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Osteuropa: EU-Einmischung und Westorientierung bringen Chaos

Von DR. VIKTOR HEESE | Die „Unruhen“ in Weißrussland und die „Proteste“ in Russland, die wie in Honkong ohne ökonomischen Grund ablaufen, orten die Westmedien als Kampf gegen die letzten Diktaturen Europas. Ignoriert wird dabei der Wunsch der Oststaaten zu starken Präsidenten, die Ablehnung der Berufspolitikerkaste und ihre ökonomische und soziale Stabilität. Klar, beide Länder sind keine ökonomischen Eldorados. Es lohnt sich aber ihre funktionierenden Wirtschaften anzuschauen, um zu verstehen, wie lächerlich irgendwelche „Sanktionsdrohungen“ des schwächelnden Westens sind.

Es geht wirtschaftlich voran – das Beispiel Wirtschaftsleistung pro Kopf

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die „Mutter aller Kennzahlen“, eignet sich am ehesten für die Kurzanalyse der Wirtschaftskraft eines Landes. Wichtig sind das Niveau, die Dynamik und der Vergleich mit den Nachbarn (hier die EU). Bereits eine simple Graphik (siehe unten) kann vieles erklären.

Erstens: Die Ökonomien Weißrusslands/Russlands sind nach dem Sowjetunion-Zerfall massiv eingebrochen; bis zum Umkehrtrend dauerte es fünf bis acht Jahre. Der Vorgang ist einmalig.

Zweitens: Ihr Start war damit schwieriger als der der osteuropäischen EU-Neulinge. Sie haben aus eigener Kraft ohne Auslandskredite und EU-Subventionen zum Wachstum gefunden, die Ukraine („zerfallender Staat“) und einige andere Ex-Sowjetrepubliken nicht. Das lag an den Regierungen.

Drittens: Obwohl Kiew vom Westen dauernd subventioniert wird und Schulden macht, hält der Exodus seiner Fachkräfte – auch das Baltikum wird entvölkert – an. Investoren meiden das Land, das in die Kategorie „zerfallender Staaten“ eingereiht wird.

Die Kurzanalyse mag umstritten sein, die Methode basiert aber auf ökonomischen Fakten.

Lukaschenko behauptet, nicht der Westen sei schuld

“Diktator“ Lukaschenko nannte dem Sender Russia Today [1] – dieser ist durch Demo-Übertragungen aus Westeuropa bekannt – Gründe für die Proteste, die nicht dumm klingen. Billige Standardausreden, die westliche Infiltration sei schuld, fand man darin kaum. Ob es Berechnung, oder Einsicht war, ist schwer zu sagen. Hier eine kurze Zusammenfassung:

  1. Im Zuge einer jeden positiven Wirtschaftsentwicklung äußert ein sich bildendes „Bürgertum“ (wörtlich auch „bei uns“) den Wunsch nach politischer Beteiligung.
  2. Eine echte „Opposition“ ist in Belarus (noch) nicht vorhanden, kleine Gruppen zerstritten. Die Proteste von Dutzenden junger hübscher Frauen [2] als „Unruhen“ zu bezeichnen, ist einfach lächerlich.  Schaut man auf das lange Werden politischer Parteien (selbst in Russland!), so fehlt diese Phase in Belarus vollkommen.
  3. Mit wem und über was sollte er, Lukaschenko, reden und auf der Basis welcher Legitimation? Er biete sich aber gerne als Mediator zwischen Macron und den Gelbwesten in Frankreich an!
  4. EU-Träume sind für die belarussische Realität reine Utopie und der „bunte Majdan“ nach ukrainischem Vorbild sowie die Trennung von Russland wären eine Katastrophe. Die Krise in Jelzins Russland (1992-2000) mit dem gescheiterten Westkurs lässt warnen. Putin ist zwar nicht optimal, von den Russen aber gewollt. Fällt er, fällt Russland.
  5. Hier aufgepasst: Nach 26 Regierungsjahren wird jeder Landesvater – so auch er Lukaschenko – „seinem Volk zu langweilig“, egal ob er ein guter oder schlechter Führer ist. „Einige meiner Landsleute können sein Gesicht nicht mehr sehen“, was er versteht.

Wie könnte es weiter gehen?

