschung die restlichen Akten zu Pius XII. bis 1945 zur Verfügung stehen. Vermutlich muß Yad Vashem seinen Text dann noch einmal abändern.

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24 KOMMENTARE

  1. Danke, Kewil. Gut, dass das Thema mal in den Fokus der Öffentlichkeit gerät – ohne das ebenso elende wie falsche linke Nachgeplapper.

  2. Der jüdische Religionsphilosoph Pinchas Lapide schätzte die Zahl der europäischen Juden, die mit Hilfe katholischer Institutionen gerettet wurden, auf etwa 800.000. Chaim Noll, der israelische Schriftsteller:

    „Was Hochhuth über Pius XII. schrieb, beschädigte nachhaltig dessen Bild in der Öffentlichkeit, verringerte das Ansehen der Kirche und des Christentums in Europa, strafte alle diejenigen Lügen, darunter auch viele Juden, die bis dahin in Pius einen integren, sogar tapferen Mann gesehen hatten. Denn Pius galt vielen, ehe Hochhuths Stück erschien, als ,der Papst, der half’. Zeugen erinnerten daran, daß er im besetzten Rom Klöster, Seminare und kirchliche Institutionen für verfolgte Juden öffnen ließ, daß durch seine Vermittlung über die päpstlichen Nuntiaturen in verschiedenen Ländern die Deportation Tausender Juden verhindert und vielen von ihnen zur Flucht verholfen wurde, daß er große Geldsummen zur Verfügung stellte, um das Entkommen und Verstecken von Juden möglich zu machen. Ein überlebender Jude, der römische Rabbiner Elio Toaff, erklärte 1958: ,Mehr als sonst jemand hatten wir Gelegenheit, die mitleidende Güte und Großherzigkeit des Papstes während der Jahre der Verfolgung und des Terrors zu erfahren, da es schien, als ob es keine Hoffnung mehr für uns gäbe.’“

    http://www.edith-stein-gesellschaft.de/deu/literatur/Rez/Chaim%20Noll.pdf

  3. Pacelli hat an der Ezyklika „Mit brennender Sorge“ mitgeschrieben, die sein Vorgänger gegen das Nazi-Regime in allen Kirchen Deutschland verlesen ließ.

    Der SPIEGEL (!) schreibt:

    Coup der Kirche: 1937 ließ der Vatikan einen geheimen Text des Papstes über die Alpen schmuggeln. Die einzige jemals auf Deutsch verfasste Enzyklika wurde von Tausenden Pfarrern zeitgleich im ganzen Reich verlesen. Hitler tobte, das NS-Regime war bloßgestellt…

    http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/24521/_mit_brennender_sorge.html

    Originaltext der Enzyklika:

    http://www.vatican.va/holy_father/pius_xi/encyclicals/documents/hf_p-xi_enc_14031937_mit-brennender-sorge_ge.html

  4. @ Eurakel: So ist es. Zwei meiner Großtanten sind damals ins Gefängnis, eine später ins KZ gekommen, weil sie Kopien von „Mit Brennender Sorge“ in Bremen auf der Straße verteilt hatten.

  5. Aber, aber: etwas positives über die katholische Kirche in Deutschland zu berichten – dass geht gar nicht.

    Jetzt Feuer frei für die Lieblingsthemen: Frauenordination, Zölibat, Kondome und alles was sonst noch mit Geschlechtsteilen zu tun hat.
    Vergaß ich etwa die Hexenverbrennungen?

    Das sind doch die deutschen, vermeindliche ewig intellektuellen Themen zur eigenen, christlichen Kultur…

  6. „wo das recht schwach ist, wächst der berg der gesetze“
    in abwandlung sage ich,“wo die einsicht schwach ist, wächst der berg der worte“
    – mit brennender sorge – kommt mir vor wie ein entschuldigungsschreiben. viel zu viele worte.
    den ritterschlag erhielt das dritte reich durch das konkordat.
    haben denn die nicht -mein kampf- gelesen und ernst genommen.
    das gleiche haben wir doch heute auch mit den appeasern und dem appeaser. haben die und hat der denn nicht den koran gelesen. in einer verantwortlichen stellung würde ich nie eine kaserne des mohammedanismus betreten.

  7. Für Leute, die noch Bücher lesen, empfehle ich zusätzlich zu Pichas Lapides Buch (gibt es noch in Bibliotheken), das Buch des Oberrabbiners von Rom (1939 -1945) Israel Eugenio Zolli „Der Rabbi von Rom“, außerdem das Buch des Historikers und Rabbiners David Dalin „The Myth of Hitler’s Pope“.

