Die Seerechtskonvention der Vereinten Nationen: Die Vereinten Nationen (UN) definieren die Meere als „gemeinsames Erbe der Menschheit“. Ein Vertrag regelt seit 1994, was auf, in und unter den Meeren erlaubt und verboten ist, egal ob es die Schifffahrt oder den Tiefseebergbau betrifft. Die Seerechtskonvention der Vereinten Nationen ist von den meisten Staaten der Welt unterzeichnet und teilt das Meer in verschiedene Zonen: Zwölf-Seemeilen-Zone, 200-Seemeilen-Zone und die Hohe See.

(Von felixhenn)

Griechenland hat 1994 das Abkommen unterschrieben, die Türkei nicht. Das hat einen guten Grund: vor der türkischen Küste gibt es viele kleine Inseln, die zu Griechenland gehören. Wenn da die 12 Meilenzonen – und wenn kein anderes Land gestört wird sogar 200 Meilenzonen – geltend gemacht werden, gehören 70% der Ägäis zu Griechenland und die dortigen gewaltigen Energievorkommen, man rechnet mit einem Wert von 100 Milliarden Euro, auch. Das Wallstreet Journal hat gestern dazu einen Artikel veröffentlicht und die Problematik unter der Überschrift „Klammes Griechenland will Grenzen zur Türkei verschieben“ recht ansehnlich zusammengefasst. Wenn auch die Überschrift nicht zutreffend ist, da es sich ja um internationales Recht handelt, das viele andere Staaten auch zugestanden wird und die Grenzen so bestehen, wie sie von Griechenland wahrgenommen werden wollen. Wenn sich mehr als 24 Meilen See zwischen zwei Inseln verschiedener Nationen befindet, bekommt jede Nation 12 Meilen als Hoheitsgebiet und, wenn geographisch möglich, 200 Meilen zur Nutzung. Ist der Abstand geringer, verläuft die Grenze in der Mitte. Wenn diese Grundlage als verbindlich angenommen wird, hat die Türkei in der Ägäis nicht viel verloren und kann da auch nicht die 200 Meilenzone geltend machen, weil ja nahezu immer eine griechische Insel „stört“.

1995 hat dann die Türkei gleich auf das UN-Abkommen reagiert und beschlossen, dass jeder Vorstoß Athens, die Rechte durchzusetzen, ein Grund für Krieg wäre. Also im Südosten nichts Neues.

Gestern hat dann auch gleich die Welt diesen Artikel vom WSJ aufgenommen und dabei auch gleich die falsche Überschrift des WSJ geändert. Aus „Klammes Griechenland will Grenzen zur Türkei verschieben“ wird dann „Griechenlands Rohstoff-Gier provoziert die Türkei“. Was natürlich gleich negativ für Griechenland rüberkommt. Wie schrieb Wilhelm Busch? „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich gänzlich ungeniert“. Da hat wohl ein Welt-Redakteur gedacht, dass es darauf nun auch nicht mehr ankommt bei all den Negativ-Schlagzeilen über die Griechen und hat gleich ein wenig bei Erdogan Speichel geleckt. Und provozieren lässt der sich ja gerne.

Natürlich ist es traurig für Erdogan, dass die Grenzen des osmanischen Reiches nicht mehr bis Marokko reichen und dass Griechenland nicht mehr osmanisch besetzt ist, aber so sind nun einmal die Regeln der UN, die er ja auch immer gern dann wahrnimmt, wenn sie ihm passen.

Der französische Präsident Francois Hollande hat schon mal Unterstützung für Griechenland signalisiert, was sich unsere Regierung wohl nicht trauen wird, selbst wenn Griechenland diesmal so offensichtlich im Recht ist und die Förderung der Bodenschätze der EU bzw. dem Euro zugutekommen könnten. Ich benutze absichtlich den Konjunktiv, die Griechen sind nämlich auch nicht so gestrickt, dass sie freiwillig was abgeben und werden erst einmal dafür sorgen, dass alle Schulden auf null gebracht werden, bevor sie mit Einnahmen glänzen. Allerdings werden sie nicht umhin kommen, sich Nationen wie Frankreich erkenntlich zu zeigen, wenn Hollande die Türken von Kriegsgedanken abbringt.

Und sollte das für Erdogan nicht genug sein, hat auch schon Zypern ähnliche Ansprüche angemeldet. Wer da auf die Landkarte guckt, stellt fest, dass auch von dort aus das türkische Hoheitsgebiet recht drastisch beschnitten wird.

Armer Erdogan, er könnte einem fast schon leidtun, aber nur „fast“.

PS: Eine Seemeile sind 1,85 Km, 12 Meilen also 22,2 Km und 200 Meilen 370 Km…

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21 KOMMENTARE

  1. Ich habe mich schon immer gewundert, warum Griechenland nicht an seine Bodenschätze geht!

  2. Ich hätte einen Vorschlag: Könnte nicht durch eine großzügige deutsche Zahlung an die Türkei – sagen wir mal 50 Milliarden – die Kompromissbereitschaft gefördert werden? Das würde doch ganz auf der Linie unserer Außenpolitik liegen und außerdem wegen unserer Vergangenheit und so. Ich finde, nach allem, was wir Deutsche insbesondere in der Region alles angerichtet haben, wäre das nur eine kleine Wiedergutmachung.

