Andreas Unterberger hat in einem Artikel, der noch viel weiter ausholt und andere Themen behandelt, auch darauf hingewiesen, daß der Charakter der Demokratie durch bewegte Bilder im Fernsehen grundlegend verändert wird. Dazu kommt, daß die Bilder und Filme ja manipuliert sind. Demonstrieren fünf Greenpeace-Gesetzesbrecher mit einem riesigen Transparent auf einem Kernkraftwerk, dann wird das in Großformat gesendet. Demonstrieren 1000 Lebensschützer gegen Abtreibung, dann wird das verschwiegen oder es kommt ein unsympathischer Ausschnitt mit lieben Gegendemonstranten. Der naive Fernsehglotzer merkt es nicht! Unterberger:

Seit Zeitungen Fotos haben und seit das Fernsehen bewegte Bilder zeigt, hat sich der Charakter der Demokratie grundlegend verändert. Es wird in der veröffentlichten Meinung kaum noch nach dem Wert von Argumenten gefragt und gesucht, sondern nur danach, ob es dramatisch wirkende Illustrationen zu einer „Geschichte“ gibt. Gibt’s die nicht, ist eine Geschichte dann eben meist keine „Geschichte“.

Persönlichkeiten werden medial oft ignoriert, selbst wenn sie noch so Gescheites sagen. Aber jedes noch so schwachsinnige Greenpeace-Transparent findet den Weg in die „Zeit im Bild“, wenn es von drei Studenten plakativ auf einem Schiff oder einem Schornstein angebracht wird.

Damit hat sich die Demokratie viel substantieller verändert, als wir glauben. Es zählt nicht mehr die Mehrheit oder die Wahrheitssuche. Sondern es zählt die Kraft der Bilder, die es in die Nachrichtensendungen und auf die Titelblätter der Boulevard-Zeitungen schaffen.

Daher weiß jeder Politikberater, dass er vor allem Action und Bilder schaffen muss. Es geht bei medialen Entscheidungen nicht um die Höhe der Kinderbeihilfe, sondern darum, dass die zuständige Ministerin von lieben Kindern umringt wird, wenn sie über die Kinderbeihilfe spricht. Und nach einer Politiker-Debatte wird meist nur darüber debattiert, ob ein Politiker herumgewandert ist, ob er ein Taferl aufgestellt hat, ob er gelächelt hat.

Selbst wenn die auf den Bildern gezeigten Vorgänge eigentlich auf Ablehnung stoßen, schaffen es die Urheber mit ihrer Hilfe, das Agenda setting zu prägen. Und irgendwann glauben auch die Menschen, dass das wichtig sei, was die Bilder sagen, und nicht das, was wirklich wichtig wäre.

Gegen die Wirkung der Bilder hilft jedenfalls einmal eines: sie sich bewusst zu machen. Dann ist man schon ein wenig immunisiert dagegen. Man sollte auch immer genau beobachten: Sind es nur ein paar Dutzend Menschen, die vor der Kamera einen Zirkus machen, die eine amerikanische oder israelische Flagge verbrennen, oder sind es wirklich viele? Eine hervorragende Strategie gegen die Suggestivkraft von Bildern haben zwei der besten (Zeitungs-)Journalisten entwickelt, die ich kenne: Sie haben gar keinen Fernsehapparat, sondern informieren sich nur aus Radio, Internet, Büchern und Zeitungen…

Der Rest des Textes, in dem es wie gesagt auch um andere Dinge geht, steht hier in Unterbergers Blog!

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42 KOMMENTARE

  1. So wie man die deutschen Richter als Erben der Firma Freisler bezeichnen darf, sollte man die heutigen Dschurnalisten als Erben der Firma Goebbels bezeichnen.

    Kam eigentlich der Taz-Stand-Up-Comedian (besser: Fall-Down-Comedian) im Fernsehen? Zumindest in der Heuteshow sollte man ihn erwarten dürfen. Ach nein, das ist ja Staatsfernsehen.

  2. Ja genau, der naive Fernsehglotzer merkt es nicht. Ich habe es schon mehrfach geschrieben: In der DDR wussten die meisten Bürger, dass sie von den eigenen Nachrichten belogen wurden und holten sich die Informationen lieber aus dem Westfernsehen. Leider ist es dabei geblieben: Die meisten Deutschen glauben immer noch, dass die Medien sie umfassend, ehrlich und neutral informieren. Ich kann ein Lied von singen, denn ich habe das auch mal geglaubt.

