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Einbunkern für den nächsten Krieg

Sderot [1]Fruchtbar, warm und feucht ist das Flachland, das zur Stadt Sderot führt. Die Häuser in der Negev sind gelb und weiß – eine Wüste, wie sie sich Ben Gurion, Gründer des modernen Israels, erträumt hatte. Vor der Straße, die in die Stadt hinein führt, gibt es eine Cafeteria die mit israelischen Soldaten auf ihrem Weg in ihre Militärbasen vollgepackt ist. Es ist die Grenze zu Gaza und den Hamas Raketen.

(Originalartikel: „Sheltering for the Next War [2]“ von Giulio Meotti / Übersetzung aus dem Englischen von „die Realität“)

Ein paar Kilometer von hier liegt Havat Shikmim, die Ranch des ehemaligen Premierministers Ariel Sharon. Einst beschützt und befestigt, wird der Ort nun vernachlässigt. Hamas Raketen schlugen in der Nähe des Grabes von Sharons Frau Lily ein und die Blumen, die der General dort pflanzte, wurden vom islamistischen Hass verbrannt. Die Hamas beansprucht die Sharon Ranch, die in der Nähe von Huj liegt, einem arabischen Dorf, das im Krieg von 1948 zerstört wurde.

Sderot war einst für die höchste Arbeitslosenrate in Israel bekannt. Heute rühmt sich dieses arme Städtchen nordafrikanischer und sowjetischer Immigranten mit dem traurigen Rekord, dass man die höchste Anzahl an Raketenattacken durch die Hamas erlitten hat. Es ist mittlerweile der gefährdetste Ort in Israel. Doch massive Risiken zeichnen auch andere südliche Städte wie Ashdod, Beersheba, Netivot und Ashkelon aus, wovon letztere Gaza mit einem Löwenanteil an Elektrizität versorgt und trotzdem immer noch von Lenkraketen bombardiert wird. Das Faktum, dass ein Großteil des Landes genauso lebt, wie man es in Sderot tut – in Deckung rennen und um das eigene Leben fürchten – bildet eine ganz neue traurige Realität: Ein Gefühl der Solidarität.

Bulldozer sind an schwerer Arbeit in Sderot. Jede Straße wird mit Betonhütten versehen: Die Busunterstände haben sie, der Souk (Markt) hat sie und nun sind die Krane und Bulldozer überall in der Stadt um das Versprechen der Regierung einzuhalten, dass es künftig in jedem Heim in Sderot einen raketensicheren Sicherheitsraum gibt. Vor ein paar Tagen fiel eine weitere Rakete auf die Stadt. Die Militanten der terroristischen Bewegung, haben ihre Raketen verbessert. Die Menschen in Sderot nannten sie einst „Spielzeuge, die in der Küche gemacht wurden“. Dann begannen die Raketen zu morden und haufenweise behinderte Bürger zurückzulassen. Seither werden sie nicht mehr als „Spielzeuge“ angesehen.

Sderot bereitet sich auf den nächsten Krieg gegen die Hamas vor. „Es sind 5.000 zusätzliche Bunker in Sderot im Bau“, sagt Noam Bedein, Direktor des Sderot Media Center. Fünftausend neue Bunker ist eine große Zahl für eine kleine Stadt von gerade einmal 20.000 Einwohnern. Daher wird Sderot auch „die Welthauptstadt der Bomben-Bunker“ genannt. Auf dem Hinterhof der Polizeistation werden die Überreste der abgeschossenen Raketen aufbewahrt. Die Roten wurden von der Hamas abgefeuert. Die gelben Raketen kamen vom islamischen Dschihad. Seit dem Ende des Krieges 2009 fielen hunderte neuer Raketen in die Negev und seine Kibbutzim.

In Sderot hast du gerade einmal 15 Sekunden, um Schutz zu finden nachdem der Alarm warnt, dass die Hamas gerade eine Rakete abgeschossen hat. Gaza ist weniger als 2 Kilometer von hier entfernt. Viele Autofahrer in Sderot tragen keinen Sicherheitsgurt, damit sie so rasch wie nur möglich ihr Fahrzeug verlassen können sobald der Alarm ertönt. Die Schule auf dem Hügel trägt die Zeichen von Granatsplitter-Bomben und die Armee hat das Gebäude unter riesigen Stahlplatten eingepackt. „Die Menschen im Ausland verstehen nicht, was hier vor sich geht“, sagt der Bürgermeister von Sderot, David Buskila, ein Israeli marokkanischer Herkunft wie die meisten die in den 1950er nach Sderot kamen, um ihre Stadt zu gründen.

Dr. Adriana Katz ist eine ungewollte Heldin dieses endlosen Krieges, weil sie sich seit vielen Jahren um die Menschen hier kümmert. „Wir haben gerade einen Test für chemische Kriegsführung gemacht“, sagt Katz, die das Trauma Center in Sderot leitet, wo alle Schockopfer nach einem Raketenangriff ankommen. Katz gehörte zur Meretz Partei von Shulamit Aloni und Peace Now. „Ich brauchte Zeit, um zu verstehen, dass mich etwas störte. Als das Unwohlsein zum Schmerz wurde, wusste ich sofort, dass ich mich den Palästinensern gegenüber zu sehr geöffnet hatte, [weil] alles, was die Juden taten, für mich ungerecht, faschistisch, kolonialistisch aussah. Dann realisierte ich den Fehler. Israel ist ein harter Ort, aber speziell. Wir werden nicht davonlaufen.“ Jede Woche erhält ihr Trauma Center rund 150 bis 170 Menschen zur medizinischen Betreuung.

