Zadie Smith (Foto) ist die Tochter eines englischen Vaters und einer jamaikanischen Mutter. Sie hat einen Roman geschrieben mit dem Titel N-W, was sich auf den Londoner Stadtteil NW6, bzw. Kilburn bezieht. Im teilweise nicht leicht zu folgenden Plot des Romans finden sich auch Schilderungen von Londoner Straßenszenen. Dalrymple findet die Beschreibung der kulturellen Kakophonie in der modernen Stadt brilliant.

Da alle PI-Leser perfekt Englisch beherrschen, spare ich mir die Übersetzung:

Sweet stink of the hookah, couscous, kebab, exhaust fumes of a bus deadlock. . . . Polish paper, Turkish paper, Arabic, Irish, French, Russian, Spanish, News of the World. Unlock your (stolen) phone, buy a battery pack, a lighter pack, a perfume pack, sunglasses, three for a fiver, a life-size porcelain tiger, gold taps. . . . TV cable, computer cable, audiovisual cables, I give you good price, good price. Leaflets, call abroad 4 less, learn English, eyebrow wax, Falun Gong, have you accepted Jesus as your personal call plan? . . . A hundred and one ways to take cover: the complete black tent, the facial grid, back of the head, Louis Vuitton–stamped, Gucci-stamped, yellow lace, attached to sunglasses, hardly on at all, striped, candy pink; paired with tracksuits, skin-tight jeans, summer dresses, blouses, vests, gypsy skirts, flares. . . . Security lights, security gates, security walls, security trees, Tudor, Modernist, postwar, prewar, stone pineapples, stone lions, stone eagles. Face east and dream of Regent’s Park, of St. John’s Wood. The Arabs, the Israelis, the Russians, the Americans: here united by the furnished penthouse, the private clinic. If we pay enough, if we squint, Kilburn need not exist. Free meals. English as a second language. Here is the school where they stabbed the headmaster. Here is the Islamic Center of England opposite the Queen’s Arms. Walk down the middle of this, you referee, you!

Die Besprechung des Buches durch Theodore Dalrymple finden Sie hier im New York City Journal! Dazu lernen Sie noch den Wandel der Londoner Boroughs kennen.

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43 KOMMENTARE

  1. Da alle PI-Leser perfekt Englisch beherrschen, spare ich mir die Übersetzung.

    Denkste. Mein Schulenglisch ist extrem rudementär…..

  2. Ja heilige Vielfalt!

    Mag ja alles zwar gut beschrieben sein, aber irgendwie kann ich trotzdem nicht erkennen warum ich das nun gutfinden soll.

  3. Da alle PI-Leser perfekt Englisch beherrschen, spare ich mir die Übersetzung.

    Ich bin deutscher und würde es begrüßen als solcher die Informationen auf deutschen Seiten in meiner Muttersprache zu bekommen, egal wie gut ich englisch kann oder andere Sprachen spreche.

  4. London ist der Ort, wo die „human rights“ der EUdSSR formvollendet verwirklicht sind – sagen die Briten mit verdrehten Augen, wenn sie von ihrer ehemaligen Hauptstadt sprechen. Mit „solidarity“ und „human rights“ braucht den Briten keiner mehr zu kommen.

  5. Na, soviel Englisch sollte man doch wohl als halbwegs gebildeter Mensch verstehen, um zu wissen, worum es hier geht: Die Dame findet das Multikultigewurtschtel toll. Außer ihrem Turban hat sie selbst wohl keinen kulturellen und intellektuellen Hintergrund – so wie eine Bekannte von mir, die alles gut findet, was nicht deutsch ist. Deutsch (deutsche Kultur, deutsche Männer etc.) geht gar nicht. Alle Ausländer, einschließlich Asylanten und Zigeuner, sind toll, alle fremden Sprachen (auch wenn man sie nicht versteht)sind aufregend – multikulturelle Kriminalität wohl inklusive.

    Dieses Multikultigewurtschel (wir sind bunt, tolerant und weltoffen)haben wir doch mittlerweile auch in allen deutschen Großstädten und natürlich in Paris. Ist also egal, wo man wohnt, ist überall derselbe Einheitsscheiß!

  6. Man muß nicht perfekt Englisch beherrschen, um das zu verstehen.
    ( trotzdem: perfekte Englischkenntnisse bitte nicht so arrogant vorausetzen, das will schon Gauck, denkt bitte an die Ex DDR-ler hier im Forum, sonst gibt es demnächst russisch!)
    Fakt ist doch, dass selbst in London Englisch zur Zweitsprache wird, wie oben beschrieben.
    Gehe doch jeder einmal durch seine Stadt und reihe aneinander, was ihm dort begegnet, nur eine halbe Stunde lang: fette Assimutter mit Kippe und Kinderwagen, KIK Textildiscount, Dönerschuppen, bettelnder Zigeuner, Schätzchengruppe, abgefackelte Mülltonne, Hundescheiße, usw.

  7. Ist also egal, wo man wohnt, ist überall derselbe Einheitsscheiß!

    und GENAU DAS IST das, was die EUdSSR-Menschenumerzieher wollen.

    Schon vom ersten Tag der EUdSSR an.

  8. Hallo Kewil, schon mit Ihrem Gedanken, daß alle Englisch können, sind Sie sehr nahe beim senilen Alt-BK Schmidt und beim dem Deutschen feindlich gegenüberstehenden BP Gauck.

    Der hier hatte es erkannt:
    „Die Neigung, sich für fremde Nationalitäten und Nationalbestrebungen zu begeistern, auch dann, wenn dieselben nur auf Kosten des eigenen Vaterlandes verwirklicht werden können, ist eine politische Krankheitsform, deren geographische Verbreitung leider auf Deutschland beschränkt ist.“
    Otto von Bismarck, 1863 im preußischen Landtag

    Beste Grüße aus dem Land der Deutschen!

  9. Polizei-Fahndung
    Fiese U-Bahn-Räuber prügeln auf Opfer ein
    25. Februar 2013 10:43 Uhr, B.Z. | Aktualisiert 10:43 Tempelhof:

    Zwei Männer haben in der U6 einem 26-Jährigen das Handy entrissen. Opfer verfolgt Diebe. Schlägerei.

    http://www.bz-berlin.de/tatorte/fiese-u-bahn-raeuber-pruegeln-auf-opfer-ein-article1644655.html, 25.02.2013, BZ

    Beide Täter sollen „südländisches“ Aussehen haben. Ein Fahndungs-Foto, das diese Aussage stützt, ist inklusive.