  3. Was versprechen sich eigentlich gewisse Kreise von einem EU-Beitritt der Türkei? Es kann doch (wieder)nur ums Geld gehen…

  4. #4 objektiv1 (09. Mrz 2013 11:07)
    Was versprechen sich eigentlich gewisse Kreise von einem EU-Beitritt der Türkei? Es kann doch (wieder)nur ums Geld gehen…

    Da nun einmal Konsum begrenzt ist, man kann halt nur in einen Fernseher reinschauen, muss man neue Absatzmärkte schaffen damit mehr Gewinn als im Vorjahr erwirtschaftet wird. Und wenn ein Land arm ist wie die Türkei, kann man das mit deutschen Steuergeldern so reich machen, dass sich jeder Konsumgüter leisten kann. Dann haben zwar alle deutsche Bürger viel Geld verloren aber sie behalten ihren Arbeitsplatz und dürfen für Güter arbeiten die im Prinzip von den Arbeitern selbst bezahlt werden aber in der Türkei landen.

    Die Industrie hat noch nicht bemerkt, dass man den Islam nie in den Griff bekommen kann.

  5. Wieder einmal hat die Tuerkei mit den USA und UK einen Fuersprecher. Uebrigens, UK hat sich im Suedatlantik ein riesiges Seegebiet abgesteckt um die Georgias, Malvinas und Sandwich Inseln fett umrahmt mit 200Sm Zone auf Kosten Argentiniens. Die USA haben ihre Praesenz im Suedatlantik reaktiviert, obwohl da nun wirklich keine muslimischen Piraten und Terroristen sind. Die BRD hat in der Nordsee Grenzen schoen ausserhalb der Oelfelder, usw. usf. Die Anexion des noerdlichen Zyperns durch die Tuerken wird auch von den USA geduldet, und von Israel anerkannt. Es geht um Geld, Macht- und Einflusszonen so wie die USA und UK ihre Interessen haben. Kuwait wurde von den Englaendern protektionistisch gegruendet damit Deutschland nicht die Baghdad Bahn an den Golf vollenden konnte

  6. Juiet
    Warum nicht 50000 Milliarden Euronen? Wenn wir ihnen Geld geben, dann bitte mehr, wegen der bösen Vergangenheit.

  7. Danke für den Artikel. Das hat ja noch eine weitere Komponente: Israel. Das genau diese Seerechtskonvention ebenfalls gezeichnet hat und sie nutzt. Und während sich die zivilisierten Mittelmeeranrainer wie Zypern und Israel ohne Probleme auf eine gemeinsame Förderung verständigen konnten, jault die Türkei ganz laut rum.

    Es geht der Türkei also nicht um Konventionen oder Kooperationen, sondern um alleiniges mohammedanisches Sondernutzungsrecht, das qua Gewalt durchgesetzt wird.

    Gugl: Zypern Israel Erdgas

  8. Wie sollte Deutschland den Griechen helfen? Hat die Deutsche Armee überhaupt die nötigen Mittel? Gut von den Franzosen, aber es wären mindestens noch die USA und/oder Russland nötig zur Unterstützung.

    #2 Juliet

    Vergessen Sie die NSU nicht. Das wird mindestens das Doppelte kosten.

  9. 100 Milliarden?

    davon werden vielleicht 90 Milliarden reiner Gewinn sein.

    damit kommt der gemeine Grieche auch nur 3 Monate hin, bevor er wieder Hitler blökt und nach Deutscher Knete kreischt !

  10. Die Griechen hätten allen Anspruch, sich mit Syrien und den Kurden zu verbünden, um dem Erdogan zu zeigen wo sein Gott, der groüe Allah wohnt, wahrscheinlöich ist das irgenein WInkel in Anatolien, dort könnte auch für Erdogan das Gnadenbrot winken, wenn man ihm großzügig dort noch gewährenj lässt, und damiot hätte dann die Welt endlich Ruhe vor diesem islamen Stänkerer.
    In diesem Dorf könnte er dann auch seine größte Moschee hinbauen, wo er fünfmal täglich seinen Hintern heben darf.

  11. Und so etwas wie die Türkei ist in der NATO! Und die westliche Welt ist zu blöde um zu erkennen, dass die türkischen ***Gelöscht!*** wie kleine Kinder sind: Je mehr man ihnen durchgehen läßt um so frecher werden sie.

    Mit Respekt, Härte und Konsequent hätte man die Türken ziemlich schnell handzahm – aber der Westen will sich offenbar seine nächste Hybris züchten.

    Im aktuellen Fall wäre das Vorgehen so: Vor einem internationalen Gerichtshof wird die Rechtslage festgestellt. Ich gehe davon aus, dass die griechische Sicht dieser entspricht.

    Sollte die Türkei zicken, erstmal ignorieren. Sollte sie Griechenland mit Krieg bedrohen, nachhaltig daran erinnern, dass beide Länder in der NATO sind. Sollte das weitergehen, Rausschmiss der Türkei.