  3. „Zum Regieren brauche ich BILD, BamS und Glotze.“

    Gerhard Schröder.

  4. @1 Abu Sheitan ,

    Sie werden demnächst wohl noch behaupten, die Schlange im Paradies sei der erste deutsche Nazi gewesen.

    Man sieht an Ihnen wie die Glotze wirkt.

  5. Eins möchte ich auch kritisieren: Die Verblödungsshow in 100 Sekunden im ARD trägt nicht zur politischen Bildung bei.

  6. Es sind nicht nur die Bilder! Die Manipulationen findet man überall!
    Zum Beispiel eben bei T-Online gefunden.
    Zur Lage in der Ukraine:
    „Dutzende pro-russischer Aktivisten hatten sich in das Haus nach Unruhen geflüchtet, dann ging es in Flammen auf. “
    Also, das Haus ist einfach so von allein in Flammen aufgegangen und wie viele Menschen darin grausam zu Tode kamen oder auf der Flucht vor den Flammen umgebracht wurden, das erfährt man nicht!
    Gut, dass es PI gibt.

  7. #4 JeanJean

    Seit heute morgen 5:45 wird mit der Nazikeule zurückgeschlagen! 😉

  8. Die gutmenschliche Verblödung findet gleichförmig in allen großen Medien statt, vor allem in den öffentlich-rechtlichen. Diese schlimmen Manipulationen gibt es nur bei einigen wenigen (aber wichtigen) Themen. Dort dann aber besonders massiv. Die linksgrün verseuchten Darstellungen finden wir insbesondere rund um ISLAM, KLIMA, „RECHTS“ und KIRCHE (jedenfalls da, wo sie noch echten Glauben und Bewahrung der Tradition verkündet und behauptet).

    Es gibt dabei keine Verschwörung und kaum Absprachen. Es funktioniert, weil eine fast gleichgesinnte (Alt-68er-)Clique die Machtpositionen dort erobert und nach und nach alle Andersdenkenden weggebissen hat.

    Die brauchen keine Absprachen, sondern sie werfen sich intuitiv genau die Bälle zu, die sich am besten fürs Lügen und Manipulieren eignen. Oder auch für Verleumdungsaktionen, die aus deren Sicht immer wieder mal notwendig sind, um Konservativen und Katholiken (am besten, wenn beides zusammentrifft) eins auf die Mütze zu geben.

    Sie sind sogar süchtig nach diesen Verleumdungsorgien, was das regelmäßige und anfallsartige Aufkommen der Sucht beweist.

    Sie erkennen ihre Sucht nicht, und rechtfertigen ihre Niedertracht mit feinsinnigen intellektuellen Gespinsten auf Basis des „nie wieder Nazi“, indem sie ihre schäbige Parteilichkeit gleichsetzen mit dem Mut, den man im Dritten Reich haben mußte, um zu widersprechen.

    Ohne Mut, ohne Sinn und Verstand, widersprechen sie jetzt gerne dem, was allzu offensichtlich ist – und sie bilden sich darauf noch etwas ein !

  9. 2 KDL
    Du hast vollkommen recht. Trotzdem lohnt es sich zu differenzieren. Ich würde mehrere Phasen unterscheiden :
    1. Phase bis 1989 : Leitmedien mit relativ objektiver Information und guten Kommentaren, mussten sich von der Propaganda der DDR abheben.
    2. Phase 1989 bis 1995 : Leitmedien waren mit der Eingliederung der DDR sehr stark beschäftigt, Abnahme der Objektivität
    3. Phase: ab 1995 : Da Korrektiv DDR weggefallen war, Herausbildung einer Einheitsmeinung, Information wurde zunehmend unwichtig, Kommentarfunktion verdrängte alles. Es wurde alles nur noch der Propaganda untergeordnet.

  10. Früher waren die Nachrichten wesentlich sachlicher. Man schaue sich mal eine alte Tagesschau aus den 80er Jahren an (z.b. bei Youtube). Meist wurde lediglich eine geografische Karte gezeigt und kurz aber neutral über den jeweiligen Vorfall berichtet.

    Heute dagegen muss alles emotionalsiert werden. Wenn sich irgendwo Geistesgestörte gegenseitig ermorden, müssen stets Bilder von schreienden und plärrenden Kindern gezeigt werden die in jedem Gutmenschen den pawlowschen Reflex auslösen sofort zu fordern das Deutschland sich da unbedingt einmischen muss. Mischen wir uns irgendwo ein, dann werden meist die falschen Unterstützt und alles wird noch schlimmer als vorher.