Wenn die Situation kritisch wird, werden die Kinder von Sderot zu ihren Angehörigen geschickt, um irgendwo anders in Israel zu leben. Die junge Mutter, die mit ihren Kindern Socken kaufen geht, behält immer noch ein Auge auf den nächsten Schutzbunker. Sie hetzen immer noch so schnell wie möglich nach Hause. Die 24.000 Bewohner von Sderot sind aus ihren Bombenbunkern heraus gekommen – doch nur langsam, zögernd. Und die Zeichen einer neuen Ruhe, die durch die Gaza Operation gegen die Hamas ermöglicht wurde, werden überall deutlich. Nachts reden Menschengruppen in Fast-Food Restaurants und Cafés. Dies war vor anderthalb Jahren unvorstellbar. Die Menschen fahren immer noch mit geöffnetem Fenster, damit sie so den Alarm hören können, sobald dieser losgeht. In so einem Fall muss der Fahrer aussteigen und sich auf den Boden legen, selbst wenn es regnet. „Eine Dame hielt den Wagen an, ohne auszusteigen und muss nun in Rehabilitation, weil sie von der Rakete schwer verletzt wurde“, sagt Katz. „Ich weigere mich, auf den Boden zu liegen. Es ist wie ein Instinkt der mich daran hindert – es ist zu erniedrigend.“

Normalerweise feuern die Hamas Terroristen am Morgen Raketen auf Sderot, wenn die maximale Konzentration jüdischer Kinder zur Schule geht. Viele Holocaust Überlebende in der Stadt müssen Beruhigungsmittel und Antipsychotika nehmen. In Sdeort gibt es einen großen Vorrat an Medizin für die Schockbehandlung. Es wird geschätzt, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung von Sderot an Stress oder anderen psychiatrischen Syndromen leidet. Nach Jahren des Raketenfeuers auf die Stadt sind ganze Gruppen von Kindern in „Regression“; sie wollen nicht alleine Schlafen, erhalten tiefe Noten in der Schule und haben Angst, das Zuhause zu verlassen.

Doch das ist Sderot, die unfreiwillige Hauptstadt der zerrissenen Psychen: Die Beruhigungsmittel Lorivan, Cloncex und Valium werden reichlich ausgegeben; die Antidepressiva Seroxat, Cipralex und Cymbalta sind für tiefergehende Behandlung und schwere Psychosen werden mit Neuroleptika Zyprexa, Geodon und Clopixol behandelt.

Die neuen Gasmasken, die soeben an die Bevölkerung verteilt wurden, haben einen liebevollen Namen: Bonbon. Die Maske erschienen 1991 zum ersten Mal als Saddam Husseins Irak Raketen auf Israel regnen ließ. Im Februar kündigte Israel ein neues Anti-Raketen-System an, welches als Iron Dome bekannt wurde. Es ist die größte Hoffnung von Sderot, doch einige Analytiker haben echte Zweifel, dass es die Stadt schützen kann. Das Projekt hat eine Milliarde Dollar gekostet – um die 25 Dollar-pro-Stück Raketen der Hamas abzuwehren. Iron Dome benötigt 30 Sekunden, um eine Rakete abzufangen, was sehr wahrscheinlich zu lange ist für die Kibbutzim in der Negevwüste sowie die Städte im Norden von Galiläa. Um die Dinge noch schlimmer zu machen, haben Hisbollah und Hamas nun neue iranische Raketen die Tel Aviv und Jerusalem erreichen können.

In Sderot gibt es einen Park, der nach einem vierjährigen Jungen benannt ist, Aphik Zahavi-Ohayon, das erste Opfer des Hamas Terrors in der Stadt. Auf Givat, „der Hügel“, kann man Beit Hanoun sehen. Das ist Hamas Territorium, das nur gerade einen Kilometer entfernt liegt. Trotzdem sind auf diesem Hügel Häuser mit roten Dächern, ordentlich und komfortabel, in Konstruktion – das beängstigendste Gesicht einer neuen Sderot „Normalität“.

Der Bürgermeister von Sderot erklärt, dass „eine ernste Möglichkeit besteht, dass wir auf einen neuen Konflikt mit der Hamas zusteuern. Wir erwarten in Zukunft eine neue Flut von Raketen. Wir haben 2.500 neue Schutzbunker gebaut. Weitere neue Bunker werden für die Schulen auf das neue Schuljahr fertig gestellt sein. Ich hoffe bessere Zeiten zu sehen, obwohl ich mir da nicht ganz sicher bin.“

Und doch haben die Menschen von Sderot ihre Häuser nicht aufgegeben. Die paar Familien die weg gingen, taten dies, weil sie es sich leisten konnten diese Schützengraben-Stadt zu verlassen. „Die Menschen versuchen wieder zu leben, sie fahren mit geschlossenen Fenstern, weil es zu heiß ist“, sagt Dr. Katz. „Viele finden es schwer, sich vom der Stahlkammer zu trennen und schlafen im Bunker. In vielen Häusern werden die Schutzbunker als Kinderspielzimmer benutzt.“ In der Klinik von Katz findet man einen Bunker, der wie ein unscheinbares Wartezimmer aussieht: Ein Tisch und ein kleines Sofa mit einem Tuch darüber. „Ein Alarm kann dich zurück in die Angst versetzen, in Schlaflosigkeit und meine Klinik ist gefüllt mit Menschen voller Qualen“, sagt Katz. „Es gibt da einen armen Melonen-Verkäufer, der nicht mehr länger durch sein Megaphon schreien kann, um seine Ware anzupreisen, weil es dem ‚Tzeva Adom‘, den Sirenen-Alarm viel zu ähnlich ist und jemand in Ohnmacht fiel, als diese ihn hörte.

In dieser Atmosphäre eines surrealen „Friedens“, warten die Menschen ab. „Wir sitzen hier auf einem Haufen Sprengstoff“, sagt Katz. „Die einzige Frage ist, wann du in die Luft gehst“.