Der gute Alexander will nur weiter regieren, wenn möglich mit seinen drei Söhnen. In Europa ist aber kein Platz für ein zweites Nordkorea. Er betreibt keinen Personenkult und proaktive Repressionen und eine Überwachung nach chinesischem Muster sind nicht zu beweisen. Dennoch scheint der erste Mann im Staate übertriebene Angst vor dem Machtverlust zu haben, wodurch sich die strenge Abschottung erklärt. Die Zusammenarbeit mit der ihn unterstützenden orthodoxen Kirche klappt andererseits hervorragend. Ironisch gemeint könnte Alex als ein „guter Diktator“ in die Geschichte eingehen.

Um auf friedliche Weise den Status quo zu sichern wäre mehr „westliche Demokratie“ zuzulassen. Bis neue politische Parteien dem System gefährlich werden, wird viel Wasser den Dnepr herunterfließen. Ein „verhindertet Turbokapitalismus“, wie in der Ukraine gewollt, kommt nicht in Frage. Russland und Weißrussland würden allenfalls mit mehr „Kapitalismus von unten“ besser fahren als heute, wie es China und Vietnam vorgemacht wird. In Weißrussland als dem einzigen europäischem Land gibt es zum Beispiel keine Wertpapierbörse – die lange Zeit die Vietnamesen im Aktionsrausch hielt. Dank guter Ausbildung und Disziplin steht den Weißrussen der Weg zu mehr Leistungsgesellschaft offen. Ihre Verdienste in der Raumfahrt-Zulieferindustrie sind unumstritten.

Was wird aus EU-Träumen? Zu Lukaschenko gibt es eine Alternative, zu Russland keine

Obige Reförmchen wären der „Opposition“ sicher zu wenig, zumal wenn sie Rückenwind vom Westen spürt. Im Zweifelsfalle wird Lukaschenko sogar weggehen. Er selber sähe seinen Abgang in einer „von oben“ reformierten Verfassungsreform gar nicht so tragisch – auch diese Aussage überrascht. Die EU verhandelt nicht mit „Kandidaten“, sondern diktiert. Selbstbewusste Nationen akzeptieren so etwas – anders als die Habenichtse vom Balkan – nicht. Bei den Weißrussen wäre es nicht anders. Sie würden sich böse wundern, wie arrogant Brüssel sein kann, sobald Mitgliedstaaten populistisch (Polen!) auffallen. Vielleicht merken sie schon heute, dass sie bis auf Russland von allen Seiten von Feinden mit Stacheldrahtzäunen umzingelt [3] sind.


Dr. Viktor Heese.

Dr. Viktor Heese ist Dozent und Fachbuchautor. Spezialisiert hat er sich auf dem Gebiet der Börsen und Banken. Für Börsenanfänger hat er das Buch „Fundamental- versus Charttheorie. [4] Methoden der Aktienbewertung im Vergleich“ (Springer 2015) verfasst. Er betreibt die Blogs prawda24.com [5] und finanzer.eu [6] und gibt den Börsenbrief „Der Zinsdetektiv“ [7] heraus. Heese kommt aus Masuren und lebt seit über 40 Jahren in Köln. Kontakt: heese1@t-online.de [8].

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Kommentare sind deaktiviert Empfänger "Osteuropa: EU-Einmischung und Westorientierung bringen Chaos"

#1 Kommentar von eule54 am 27. September 2020 00000009 19:12 160123393407So, 27 Sep 2020 19:12:14 +0100

Wir brauchen unbedingt einen Freundschaftspakt mit Rußland!

Am besten schon bald mit Höcke als Bundeskanzler!

#2 Kommentar von Barackler am 27. September 2020 00000009 19:28 160123492407So, 27 Sep 2020 19:28:44 +0100

„Vielleicht merken sie schon heute, dass sie bis auf Russland von allen Seiten von Feinden mit Stacheldrahtzäunen umzingelt sind.“

Genau darum geht es dem Westen, nämlich durch Übernahme von Weissrussland die Russische Föderation immer enger zu umzingeln.

Die Ukraine war ein vorheriger, wenn auch gescheiterter Versuch, aktuell läuft parallel die Aktion Aserbaidschan.

#3 Kommentar von Religionsfeind am 27. September 2020 00000009 19:44 160123584907So, 27 Sep 2020 19:44:09 +0100

Treffend kommentiert!