    In der alten Bundesrepublik war den meisten Menschen klar, das wir nicht die Probleme der ganzen Welt lösen können. Vieles was irgendwo passiert ist schlimm, muss aber von den dortigen Menschen selbständig gelöst werden.

    Heute dagegen wird jeder Konflikt in HD mit Vor-Ort Reportern so emotional präsentiert, das er bei der dummen Masse das Bedürfnis hervorruft, sich sofort in jeden Konflikt der irgendwo auf der Welt stattfindet, einmischen zu müssen.

    Warum nicht wie früher einfach eine geografische Karte zeigen. „Bei einem Staatsstreich in Wumbatumba wurde die dortige Regierung gestürzt. Vermutlich gab es dabei zahlreiche Tote“. Das ist doch völlig ausreichend! Heute wird alles auf riesengroßen. mittlerweile selbst für Hartz 4 Empfänger erschwinglichen Großbildschirmen in allen grausamen Details gezeigt so das jeder Gutmensch sofort fordert sich da einzumischen.

    Deutschland kann und wird nicht die Probleme dieser Welt lösen können. Ich bin auch der Überzeugung, das es auch die aggresive Art der Berichterstattung der Medien ist, die dazu geführt hat, das viele Deutsche immer mehr das Bedürfnis verspüren, sich in jeden Konflikt der uns nichts angeht einmischen zu müssen.

  11. Zur Zeit läuft ja so eine Aktionen mit Bananen, wo sich alle möglichen Leute mit fotografieren lassen. Man sollte dem Beispiel folgen und dort am Alexanderplatz in diesen „Käfig voller Narren“ einfach ein paar Bananen werfen und bei Fragen auf Menschlichkeit mit den armen Hungernden Schwarzen verweisen.

    Ich finde solche gewaltfreien symbolischen Aktionen gut.

  12. #14 Rohkost (06. Mai 2014 12:10)

    Sorry das war der falsche Thread hier für diesen Kommentar.

  13. Es wurde eine Wählerschaft herangezogen, wie kewil in einem anderen Artikel treffend bemerkte, die zum Teil gar nicht mehr in der Lage ist, einen längeren Artikel geduldig zu lesen, geschweige, die Zusammenhänge zu erkennen.

    Wir haben die Generation SMS, die, mit einem Aufmerksamkeitsdefizit. Die wurde so konditioniert, daß sie nur auf Bilder und Twitter – ähnliche Botschaften zu reagieren in der Lage ist. Leider.

    Zum Beispiel der derzeitige Wahlkampf. Die CDU wirbt mit „Wir bleiben am Ball.“ Offensichtlich ist sie der Meinung, ihre potentiellen Wähler sind geistig derart gestört, daß das als Programmaussage reicht, um Stimmen zu erhalten.

    Und: Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte. Und wenn es auch manipuliert ist. Nachdem Colin Powell seine Powerpointpräsentation über irakische Massenvernichtungswaffen beendet hatte, war die ganze Welt überzeugt. Oder Al Gore mit seinem Aufklärungsfilm über den Klimawandel „Eine unglaubliche Lüge“. Daß das alles hahnebüchen war, die Erkenntnis fasst nun langsam Fuß. Das Elend ist aber angerichtet. Und den Unsinn aus den Köpfen zu bekommen, dauert länger, als ihn hinein.

  14. Eine weitere perfide Masche der linksextremen Medien ja, „rechte“ Demos zu diskreditieren, indem man beispielsweise Headliner wie: „50 Festnahmen am Rande von AfD Kundgebung“ raushaut und dann Bilder von Tumulten zeigt. Dass die 50 festgenommen und die Bilder der Tumulte allerdings linke Zecken waren, erfäht man bestenfalls nebenbei. Einbrennen tun sich beim unbedarften Zuschauer die Bilder vermummter, linker Menschenaffen mit dem Schlagwort AfD, oder Pro, oder wem auch immer.

  15. OT

    Frage (weil ich gerade meckerig gebürstet bin): Was sind diese legendären „bewegten Bilder“? Nichts als ein neuer Manierismus.

    „Bewegte Bilder“ im Fernsehen? Unglaublich! Was für eine Revolution! Was sonst: Standbilder? Etwa das Testbild? Ist ein recht unbewegtes Bild.

    „Bewegte Bilder“: Neu- und Wichtigtuerisch-Sprech für „Film“. Früher, im Urschlamm der Fotografie, hieß das „Als die Bilder laufen lernten“. Seit es im Internt ruckelfrei läuft, sind „bewegte Bilder“ plötzlich der cri du jour. Um da mal ganz wichtig kosmopolitisch zu bleiben.

