ericiusspitzeLieber Wolfgang, im Mai dieses Jahres erhielt ich von dir die mehr als fristlose Kündigung. Nach zwölf Jahren SPON-Mitarbeit unter Vertrag kam euer Brief, formal korrekt, als Zweizeiler per Einschreiben daher. Die Form dieser Kündigung mag juristisch sauber sein. Der Hintergrund ist es aus meiner Sicht nicht. Und aus diesem Grund möchte ich dich auffordern, nicht die Posten der Ressortleiter bei euch neu auszuschreiben, sondern deinen eigenen – und bei dieser Gelegenheit auch jenen von Katharina Borchert und Florian Harms. Ihr erinnert euch sicherlich, um was es geht.

(Von Vlad Dan Georgescu, im Original erschienen auf lifegen.de)

Im Mai dieses Jahres bot ich – wie seit 2002 übrigens immer wieder in regelmäßigen und keinesfalls sporadischen Abständen – erneut eine brisante Story an. Es ging um die Verwicklungen der EU Kommission in dubiose Machenschaften der Bukarester Mafia Imobiliara. Anhand von Originaldokumenten rumänischer Ermittlungsbehörden, die ich euch zukommen ließ, wollte ich eine Story zu diesem Thema verfassen.

Meine Exposés, meine Anfragen an Pressestellen und Behörden, selbst meine recherchierten internen Dokumente erhieltest du auch persönlich an die mir bekannte Email. Damit nicht genug. Während einer entscheidenden Recherchereise sendete ich dir via Smartphone Originalaufnahmen aus dem Archiv zur Aufarbeitung der ehemaligen Securitate-Akten – und informierte dich fortlaufend über alle meine Schritte.

Natürlich nicht nur dich. Denn so gut wie alle meine Emails gingen an eure interne Redaktionsadresse, um nur eine weitere Empfängeradresse zu benennen. Die Empfangsbestätigungen – es dürften weit über Hundert sein – vieler Kolleginnen und Kollegen lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass meine Thema samt der Rechercheergebnisse stets bei euch ankamen. Und dass ich – wie seit 12 Jahren übrigens immer – auch in diesem Falle als SPON-Freelancer unterwegs war. Zumal auch euer Brüssel-Korrespondent, mit dem ich zwei Mal telefonierte, Interesse an der Geschichte hatte.

Das alles lief so lange gut, bis ich euch am 18. Mai 2014 informierte, dass in den illegalen Machenschaften in Bukarest auch das britische Bankhaus HSBC involviert zu sein scheint. Gleichzeitig erhielt HSBC Trinkhaus einen Fragenkatalog, in dem es unter anderem auch darum ging, welche Medien welche Summen für Anzeigen oder ähnliche Projekte von HSBC erhielten.

Einen Tag später bekam ich wiederum unliebsame Zeilen von Florian Harms, immerhin stellvertretender Chefredakteur und somit deine rechte Hand beim SPON. Der SPIEGEL ONLINE, so Harms, habe über Umwege erfahren, dass ich mich als Autor des SPON ausgeben und in dessen Namen Fragen stellen würde. Das möge ich bitte unterlassen – es werde keinen Auftrag geben, und auch als Autor solle ich mich nicht mehr bezeichnen.

Du wirst dich sicherlich daran erinnern, dass ich Harms bat, diese Behauptungen zurückzuziehen, da sie meinen Ruf als Freelancer beschädigten. Zumal ich – ebenfalls schriftlich – nur kurze Zeit zuvor von Katharina Borchert die Mitteilung erhielt, dass mein Themenvorschlag bei der Chefredaktion – also auch bei Harms – angekommen war und dort vorlag. Natürlich kündigte ich an, mich ansonsten an den Fachbereich Medien der ver.di zu wenden – worauf du mir per Email umgehend die Zusammenarbeit gekündigt hast.

Das alles wären noch Dinge, die wir ohne Öffentlichkeit und vor Gericht austragen könnten. Doch keine zwei Wochen nach meinem Rauswurf erschien beim SPON eine Serie über den deutschen Mittelstand – mit dem winzigen Vermerk „powered by sage“. Dass SAGE ein britisches Unternehmen ist, das u.a. auch elektronische Banksysteme anbietet und mit HSBC zusammenarbeitet, mag Zufall sein. Dass der zeitliche Ablauf – meine Erwähnung von HSBC im Kontext mit Bukarest, meine umgehende Kündigung nur einen Tag später und eure von SAGE „gepowerte“ – also bezahlte – Dienstleistung sind es aus meiner persönlichen Sicht nicht.