    Sollte sich die Türkei entblöden, Griechenland anzugreifen = Verteidigungsfall der NATO …

    Genau bei Fall der Behandlung unserer Soldaten in der Türkei. Nicht wir haben uns zu entschuldigen und irgendwelche Offiziellen zur Schlichtung runterzuschicken, sondern:

    Der Türkei wird eine Frist gesetzt, innerhalb von 4 Wochen die Qualität der Unterkünfte nachzubessern. Am deutschen Lager wird natürlich deutsche Beflaggung gezeigt.

    Der türkische Soldat muss sich bei unsere Soldatin entschuldigen.

    Passiert eines dieser Dinge nicht, Abbruch dieses eh völlig unsinnigen Einsatzes mit entsprechendem Pressegetöse.

    Was meint Ihr, die Türkei wäre nach kurzer Zeit ein angenehmer Gesprächspartner.

    .
    ***Moderiert! Bitte eine andere Wortwahl, vielen Dank! Mod.***

  12. Die Inseln gehören Griechenland, und somit auch der größte Teil der Ägäis. Deutschland gehört ja auch das Seegebiet um Helgoland herum! Dass die Welt mit der Überschrift mal wieder türkisch-osmanischen Imperialwahn unterstützt zeigt deutlich wie unsere BRD-Eliten ticken. Genauso wie jetzt gegenüber der Türkei, kuschen sie vor den Forderung und dem Anspruchsdenken der türkischen Vertreter/Organisationen in Deutschland.

  13. Allerdings wird sich der Onkel aus Ankara hüten, in die zypriotische Gasfelder und deren Förderung einzugreifen, diese werden aus rein pragmatischen Gründen zusammen mit den Israelis erschlossen, da Zyperen keine richtige Armee hat und die IDF Erdbeerwahn schon mal in seinen türkischen Arsch getreten haben.

  14. Die Unruhen in Syrien sind der Nato wohl ein willkommener Anlaß, mit Patriots in der Türkei unser West- und Mitteleuropa gegen atomare Angriffe des Iran zu schützen.

  15. „Griechenland hat 1994 das Abkommen unterschrieben, die Türkei nicht.“

    Damit erkennt die Türkei die Regelungen des Abkommens nicht an und wird versuchen durch militärische Drohungen gegenüber Griechenland sich Rechte zu sichern.

    Die beiden Staaten sind sich ja seit Jahrhunderten spinnefeind. Der Fall Zypern hat den Griechen gezeigt, dass Sie mit dem Schlimmsten rechnen müssen. Jetzt wo Griechenland wirtschaftlich am Boden ist, ergäbe sich die Möglichkeit für die Türkei Nägel mit Köpfen zu machen, d.h. einfach Meeresgebiete de Fakto zu annektieren.

    Die einzige Möglichkeit die Türkei daran zu hindern ist den Griechen militärische Unterstützung zuzusichern, für den Fall, dass die Türkei eigenmächtig Gebiete innerhalb des hoheitlichen Küstenmeeres (12-Meilenzone) oder der ausschließlichen Wirtschaftszone (200-Meilenzen) Griechenlands annektiert.

    Übrigens ist die Europäische Union auch dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen beigetreten. Insofern geht der Streit über Griechenland hinaus.

    Das sollte auch eine selbstverständliche Aufnahmebedingung für die Türkei in die Europäische Union sein: Regelung der Grenzstreitigkeit mit Griechenland.

    Aber, wir können uns sicher sein, dass es keine Aufnahme der Türkei in die Europäische Union geben wird. Das geschieht nur durch einstimmigen Beschluss der Mitgliedsstaaten und Mitgliedsstaaten wie Zypern, Griechenland und Bulgarien werden dem niemals zustimmen.

  16. Ich glaube ja nicht, dass die Grichen, also der Griche an sich, von dem Reichtum vor seiner Küste was abbekommt.

    Dazu müsste Griechenland ein souveräner Staat sein, anstatt nur eine Provinz der EU zu verkörpern.

    Entweder ordnet die EU die Umverteilung der Rohstoffe durch „Privatisierung“ an und heimst „Provision“ und Steuern ein, oder die EU fördert und kassiert selbst, um die Gewinne dann EU-weit umzuverteilen, damit der Laden nicht zusammenbricht.

    Jeder darf mal zahlen in dieser EU.

    Etwas Anderes ist es mit der „Seerechtskonvention“ der UN.

    Erstens hat die Türkei diese UN-Konvention nicht unterzeichnet. Die UN muss also ihren Rechtsansprcu auch durchsetzen können und wollen.

    Und zweitens muss sich die UN auch fragen lassen, woher denn die UN das Recht nimmt, Rechte zu erfinden und zu verteilen und wie die UN auch dieses selbstverliehene Recht zu verteidigen oder durchzusetzen gedenkt.

    Rechte gibt es nicht geschenkt, Rechte muss man sich herausnehmen und anschliessend durchsetzen.
    Mit Gewalt selbstverständlich, wenn der, der durch diese Rechtsvergabe Pflichten bzw. Verzicht auferlegt bekommt, diese Pflichten nicht erfüllen will.

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