  10. OT

    #13 Brennus
    da warst Du etwas schneller…….

    „Mit Zuzug der Roma prallen Welten aufeinander“

    Armutsflüchtlinge aus Rumänien und Bulgarien überfordern die Städte. Anwohner in Duisburg verzweifeln wegen unzumutbarer Zustände. Die Polizei hält die Situation auf Dauer für „nicht beherrschbar“. Von Kristian Frigelj
    Müllberge am Hochhaus
    Foto: WAZ FotoPool/WAZ Mediengruppe So sah es vor dem Hochhaus In den Peschen noch im Sommer aus: Müllberge liegen vor der Tür. Mittlerweile ist der Müll verschwunden

    Der Müllberg am siebenstöckigen Haus ist verschwunden. Falsch geparkte Autos sind nicht zu sehen, auch keine herumlungernden Gruppen auf dem Bürgersteig. Es scheint in der Beguinenstraße besser geworden zu sein, und trotzdem will das Gefühl der Bedrohung bei Helga und Hans-Wilhelm Halle nicht mehr weichen. Sie haben in den vergangenen Monaten zu viel Schlimmes erlebt.

    „Wir haben kein anderes Thema mehr. Ich gehe abends nicht mehr raus. Dabei bin ich nie ängstlich gewesen“, sagt die 63-Jährige. Sobald sie Stimmen auf dem Gehweg vor den Küchenfenstern hört, wird sie unruhig. Das Ehepaar blickt sorgenvoll auf die nächste Jahreszeit. „Warten Sie mal, bis der Sommer kommt. Wenn es wieder wärmer wird, kommen alle auf die Straße“, sagt Hans-Wilhelm Halle.

    Das Ehepaar hat dreißig Jahre unbehelligt in Duisburg gelebt. Das große Haus gegenüber mit den Sozialwohnungen störte sie nicht. Der Ortsteil Bergheim ebenso wie der gesamte Stadtteil Rheinhausen, ein alter Stahl-Standort, ist Arbeiter, Migranten und sozial Schwache seit Jahrzehnten gewöhnt.

    Geschrei bis tief in die Nacht

    Doch 2012 ist alles anders geworden. Rund 400 bis 500 Rumänen und Bulgaren, darunter zahlreiche Roma, sind gegenüber vom Ehepaar Halle ins große Haus mit der Adresse In den Peschen 3-5 und das Nachbargebäude Beguinenstraße 1 eingezogen. Die Balkone sind seitdem zugehängt mit Klamotten und Teppichen.

    Das Ehepaar Halle und Nachbarn erzählen von Abgründen auf der anderen Straßenseite: laute Musik, Geschrei und Grill-Gelage bis tief in die Nacht, aus den Fenstern geworfener Müll, menschliche Exkremente auf dem Gelände, kein Benehmen, kein Anstand.

    Helga Halle hat öfter das Fenster aufgerissen und die jungen Männer zurechtgewiesen, die einfach zwischen die Autos pinkelten. Das alles liegt schon etwas zurück, das Ordnungsamt kommt öfter vorbei. Doch die Anwohner haben nichts vergessen.

    „Polizeilich nicht beherrschbar“

    Die skandalösen Zustände aus osteuropäischen Armenvierteln sind plötzlich bis auf wenige Meter an die deutsche Wohlstandsgesellschaft herangerückt. „Da prallen Welten aufeinander. Die Integration kommt an ihre Grenzen“, hört man bei der hiesigen Polizei und in Sicherheitskreisen des Landes Nordrhein-Westfalen.

    Die Beamten in Duisburg kommen in einem internen Einsatzbericht vom September 2012 zu einer beunruhigenden Einschätzung: „Solange die Menschen in dieser Form ungeregelt zuwandern und sich ebenso ungeregelt ansiedeln, sind die Probleme polizeilich nicht beherrschbar.“

  11. # 1 etc Da alle PI-Leser perfekt Englisch beherrschen, spare ich mir die Übersetzung.

    Denkste. Mein Schulenglisch ist extrem rudementär…..

    guggst Du google Überetzer, machst Du copy und paste oder (kopieren und anfügen – mit rechte Maus) und schwupps:

    Sweet stink of the hookah, couscous, kebab, exhaust fumes of a bus deadlock. . . . Polish paper, Turkish paper, Arabic, Irish, French, Russian, Spanish, News of the World. Unlock your (stolen) phone, buy a battery pack, a lighter pack, a perfume pack, sunglasses, three for a fiver, a life-size porcelain tiger, gold taps. . . . TV cable, computer cable, audiovisual cables, I give you good price, good price. Leaflets, call abroad 4 less, learn English, eyebrow wax, Falun Gong, have you accepted Jesus as your personal call plan? . . . A hundred and one ways to take cover: the complete black tent, the facial grid, back of the head, Louis Vuitton–stamped, Gucci-stamped, yellow lace, attached to sunglasses, hardly on at all, striped, candy pink; paired with tracksuits, skin-tight jeans, summer dresses, blouses, vests, gypsy skirts, flares. . . . Security lights, security gates, security walls, security trees, Tudor, Modernist, postwar, prewar, stone pineapples, stone lions, stone eagles. Face east and dream of Regent’s Park, of St. John’s Wood. The Arabs, the Israelis, the Russians, the Americans: here united by the furnished penthouse, the private clinic. If we pay enough, if we squint, Kilburn need not exist. Free meals. English as a second language. Here is the school where they stabbed the headmaster. Here is the Islamic Center of England opposite the Queen’s Arms. Walk down the middle of this, you referee, you!
    Süße Gestank der Shisha, Couscous, Kebab, Abgase eines Busses Sackgasse. . . . Polish Papier, türkische Zeitung, Arabisch, Irisch, Französisch, Russisch, Spanisch, News of the World. Entsperren Sie Ihr (gestohlenen) phone, kaufen Sie einen Akku, einen leichteren Pack, ein Parfüm Pack, Sonnenbrille, drei für einen Fünfer, eine lebensgroße Porzellan tiger, goldene Wasserhähne. . . . TV-Kabel, Computer-Kabel, AV-Kabel, gebe ich Ihnen guten Preis, guter Preis. Prospekte, rufen Sie im Ausland 4 weniger, Englisch lernen, Augenbraue Wachs, Falun Gong, haben Sie Jesus als Ihren persönlichen Anruf Plan akzeptiert? . . . Hundert und eine Art in Deckung zu gehen: die komplette schwarzen Zelt, das Gesichtsbild Gitter Rückseite des Kopfes, Louis Vuitton-Stanz-, Gucci-Stempel, gelb Spitze, an Sonnenbrillen, kaum an alle, gestreift, candy pink; gepaart mit Trainingsanzügen, hautenge Jeans, Sommerkleider, Blusen, Westen, Gypsy Röcke, Fackeln. . . . Sicherheit Lichter, Sicherheitsschleusen, Sicherheit Wänden, Sicherheit Bäume, Tudor, Modernist, Nachkriegszeit, Vorkriegszeit, Stein Ananas, Löwen aus Stein, Stein Adler. Nach Osten und träumen von Regent ’s Park, der St. Johns Wood. Die Araber, die Israelis, die Russen, die Amerikaner: hier durch die eingerichteten Penthouse, das Privatklinik vereint. Wenn wir genug zahlen, wenn wir schielen, brauchen Kilburn nicht existieren. Kostenlose Mahlzeiten. Englisch als zweite Sprache. Hier ist die Schule, wo sie erstochen der Schulleiter. Hier ist das Islamic Center of England gegenüber der Königin Arms. Gehen Sie die Mitte dieser, Schiedsrichter du, du!