Wenige können die Notlage von Sderot besser verstehen als ihre Gegenüber in Kiryat Shmona, die Stadt in der Nähe der Grenze zum Libanon. Je höher man in Galiläa steigt, desto fühlbarer werden die Sicherheitsbedürfnisse von Israel. Die Straße nach Kiryat Shmona, „die Stadt der Acht“, die als Erinnerung an die jüdischen Pioniere gebaut wurde, welche hier hinauf kamen um die Kibbutzim zu verteidigen, ist durch Bomben und Feuer verbrannt. Sogar das Wasser Reservoir Eskhol, das nach einem israelischen Premierminister benannt wurde, ist eine Kostbarkeit die durch einen elektrischen Zaun, Kameras und bewaffnete Wächter geschützt wird. Die Terroristen könnten sogar das Wasser vergiften.

Es herrscht Ruhe in Kiryat Shmona. Die ansässigen Israelis nennen es die „so genannte“ Ruhe, weil es mehr die ohnmächtige Vibration eines kommenden Krieges ist – die Ruhe vor dem Sturm. Wie in Sderot sind viele Häuser in Kiryat Shmona heute mit neuen Schutzbunkern ausgestattet. Reihenhäuser werden durch neue Gebäude unterbrochen, wohin Familien im Falle von Raketenfeuer flüchten können. Die größte Angst der 20.000 Bewohner ist, dass der Alarm losgeht, wenn ihre Kinder gerade die Straße runter gelaufen sind. Im Sommer 2006 feuerte die Hisbollah tausende von Raketen auf Dächer und Straßen. Die meisten der 200 öffentlichen Bunker in Kiryat Shmona wurden wiederhergestellt, bereit für den Wiedergebrauch. Die Hisbollah hat soeben eine neue Machtdemonstration im Süden vom Libanon gegen ein UNIFIL Kontingent internationaler Kräfte inszeniert und damit viele Zwischenfälle entfacht, insbesondere in den Gebieten unter italienischem Kommando. Die „Partei Allahs“ will demonstrieren wer das Gebiet kontrolliert, denn der Kampf gegen Israel ist niemals zu ende. Kiryat Shmona kann erneut das erste Ziel schiitischer Raketen werden. Gemäß Jerusalem kontrolliert die Hisbollah 160 Dörfer im Südlibanon, bereit um im Kriegsfall wie 2006 zu Stützpunkten zu werden.

Zwischen 1968 und Mai 2000, als sich die IDF in vollständiger Übereinstimmung mit der UN Sicherheitsratsresolution 425 aus dem Libanon zurückzog, vielen mehr als 4‘000 Katyusha Raketen, die eine größere Reichweite als auch größere Sprengladung als die Kassam Raketen haben, auf Kiryat Shmona. In derselben Zeitspanne wurden gemäß der Statistiken der Stadtverwaltung 20 Menschen durch Raketenangriffe getötet und weitere 16 durch terroristische Aktivitäten und Infiltrationen. Im selben Zeitabschnitt beschädigten Raketen mehr als 6.500 Häuser, zusätzlich zu Fabriken, öffentlichen Gebäuden, Schulen, Kindergärten wie auch Autos und anderen Fahrzeugen. Hunderte von Menschen wurden physisch und psychologisch Verwundet. Dreihunderttausend Israelis wurden gezwungen, in den Süden des Landes zu ziehen und ein Drittel der israelischen Bevölkerung suchte Zuflucht in Bunkern. In vielen Fällen konnte es sich die Stadt in Sachen Bau der benötigten Bunker nicht leisten auf die langsame Regierungsbürokratie zu warten und wandte sich stattdessen an Hilfsorganisationen. Einige Bunker in Kiryat Shmona, oder Kiryat Katyusha wie es die Menschen hier nennen, wurden dank Spenden der amerikanisch-jüdischen Gemeinschaft ermöglicht und Livnot U’Lehibanot ist die Organisation die Geld für die Renovation der Verteidigungsstrukturen der Menschen in Galiläa gesammelt hat.

Während dem letzten Krieg, zeichneten die örtlichen Kinder wunderschöne Kuppeln welche die Stadt gen Himmel schützten. Diese Fantasie ist beinahe eine Realität. Alan Schneider, Direktor des Bnai Brith World Centers in Jerusalem, erklärt, was seine Organisation tut um der Stadt zu helfen: „Wir haben ein Anti-Raketen-System finanziert, das von Elibt Systems gemacht wurde. Es kann im Falle einer Attacke wertvolle Informationen liefern.“ Der Leiter von Bnai Brit erwartet weitere Angriffe durch die Hisbollah: „Die Mission von UNIFIL ist fehlgeschlagen und es finden häufige Waffenlieferungen von Syrien an die Hisbollah statt. Wir erwarten also das Schlimmste. Heute haben die libanesischen Terroristen mehr Waffen als sie vor 2006 hatten.“

Nicht weit von hier ist Metulla, die Stadt, wo 1970 Arafats Meuchelmörder jüdische Studenten und Touristen ermordeten. Während dem letzten Krieg floh ein Drittel der israelischen Bevölkerung. Heute herrscht eine ungewöhnliche Ruhe. Es ist sehr eindrücklich zu sehen, dass die Berge die einst wegen all den Bomben schwarz waren, jetzt grün sind und auf den Straßen wieder starker Verkehr besteht. Es gibt keine Spuren der Auswirkungen von den Explosionen in Kiryat Shmona. Allerdings stehen die ältesten Bäume Israels – Eichen, Föhren und Johannisbrotbaum – die einer nach dem anderen wie kleine Kinder gewachsen waren, nicht mehr.