Und daher sage ich dir, formal juristisch korrekt, meine eigene und ganz persönlich Meinung: Ich habe den dringenden Verdacht, dass du als Chefredakteur des größten deutschen Nachrichtenmagazins bestenfalls einem Interessenskonflikt zwischen „powered by“-Aufträgen und kritischen Artikeln an die Adresse eben solcher Finanzierer unterlegen bist, schlimmstenfalls aber das Erbe Augsteins verraten schlichtweg hast – indem du als Chefredakteur das Aufdecken von Missständen nicht mehr förderst, sondern stoppst. Das ist, noch einmal für alle Juristen, meine persönliche MEINUNG.

Lieber Wolfgang, ich habe mit dem Ende meiner Zusammenarbeit beim SPON kein Problem. Denn das wäre ohnehin nicht mehr jener SPIEGEL ONLINE, für den Marita Vollborn und ich als Team stets gerne gearbeitet haben. Doch womöglich haben SPIEGEL und SPON mit dir, Florian und Katharina eine suboptimale Besetzung. Es wäre an der Zeit, diese Missstände zu korrigieren.

Gegen HSBC ermitteln übrigens derzeit gleich mehrere Behörden in mehreren Ländern, und was ich gerne beim SPON geschrieben hätte, erschien mittlerweile im Blog von DER FREITAG, auf LifeGen.de und in meinen Postings bei LinkedIn. Verklagt hat mich deswegen noch niemand – was ich nach wie vor bedauere, denn dann könnte man die Machenschaften der Bank in Bukarest endlich auch der deutschen Öffentlichkeit vorstellen. Zumal auch deutsche Banken Opfer dieses Systems zu sein scheinen.

Beste Grüße

Vlad


» PI: „Wieder Megazoff beim SPIEGEL“
» BILD: Spiegel in Flammen

(Spürnase: Felix Austria)

Like
Beitrag teilen:
 

18 KOMMENTARE

  1. Der Spiegel verschwindet jeden Tag immer mehr, und das finde ich einfach großartig!

  2. Der alte Augstein würde sich im Grabe umdrehen, wüsste er, was aus seinem ehemals honorigen SPIEGEL geworden ist, wo sich Selbstdarsteller und Nieten, wie Wolfgang Büchner heute die Klinke der Führung in die Hand geben.
    Augstein hätte auch nie ein Titelblatt mit Anti-Russlandhetze zugelassen.
    Es geht eben auch mit dem Niveau der Presse bergab, nicht nur mit dem Bildungsniveau heutiger Schüler.

  3. Dieses linke Hetzblatt ist einfach nur widerlich, Staatspropaganda ala Goebbels. Hoffentlich müssen sich die Verantwortlichen Schmierfinken irgendwann mal verantworten!

    Der Michel sollte eh PI, Junge Freiheit, Preußische Allgemeine und ähnliches lesen, nicht diese rotgrüne Soße, dann würde er auch die Wahrheit erfahren und anders denken und wählen!

  4. Ja, Ja, der Franz Josef hatte doch seiner Zeit irgendwie den richtigen „Riecher“ – schon damals. :mrgreen:

  5. Sorry OT (ggf. bitte nach hinten schieben…)

    http://www.aargauerzeitung.ch/blaulicht/schiesserei-in-moschee-in-st-gallen-ein-toter-eine-person-festgenommen-128274437

    In St.Gallen-Winkeln wurde eine Person bei einer Schiesserei tödlich getroffen. Die Polizei konnte vor Ort einen Mann mit einer Waffe in der Hand festnehmen. Im Gebetsraum trafen die Ermittler auf eine tote, männliche Person.

    In St. Gallen ist es während des Freitagsgebets am frühen Nachmittag zu einer Schiesserei in einer Moschee gekommen, wie die St. Galler Kantonspolizei gegenüber «watson» bestätigt.

    Die Polizei erhielt um 14 Uhr eine Meldung, dass es in der albanischen Moschee «El Hidaje» an der Herisauerstrasse in St. Gallen Schüsse fielen. Die ausgerückte Patrouille nahm vor Ort eine männliche Person mit einer Faustfeuerwaffe fest. Sie fand dabei zudem eine tote, männliche Person im Gebetsraum der Moschee.