    Ist so, als nennten wir alle Lebenden plötzlich wieder „animierte Körper“. Oder „bewegte Körper“. Bei den Toten ist dann eben der Animus entfleucht, und damit sind sie u.a. auch nicht mehr „bewegt“, „beseelt“, sondern liegen einfach nur bewegungslos rum.

    Oder Radio: Da müßten wir analog (oder schon digital?) zu den „bewegten Bildern“ inzwischen „bewegte Silben“ haben. Sprache! Unvorstellbar! Statt Rauschen im „Äther“.

    Ein weiterer Wichtigtuersprech: Die „rote“ und die „schwarze“ Null. Null ist Null. Aber genau wie die „bewegten Bilder“ kommt das aus dem Trivialmanagementsprech. Aufgeblasen wichtigtuerisch.

    Ein Drittes aktuelles Beispiel:
    „Er sprach in englischer Sprache„, statt „er sprach Englisch“. Höre und lese ich immer öfter: „In russischer Sprache“, „in deutscher Sprache“; „er sagt es in italienischer Sprache“; „sagte sie in türkischer Sprache“.

    Es heißt „auf deutsch“, auf russisch“, auf italienisch“ usw. oder schlicht er sprach „deutsch, russisch oder italienisch“./mecker

  16. Dazu gibt es eine interessante Geschichte aus der Landwirtschaft. Viele Landwirtschafts-„Experten“ (ich hasse dieses Wort eigentlich, aber in dem Fall passt es) sind der Meinung, dass das größte Problem für die Landwirtschaft nicht der Klimawandel ist, auch wenn er am meisten Aufmerksamkeit bekommt. Das größte Problem ist die Überdüngung der heimischen Böden. In den Niederlanden wird das heiß diskutiert. In Deutschland? Nichts. Das hat nicht nur mit dem Fernsehen zu tun. Das haben sie auch in den Niederlanden. Nur die Deutschen sind derart hörig, dass sie alles, was im Fernsehen kommt, als Wahrheit nehmen. Und die Fernsehmacher sind derart politisch und manipulatorisch, dass sie ihnen unangenehme Dinge unter den Tisch fallen lassen und ihnen angenehme Themen künstlich aufbauschen.

  17. Das Arbeiten mit Bildern ist in der politischen und kommerziellen Werbung seit Jahrzehnten bekannt: „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“

    Auf der Basis des Standardwerkes von Le Bon „Psychologie der Massen“ faßte Bernays bereits 1928 in „Propaganda“ das Konzept zur Meinungsbeeinflussung in der Westlichen-Werte-Demokratie zusammen. Dieses ist das bis heute gültige Standardwerk der Public Relations. Kernsätze:

    – „Wenn wir den Mechanismus und die Motive des Gruppendenkens verstehen, wird es möglich sein, die Massen, ohne deren Wissen, nach unserem Willen zu kontrollieren und zu steuern“.

    – „Die bewusste und intelligente Manipulation der organisierten Gewohnheiten und Meinungen der Massen ist ein wichtiges Element in der demokratischen Gesellschaft.

    – Wer die ungesehenen Gesellschaftsmechanismen manipuliert, bildet eine unsichtbare Regierung, welche die wahre Herrschermacht unseres Landes ist. Wir werden regiert, unser Verstand geformt, unsere Geschmäcker gebildet, unsere Ideen größtenteils von Männern suggeriert, von denen wir nie gehört haben.

    – … in unserem sozialen Verhalten und unserem ethischen Denken werden wir durch eine relativ geringe Zahl an Personen dominiert, welche die mentalen Prozesse und Verhaltensmuster der Massen verstehen. Sie sind es, die die Fäden ziehen, welche das öffentliche Denken kontrollieren.“

    – Dabei ist zu beachten: „Dem gemeinen Volk wird nicht erlaubt zu wissen, wie seine Überzeugungen entstehen. Wenn die Technik vervollkommnet ist, wird jede Regierung …im Stande sein, seine Untertanen zu kontrollieren ohne Bedarf an Armeen oder Polizisten.“ (Bertrand Russell)

    – Dieses Menschenbild (Masse und Manipulation) zieht sich wie ein Roter Faden durch alle Aktivitäten des politischen und medialen demokratischen Systems – und zeigt die Zielrichtung auf.

    Seit mehr als 100 Jahren gilt daher in den Westlichen-Werte-Demokratien: Führung durch Suggestion und Manipulation.