Anders als vor und während dem Krieg kann man nun auf eine Dachterrasse stehen und die Dörfer Ataybeh, Markab und Telkabe überblicken – alles Szenen blutiger Kämpfe. In diesen Dörfern versteckt die Hisbollah immer noch Waffen und beobachtet israelische Bewegungen. Hinter dieser grünen Ruhe findet Arbeit von Wiederbewaffnung und Wiederaufbau statt, selbst ohne gelbe Hisbollah-Flaggen und Poster mit israelischen Köpfen drauf. „In diesen Häusern dort oben sehen wir nie eine Familie oder ein Kind, einfach nur nichts“, erklärt ein Einheimischer. Die Häuser werden „Augen der Hisbollah“ genannt.

Die Golanhöhen sind nicht weit entfernt. Die Stadt Quneitra liegt weit unten doch nahe an den Hügeln. Hier kann man förmlich die strategische Zerbrechlichkeit Israels physisch fühlen. Sollte Jerusalem die Höhen auf- und an Damaskus abgeben, könnte Syrien direkt in Israel hinein blicken. Was würde wohl geschehen, wenn anstatt dem Assad Regime eine andere Regierung die Macht übernehmen würde, eine mit islamistisch-völkermörderischen Ambitionen in Richtung nächstgelegenem jüdischen Staat?

Auf dem Golan gibt es keine Palästinenser, nur Juden und Drusen die in Harmonie zusammenleben. Sogar die Golan „Siedler“ (sie siedeln nicht, sondern sie leben in ihrem eigenen Land) unterscheiden sich von jenen der West Bank. Sie sind nicht-religiöse Patrioten die sich der Verteidigung Israels verschrieben haben. Die Drusen der umliegenden Dörfer erleiden Trennung von ihren Verwandten auf der anderen Seite der Grenze und suchen oft mit Megaphonen nach ihren Liebsten. Der Golan ist ein Ort, wo die Zeichen der Trauer intakt bleiben. Ein örtlicher Künstler hat aus Raketen- und Panzerresten Skulpturen gemacht. Es gibt klaffende Lücken von durch Bomben zerstörten Häusern. Eine Gedenktafel erinnert an den Verlust eines 20-jährigen Sohnes. Die Gedenkstätte an die Egoz Brigade, welche die israelische Grenze mit Jordanien, Syrien und dem Libanon patrouillierte, liegt nicht weit von den 30 bronzenen Gedenktafeln mit den eingravierten Namen von Gefallenen entfernt.

In der Siedlerstadt Katzrin rechnet niemand mit einem israelischen Abzug vom Golan. Die Stadt ist eine Perle der Modernität und des Israelisch-Seins. Häuser mit roten Dächern befinden sich in Konstruktion. Diese Wohnsitze sind günstig, da deren Zukunft schon immer ungewiss war. Lastwagen vollgeladen mit dem berühmten Wein des Golans, der von anti-israelischen Aktivisten boykottiert wird, verlässt ständig die Siedlung. Die „Siedler“ pflanzen neue Reben. Vor dem Krieg 1967 errichtete der jüdische Staat eine Reihe aus Bäumen der Straßenseite entlang, um damit die Fußgänger vor syrischen Scharfschützen zu schützen. Die Bäume sind immer noch dort und sind stille Zeugen eines Waffenstillstandes der immer wieder verhandelt wird.

Zurück in Tel Aviv hat der indische Dirigent Zubin Mehta gerade eine Vorstellung zu Ehren von Gilad Shalit beendet, dem israelischen Soldaten, der von der Hamas entführt wurde. 1991 als Saddam Hussein seine Raketen auf Tel Aviv abfeuerte, spielte das Orchester gerade Bach, als die Sirenen zu schreien begannen. Zubin Mehta und Isaac Stern setzten Gasmasken auf. Die Raketen vielen, doch die Musik siegte. Vierundzwanzig Jahre später ist Zubin Mehta immer noch in Tel Aviv, während Israel erneut eine neue Welle von Raketenfeuer erwartet. Von Sderot bis Kiryat Shmona steht der jüdische Staat einem neuen Terrorangriff gegenüber. Seine Bürger bunkern sich erneut ein. Und die Welt die Israel isoliert und hasst, vertieft die schrecklichen Wunden.

(Übersetzung aus dem Englischen von „die Realität“. Der Originalartikel „Sheltering for the Next War“ von Giulio Meotti wurde im Original exklusiv beim COMMENTARY MAGAZIN [3] – auch die Bibel der Neokonservativen genannt – publiziert und ist online hier [2] zu finden. Giulio Meotti ist ein italienischer Journalist und Autor eines demnächst erscheinenden Buches über Israel: „A New Shoah: The untold story of Israel’s victims of terrorism“ (Encounter Books).)

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Resolution gegen Israel angenommen

geschrieben von PI am in Deutschland,Israel | Kommentare sind deaktiviert

[4]
Der Bundestag hat gestern eine Resolution von Union und FDP gegen die Blockade des Gaza-Streifens angenommen. Die Fraktionen haben beschlossen, dass diese die Sicherheit Israels nicht erhöhe. Sogar die SED stimmte dafür. Ja, gegenüber Israel kann man im Gleichschritt marschieren. (Foto: Kein Schutz vom Bundestag für terrorisierte Juden in Sderot)

Die FAZ schreibt [5]:

Der Bundestag hat eine sofortige Aufhebung der Blockade des Gazastreifens gefordert. Die Abriegelung des formal autonomen palästinensischen Gebietes am Mittelmeer sei kontraproduktiv und diene nicht den israelischen Sicherheitsinteressen, heißt es in einem gemeinsamen Antrag von CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen, der am späten Donnerstagabend einstimmig vom Parlament verabschiedet wurde.

Auch die Fraktion „Die Linke“, die einen eigenen, wesentlich israelkritischeren Antrag ins Parlament eingebracht hatte, unterstützte am Ende den fraktionsübergreifenden Beschluss. Der außenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Stinner nannte den ursprünglichen Antrag der Linke-Fraktion „unsäglich“. Er fügte aber hinzu: „Immerhin haben Sie am Ende für den fraktionsübergreifenden Antrag gestimmt.“

Die Verlogenheit westlicher Politik gegenüber Israel hat die WELT sehr schön kommentiert [6].