    Also wirklisch!

  12. Ich bin mir nicht sicher ob die Passage davon handelt, dass sie das so toll findet. Könnte auch sein, dass sie meint es nimmt ein wenig überhand.

  13. Übrigens habe ich 6 Monate an der Grenze zu Kilburn gewohnt. Eines Tages wurde ich von Polizisten auf der Straße gefragt ob ich was gesehen hätte, sie haben nämlich in einer Mülltonne 200 Metter Luftlinie von meiner Haustür einen Kopf gefunden…

  14. Ich schätze Zadie Smith für ihre scharfe Beobachtungsgabe und ihren lakonischen, schnörkellosen Stil und stimme mit knitting.for.palestine überein. Die Dame ist keineswegs gutmenschlich unterwegs und bildet einfach die nackte Realität ab. Sie überlässt Schlussfolgerungen dem Leser.

  15. Ich schätze Zadie Smith für ihre scharfe Beobachtungsgabe und ihren lakonischen, schnörkellosen Stil und stimme mit knitting.for.palestine überein. Die Dame ist keineswegs gutmenschlich unterwegs und bildet einfach die nackte Realität ab. Sie überlässt Schlussfolgerungen dem Leser.

  16. Aus der Rezension:

    „But the exhilaration is superficial, like the buzz of a drug; it soon gives way to a kind of anxiety or agitation. In such a city, the present moment is all, and contact among people is inevitably superficial, because they cannot fully understand one another.“

  17. Man müsste das komplette Buch lesen, um den Kontext eindeutig herauslesen zu können, aber es kommt mir so vor, dass die Autorin durchaus nicht glücklich in diesem Multikultopia ist.

    Gute und als angenehm empfundene Gerüche beispielsweise bezeichtet man nicht als süsslichen Gestank. „Sweet stinks..“

    Yes, it stinks really in Albion.

  18. #14 Al-Harbi

    Bitte Bilder an Gauck schicken! Der braucht sie zur Illustration seiner nächsten Rede – ach nee, da habe ich wohl was verwechselt 🙁

  19. #18 Fury:

    …hautenge Jeans, Sommerkleider, Blusen, Westen, Gypsy Röcke, Fackeln…

    Man sieht, Google hat die politkorrekte Sprachkosmetik schon eingebaut, das Wort „Zigeuner“ wird automatisch eliminiert; „flares“ dürfte in dem Zusammenhang nicht „Fackeln“, sondern Schlaghosen bedeuten.

  20. Wenn Dalrymple das brillant findet, dann ist es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch brillant. Weil Dalrymple nämlich selbst brillant ist. – Wie das alte Großbritannien – und auch das alte Europa – auch von einer anderen Seite her zerstört wird, nämlich durch die totale Verwahrlosung der Unterschicht (wobei sich das natürlich mit Multikulti überlagert), zeigt Dalrymple hier, in diesem brillanten (was sonst? 😉 ) Essay:

    Über das Anschwellen des Asozialen nicht nur in Großbritannien

    Es ist allerdings bei weitem nicht so, dass der Staat unschuldig an der freiwilligen Kriminalität ist. Intellektuelle haben die Idee vorgebracht, dass der Mensch von den Fesseln sozialer Konventionen und der Selbstkontrolle befreit werden sollte, und der Staat erließ ohne entsprechende Nachfrage seiner Untertanen Gesetze, die ein ungezügeltes Verhalten förderten. Und der Staat schuf ein Wohlfahrtssystem, das die Menschen in mancherlei Hinsicht vor den wirtschaftlichen Folgen eines solchen Fehlverhaltens bewahrte. Wenn die Hürden des Bösen herabgesetzt werden, dann gedeiht es.

    http://ef-magazin.de/2008/07/05/379-kultur-der-unterschicht-die-unertraegliche-leichtigkeit-des-boesen

    … and the author of The New Vichy Syndrome: Why European Intellectuals Surrender to Barbarism.

    Klingt auch interessant, das hätte man gern übersetzt und in Essay-Form.

  21. Vielen Dank für den Link zu der herausragenden Rezension von Th. Dalrymple. In der Tat müßte man über ausgezeichnete Englischkenntnisse verfügen, um den Artikel zu verstehen in all seinen Feinheiten bzw. selbst Muttersprachler sein. Von daher ist der Beitrag gewiß nicht für alle PI-Leser gleich zugänglich. Aber ist das denn so schlimm? Schließlich muß man nicht alles lesen (können). In letzter Zeit gibt es eh zu viel zu lesen, man kommt mit dem Lesen gar nicht nach. Und dann noch die Hunderte von Kommentaren…!

  22. Dalrymple:

    …Und der Staat schuf ein Wohlfahrtssystem, das die Menschen in mancherlei Hinsicht vor den wirtschaftlichen Folgen eines solchen Fehlverhaltens bewahrte.

    Das auch die Philippinin Chindamo, Mutter von drei Kindern, anzog, nachdem sie sich in Italien von ihrem italienischen Mann getrennt hatte. Als Sohn Learco fünfzehn war, hat er den von Zadie Smith erwähnten Schulleiter erstochen, Philip (!) Lawrence, 48.