#4 Kommentar von Tom62 am 27. September 2020 00000009 19:49 160123616907So, 27 Sep 2020 19:49:29 +0100

Zumindest kommen den Vertretern der Eurokratie in Berlin, Paris und Brüssel die weißrussischen Unruhen nicht ungelegen, weswegen sie sich auch entsprechend einmischen, um sich selbst als „musterdemokratisches“ System zu verkaufen, dem sie Weißrußland – so der ins Deutsche zu übersetzende korrekte Name des Landes – nach dem Vorbild der Ukraine mit ihrem vom westlichen Ausland aus losgetretenen Maidan möglichst rasch einzuverleiben können.

„Belarus“, die etwas unbeholfen klingende Transliteration der russischen Bezeichnung, ist bei uns vor allem aus propagandistischen Erwägungen heraus eingeführt worden, mithilfe derer man bemüht ist, das Land seinen russischen Wurzeln und der entsprechenden Kultur herauszureißen, um zu suggerieren, daß es irgend wie schon immer zu Westeuropa, das damit direkt an Rußland grenzen würde, gehört habe.

Wie bei der heutigen ukrainischen Hauptstadt Kiew etwa, die in der Geschichte als „Mutter der russischen Städte“ gilt, welche lange Zeit selbst Hauptstadt der berühmten „Rus“ gewesen ist, ein ebenso geschichtsfälschendes wie aussichtsloses Unterfangen.

Wie „musterdemokratisch“ alles in Buntland mittlerweile abläuft, konnte außerhalb der sich hier stetig abbauenden Meinungsfreiheit bei zunehmender und bereits strafbewehrter Zensur jeder sehen, der die im Berlin der Demonstrationen des 28./29. August auf Anweisung eines ehemaligen SED-Genossen und mutmaßlichen Stasi-Funktionärs stattgefundenen polizeilichen Prügelorgien live und in Farbe hat mitverfolgen können, die sich von denen in Minsk, über die sich die hierfür Verantwortlichen allerdings heuchlerisch affektieren, nicht mehr allzusehr unterschieden haben dürften.

#5 Kommentar von LEUKOZYT am 27. September 2020 00000009 19:57 160123666607So, 27 Sep 2020 19:57:46 +0100

„…Westmedien als Kampf gegen die letzten Diktaturen Europas. “

Bolshevist Broadcasting Corporation: „Das Ende der BBC as we know it
Medienpolitik: Das Ende der BBC as we know it

Die britischen Konservativen um Boris Johnson führen einen politischen
Kulturkampf gegen die Rundfunkanstalt. Bald könnte der Rundfunkbeitrag fallen.“
HAttps://www.zeit.de/2020/40/bbc-grossbritannien-kritik-konservative-boris-johnson

#6 Kommentar von LEUKOZYT am 27. September 2020 00000009 20:04 160123709208So, 27 Sep 2020 20:04:52 +0100

koeder zu Beitrag LEUKOZYT 27. September 2020 at 19:57

„Als in der BBC für einen kurzen Moment erwogen wurde, die alte Empire-Hymne Rule, Britannia! („Herrsche, Britannien, beherrsche die Wellen“) nur in einer Instrumentalversion zu spielen, um den Black-Lives-Matter-Protesten Rechnung zu tragen, schrieb der Daily Telegraph (wo Johnson vor seiner Politiker-Karriere als Journalist arbeitete), die BBC missachte alles, was britisch sei“

#7 Kommentar von Haremhab am 27. September 2020 00000009 20:04 160123709208So, 27 Sep 2020 20:04:52 +0100

Am besten ist es, wenn Deutschland aus der EU und NATO austritt.

#8 Kommentar von 18_1968 am 27. September 2020 00000009 20:10 160123743208So, 27 Sep 2020 20:10:32 +0100

Tom62 27. September 2020 at 19:49

„„Belarus“, die etwas unbeholfen klingende Transliteration der russischen Bezeichnung, ist bei uns vor allem aus propagandistischen Erwägungen heraus eingeführt worden“

Ja, meiner Meinung nach um von hiesiger Entdemokratisierung abzulenken.
Das Merkel/Schäuble-Regime braucht irgendwelche Gegner, auf die mit Fingern gezeigt werden kann.
Ach seht doch dort, die Bösen! Hier bei uns hingegen, alles wuppsi!