    Auszug:
    Was Du schon immer über die Westliche-Werte-Demokratie wissen wolltest – bisher aber nicht zu fragen wagtest…:

    „Die erfolgreichsten Gehirnwäsche-Techniken. Der Globalisierungs-Fanatiker. Ein Psychogramm der Westlichen-Werte-Demokratie“
    http://www.gehirnwaesche.info

    P.S. Vor mehr als 10 Jahren habe ich persönlich den Fernseher aus dem Haus geworfen!

  18. Na klar, wir blicken durch, alle anderen sind zu doof, vor allem „der naive Fernsehglotzer merkt es nicht“. Würden die Leute nicht durchschauen, was da gespielt wird, wäre die Glaubwürdigkeit der Medien und das Ansehen der Journalisten nicht auf neuem Tiefstand. Alexander Kissler in „Cicero“: „Die Entfremdung macht Fortschritte. Leser an Medium: du lügst, es ist ganz anders. Medium an Leser: Schnauze.“

    Man studiere nur die Leserkommentare zur Ukraine-Berichterstattung: vernichtend! Patrick Bahners berichtete gestern ziemlich neutral über Angela Merkel bei Obama, die FAZ-Leser spotten: „Danke für diesen Beitrag, hätte ich nicht erwartet!“ Und die ARD kann 24 Millionen für ein neues Nachrichtenstudio verpulvern, nutzt nichts, die „Tagesthemen“ wollten gestern von den jüngeren Zuschauern unter Sechzig trotzdem nur mickrige 810.000 sehen.

    Unterberger gibt sich naiver als er ist. Fernsehen lebt von Bildern, eine Binsenweisheit, ein Ereignis, das bebildert werden kann, hat stattgefunden, das andere nicht, es geht um die Gewichtung von Ereignissen, und da gibt eine Greenpeace-Aktion optisch halt mehr her als der stumme Marsch von Abtreibungsgegnern. War aber schon immer so, und wo’s keine dramatischen Bilder gab, haben Journalisten sich welche ausgedacht. Schon der legendäre Egon Erwin Kisch hat ganze Geschichten frei erfunden: „Ich lutschte an meinem Bleistift. Entlutschte ihm, daß das Städtische Nachtasyl in der Nähe der Schittkauer Mühlen lag. Mein Bleistift trieb eine Gruppe von Obdachlosen zum Brandplatz…“ Nach Kisch wurde bekanntlich ein Journalistenpreis benannt.

  19. Ich habe (mit meinen Eltern) noch die große Friedensdemonstrationen im Bonner Hofgarten 1981-83 selber miterlebt und damit den Beginn der grünen Partei. Fairerweise muß man sagen, daß es damals ähnlich war. Die Medien haben in einer ähnlich verfälschenden Form über die, Friedens- und Umweltbewegung berichtet (die damals übrigens auch noch einen starken konservativen Flügel hatte). Anstatt Bilder der tatsächlich vorhandenen Menschenmassen, bekam man in den Nachrichten nur spärlich besetzte Wiesen zu sehen. Das Phänomen ist also nicht eindeutig Links, sondern hat eher was mit Herrschaftsstrukturen zu tun.

  20. Eine Anschlussfrage wäre: Was geht in den Köpfen vor, die die Bilder so derart manipulieren? Als ich meine Journalistenausbildung Antrat, gab es noch so etwas wie einen Kodex, den man sich verschrieben hat. Das geht damit los, dass man eine Quelle mit noch mindestens zwei Quellen auf den Wahrheitsgehalt hin abgleicht und man genau unterscheidet zwischen Meinung und Nachricht.

    Ich war zweimal in Seattle und hatte auch dort in Medienbetrieben hineingeschnuppert. Das ist jetzt über 14 Jahre her. Diesen Freiheits- und Unabhängigkeitsgedanken und Lust an der Recherche vermisse ich heute im ganzen Land.

    Da ist nichts mehr „selber gedachtes“. Keine neuen Gedanken zwischen den Gedanken. Keine Analysen zwischen den Zeilen! Was wir heute haben ist Einheitsbrei. Zwischenzeitlich hatten wir auch noch einige Verlags- und Medienkonzentrationen aufgrund wirtschaftlicher Entscheidungen. Medienkonzentration und Monopolisierung unterstützten dabei die Monokultivierung zugunsten von Einheitsmedien. Die sich auch konzentriert ideologisch und politisch steuern lassen. Das Ergebnis: Vielfältige Einfalt in Erinnerung an die Medienvielfalt des DDR Staatsfunks. Die Vervielfältigung von schon etwas vorgedachtem ist nicht wirklich kreativ. Pseudokreativität ist das was uns umgibt. Im Grunde ist viel Redundanz und eine Vermischung von Meinung und Nachricht auf breiter Front.