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Die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

geschrieben von Gastbeitrag am in Allgemein | Kommentare sind deaktiviert

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade [7]Wenn man in den israelischen Ort Sederot [8] hineinfährt, spürt man förmlich das mühsame Streben der Einwohner und ihrer Stadtverwaltung nach Normalität. Es gibt aber leider keine Normalität, denn dieser Ort liegt nur wenige Kilometer vom Gaza-Streifen entfernt und wurde in der Vergangenheit und bis heute mit Tausenden, genauer gesagt fast 10.000 Raketen und Mörsergranaten von dort aus beschossen – wahllos und ungezielt, auf Kinder und Frauen, Alte und Schwache – mit dem Ziel, Terror zu verbreiten und Israelis zu töten. Und von der Weltöffentlichkeit kaum beachtet.

(Fotobericht von B. Sham)

Sederot – auf den ersten Blick eine kleine Pionierstadt, die versucht, sich zwischen Gründerzeit und Moderne zu behaupten.

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Das wäre bei normalen Bedingungen schon schwierig genug, aber unter einem Hagel von Raketen aus der arabischen Hamas-Nachbarschaft in Gaza braucht es besonderes Durchhaltevermögen, um nicht zu resignieren. Zwar gibt es mittlerweile ein recht zuverlässig funktionierendes Frühwarnsystem „Red Alert“ gegen die Raketenangriffe der streng moslemischen Hamas aus Gaza, allerdings bleiben dann auch nur etwa 15 Sekunden, um sich in Deckung zu bringen. Da erscheinen die normalen kleinen Gefahren des Alltags eher wie ein ironischer Kontrast.

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Ein zweiter Blick zeigt allerdings in der Tat einige Besonderheiten dieser Stadt am Rande der Negev-Wüste: wo man geht und steht sind Bunker und Schutzbauten mehr oder weniger unauffällig ins Straßenleben integriert: eine Quasi-Normalität im Raketenhagel.

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Jede Bushaltestelle, jeder Kindergarten, jedes Postamt – alles muss gegen den Terror aus der moslemischen Hamas-Nachbarschaft gepanzert werden.

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Sämtliche Wohnungen werden seit neuestem mit gepanzerten Schutzräumen (israelisch: „Mamad“) nachgerüstet – gegossener Beton gegen den Terror.

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Die große örtliche Yeshiva Sederot (jüdische Bibelschule) hält dagegen: man würde sich nicht vertreiben lassen. Im Gegenteil: trotzig haben die Schüler auf dem Dach der großen Schule einen neunarmigen Chanukka-Leuchter aus Raketenteilen gebaut, durch den Besucher einen Blick in Richtung Gaza werfen können.

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Ob die Angriffe die Dankbarkeit der besonders ergebenen Anhänger der Religion des Friedens (RdF) dafür sind, dass die Israelis freiwillig den mit wunderschönen Siedlungsgebieten gesprenkelten Gazastreifen 2005 in einer äußerst umstrittenen Aktion geräumt hatten? Es war der ehemalige Ministerpräsident Ariel Sharon, der dies durchgeboxt hatte.

Die wenigen israelischen Militäreinsätze, gezielt gegen die Raketen-Terroristen im Gazastreifen, wurden von Qualitätsmedien dieser Welt mit Schaum vor dem Mund verurteilt: unverantwortliche israelische Kriegstreiberei sei es usw., usf., sich gegen die RdF und ihre Raketen militärisch zu wehren statt sich in endlosen, unergiebigen Verhandlungen zu verschleißen. Unergiebig? Warum eigentlich wirklich? Israels Ministerpräsident Netanjahu drückte es einmal ganz klar und einfach aus: „Mit einer Hamas könnten wir Israelis nur über unsere eigene Vernichtung verhandeln.“

Hamas-Video dazu:

Diese Raketen haben überhaupt keinen militärischen Wert, da sie ungenau sind. Sie sind nur als Terrorwaffe gegen Ortschaften einsetzbar, irgendwo treffen sie schon.

Das bescheidene Rathaus von Sederot hat für Besucher Ratschläge parat, wie man sich im Angriffsfall verhält sowie eine Broschüre über die jahrelangen Raketenangriffe und Opfer der Terroristen aus dem Gazastreifen vorrätig:

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Gleichzeitig wird der Besucher auf die Polizeistation verwiesen, wo die Reste der Kassam-Raketen als Asservaten aufbewahrt werden.

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Die Blockade des Gazastreifens hinsichtlich militärisch verwendbarer Güter wird in Sederot als eine absolute Notwendigkeit gesehen; der Rückgang der Raketenangriffe in der letzten Zeit wird einerseits auf die gezielten Anti-Terror-Aktionen des israelischen Militärs und andererseits auf die genaue Kontrolle der großen Mengen der nach Gaza gelassenen Güter zurückgeführt. Bei der einfältigen Berichterstattung vieler Qualitätsmedien mit dem Tenor eines israelischen Angriffs auf eine „Friedensflotte“ und auf die „Versorgung der Bevölkerung“ in Gaza können sich Sederot-Einwohner nur an den Kopf fassen [9] über soviel Realitätsferne und ideologische Verbohrtheit. Sie, die Bewohner von Sederot, wissen, wie es sich unter täglicher Lebensgefahr durch wahllose Raktetenangriffe lebt.

Und doch demonstriert Sederot eine beinahe gelassene Kraft: mit dem überdimensionierten jüdischen Symbol des Schofars [10]

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

und der positiven Beharrlichkeit, die sich in dem Vertrauen in die israelische Gemeinschaft zeigt.

Sederot - die leise Kehrseite der Gaza-Blockade

Sie werden von arabischen Terroristen nie zu knacken sein.