Ich hab nicht viel Ahnung von Weißrußland, aber allein schon die Dauerpropaganda gegen Lukaschenko und das Bejubeln einer Opposition (sführerin, mal die eine, mal die andere, Hauptsache Frau wohl) macht mich mißtrauisch.
Auch daß stets neuerdings von Belarus geredet wird, stärkt nicht unbedingt mein Vertrauen in MSM. Was soll der Unfug? Mal wieder unsere Sprache ein wenig weiter entdeutschen? (wer hörte im DLF zuletzt das schöne Wort Hubschrauber? es gibt fast nur noch Helikopter)

Lukaschenko ist nicht unbedingt mein Lieblingspolitiker, aber so ganz verkehrt ist der wohl nicht und was er zu Corona empfahl, Saunen, Trecker fahren und Wodka trinken, find ich noch immer ebenso witzig wie sogar hilfreich.

#9 Kommentar von Tom62 am 27. September 2020 00000009 20:25 160123832508So, 27 Sep 2020 20:25:25 +0100

@ LEUKOZYT 27. September 2020 at 20:04 | koeder zu Beitrag LEUKOZYT 27. September 2020 at 19:57

Auch wenn ich von britischen Weltherrschaftsgelüsten nichts halte, soll das britische Volk sein „Rule Britannia“ singen oder gar schmettern dürfen. Wie das Deutschlandlied für uns Deutsche auch, ist es schließlich Bestandteil seiner Geschichte und Kultur.

#10 Kommentar von Blimpi am 27. September 2020 00000009 22:13 160124483510So, 27 Sep 2020 22:13:55 +0100

Wie erobere ich ein Land,ohne Krieg zu führen?
Ich mache es wirtschaftlich abhängig,nehme es in die EU auf,
Subventioniere es,bis sich genügen Gewinnler gesund gestoßen haben,
dann verwässere ich es mit Asylanten,und am Ende hängt es am Tropf
der EU,weil es sonst vor die Hunde geht,weil man den dortigen
Mittelstand vernichtet hat,und es nicht mehr auf eigenen Beinen stehen kann,
was die dann herrschende Klasse,nicht im geringsten stört,sie können in Ruhe
weiterverdienen und prügeln dann Maßnahmen durch,die Alternativ genannt werden.
Letztendlich ist dann das Volk der große Verlierer,weil man vom angeblichen
Diktator L. in die Diktatur der EU gerutscht ist,was am Ende auch nicht besser ist,
wie man zur Zeit am totalitären und Meinungsfeindlichen System Deutschlands
erkennen kann !

#11 Kommentar von Blimpi am 27. September 2020 00000009 22:15 160124490610So, 27 Sep 2020 22:15:06 +0100

Es sollte Alternativlos heissen…

#12 Kommentar von 7berjer am 28. September 2020 00000009 00:01 160125128612Mo, 28 Sep 2020 00:01:26 +0100

Hihihihihi….. pruuhuust !
Das ich nicht lache, Westorientierung, „Westliche Demokratie“…
Was soll das denn bitte sein ???
Mir fällt dazu nur ein; Deindustrialisierung, Pisa_Bildungskatastrophe, Orientalisierung (Balkanisierung haben wir schon hinter uns), zunehmende Korruption, Abnahme des Bruttosozialprodukts, Verelendung der Städte, Anarchie, Gewalt…etc…….

Ich glaube auf diesen „modernen“ Segen der „Westorientierung“, werden die meisten osteuropäischen Nationalstaaten verzichten. Punkt

#13 Kommentar von erich-m am 28. September 2020 00000009 08:57 160128345308Mo, 28 Sep 2020 08:57:33 +0100

Russland wird bei 140 Millionen Einwohnern in 20-25 Jahren das wohlhabenste Land der Welt sein (Rohstoffe), wenn man es sich in Ruhe entwickeln lässt und politische Stabilität bewahrt.
Russland hat ökonomisch größere Ressourcen um ein zweites Saudi Arabien zu werden oder sich wie die Golfstaaten zu entwickeln.
Die Russen müssen nur die Ruhe und Nerven bewahren, der Westen wird versuchen, diesen Aufstieg zu sabotieren.
Der Abstieg eines Hegemons (USA) hat noch immer geopolitische Verwerfungen und Chaos verursacht.
2021 werden die Währungen des Westens weiter an Wert verlieren, die Schuld weiter ansteigen, die Zinsen sinken, das Chaos von Stunde zu Stunde größer werden.
Russland kann sich zurücklehnen und das Spektakel genüsslich verfolgen, es wird als Gewinner aus dem Niedergang des Westens hervorgehen.