    Diese medienmäßige geistige Verwässerung verhindert eine kristallklare Analyse, geschärfte Gedanken in Bezug auf kulturelles Gedankengut. Medienkonsumenten bekommen nur noch verschrobene Meinungsbilder und ein Pseudo-Abbild der Gesellschaft vermittelt. Ein Abbild das mit der realen Gesellschaft nicht viel zu tun hat. Der Zuschauer/Zuhörer aber glaubt, so ist das Leben. Der Medienkonsument von heute verliert sich in der Verwässerung und bekommt alles, nur keine kulturelle Orientierung mehr. Andere Kulturen werden als die besseren, höherwertigeren oder „interessanteren“ Kulturen hervorgehoben. Wie etwas orientalisches oder der Islam werden verklärt als Alternative beschrieben. Das ist eine kulturelle Lüge. Was letztenendes als Chaos und Orientierungslosigkeit im Kopf endet. Wir erleben die Medienabbildung im Verhalten der Menschen, der Jugend und am Verhalten der Menschen in ihrer Meinungsbildung. Am Ende steht eine Bevölkerung die keine oder nur noch eine verschobene Orientierung der Beliebigkeit lebt. Ist das das Ziel? Nicht nur weil so etwas wie eine Leitkultur, Verantwortung und Bodenhaftung nicht mehr vorkommt, sondern weil die Medienschaffenden auch noch erklären, dass es das Volk so will. Um sich ihrer kulturellen Medienverantwortung zu entziehen. Anstatt unserer Kultur setzen sie als Ersatz Multi-Kulti. Wir sollen diese Ersatzkultur schleichend erfahren.

    Gibt es keine Medienverantwortung, keinen Ehrenkodex und keine kulturelles Gespür bei den Medienschaffenden mehr, die der Bürger erlebt und transparent durchblicken kann, wird die gewichene und aufgelöste Medienverantwortung zur Mediendiktatur. Als freiheitlich denkender Journalist habe ich das Gefühl, das wir genau diesen Übergang gerade erleben. Natürlich ändert das die Demokratie. Ich fürchte: Wenn man zuerst die eigene Kultur bereitwillig eintauscht in Multi-Kultur, werden die Medienschaffenden irgendwann dann auch die Demokratie in Medien-Diktatur eintauschen.

  21. #20 Wolfgang R. Grunwald (06. Mai 2014 12:47)

    Können Sie bitte aufhören, ihre absurden Dienstleistungen und ihr komisches Buch als „weltweit einziger NLP-Coach“ (Wolfgang R. Grunwald ist der weltweit erste Experte für kommerzielle und politische Kommunikation, Wolfgang über Wolfgang) hier bei PI zu verticken? Warum haben Sie keine Preise für die grandiosen „Sparring-Coach-Tankstellen-Seminare“, die Sie „Führungskräften“ anbieten?

    http://www.gsm-grunwald.com/

    Wer das liest, den graust es.

    Sagen Sie doch mal: Was nehmen sie so von „Führungskräften“ in Ihren Seminaren für „Führungskräfte“ für Ihren Verschwörungs-Kaka gegen Demokratien?

    Was soll das, ununterbrochen ihr dümmliches Buch (Wer sich durchackert, findet auch die Preise) unter

    http://www.gehirnwaesche.info/

    anzupreisen?

    Weia!

  22. #22 kantata (06. Mai 2014 12:51)

    „Herrschaftsstrukturen“ – oh, bitte nicht dieses kommunistische Plastikwort! Ich habe auch mal auf der Hofgartenwiese gehockt. Als kleines Flohmarktsverkaufskind 1975/76.

    Als da die „westdeutschen Friedensdemos“ Anfang-Mitte 80er losgingen, habe ich von meinem netten Hofgarten ein ganz anderes mediales Bild erhalten – nicht etwa das der Leere, sondern das der überbordenden Massen, von denen die Öffis nicht genug bekommen konnten.