    Als man sich trennte, saß Learcos Vater, der Mafioso Massimo Chindamo, wegen eines Säureattentats im Mailänder Knast (können nicht nur Moslems), als Sohn Learco nach vierzehn Jahren Haft entlassen wurde, saß Vater Massimo wegen Mordes an einer Venezolanerin schon wieder im Knast. Von der Mutter erfährt man in der englischen Presse leider nichts, vermutlich „alleinerziehend“, ein Thema, das Dalrymple auch immer wieder umgetrieben hat.

    Als die englische Regierung diesen mörderischen Nichtsnutz mit italienischem Pass abschieben wollte, wurde sie unter Hinweis auf die „Menschenrechte“ daran gehindert, „deporting him to Italy, where he was born, would breach his human rights“. Vater und Sohn:

    http://www.dailymail.co.uk/news/article-509501/Father-Philip-Lawrences-killer-trial-murdering-ex-girlfriend.html

  23. Die Beschreibung ist in der Tat brillant. Sie erinnert mich übrigens sehr stark an P.J. O’Rourkes Beschreibung Kairos von vor ein paar Jahren.

    Und die war auch brillant.

  24. Kilburn ist knapp 2 Kilometer von mir…

    Das war früher (1996) fest in irischer Hand (nicht zu verwechseln mit Nordirland, was ja zum UK gehört), das war echt ne raue Gegend damals, IRA und so…viel Polizei etc.

    Aber der Abschnitt stimmt genau. Jetzt ist Kilburn voll in Moslem Hand.

    Wir wollten damals das stillgelegte Kino kaufen, warteten nur noch auf den Bescheid der Bank.

    Aber in Saudi-Arabien gibt’s wohl irgenwie so’ne Nummer, die man anrufen kann und die Millionen sind am nächsten Tag da…wir wurden innerhalb einer Woche „gazumpt“…jetzt ist das Teil eben dieses Islamische Zentrum, mitten auf der Hauptstrasse, ohne auch nur einem Parkplatz…und die Schule, wo der Direktor erstochen wurde ist direkt gegenüber.

    Das Arme wie Reiche übrigens in diesen teueren Vierteln noch zusammenleben können (dürfen), verdankt London der deutschen Luftwaffe und den V2s: denn die Bombenkrater wurden nach dem Krieg jeweils mit Sozialwohnungen bestückt und die stehen noch immer.

    Doch die Zeiten sind auch bald vorbei. In den reichen Vierteln regt sich Wiederstand, nicht etwa von den Reichen, sondern vom der zentralen Stadtverwaltung.

    Die finden es zu teuer, arme Schlucker dort unter zu bringen, wollen diese „ausquartieren“ in billigere Gegenden und anstelle der Sozialwohnungen schicke Duplexwohnungen errichten.

    Deswegen auch all diese Artikel von Aby Hamza im £400,000 Haus in den Medien…denen geht’s um die Wohnungen 🙂

  25. An PI:

    Warum könnt ihr nicht auf ein System wechseln, wo man die einzelnen Kommentare mit „gut“ oder „nicht gut“ anklicken kann??

    Gibt’s mittlerweile bei allen anderen auch.

    70,000 Leser am Tag aber im Schnitt nur ca. 100 Kommentare (und immer von denselben „usual suspects“ – sorry ex-DDRler, das kann man nur schwer übersetzen).

    Fazit: die Minderheit kommentiert, aber die Mehrheit liest es. Auf anderen sites kommen da stellenweise 1,500+ „Bewertungen“ zustande…

  26. So ähnlich multikulturell durfte auch Rom kurz vor Niedergang aussehen.

    Als die Vandalen kamen, gab es jedoch niemanden, der die Stadt verteidigen wollte.
    Vandalen hat nur der Bischof empfangen mit der Bitte das Leben der Bewohner während des Ausraubens der Stadt zu schönen.

    Was danach passierte, ist bekannt.

  27. @#7 dbhesse (25. Feb 2013 11:48)
    Absolut korrekt! Auf einer deutschen Webseite gehört Deutsch geschrieben!

    @kewil
    „Da alle PI-Leser perfekt Englisch beherrschen, spare ich mir die Übersetzung:“

    Diese These ist aber sehr gewagt… Ich z. B. beherrsche Englisch nicht perfekt, ich brauche diese Sprache nicht unbedingt zum Leben. Natürlich weiß ich, dass die Welt außerhalb der BRD mir dadurch verborgen bleibt, mir viele „wahrerere“ Informationen vorenthalten bleiben, bla, bla…, aber es hat seine guten Gründe, warum Deutsche in Deutschland nicht in Englisch kommunizieren, auch wenn sie diese Sprache perfekt beherrschen. Aus diesem Grund sollte auf einer deutschen Webseite auch in Deutsch geschrieben werden, um die eigene Identität zu wahren…

    Wer hat damals eigentlich bestimmt, dass Englisch die Weltsprache wird? Warum nicht Deutsch…???

    Siehste!

  28. „da alle pi Leser perfekt englisch beherrschen…“ sehr nett, aber das stimmt nicht. Aber dieser Menschen Misch-Masch, wie ich Multi-Kulti bezeichnen würde, funktioniert auf Dauer nicht. Menschen leben aneinander vorbei. Sie bilden keine Einheit – perfekte Bedingungen für eine „tolle“ Ghettobildung. Und was sind Ghettos ? Wie man in London sehen konnte, No-Go Areas für Ungläubige. Da werden dann Leute hingewiesen, nicht Alkohol zu trinken oder sonstwas. Aber das passiert auf britischen Boden. Ein Volk sollte zusammenleben und wer neu dazu kommt, sollte sich -selbst- integrieren, sich bemühen. Alle sollten Anteil am Gelingen der Gesellschaft, der Ordnung und Sicherheit haben. Das Gute tun !

  29. Weil offensichtlich Bedarf besteht, habe ich den Artikel von Dalrymple mal eben übersetzt… kriege ich dafür ein Bienchen?
    ===
    Theodore Dalrymple
    Zadie Smith’s London
    Die Autorin spürt dem Leben in einer multikulturellen Stadt und seinen Spannungen nach.