    Zum Zeitpunkt der Tat befanden sich weitere Personen in der Moschee. Ob diese mit der Tat etwas zu tun haben ist aber nicht bekannt. Die Polizei ist vor Ort und hat die Ermittlungen aufgenommen.

  6. Tja so etwas liest man halt bei PI.
    Es wird dünn für die Journaille, für die jahrzehntelangen Berufslügner.

    Vielleicht ist die Zeit angebrochen, wo wirklich freie Journalisten sich nicht ständig von Linken Parteiredakteuren gängeln lassen. Vielleicht bekommen wir noch historische Fakten über die Machenschaften dieser Genossen und ihrem Verstrickungen zu anderen politischen Zirkeln im In- und Ausland.

    Es wird Zeit für eine neue Episode und den Fall der alten Ideologie- und Lügenmaschinerie in Deutschland.

  7. Es geht. Man kann ohne Spiegel leben. Und solche Briefe bestätigen mich darin, dass ich Spiegel-Online aus den Favoriten rausgeschmissen habe. Das Blatt selber lese ich schon seit Jahren nicht mehr.Besserung ist nicht zu erwarten.

  8. Zu Vlad Georgescu: Er müßte allen, die gesundes Essen schätzen ein Begriff sein:

    Acht Jahre nach ihrem Bestseller „Die Joghurt-Lüge“ publizieren die Autoren Marita Vollborn und Vlad D. Georgescu mit „Food Mafia“ auf den Tag genau ein neues Sachbuch, in dem es um die unlauteren Methoden der Lebensmittelindustrie geht. Und die Leserinnen und Leser erfahren schnell: Skrupellosigkeit, Geldgier und das Verschweigen von Risiken gehören zu den Ingredienzien der Lebensmittelindustrie. Und die Politik – macht mit.

    Georgescu und Marita Vollborn sind noch Journalisten des alten Schlags, investigativ und nicht zimperlich gegenüber Konzernen und Politik.
    Die Brisanz dieser Meldung ist aber nicht die Kündigung durch den Speibel, sondern das Thema, in welches die Brüsseler Mafia und die Kommission tief verwickelt sind.
    Es ist wieder mal unglaublich, wie wir von der Presse veräppelt werden.

    Es ging um die Verwicklungen der EU Kommission in dubiose Machenschaften der Bukarester Mafia Imobiliara. Anhand von Originaldokumenten rumänischer Ermittlungsbehörden…

  9. #4 Rohkost (22. Aug 2014 16:02)

    Augstein hätte auch nie ein Titelblatt mit Anti-Russlandhetze zugelassen.

    Klar, der hätte die Sowjets auch noch gestreichelt. Bei Augstein durfte man auch nicht gegen Abtreibung sein. Und Jesus als Christus war dem Rudolf auch ein Dorn im Auge, so daß er sogar ein Buch „Jesus Menschensohn“ schreiben mußte und sich der Spiegel bis heute in erbärmlicher Weise am christlichen Glauben abarbeitet.

    Yeshua Ha’Mashiach!

  10. Beim Spargel ist seit Straußens Abgang nix mehr mit Enthüllungs-Journalismus.

    Auch der Spiegel hat sich längst in guter alter Nazi-Manier an seine staatstragenden Pflichten erinnert; was früher der Göring war, ist heute irgendein hochgejubelter obärmlicher Transatlantiker aus IM Erikas Tross.

    Beliebtheitswerte-BereicherIn Erika und ihr Deutschland-Vernichter-Clan wird in höchsten Tönen bejubelt, wenn sie mit ihren ukrainischen und transatlantischen Fascho-Freunden das Volk in den nächsten Weltkrieg führen oder unsere islahmen Bereicherer zum nächsten Sonne-Mond-und Sterne-Fest in NRW den einen oder anderen Journaillisten-Kopf auf den Gartenzaun spießen.

    Und überall tönt es es in orwell’schem Singsang: „Deutschland geht es gut“.

  11. Scheint wohl wieder ein Angriff gewesen sein. Konnte auch über mehrere Stunden nicht auf PI gelangen.

  12. Den Spiegel in jeglicher Form konsumiere ich seit 4 Jahren nicht mehr.
    Wie sich immer mehr herausstellt, eine gute Entscheidung.

  13. Jedes Jahr weniger Leser, weniger Auflage, weniger Anzeigenkunden, weniger Einnahmen. Da regiert die Panik und tanzt der Rotstift.

    Marktwirtschaft ist doch wunderbar, oder?

Comments are closed.