    Ich habe hier mal kurzfristig – nicht fortgeführt – im Kommentarbereich begonnen, die Tagesschau der Zeit Tag für Tag zu kommentieren. Die trötenden, luftballontragenden Scheinmassen, die schon damals überschätzt wurden. Leider fehlen der im Netz befindlichen Tagesschau 20 weitere Jahre in die Vergangenheit:

    http://www.tagesschau.de/inland/tsvorzwanzigjahren100.html

  23. #11 lion8

    Vielen Dank für deine Ergänzungen zu meinem Kommentar. So genau habe ich es tatsächlich noch nicht gesehen.

  24. Es zählt aber schon noch die Mehrheit, nämlich bei Wahlen und das ist letztlich das einzige, was „zählt“. Offensichtlich wählen die Leute mehrheitlich immer dieselben Altparteien wieder. Dabei gibt’s ein Sammelsurium an Kleinparteien, die man wählen könnte. Warum sollten die Fernsehmacher und andere Medien sich eigentlich ändern, wenn die Wahlberechtigten es auch nicht tun?

  25. Die gewünschte Meinung über eine bestimmte Problematik wird so aufbereitet, daß der Zuschauer davon überzeugt ist, sich seine eigene Meinung zu bilden und die Medien nur als Informationsquelle dienen. Offenbar erkennt er die geballte Manipulation gar nicht, wenn Tagesschau, Tatort und Jauch etwas verdammen oder hochjubeln.

  26. #9 Abu Sheitan

    „Seit heute morgen 5:45 wird mit der Nazikeule zurückgeschlagen!“

    Theoretisch läßt sich der Teufelskult um den Untotesten aller Zeiten endlos weiterbetreiben oder zumindest 1000 Jahre.

    Jeder, der beim „Gaanich‘ – sälber“ mitspielt trägt dazu bei.

    Aber nur theoretisch, denn wenn wir weiterhin diese Religion bedienen, wird uns dann schon bald das Genick brechen.

  27. #25 Babieca

    „“Herrschaftsstrukturen” – oh, bitte nicht dieses kommunistische Plastikwort!“

    Na schön, die Zecken sprechen gerne von „Strukturen“, ungern oder gar nicht von „Ordnung(en)“.

    Nur ändert so ein Etikett nichts daran, daß es hier auf Erden sehr Mächtige und weniger Mächtige gibt.

    Und ohne Untersuchung der Machtverhältnisses läßt sich Politik wohl schwerlich begreifen.

  28. Mitte der 1960er Jahre lernten wir auf der Realschule, in BaWü, noch ausführlich Medienkritik, Gefahren durch Manipulationen der und an den Zeitungen, des Rundfunks und Fernsehens. Dazu mußten wir seitenlange Aufsätze schreiben, unter 16 Seiten Din A4, mit dem Füller geschrieben, war da nichts drin. Wir mußten dieses Thema von möglichst viele Seiten her beleuchten. Das Konzept(Entwurf) mußten wir dazu legen. Und wehe, es hatte einer ein Buch oder Spickzettel unterm Tisch!

    Heutzutage gibt es Kritik an den Medien nur noch dann, wenn ein Artikel oder eine Sendung NICHT gutmenschelnd, sozialistisch und xenophil, also politkorrekt ausfällt.

  29. Die Propagandamacht der Bilder ist seit ewigen Zeiten bekannt; dazu braucht man Herrn Unterberger nicht bemühen: Jeder mit etwas photographischem Gespür kennt das.

    Was tun: Fernseher wegschmeißen, Verstand einschalten und immer eine gewisse Distanz wahren. Alarm beispielsweise, wenn irgendwas zusehr den eigenen Ansichten entspricht.

    Das wird Ihnen jedoch niemand danken und man ist schnell in der Ecke des „Sonderlings“ oder schlimmer…

  30. Heute morgen SAT 1 bestes Beispiel. Ein grenzwertiger Volldepp mit Mittelscheitel warnte vor…..FESTHALTEN…NEO NAZI FUSSBALLFANS gehen auf EKELHAFTE SALAFISTEN los…..2 Randgruppen hetzen gegeneinander. SCHLIMM SCHLIMM…dabei wurden Videos von RÄääächtsradikalen und Hooligans gezeigt die ich schon aus meiner Kindheit kannte…und das ist verdammt lang her….dann noch ein Hinweis auf den NEO NAZI HOOLIGANMOP der gegen Pierre -GOATLOVER- Vogel demonstriert. Was haben wir gelernt lieber dummer Deutscher….jeder Fußballfan ist ein NEO NAZI , Demonstranten gegen Sprenggläubige sind ALLE RECHTSRADIKAL und Salafisten sind ekelhaft…..wobei er damit RÄCHT hätte….