    Für jeden Londoner haben Postbezirke nicht nur eine geographische Bedeutung, sondern auch eine gesellschaftliche und wirtschaftliche. Zum Beispiel steht NW3 für „Nordwest Drei“, was bedeutet, daß es im Nordwesten Londons liegt — genauer, Hampstead. Es ist ein Anziehungspunkt für reiche Intellektuelle, Medienleute und Doktoren; Sigmund Freud ist dort gestorben, Keats schrieb seine „Ode an eine Nachtigall“ dort, und beide ihre Häuser sind heute Museums-Schreine. W8 (West Acht) ist die Heimat vererbten Geldadels und, mehr und mehr, russischer Oligarchen und arabischer Scheichs. WC1 (West Mitte Eins) schließt Bloomsbury ein und ist daher intellektuell; vieles von der Gegend wurde von der University of London übernommen, das British Museum ist dort, und man sieht auch eine erstaunliche Aneinanderreihung von blauen Plaketten, angebracht zur Erinnerung an berühmte Leute, die dort gelebt haben, einschließlich Charles Dickens und Charles Darwin.

    EC4 (Ost Mitte Vier) bedeutet Fleet Street, welche bis zu den 1980ern die Heimat aller britischen Tageszeitungen war; El Vino, eine Bar einst häufig besucht von Journalisten, ist immer noch da. N6 (Nord Sechs) ist Highgate, Heimat reicher Anwälte und einer berühmten im sechzehnten Jahrhundert gegründeten Privatschule. N16 ist Stoke Newington, wo hasidische Juden und türkische Zyprioten Wand an Wand leben, und wo Terrassen aus dem achtzehnten Jahrhundert neben den häßlichen Sozialwohnungen existieren, die den Stadtteil für immer vor der völligen Gentrifizierung bewahren. Das Derbe und das Feine befinden sich dort dauerhaft in einem manichäischen Kampf.

    Die gesellschaftliche Bedeutsamkeit und Bedeutung der Londoner Postbezirke kann sich mit der Zeit ändern. In meiner Kindheit war N1, das Islington umfaßt, ein rauhes Arbeiterviertel; aber nun leben Britanniens bestbekannte Autoren, sowie die reichen Apparatschiks aus New Labour und den Massenmedien in den Häusern und auf den Plätzen aus dem achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert. Der Gemeinderat von Islington war einst berühmt, oder berüchtigt, für seine Identifikation mit etwas, das man in Britannien als die „Verrückte Linke“ kennt: Er gab öffentliche Gelder aus für spezielle Turnmatten für Lesben, zum Beispiel. In der Tat war „Islington“ das Kurzwort für alles, was britische Konservative am meisten verabscheuten.

    Der Titel von Zadie Smith’s neuem Roman, NW, bezieht sich auf NW6 bzw. Kilburn, eine Gegend von London, die während meiner Kindheit fest in der Hand irischer Arbeiter war. Viele der irischen Einwanderer, die während des zwanzigsten Jahrhunderts nach England hereinfluteten, wohnten zuerst in Kilburn — obwohl oft vergessen wird, daß nahezu die Hälfte von Britanniens irischen Einwanderern der aufstrebenden Mittelklasse angehörten oder höhere Bildung besaßen, und diese, anstatt nach Kilburn zu ziehen, schnell mit der allgemeinen Bevölkerung verschmolzen. Die vielen Iren, die nach NW6 zogen, wählten es jedoch, weil die dortigen Pensionen und Zimmer, von der weniger geräumigen viktorianischen und edwardianischen Art, vor allem billig waren.

    Aus rein architektonischen Gründen konnte Kilburn, wie Stoke Newington, niemals gentrifiziert werden. Stattdessen wechselten seine Bewohner. Eine irische Präsenz verbleibt, aber sie ist klein verglichen mit der Gesamtheit der Einwanderer aus der ganzen Welt. Kilburn ist auf alle Fälle ein multikultureller Bezirk, wenn wir mit Multikulturalismus meinen, viele Gruppen in enger Nachbarschaft, die verschiedene Muttersprachen sprechen (oder verschiedene Arten von Englisch), verschiedene Eßgewohnheiten haben, verschiedene Religionen praktizieren, verschiedene Kleidung tragen, und verschiedene Ambitionen und kulturelle und moralische Ansichten haben.

    Es ist diese kleine, aber mannigfaltige Welt, und die Dilemmas, die das Aufwachsen in dieser beinhaltet, welche Smith, selbst die Tochter eine jamaikanischen Mutter und eines englischen Vaters, in ihrem Roman erkundet. Sie beschreibt die Atmosphäre einer kulturellen Kakophonie in der modernen Stadt auf brilliante Weise, als eine ihrer Figuren nach Kilburn und hindurch spaziert:

    — «Süßer Gestank von Wasserpfeifen, Kuskus, Kebab, Auspuffgase von Bussen im Stau… polnische Zeitung, türkische Zeitung, arabisch, irisch, französisch, russisch, spanisch, Nachrichten der Welt. Entsperre dein (gestohlenes) Handy, kaufe ein Batteriepaket, ein Feuerzeugpaket, ein Parfümpaket, Sonnenbrillen, drei für einen Fünfer, einen lebensgroßen Porzellantiger, goldene Wasserhähne… Fernsehkabel, Computerkabel, Audio-Video-Kabel, ich gebe dir guten Preis, guten Preis. Faltblätter, ins Ausland anrufen für weniger, Englisch lernen, Augenbrauen wachsen, Falun Gong, hast du schon Jesus als deinen persönlichen Rufplan angenommen? … Hundertundein Wege sich zu bedecken: das völlig schwarze Zelt, das Gesichtsgitter, Hinterkopf, mit Louis-Vuitton-Stempel, mit Gucci-Stempel, gelbe Spitze, an Sonnenbrillen befestigt, kaum überhaupt dran, gestreift, zuckerrosa; gepaart mit Trainingsanzügen, hautengen Jeans, Sommerkleidern, Blusen, Westen, Zigeunerröcken, Schlaghosen… Sicherheitslichter, Sicherheitstore, Sicherheitswände, Sicherheitsbäume, Tudor, modernistisch, Nachkriegszeit, Vorkriegszeit, steinerne Ananasse, steinerne Löwen, steinerne Adler. Schau nach Osten und träume vom Regent’s Park, vom St. John’s Wood. Die Araber, die Israelis, die Russen, die Amerikaner: hier vereint durch die möblierten Penthäuser, die Privatklinik. Wenn wir genug bezahlen, wenn wir die Augen zusammenkneifen, braucht Kilburn nicht zu existieren. Freie Mahlzeiten. Englisch als zweite Sprache. Hier ist eine Schule, wo sie den Rektor erstochen haben. Hier ist das Islamic Center of England gegenüber der Queen’s Arms. Geh mitten da durch, du Schiedsrichter, du!» —

