Judenhass in Deutschland hat braun zu sein. Dann, und nur dann, ist er unentschuldbar und wird energisch bekämpft. Moslemischer Judenhass ist hingegen normalerweise kein Thema und falls doch, gibt es dafür Rechtfertigungsgründe wie zum Beispiel den palästinensisch-israelischen Konflikt. Erfreulicherweise greift die ZEIT nun zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten das Thema auf.

Der Beitrag von Joachim Wagner will nicht relativieren, wirft sogar anderen Relativierung vor:

Die türkische und die palästinensische Gemeinde in Berlin sehen die Gefahr, versuchen sie aber zu relativieren. »Stereotype wie ›Den Holocaust hat es nie gegeben‹ kommen in der muslimischen und der deutschen Gesellschaft vor«, sagt Ahmad Muhaisen, Vorsitzender der palästinensischen Gemeinde. Er verurteilt zwar »Einzelfälle«, warnt aber davor, »dass die jüdische Gemeinde diese Vorfälle hochspielt und damit von dem ursprünglichen Thema, dem Zuwachs des Rechtsradikalismus in Deutschland, ablenkt«.

Dennoch wird auch in diesem in der Sache wirklich guten Kommentar der Hinweis nicht vergessen, dass die antisemitische Gewalt in erster Linie braun ist, und schlimmer noch, dass man die moslemische, wenn auch nicht entschuldigen, so aber doch erklären kann.

Der Palästinakonflikt hat nach Ansicht des Islamwissenschaftlers Michael Kiefer die arabischen Gesellschaften »mit Antisemitismus aufgeladen«. Auch hierzulande glauben viele muslimische Jugendliche daran, dass deutsche Juden für die Politik Israels verantwortlich sind: Die Islamismus-Expertin Claudia Dantschke beobachtet eine »Vermischung von Israelkritik mit klassischen antisemitischen Stereotypen. Israel ist Symbol und Beweis dafür, dass der Jude böse ist.« (…) Viel gefährlicher für die jüdischen Gemeinden ist jedoch der spontane Alltagsantisemitismus mit islamischem Hintergrund – auf der Straße, in der U-Bahn, im Sportverein. In den Köpfen einiger muslimischer Jugendlicher hat sich ein tiefer Judenhass eingenistet. Einige sympathisieren offen mit der Judenvernichtung im »Dritten Reich«. »Hitler gefällt mir«, bekennt ein Jugendlicher der Alice-Salomon-Fachhochschule in Berlin. »Der hat’s damals richtig gemacht mit den Juden. Die Juden machen es jetzt genauso mit den Palästinensern.«

Gut, dass die Zeit das Thema aufgreift, schlecht, dass auch ein gut gemeinter Beitrag nicht auskommt, ohne nach Erklärungen für moslemischen Judenhass zu suchen, als wenn es diesen per se gar nicht geben würde.

Spürnasen: Voltaire, Thorsten U., Josef B., Dietmar H., Vinzenz St. und André H.)

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