    Es gibt auch sehr informierende Interviews mit dem Relator der Seligprechung von Pius XII., dem Jesuitenpaper Peter Gumpel, der als geborener Prinz von Hohenzollern, mit seiner Mutter aus Nazi-Deutschland flüchten mußte. Dort erfährt man ebenso, wie Cornwell „Hitlers Papst“ log und fälschte. Seine langen Forschungen in den Archiven des Vatikans dauerten wenige Wochen, dort führt man Buch.

    Yad Vashem wird noch öfter Korrekturen zu Pius XII. veröffentlichen, wenn die Archive vollkommen erforscht sein werden. Die Wahrheit kann warten.

  8. #5 wahrersozialdemokrat
    ihren differenzierten beitrag habe ich gelesen. rom war und ist für das dritte rom nicht zuständig. dort sind die christen orthodox.

  9. http://religion.orf.at/projekt02/news/0210/ne021022_lapide_fr.htm

    News 22. 10. 2002
    Ruth Lapide: Pius XII. nicht zum Buhmann stempeln
    Die deutsche jüdische Bibelwissenschafterin Ruth Lapide hat dem von dem US-amerikanischen Autor Daniel Goldhagen gezeichneten Bild von Papst Pius XII. („Die katholische Kirche und der Holocaust“) widersprochen. Pius XII. habe Anweisungen zur Rettung von Juden gegeben, erinnerte Lapide laut „Kathpress“ in einem Pressegespräch am Dienstag in Wien.
    Als Gesamtzahl der durch die vatikanische Diplomatie von 1939 bis 1945 geretteten Juden sei mittels der „Land-für-Land“-Recherche ihres verstorbenen Mannes Pinchas Lapide 800.000 ermittelt worden, bestätigte Ruth Lapide: „Das macht Pius XII. jetzt natürlich nicht zum Lebensretter. Natürlich hätten noch mehr gerettet werden können. Aber man darf ihn auch nicht – wie Rolf Hochhuth („Der Stellvertreter“) – zum Buhmann und Verbrecher stempeln.“

    Kein Verständnis für „einseitige Fokussierung“
    Unverständnis äußerte Ruth Lapide über die „einseitige Fokussierung“ auf Mitschuld und fehlende Wiedergutmachungsleistung der katholischen Kirche. Geschont würden gleichzeitig die evangelische Kirche, das IKRK (Internationales Komitee vom Roten Kreuz) und die USA.

    Erinnerung evangelisches NS-Lob und Versagen der USA
    Der Thüringer evangelische Bischof Martin Sasse habe die November-Pogrome 1938 („Reichskristallnacht“) als „gottgesegneten Kampf des Führers zur völligen Befreiung unseres Volkes“ und „schönstes Geschenk zum Geburtstag Martin Luthers“ gepriesen. Das IKRK habe „alles gewusst und völlig versagt“, die USA hätten die Aufforderung des britischen Premiers Winston Churchill von Ende 1944 ignoriert, den Abtransport der ungarischen Juden durch die Bombardierung der Bahngleise nach Auschwitz zu stoppen.

  10. #10 rachel
    da scheint -meinereiner- und kenntnisloser so falsch nicht zu liegen.
    mir geht es auch um jetzt.

  11. Die Wahrheit bricht endlich durch. Der Einfluß der Kommunisten nimmt allmählich ab.
    Ich heule Rotz und Wasser vor Rührung.
    Gelobt sei Jesus-Christus!
    Ob ich, 60, auch noch erlebe, daß der Vatikan sich vom Islam abgrenzt?

  12. Der Vorgang zeigt, wie man trotz scheinbar sachlicher, wissenschaftlicher Schilderung allein durch das Weglassen einzelner Fakten, Konstellationen und abweichenden Meinungen – wie in der erten Version des Textes – ein sehr überzeugend, ja zwingend wirkendes, in Wahrheit aber vollkommen einseitiges Bild aufbauen kann. Die neue Version zeichnet sich ja nicht etwa durch neue Erkenntnisse, sondern einfach dadurch aus, dass auch die Gegenmeinung und einige für diese Gegenmeinung sprechende, aber bereits seit langem bekannte Details erwähnt werden. Nur diese neue Version erfüllt deshalb, und zwar aus rein methodischen Gründen, einen Anspruch auf Objektivität und Wissenschaftlichkeit.

  13. Der Hochhuth hat damals das gemacht, was heute fast jeden Tag stattfindet.

    Die Hetze gegen die kath. Kirche.
    Man drischt auf den Sack, will aber den Esel treffen. Das Christentum.

    Die angestrebte Gottlosigkeit soll durch die Multikulti-Ideologie ersetzt werden. Der Kommunismus hat es vorgemacht.