    Zweifellos ist da eine gewisse Erheiterung in einer Stadtlandschaft von dieser Natur, mit ihrer konstanten Stimulation, ihrer kaleidoskopischen oder halluzinatorischen Varietät, ihrer Energie, ihrer unaufhörlichen Verpestung, ihrer Art niemals zu schlafen. Doch die Erheiterung ist oberflächlich, wie die Wirkung einer Droge; sie weicht bald einer Art von Beklemmung oder Beunruhigung. In solch einer Stadt ist der gegenwärtige Augenblick alles, und Kontakt zwischen den Menschen unvermeidbar oberflächlich, weil sie sich untereinander gar nicht völlig verstehen können. Ein Menschenleben wäre kaum ausreichend, die Kulturen beider der Frauen, die in dem schwarzen Zelt und die Anhängerin der Falun Gong, zu verstehen. Wer kann gleichzeitig polnisch, türkisch und arabisch lesen und so die Sorgen sowohl der Polen als auch der Türken und Araber verstehen? Niemand ist irgendwo verwurzelt, Unbeständigkeit ist universell, Kommunikation mit vielen läuft in Pidgin, wenn das, und das beste das man erhoffen, aber nicht notwendigerweise erwarten kann, gegenseitige Toleranz ist. Gegenseitiges Unverständnis schließt Menschen in geistige und soziale Ghettos ein, weil der Aufwand, so viele verschiedene Kulturen zu verstehen, einfach zu groß ist, ganz besonders wenn die Menge an Zeit, die man dafür aufbringen kann, so begrenzt ist. Smith’s Erwähnung des Schiedsrichters ist aufschlußreich, weil es den konstanten Bedarf für Rechtsprechung zwischen den Menschen impliziert, die sich gegenseitig nicht verstehen und deren Interessen und Annahmen nicht die gleichen sind — ja sich sogar widersprechen.

    Lassen Sie uns nur einem Faden in der Passage folgen: den des ermordeten Schulrektors. Sein Name war Philip Lawrence von der St. George’s Roman Catholic School in Maida Vale, welches an das viel ärmere Kilburn grenzt und eine dieser sowohl rauhen als auch herzlichen Gegenden ist, deren es in London so viele gibt. 1995 hatte Lawrence versucht, einen schwarzen Schüler — William Njoh, 13 Jahre alt — vor einer Bande junger Filipinos zu beschützen, die ihn mit einer Eisenstange angriffen wegen des Verbrechens, Streits mit einem philippinischen Schüler zu haben. Der Anführer der Bande war der 15-jährige Learco Chindamo, der Sohn eines italienischen Vaters und einer philippinischen Mutter, der im Alter von sechs Jahren mit seiner Mutter nach England gekommen war. Chindamo schlug Lawrence und stach ihm dann ins Herz, was ihn tötete.

    Chindamo verbrachte 14 Jahre im Gefängnis. Kurz vor seiner Entlassung erstach sein Vater, 55, eine ehemalige Liebhaberin, eine venezuelanische Frau, auf den Kanarischen Inseln. William Njoh, der Junge, den Lawrence versucht hatte zu beschützen, wurde ein Kleinkrimineller und wurde später zu vier Jahren Gefängnis verurteilt für das Tragen einer Browning .22er-Pistole während eines Besuchs auf dem Notting Hill Carnival, Londons größte Feier des Multikulturalismus, während der er Raubzüge plante. Ein junger Mann von griechischer Elternschaft, Costadinos Contostavlos, der mit Chindamo zur Schule gegangen war und dann ein wohlbekannter Sänger wurde (unter dem Namen Dappy) in den zwei Musikstilen mit den liebreizenden Bezeichnungen Gangsta Rap und Grime, und der sich auf jene Art nihilistischer Widerwärtigkeit spezialisierte, die bisweilen über Nacht zu Reichtum führte, veröffentlichte ein Musikvideo, in dem er zur Freilassung Chindamos aus dem Gefängnis aufrief, als sei er entweder ein Held oder das Opfer einer groben Ungerechtigkeit. Contostavlos entschuldigte sich später mit der Behauptung, nicht gewußt zu haben, was Chindamo getan hatte; er schien nicht zu realisieren, daß dies keine große Verbesserung brachte, da der Aufruf zur Freilassung eines Mannes aus dem Gefängnis ohne zu wissen, warum er dort war, nun einmal eine gewisse feindselige Haltung gegenüber jeglicher Form von Strafjustiz andeutet.

    Man beginnt zu verstehen, warum der von Zadie Smith beschriebene Spaziergang etwas beunruhigend werden könnte.

    Trotz seiner Experimente mit der Form, welche es gelegentlich schwer machen, der Erzählung zu folgen und vermutlich beabsichtigen ihr eine Bedeutsamkeit einzuhauchen, die eine geradlinige Erzählung nicht erzeugen könnte, bietet Smith’s Roman vieles von psychologischem und sozialem Interesse. Ein wichtiges Element ist der Kontrast zwischen zwei schwarzen Schwestern, Cheryl und Keisha Blake, die auseinanderlaufenden Pfaden folgen, aber beide in Kilburn aufwachsen unter den genau gleichen sozialen Umständen. Cheryl, die Ältere, schlägt den Weg der unverheirateten Mutter ein, mit Kindern von unterschiedlichen Männern. Für sie sind die Konsequenzen daraus, diese Kinder zu haben, offenbar etwas worüber man nicht nachdenkt. Die Welt ist, wie sie ist, und sie kann sie sich gar nicht anders vorstellen; alles ist von einer eiserne Selbstverständlichkeit, und unter den für selbstverständlich gehaltenen Dingen war auch, daß Arbeiten für sie keinerlei Verbesserung bringt und daß sie immer ein Auskommen haben wird, was immer sie auch tut oder nicht tut. Sie ist hoffnungslos unverantwortlich, weil es ihr niemals in den Sinn kommt, etwas anderes zu sein.