  31. Wie unsere (unsere?) Medien links-grün verseucht sind erkennt man doch schon an den Bezeichnungen, welche wofür benutzt werden. Linke und Grüne sind Demonstranten. Konservative sind Ewig-Gestrige und Rechte sind Nazis. Wobei natürlich ständig vergessen wird, daß die Nazis ja linke waren.
    Weiter braucht man nur hinsehen, wer da so zu Talkrunden eingeladen wird. Es könnte einem das Kotzen kommen. Mittlerweile müssen ja schon alte Sozis am rechten Rand sitzen. Alle anderen Plätze sind von TAZ und Co besetzt.

  32. Sehr schön, dass hier die negativen Seiten der Fernseherei wieder einmal beleuchtet werden.
    Wer sich dem entzieht, zahlt im Extremfall fette Strafen. Und dieser Extremfall ist leider zur Normalität geworden. Und die meisten Deutschen sind zu blöd die diktatorische Brisanz der geltenn „Gesetze“ zu .
    Abgeordnete stimmten dafür, zum Beispiel auch Schwerbehinderte abzukassieren. Auch wer weder ausreichend hören noch ausreichend sehen kann, muss zahlen !!!!!!!!!!
    Da hilft nur noch Haushaltsauflösung oder wie?

  33. „Die Zeit“ 33/1966:

    Wer regiert Funk und Fernsehen?

    VON KLAUS V. BISMARCK

    Massenmedien, Politik und öffentliche Meinung

    Von Klaus v. Bismarck

    Immer wieder wird gefragt: Wie unabhängig sind Hörfunk und Fernsehen? Bei dieser Frage schwingt die Sorge mit, daß die Mächtigen in Staat und Gesellschaft sich dieser Massenmedien bedienen könnten, um damit eine ihnen genehme öffentliche Meinung zu machen. Klaus v. Bismarck, Intendant des Westdeutschen Rundfunks, untersucht im folgenden Artikel, welche Wirkung diese Massenmedien auf die öffentliche Meinung haben, wer Einfluß auf die Massenmedien sucht und wie sich der Rundfunk gegen unerwünschten Einfluß schützen kann.

    Mehr:

    http://www.zeit.de/1966/33/wer-regiert-funk-und-fernsehen

    ___________

    1. Rundfunk-Urteil

    (…)

    Auslöser für den dem Bundesverfassungsgericht vorgelegten Rundfunk-Kompetenzstreit zwischen Bund und Ländern war der Versuch von Bundeskanzler Konrad Adenauer, ein vom Bund kontrolliertes zweites bundesweites Fernsehprogramm zu etablieren. Die zugrundeliegende Idee des „Adenauer-Fernsehens“ war vermutlich, der oft regierungskritischen Berichterstattung der Rundfunkanstalten innerhalb der ARD ein eher regierungsfreundliches Programm entgegenzusetzen. Nach Adenauers Auffassung hatten insbesondere die durch die britischen Besatzungsmächte eingesetzten Führungskräfte der DPD und des NWDR eine zu große Nähe zur SPD um ausgeglichen über die CDU-Regierungen berichten zu können. [4] Zu diesem Zweck war am 5. Dezember 1958 in Frankfurt am Main zunächst die Freies Fernsehen GmbH (FFG) gegründet worden. Um die Länder für die Idee zu gewinnen, wurde im Juli 1960 dann die Deutschland-Fernsehen GmbH gegründet, mit der den Ländern eine Beteiligung an dem Projekt ermöglicht werden sollte.

    (…)

    Mehr:

    http://de.wikipedia.org/wiki/1._Rundfunk-Urteil

  34. Hier ein Ausschnitt aus dem Buch „Wir amüsieren uns zu Tode“. 1985 geschrieben, Schilderung der USA, 2014 der Zustand etwas verspätet in Deutschland angekommen:

    Postman: „Wenn ein Volk sich von Trivialitäten ablenken läßt, wenn das kulturelle Leben neu bestimmt wird als eine endlose Reihe von Unterhaltungsveranstaltungen, als gigantischer Amüsierbetrieb, wenn der öffentliche Diskurs zum unterschiedslosen Geplapper wird, kurz, wenn aus Bürgern Zuschauer werden und ihre öffentlichen Angelegenheiten zur Variete-Nummer herunterkommen, dann ist die Nation in Gefahr – das Absterben der Kultur wird zur realen Bedrohung.“ Postmans Fazit: „Orwells Prophezeiungen haben für Amerika kaum Bedeutung, diejenigen Huxleys freilich sind nahe daran, Wirklichkeit zu werden.“

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