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Einladung nach Gaza

geschrieben von PI am in Europa,Israel,Nahost | Kommentare sind deaktiviert

[11]

Das ist neu für die neue FDP: Man kann Politik statt mit lautem Bellen auch mit Intelligenz gestalten: Die israelische Regierung, die eigentlich den Sündenbock für das Fischen der absteigenden FDP im alten arabophil-antisemitischen Möllemanntümpel geben sollte, dreht den Spieß kurzentschlossen um. Die FDP war den Israelis böse, weil sie dem deutschen Entwicklungsminister Dirk Niebel, der sein Ministerium für überflüssig hielt, bis er es selbst übernahm, die Einreise nach Gaza verweigert hatte – so wie fast allen ausländischen Politikern seit Bestehen der Blockade.

Niebel, der als erster Politiker seit 1945 die Protektorate wieder mit angemessener Kopfbedeckung bereist (Foto), hatte Israel darauf  lauthals beschimpft.  Sein  Chef Westerwelle darf jetzt selber kommen und sich umsehen.

Europäische Außenminister, darunter auch Guido Westerwelle, sollen jetzt kennen lernen, worüber sie stets gute Ratschläge zu geben bereit sind. Israel lädt die Herren nach Gaza ein. Allerdings gibt es nicht die erwünschte Propagandashow der Hamasterroristen, sondern eine trockene Konftrontation mit Tatsachen, mit denen sich in der heißgelaufenen Diskussion in Deutschland wenig medienwirksam punkten lässt. Der SPIEGEL berichtet [12]:

Israel hat europäischen Außenministern einen Besuch im Gaza-Streifen angeboten. Sie sollen sich ein Bild von der humanitären Situation der Palästinenser in dem Gebiet machen. Das Angebot unterbreitete der israelische Außenminister Avigdor Lieberman seinem italienischen Amtskollegen Franco Frattini bei einem Besuch in Rom, wie das italienische Außenministerium am Freitag erklärte.

Israel hatte vergangene Woche angekündigt, die international kritisierte Blockade des Gaza-Streifens zu lockern. Lieberman lud demnach auch seinen deutschen Amtskollegen Guido Westerwelle sowie die Außenminister Frankreichs und Großbritanniens ein. In Israel gab es keine offizielle Stellungnahme. Westerwelle bestätigte aber die Einladung und sagte, er habe das Angebot angenommen. Er habe lange mit Frattini telefoniert, sagte der Außenminister in Bukarest.
Deutschland begleite die schrittweise Öffnung des Gaza-Streifens positiv. Die israelische Regierung schultere mit dieser Entscheidung innenpolitisch Einiges, sagte Westerwelle. Es handele sich um eine sehr gute und sehr positive Entwicklung, zu der Europa einen Beitrag geleistet habe.

Mit dem „positiven Beitrag“ sind vermutlich die Drohungen des Parteifreundes Niebel gemeint, der in seiner Eigenschaft als Bundesminister für Überflüssiges Israel drohte, es sei „5 vor 12“, obwohl die Verweigerung der Einreise vorhersehbar war:

Die Regierung in Jerusalem hat seit der Machtübernahme der radikalislamischen Hamas im Juni 2007 bis auf wenige Ausnahmen keine Minister oder Diplomaten anderer Länder in den Gaza-Streifen reisen lassen. Ausnahmeregelungen galten aber für Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon sowie für die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton.

Die Regierung in Jerusalem widerspricht Berichten von Palästinensern und Hilfsorganisationen, wonach es eine humanitäre Krise im Gaza-Streifen gebe. Davon sollen sich die Außenminister selbst überzeugen, hieß es in Berichten.

Das Programm dürfte nicht allen geladenen Gästen schmecken, denn statt potemkinscher Hungerdörfer droht eine sachliche Information über die tatsächlichen Lebensverhältnisse auf beiden Seiten der Grenzbefestigung:

Die Tageszeitung „Jerusalem Post“ berichtete, die Delegation solle während ihres Besuchs keinerlei Gespräche mit der im Gaza-Streifen herrschenden Hamas-Organisation führen. Geplant sei auch ein Besuch der israelischen Grenzstadt Sderot, deren knapp 20.000 Einwohner besonders schwer unter dem jahrelangen Raketenbeschuss militanter Palästinenser gelitten haben.
Darüber hinaus sollen sich die Außenminister in der israelischen Hafenstadt Aschdod informieren, wie die internationalen Hilfsgüter überprüft werden.

Soviel Sachinformation wird bitter für Westerwelle. Aber wer sich beim Schwätzen erwischen lässt, muss eben nachsitzen. Schade dass sein Parteifreund, der überflüssige Minister, diesmal nicht mit darf.

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Verglichen mit dem Ghetto ist Gaza ein Club Med

geschrieben von PI am in Antisemitismus,Deutschland,Gaza,Gutmenschen,Israel,Linksfaschismus,Nahost | Kommentare sind deaktiviert

[13]Henryk M. Broder hielt anlässlich der Auszeichnung des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki mit der Ludwig-Börne-Medaille [14] für sein Lebenswerk die Laudatio und sprach dabei einige unbequeme Wahrheiten aus. Die Deutschen sprechen gerne und oft über den zweiten Weltkrieg, voller „Sündenstolz“ darüber, wie sie das Nazitum überwunden, die Schatten der Vergangenheit bekämpft und sich dadurch in den Sattel eines ethisch-moralischen Vorbildes gegenüber allen anderen hochgeschwungen haben.

Auch und besonders gegenüber Israel zeigen sie diese Haltung. Man will den Israelis „wohlmeinend“ beibringen, was Deutschland eben schon gelernt hat. Mit der Hochstilisierung Gazas zu einem Ghetto, wird der reale Holocaust verniedlicht, so als wäre das Leben für Juden im Dritten Reich nicht schlimmer gewesen als für heutige Palästinenser. Die Wahrheit ist: Verglichen mit dem Warschauer Ghetto ist Gaza ein Club Med. Doch wer will sie hören?