    Keisha Blake ist aus einem anderen Holz geschnitzt. Von jungen Jahren an ist sie determiniert, lernwillig und konkurrenzbetont. Obwohl sie auf eine schlechte Schule ging, wo eine niedrige Erwartungshaltung allgegenwärtig war und wo der gesamte soziale Druck nur auf konformistische Aufsässigkeit hinauslief, ist Keisha im Studium erfolgreich, erwirbt einen Abschluß im Rechtswesen, und gelangt zu beachtlichem Wohlstand — nicht ohne großen persönlichen Einsatz, jedoch ohne ernsthafte Hindernisse. Sie geht ohne viel Aufhebens in die hoch privilegierten und zutiefst traditionalistischen höheren Regionen der englischen Gesetzgebung ein, wo sie als Anwältin für Handelsrecht so gut bezahlt wird, daß sie bald vergißt, wie es war arm gewesen zu sein. Sie heiratet einen Mann namens Felix, dessen Vater Afrikaner und dessen Mutter aus der italienischen Oberklasse ist. Felix „arbeitet irgendwas in der Stadt“, wie wir im England der Bankiers sagen, die Natur jener Tätigkeiten verstehen wir nur sehr schwach, und so wird Keisha doppelt reicht. Sie hat Kinder und Kindermädchen fast vom gleichen Moment; ihr großes Haus hat einen wohlgepflegten Garten, nicht gepflegt von ihr selbst. Ihre Dinner-Parties sind großbürgerlich.

    Aber dies ist nicht einfach Samuel Smiles wiederauferstanden, Tugend und Mäßigkeit belohnt, Laster und Genußsucht bestraft. Keishas neues Leben ist ganz und gar nicht zufriedenstellend. Sie und ihr Ehemann arbeiten so viel, daß sie wenig Zeit zusammen haben. Ihre Arbeit verschlingt alles; wenn sie aus dem Büro weg ist, sehnt sie sich zurück, weil sie vergessen hat wie man irgendetwas anderes tut als zu arbeiten.

    Zusätzlich zu diesen normalen Problemen der ehrgeizigen, hocherfolgreichen jungen Berufstätigen hat Keisha kulturelle und existentielle Ängste. Sie hat schon vor längerem ihren Namen in Natalie geändert, den sie passender zu ihren Ambitionen und gewünschten Position fand. Aber sie fragt sich selbst, wer sie wirklich ist. Welchen Charakter hat sie, wenn überhaupt einen? Spielt sie nur eine Rolle, die nicht authentischer ist als ihr angenommener Name? Ist sie eine „Kokosnuß“, außen schwarz und innen weiß? Ist ihre Schwester — in der Sozialwohnung sitzend, vom Staat abhängig, umgeben von Leuten zugedröhnt mit Haschisch, dauernd in Gefahr angegriffen zu werden, immer mit zuwenig Geld und absolut ohne jeden Ehrgeiz — authentischer als sie? Hat sie etwa durch ihren so sichtbaren Aufstieg in die Oberklasse ihre Familie und ihre Wurzeln betrogen und ihr Geburtsrecht für einen Haufen Porzellan verkauft?

    Natalie besucht ihre Schwester in Kilburn, nachdem sie Erfolg hatte und fortgezogen war, jedoch bevor sie ihre Kinder hatte. Sie streiten:

    — «Cheryl stand auf und steckte einen Finger in das Gesicht ihrer Schwester. „Du paßt gefälligst auf, was du sagst, Keisha. Und warum mußt du die ganze Zeit fluchen, Mann? Schaff dir mal etwas Respekt an.“

    Natalie fühlte Tränen in ihren Augen stechen und ein kindischer Anflug von Selbstmitleid überkam sie vollständig.

    „Warum werde ich dafür bestraft, etwas aus meinem Leben gemacht zu haben?“

    „Ach du meine Güte. Wer bestraft dich, Keisha? Das ist in deinem Kopf. Du bist paranoid, Mann!“

    Natalie Blake war nicht zu stoppen: „Ich arbeite hart. Ich bin reingekommen ohne Reputation, mit gar nichts. Ich habe eine seriöse Praxis aufgebaut — hast du eine Ahnung, wie wenige…“

    „Bist du wirklich hier vorbeigekommen, um mir zu erzählen was für ein großes Mädchen du geworden bist?“

    „Ich bin hergekommen um zu versuchen, dir zu helfen.“

    „Aber niemand hier drin sucht nach deiner Hilfe, Keisha! Das ist alles! Ich brauche dich nicht, und aus.“

    Und nun mußten sie Carly von Natalies Schulter auf die ihrer Mutter transferieren, eine seltsam delikate Operation inmitten des Blutbads.

    Natalie Blake sah verzweifelt hin und her, um einen Abschiedstreffer ringend. „Du mußt was an deiner Einstellung ändern, Cheryl. Du solltest zu einem Profi gehen damit, weil es wirklich ein Problem ist.“

    Sobald Cheryl das Kind in ihren Armen hatte, wandte sie sich von ihrer Schwester ab und begann zurück durch den Flur zum Schlafzimmer zu gehen.

    „Also, naja, bis du selber Kinder hast, kannst du nicht wirklich mit mir reden, Keisha, um ehrlich zu sein.“» —

    Natalie mag sich vielleicht nicht authentisch fühlen, aber diese Passage ist es sicherlich. Sie beleuchtet, wie vollständig der Staat den Familienzusammenhalt zertrümmert hat. Cheryl und der Rest von Natalies verarmter Familie suchen weder Natalies Hilfe noch brauchen sie sie, obwohl sie eine wohlhabende Frau wird; sie wenden sich an den Staat, sie zu versorgen. An einem Punkt, wo Natalie die Sozialwohnungen kritisiert, wo Cheryl lebt, antwortet ihre Schwester: „Wenn ich hier raus wollte, würde ich mir was anderes geben lassen vom Amt, bevor ich zu dir komme.“ Für Cheryl bedeutet Unabhängigkeit, unabhängig von den Menschen zu sein, die ihr nahestehen, und abhängig von einem bürokratischen Apparat. Nichts könnte mehr sozial atomisierend wirken, mehr förderlich für den tobenden Egotismus, veranschaulicht durch die Learco Chindamo-Geschichte.

    Auch interessant ist Cheryls antiintellektuelle und antirationale Bemerkung, daß nur Wissen durch Umgang, durch persönliche Erfahrung gültig sei. Natalie hat kein Recht zu sprechen bevor sie die gleichen Erfahrungen wie Cheryl gemacht hat. Dies ist genau die Antwort von Heroinabhängigen, zum Beispiel, wenn man ihnen sagt, daß Entzugserscheinungen nicht schwerwiegend sind: „Woher weißt du das, wenn du nie welche hattest?“ Diese Einstellung schließt Menschen innerhalb der engen Welt ihrer eigenen direkten Erfahrungen ein und macht sie uninteressiert an der größeren Welt, die im Idealfall durch ein Zusammenspiel von Wissen durch Umgang und Beschreibung beurteilt werden sollte — das heißt, sowohl subjektives als auch objektives Wissen.

