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Über Gerechtigkeitslücken

justitia1 [1]Wir sprechen von Gerechtigkeitslücken, wenn wir der Gerechtigkeit unterstellen, sie habe eine Lücke, die erst durch unsere überlegene politische Weisheit wieder aufgefüllt werden kann. Aber könnte eine Gerechtigkeitslücke nicht ausnahmsweise auch eine Lücke sein, in die sich die Gerechtigkeit geflüchtet hat?

(Unzeitgemäße Betrachtungen des politisch verfolgten Juristen N.N.)

Im Frühjahr 1933 gingen auch an der juristischen Fakultät der Berliner Universität sehr große Veränderungen vor sich. Der große Zivilrechtslehrer Martin Wolff, von dem das bis heute wahrscheinlich beste Lehrbuch des Sachenrechts und vieles andere Gute stammt, sollte boykottiert werden (er wurde dann 1935 abgesetzt), weil er Jude war.

Unter der Assistentenschaft entbrannte ein Kampf: Der 1907 geborene damalige Fakultätsassistent Gerd Voss, der sofort nach der Machtergreifung in die NSDAP und die SA eintrat, forderte, seinen akademischen Lehrer Wolff zu boykottieren, und organisierte nun „Studentenproteste“, in denen Wolff niedergepfiffen und mit einem hundertstimmigen Sprechchor mit dem Wortlaut „Juda verrecke!“ in seinem Vorlesungsbetrieb so empfindlich gestört wurde, daß dieser unterblieb.

Der 1908 geborene Schulz-Assistent Werner Flume ließ Voss wissen, er sei ein „charakterliches Schwein“, wenn er seinen akademischen Lehrer Wolff verleugne und dazu aufrufe, ihn zu boykottieren, nachdem er zuvor von ihm so gefördert worden sei (vgl. Anna-Maria Gräfin von Lösch: Der nackte Geist. Tübingen 1999.) Überhaupt sei jeder ein charakterliches Schwein, der jetzt, im Frühjahr 1933, dazu aufrufe, jüdische Professoren zu boykottieren.

Voss drohte Flume mit SA-Kellern, da könne einem leicht etwas zustoßen. Voss hintertrieb auch die Annahme der bereits 1932 abgeschlossenen Habilitation von Flume, so dass dieser gezwungen war, in die Privatwirtschaft abzuwandern, während Wolff selbst 1938 als Professor nach Oxford ging, wo er bis zum seinem Tode im Jahr 1953 hoch angesehen lehrte.

Indes sucht sich die Gerechtigkeit manchmal eine Lücke, eine Gerechtigkeitslücke anderer Art sozusagen, in der sie sich verwirklicht. In dieser Lücke ist die Gerechtigkeit dann unmittelbar erkennbar, sie verkörpert sich selbst, ohne daß man sie systematisch zu fassen kriegen könnte. Aber man weiß dann, dass sie da ist. Gläubige nennen es göttliche Gerechtigkeit.

Im Jahr 1934, etwa 1 ½ Jahre, nachdem er Flume mit SA-Kellern gedroht hatte, geriet Voss in den Strudel des Röhm-Putsches. Als Rechtsanwalt von Gregor Strasser, Hitlers innerparteilichem Konkurrenten, wurde Voss am 1. Juli 1934 in einem SA-Keller erschossen. Er erlebte seinen 27. Geburtstag nicht mehr.

Flume konnte sich 1946 doch noch habilitieren und kehrte in die Wissenschaft zurück. Mit seinem Lehrbuch zum Allgemeinen Teil des Bürgerlichen Rechts schrieb er einen unübertroffenen Klassiker des Zivilrechts, der auch heute noch gerne zitiert wird, nicht zuletzt vom Bundesgerichtshof, der sich beispielsweise 2001 der Auffassung Flumes anschloss, die Gesellschaft bürgerlichen Rechts sei rechtsfähig. Flume starb am 28.01.2009 hoch geehrt. Er wurde über 100 Jahre alt.

Die Gerechtigkeit flüchtet sich manchmal in eine Lücke. Das muss sie tun. Aber sie kommt auch wieder daraus hervor.

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#1 Kommentar von Altenburg am 21. September 2014 00000009 18:31 141132431406So, 21 Sep 2014 18:31:54 +0100

Gerechtigkeit ist das, was die Zivilgesellschaften (die Vereine, die sich das anmaßen)unter Toleranz verstehen. Das ist meist Nulltoleranz, wenn es ihnen nicht passt, da unterscheiden sich unsere Gutmenschen kaum von den Muslimen mit ihrer Scharia.
[10]

#2 Kommentar von LinksLiegenLassen am 21. September 2014 00000009 18:34 141132448906So, 21 Sep 2014 18:34:49 +0100

Politisch verfolgter Jurist N.N.., inwiefern?