Broder sagte in seiner Ansprache [15]:

Sie und ich, wir alle leben in einem Deutschland, in dem tote Juden über alles geliebt, während die überlebenden und ihre Nachkommen als Störer empfunden werden. Dabei stimmt es nicht, dass die Deutschen vergessen und nicht erinnert werden wollen. Das Gegenteil ist der Fall. Sie können von der Vergangenheit nicht genug bekommen.

Die „Kollektivscham“, mit der man sich zu der Zeit von Adenauer, Brandt und Kohl geschmückt hat, ist längst einem „Sündenstolz“ gewichen, der fröhlich mit seiner grausamen Geschichte kokettiert, um daraus moralisches Kapital zu schlagen. „Gerade wir als Deutsche…“ ist die Floskel, mit der fast alle Reden anfangen, die bei Auschwitz einsetzen und im Nahen Osten aufhören. „Gerade wir als Deutsche“ sind dazu prädestiniert, andere zu warnen, unsere Fehler zu wiederholen. „Gerade wir als Deutsche“ wissen, dass ein Krieg keine Konflikte löst und Gewalt immer neue Gewalt erzeugt. „Gerade wir als Deutsche“ haben aus der Vergangenheit gelernt, wenn auch nicht, dass man das Böse bekämpfen, sondern dass man überhaupt nicht kämpfen soll.

Wenn die heutigen Linken mit „Hilfsschiffen“ nach Gaza fahren, sich für die „armen Palästinenser“ einsetzen oder „Zionisten raus aus Palästina!“ rufen, klingt das indessen bereits wieder wie „Juden raus nach Palästina!“ – „Boykottiert Waren aus Israel“ klingt wie „Kauft nicht bei Juden“. Marcel Reich-Ranicki hat das Warschauer Ghetto selbst miterlebt und kann am ehesten beurteilen, wie falsch die heutige Israel-Verurteilung ist [16].

Und vor zwei Jahren hätten Sie um ein Haar den deutschen Fernsehpreis bekommen. Da können nicht einmal Iris Berben und Peter Sloterdijk mithalten. Ich hätte mir gewünscht, dass Sie auf den Tisch geschlagen und „grässlich!“ gerufen hätten, wie Sie es so oft im „Literarischen Quartett“ getan haben, oder „Unsinn!“ und vielleicht dazugefügt hätten: „Hört auf mit diesem Quatsch. Ich war im Warschauer Ghetto. Ich weiß, wie es da zuging. Verglichen mit dem Warschauer Ghetto ist Gaza ein Club Med.“

Doch was auf Israel mit der Bedrohung von außen zukommt, könnte noch um einiges schlimmer sein als das „Pfui“ der linken, moralisch angeblich geläuterten und über jeden Zweifel erhabenen Bessermenschen.

Wir müssen uns fragen, ob es zu den Aufgaben und Pflichten von Abgeordneten des Bundestages gehört, auf einem Schiff nach Gaza zu dampfen, das von einer islamistischen Organisation gechartert wurde.

Wenn wir nicht über die fortschreitende Dämonisierung und Delegitimierung von Israel reden, werden wir in der Paulskirche bald eine Gedenkfeier für die Opfer der zweiten Endlösung abhalten können. …

In Nordrhein-Westfalen soll demnächst eine Stiftung gegründet werden, deren Initiatoren es sich vorgenommen haben, jedem Schüler in NRW und später in der ganzen Republik eine Studienreise nach Auschwitz zu ermöglichen. Damit sollen sie gegen antisemitisches Gedankengut immunisiert werden. Die Idee ist nicht schlecht, aber nicht ganz zu Ende gedacht. Sie basiert auf der Überlegung, dass ein zweites Auschwitz verhindert werden muss. In diesem Falle müssten die Schüler aber nicht nach Oswiecim in Polen sondern nach Afula, Metulla, Kfar Saba und Sderot geschickt werden. Der passende Name für das Projekt wäre: „Besuchen Sie Israel, solange es noch existiert.“

Statt tote Juden zu betrauern, täten wir gut daran, dem lebenden Israel beizustehen.

(Spürnase: Daniel Katz [17])

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Rakete aus Gaza auf Israel tötet Zivilisten

geschrieben von PI am in Gaza,Israel,Terrorismus | Kommentare sind deaktiviert

[18]Am heutigen Donnerstag Vormittag wurde ein Arbeiter im nördlichen Negev von einer Kassamrakete aus dem Gazastreifen getötet. Es war die dritte Rakete auf Israel innerhalb der letzten 24 Stunden. Die erste Kassamrakete schlug am Mittwochabend in der Nähe von Sderot ein. Zwei Personen erlitten einen Schock. Gegen 1 Uhr nachts schlug eine zweite Rakete nördlich von Sderot ein.

Alon Schuster, Kreisvorsitzender von Shaar Hanegev, sagte Ynet: „Einerseits haben wir es gelernt, mit den Angriffen der Hamas umzugehen, andererseits wird ihr Waffenarsenal immer größer. Dieses Problem muss gelöst werden. Das Jahr war bisher relativ ruhig, was sich auf die Bevölkerung ausgewirkt hat: Einwohner beginnen, zurückzukehren, unsere Einwohnerzahl ist gestiegen und Gewerbetreibende beginnen ihre Geschäfte auszubauen.“

Der Bürgermeister von Sderot, David Buskila, sagte: „Die Bewegung in einer Stadt wie Sderot von Routine zu Alarmbereitschaft, ist eine ständige Bewegung an die wir uns gewöhnt haben. Wir erwarten nicht, dass die Ruhe ewig anhält. Zwei Personen wurden wegen ihres Schocks behandelt, aber ich bin mir sicher, dass es noch eine viel größere Zahl von Menschen gibt, die sich geschockt und in Panik in ihren Häusern aufhalten.“

Die tödliche Rakete, die am Donnerstag Vormittag abgefeuert wurde, während die EU-Außenministerin Catherine Ashton den Hamas-kontrollierten Gazastreifen besuchte, schlug in einem Gewächshaus in Netiv Ha“asara in der Küstenregion von Ashkelon ein und tötete dort einen thailändischen Gastarbeiter. Nachdem der Rote Alarm ausgelöst wurde, der auf Raketenbeschuss hindeutet, versuchte sich die Bevölkerung in Sicherheit zu bringen. Nach 20 Sekunden jedoch gab es eine laute Explosion im Gewächshaus, das bei dem Einschlag zerstört wurde, und traf einen Arbeiter tödlich.