    Natalies Unbehagen über ihre Authentizität mit seiner Sogwirkung der Schuld über ihren Erfolg scheint mir plausibel und wahrhaftig entworfen. Die Tatsache, daß sie diese Schuld empfindet, bedeutet, daß sie eine gleichmacherische Ideologie gründlich aufgesogen hat, zumal es nur einen Grund geben kann, warum in einer meritokratischen Gesellschaft aus eigener Kraft aufzusteigen Schuldgefühle hervorrufen sollte. Dieser Grund ist, daß man glaubt, alle sollten gleich sein — gleich im Ergebnis — ganz egal was man tut oder nicht tut. Obwohl sie durch ihren eigenen Verdienst aufgestiegen ist, obwohl was die Radikalen der Sechziger „das System“ nannten ihr keine förmlichen Hindernisse in den Weg gelegt hat, obwohl die Fesseln ihrer Schwester gänzlich in deren Gedanken geschmiedet sind, kann Natalie nicht glauben, daß sie ihr Glück verdient oder daß ihr neu gegründeter Wohlstand eher ein Beleg für soziale Gerechtigkeit ist als für ihr Gegenteil. (Natürlich, ob Handelsrechtsanwälte so schnell so wohlhabend werden sollten, ist eine andere Frage.)

    Natalie kann ihre Bindung an Kilburn nicht abwerfen, obwohl in Wahrheit — wie Smith es aufzeigt — nichts auch nur annähernd Liebenswertes an dem Leben dort zu finden ist; ganz im Gegenteil. Kilburns Multikulturalismus ist nicht die fortgeschrittene, tolerante und zivilisierte Weltoffenheit von, sagen wir, dem Konstantinopel von Pierre Loti, oder von Alexandria vor 1956, in welchem eine Anzahl (aber nicht eine sehr große Anzahl) von nationalen und religiösen Gemeinschaften freundschaftlich interagierten, die Sprachen der jeweils anderen sprachen, verstanden und respektierten gegenseitig die Gebräuche, und gegenseitig an ihren Feierlichkeiten teilnahmen, oft während sie unterschiedliche Nischen der lokalen Wirtschaft besetzten. Diese Weltoffenheit war allgemein eher harmonisch als kakophonisch; eher würdevoll als vulgär; eher gesetzt als dauernd flüchtig. Sie war weder durchseucht von Drogen und Verbrechen, noch war ihre Jugend hingezogen zu irgendetwas vergleichbar mit der von wenig Selbstkontrolle und viel Sensationslust geprägten Ghettokultur Nordamerikas.

    Zur selben Zeit, als ich Smith’s Roman las, las ich ein kurzes Buch des französischen Autors Richard Millet. Millet, einst ein respektierter Autor und Herausgeber bei einer von Frankreichs besten Verlagsgesellschaften, verursachte vor kurzem eine Sensation in Frankreich, indem er eine Lobrede auf Anders Breivik veröffentlichte, den jungen Norweger, der 77 seiner eigenen Landsleute tötete aus Protest gegen multikulturelle Sozialdemokratie. Millet legte mehr oder weniger nahe, daß es für Norwegen früher oder später einmal so kommen mußte. Er behandelte das gleiche Subjekt in dem Buch, das ich las — Über Antirassismus als literarischen Terror — in welchem er herausstellte, daß die französische Linke, die außer sich war über Breiviks Massaker, selbst beharrlich darauf bestanden hatte, Cesare Battisti zu unterstützen und verteidigen, ein Mitglied der linksextremen Guerillagruppe in Italien in den 1970ern. Nun ein Autor von Thrillern, wurde Battisti des Mordes für schuldig befunden, aber entging aller Bestrafung außer dem Exil von seinem Geburtsland.

    Smith und Millet würden sicherlich nicht wünschen, als seelenverwandt angesehen zu werden, aber Millets Sicht des Multikulturalismus ist nicht weit entfernt von dem Bild, das Smith von dem Spaziergang durch London zeichnet. Er spricht von

    — «der hedonistischen Devianz des Anderen in einer anti-nationalen und post-nationalen Extase, [welche] wir sahen als algerische, marokkanische, kamerunische, homosexuelle und natürlich kommunistische Flaggen auf dem Place de la Bastille wehten in der Nacht, als der Standardisierer der Sozial-Demokratie, Hollande, gewählt wurde — was bestätigte, als wenn es eines Beweises bedurft hätte, daß es nicht länger ein französisches Volk gibt, sondern nur noch eine ethnisch-soziale Ansammlung, der der Markt und das Gesetz die Illusion eines homogenen Ganzen verleiht.

    So haben beide Autoren, so ideologische Feinde sie auch sein mochten, eine düstere Beurteilung der multikulturellen Gesellschaft angeboten, die nicht in gegenseitiger Befruchtung endet, etwa wie in der Fusionsküche, sondern in Paranoia als Lebensform, gegenseitigem Unverständnis, Egotismus und Solipsismus. Eine nur vom einen zum nächsten Tag gewährte Toleranz der gegenseitigen Existenz ist eine ungenügende Basis für eine attraktive oder gar eine produktive Gesellschaft. Etwas mehr braucht es da schon.

    Theodore Dalrymple ist Mitherausgeber des City Journal, der Dietrich Weismann Fellow am Manhattan Institute, und der Autor von „Das neue Vichy-Syndrom: Warum europäische Intellektuelle vor der Barbarei kapitulieren“.

  30. #34 HV (25. Feb 2013 21:54)

    Ist doch sofort nach Cameron Amtsantritt erfolgt, keine Sozialhilfeempfänger in Zone 1 mehr, aber in Zone 2 schon noch glaube ich.

    Alles gehört den Saudis, nicht? London ist ein billiges Flittchen, aber München will jetzt auch so sein!

  31. Habe ich gerne gemacht. Mir liegt etwas daran, den Ideen der Freiheit zu möglichst großer Verbreitung zu verhelfen, und Dalrymple ist einer der ganz großen Namen in diesem Bereich. Man merkt dem Text ja vielleicht an, daß es nicht alleine um eine Buchrezension geht…

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