#3 Kommentar von Athenagoras am 21. September 2014 00000009 18:36 141132461706So, 21 Sep 2014 18:36:57 +0100

Der Gerechtigkeitsbegriff wird heute stringent für Minderheiten jeder Coleur zum Nachteil der autochthonen Bevölkerung missbraucht. Früher sagte man z.B.: „Vor Gericht und auf hoher See sind wir alle in Gottes Hand.“ Heute weiß man, dass vor allen Gerichten Deutschlands der Täterschutz vor dem Opferschutz fröhliche Urstände feiert!

OT, aber sehr wichtig:
Neue islamische Terrororganisation soll nach Erkenntnissen von US-Geheimdiensten schlimmer als der IS sein:

[11]

#4 Kommentar von Klang der Stille am 21. September 2014 00000009 18:40 141132483206So, 21 Sep 2014 18:40:32 +0100

Gerechtigkeit oder gar von einem Rechtsstaat sprechen kann man wohl kaum, wenn

-man Asybetrüger in Luxushotels unterbringt, während Rentner Pfandflaschen aufsammeln müssen-

-Migranten bevorzugt in den Öffentlichen Dienst eingestellt werden, während Deutsche bei der Jobvergabe diskriminiert werden.

-deutsche Richter Mörder und Tötschläger zu Bewährungsstrafen verurteilt

-hier Paralleljustiz(Schariagerichte) geduldet werden

#5 Kommentar von Marie-Belen am 21. September 2014 00000009 18:45 141132513506So, 21 Sep 2014 18:45:35 +0100

Ich fühle mich an das Werk von Ingo Müller „Furchtbare Juristen“ erinnert.
Werden wir, wenn hoffentlich all dieser Terror vorbei sein wird, auch einfach so zur Tagesordnung übergehen?

#6 Kommentar von deris am 21. September 2014 00000009 18:54 141132567806So, 21 Sep 2014 18:54:38 +0100

#3 Athenagoras (21. Sep 2014 18:36)

OT, aber sehr wichtig:
Neue islamische Terrororganisation soll nach Erkenntnissen von US-Geheimdiensten schlimmer als der IS sein:

[11]

Die hat aber gaaanz bestimmt nichts mit dem Islam zu tun! Andernfalls sind die Mohammedaner wieder „verletzt“!!-:)

#7 Kommentar von RechtsGut am 21. September 2014 00000009 19:01 141132609207So, 21 Sep 2014 19:01:32 +0100

Schwule sind heilig!

Der Autor muss sich schämen!

#8 Kommentar von Bunteskanzlerin am 21. September 2014 00000009 19:12 141132673107So, 21 Sep 2014 19:12:11 +0100

Sorry OT: Aber wichtig!!!

Schulz scheißt sich wohl schon in die Braune Unterhose!!!

[12]

#9 Kommentar von Istdasdennzuglauben am 21. September 2014 00000009 19:33 141132798307So, 21 Sep 2014 19:33:03 +0100

Die größte Gerechtigkeitslücke der Welt heißt Europa.

#10 Kommentar von stephanb am 21. September 2014 00000009 19:45 141132875007So, 21 Sep 2014 19:45:50 +0100

#9 Bunteskanzlerin (21. Sep 2014 19:12)

Sorry OT: Aber wichtig!!!

Schulz scheißt sich wohl schon in die Braune Unterhose!!!

[12]

Nur ruhig Blut.
Ich halte diese Geschichte für ein geschickt platziertes Ablenkungsmanöver unserer Meinungsbildner.

Etwas Besseres wie EUropa mit seiner schrankenlosen „Toleranz“-Ideologie kann radikal inspirierten Invasoren doch gar nicht passieren, deshalb werden sie sich hüten, diese direkt anzugreifen. Einen nett formulierten Drohbrief vielleicht verschicken, um bei den eigenen Sympathisanten auf den Busch zu klopfen, mehr aber auch nicht.

Unsere Meinungsbildner benutzen es als Aufmacher, um ihrerseits Kapital daraus zu schlagen:
Zuerst sollen innerhalb der Leserschaft mit einer inszenierten Opferrolle Sympathien für die ungeliebte EU-Kommission geweckt werden. „Die werden bedroht, und EUropa muß zusammenhalten.“
Im nächsten Schritt wird das tol(l)erante, weltoffene, couragierte, EUropa als „alternativlos“ angepriesen werden.

#11 Kommentar von Altro am 21. September 2014 00000009 21:49 141133619009So, 21 Sep 2014 21:49:50 +0100

#9 Bunteskanzlerin (21. Sep 2014 19:12)
Sorry OT: Aber wichtig!!!

Schulz scheißt sich wohl schon in die Braune Unterhose!!!

[12]

————————————
Klar sind seine Hosen voll und jetzt bleibt
Schulz den Sitzungen ein paar Wochen fern und kassiert dafür noch Sitzungsgelder.
So kennt man diesen Absauger doch bestens !

#12 Kommentar von fichte8 am 21. September 2014 00000009 22:08 141133731110So, 21 Sep 2014 22:08:31 +0100

So sieht Gerechtigkeit in wirklichkeit aus !

[13]