  14. Leider können auch diese Erhellungen der Kirchengeschichte nichts daran ändern, dass die röm-Kath. Kirche vor dem Weltislam eingenickt ist. Wo bleibt die Empörung vor den Gräueln in Nigeria, in Mali, in Ägypten und anderswo, auch hier?
    Ein Mitarbeiter von Missio berichtete kürzlich aus Nigeria in der Aachener Zeitung und er relativierte, dass die Aktionen der Moslems ja schließlich auch Gewaltaktionen der Christen hervorgerufen hätten.
    Mit den damaligen Mitarbeitern der Kirche wäre die Reaktion sicherlich nicht so „Appeasement“-Mäßig ausgefallen, auch hier hat der Zeitgeist zugeschlagen….

  15. 1. Lest in der Wikipedia den Artikel zu der Zeitung „Der gerade Weg“.

    2. Lest in der Wikipedia den Artikel zu „Fritz Gerlich“.

    3. Pinchas Lapide wurde hier bereits erwähnt. WARUM wird sein Zeugnis in der deutschen „Qualitätspresse“ nie angeführt?

    4. Golda Meir sagte anlässlich des Todes Pius XII.: „Die Stimme des Papstes war während der Nazizeit klar, und sie verteidigte die Opfer.“

    Was das „Einknicken“ angeht:

    Die Verbrüderung mit der Welt ist eine schrecklich Folge des 2. Vatikanischen Konzils. Dadurch sind die meisten lau geworden. Und wer dagegen aufbegehrte wird sowohl in der Kirche als auch in der Welt stigmatisiert.

  16. #14 wahrersozialdemokrat.
    als ich meinen eintrag schrieb, hatte ich ihren noch nicht gelesen.
    ihren hinweis auf die damaligen zeitumstände und die kommunisten-„gefahr“ finde ich gut.
    die kirche wollte den teufel mit belzebub austreiben. wer mit teufeln aus einem suppentopf isst, braucht einen langen löffel.
    ich meine, die kirche dachte zu omnipotent – und verkannte alles gründlich.

  17. #13 rachel
    hochhuth hat zumindest an dem damaligen heiligenschein gekratz.
    was die bombardierung der bahngleise angeht, das sei kein kriegswichtiges ziel gewesen. hier ist schuld mit schuld verstrickt. der holocaust übersteigt mein vorstellungsvermögen.

  18. Auf katholische.info ist eine ausgezeichnete Meldung über linkes Schmarotzertum:

    Unterschiedliche NGO-Modelle: katholisches und linkes Modell – 82 % Privatmittel versus 85 % Steuergelder

    »„Wir vertreten die Caritas als Ausdruck der christlichen Nächstenliebe: das bedeutet Liebe und Gerechtigkeit“, erklärt die Vorsitzende von Manos Unidas. Der Vorsitzende der sozialistischen Hilfsorganisation Solidaridad Internacional (www.solidardad.org), Juan Manuel Egulagaray glaubt hingegen, zumindest sagt er es, der katholische Verband würde genauso von öffentlichen Geldern leben wie sein der sozialistischen Partei Spaniens nahestehender Verband. Ein gewaltiger Irrtum.«

    http://www.katholisches.info/2012/07/01/unterschiedliche-ngo-modelle-katholisches-und-linkes-modell-82-privatmittel-versus-85-steuergelder/

  19. Sehr schön, wird Zeit dass sich die ganze Sicht an der Wahrheit orientiert.

    Und die Kommunistengefahr war aktuell und gross. Wie war das? 4000 Deutsche Panzer gegen 17.000 sowjetische? Diese Menge an Panzern reichen bis zum Atlantik!

    Heute ist den Leuten fast nichts mehr bekannt was für ein Gemetzel die Kommunistische Revolution in Russland war. Da wurde die gesamte bürgerliche und intellektuelle Schicht ausgerottet. Ja, ausgerottet. Pol Pot hat nur nachgemacht, nicht vorgemacht.

    Lenin hat so viele Menschen ermorden lassen, so viele viele viele, dass man es nicht glauben mag. Der Hungermord in Osteuropa war auch allen bekannt, nicht wenige der Deutschen wollten eben genau die bekämpfen – nicht die Nazis mit ihrem Wahnsinn unterstützen.

    Die Sowjetstory sollte in jeder Schule ab 16 Jahren gezeigt werden.

  20. #21 westzipfler.
    ich habe sie und ihn appeasser genannt. das ist im grunde genommen ein schimpfwort.
    die kirchen legen sich mit den mohammedanern ins bett. ich nenne das hurerei.

  21. #25 templarii
    khomeini gehört auch genannt. mohammedanerdiktator.
    zu pius 12. und zeitgeist. in rom herrschte auch duce.

  22. #26 pidding (02. Jul 2012 11:05)

    In Rom herrschte nicht nur der Duce:

    Ab dem 8. September 1943 besetzen die Deutschen unter anderem Rom!

    Erst am 4. Juni 1944 marschierten die Alliierten in Rom ein.

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