Diese tödliche Rakete war eine von mehr als Hundert Raketen auf israelisches Gebiet seit der Militäroperation Israels im Januar 2009.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf Israel. Er betonte, dass alle terroristischen Akte gegen Zivilisten völlig inakzeptabel seien und eine Verletzung des internationalen Rechts sei. Der britische Außenminister Ivan Lewis verurteilte ebenfalls die Angriffe auf Israel und sagte, sie müssten von jedem verurteilt werden, der an Frieden in Nahost interessiert sei.

Der stellvertretende Verteidigungsminister Israels, Matan Vilnai: „Israel ist nicht an einer militärischen Konfrontation interessiert, aber wird keine Raketenangriffe auf seine Bürger dulden. Die Hamas muss jede Art von Angriff auf Israel unterbinden, um eine Verschlechterung der Situation zu verhindern.“

Der Gesandte des Staates Israel, Emmanuel Nahshon erklärte, dass diese Raketenangriffe auf Israel die direkte Folge der Hetze des Terrorregimes der Hamas im Gazastreifen gegen Israel sind: „Israel hat das Recht, sich und seine Bürger gegen diese Angriffe zu verteidigen. Ich rufe jeden, der an einem Frieden in der Region interessiert ist, dazu auf, vehement gegen diese Terrorangriffe auf Israels unschuldige Bürger zu protestieren!“

(Quelle: Newsletter der israelischen Botschaft / Spürnase: Daniel Katz [19])

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Ungeliebte Nachbarn

geschrieben von PI am in Dschihad,Gaza,Islam ist Frieden™,Israel,Terrorismus,Ägypten | Kommentare sind deaktiviert

[20]Wer das Unglück hat, in der Nachbarschaft von Gesindel zu leben, schützt sich traditionell mit einem Zaun vor unerwünschten Besuchen. Im Großen tun das das auch Staaten, um ihr Territorium zu schützen: Die USA an der Grenze zu Mexiko, oder, auf unserem Foto zu sehen, die europäische Union bei der spanischen Afrika-Enklave Ceuta. Niemand, nicht einmal EU-Politiker oder deutsche Bischöfe, käme auf die Idee, darin Menschenrechtsverletzungen zu sehen, denn ein Menschenrecht, ein fremdes Land ohne Erlaubnis zu betreten, ist unbekannt.

Auch im Nahen Osten kennt man das Problem. Das Gesindel, vor dem die Nachbarn sich schützen müssen, nennt sich dort „Palästinenser“ und macht allein durch diese Namensgebung den Anspruch deutlich, sich alles unter den Nagel zu reißen, was in seiner Reichweite ist. Ägypten schützt sich vor dem Gesindel durch einen bewachten Grenzzaun nach Vorbild der EU, und niemand findet das kritikwürdig. Israel tut dasselbe, und alle Welt erhebt mahnend den Zeigefinger, und bemängelt, dass die Juden die Lehre, die man ihnen mit dem Holocaust erteilt hat, immer noch nicht verstanden hätten.

Beide Nachbarn sehen sich jetzt gezwungen, ihre Grenzsicherungen nachzubessern: Ägypten durch einen unterirdischen Schutzwall gegen die Schmuggeltunnel der Hamas, Israel mit einem Raketenabwehrschirm gegen deren Raketenangriffe auf die Zivilbevölkerung, die die Palästinenser seit Jahren tausendfach als dank für die Räumung und Übergabe des Gazastreifens unternommen haben.

Der FOCUS berichtet [21]:

Eine „Eiserne Kuppel“ hier und eine stählerne Wand dort: Die radikalislamische Hamas im Gazastreifen wird von zwei Seiten in die Zange genommen. Die „Kuppel“ bezeichnet ein israelisches Raketenabwehrsystem, das dem Vernehmen nach von Mai an grenznahe Gebiete vor Beschuss aus dem Gazastreifen schützen soll und damit das stärkste Druckmittel der Hamas zunichte machen würde. Zugleich ist Ägypten dabei, die Schmugglertunnel mit einer unterirdische Sperranlage aus Stahlträgern abzuriegeln mit dem Ziel, ihr den Nachschub an Waffen und Geld abzuschneiden.

Die Zangenbewegung könnte ihre Optionen empfindlich einschränken und die Situation im Grenzgebiet des abgeriegelten palästinensischen Territoriums entscheidend ändern. Doch noch ist die Position der Hamas im Gazastreifen, den sie seit 2007 beherrscht, ungebrochen. Sie versucht bereits, wegen der Tunnelsperre die öffentliche Meinung gegen Ägypten aufzubringen. Experten warnen überdies davor, dass sie es wieder mit Selbstmordattentaten in Israel versuchen könnte, wenn ihre Raketen abgefangen werden. Die Hamas „kann sich allen neuen Umständen anpassen“, erklärte der Funktionär Ahmed Jussef. Unter Druck gesetzt, werde die Bewegung nur noch populärer werden.

Neue Strategie erwartet

Die Lage ist seit Jahren festgefahren. Israel und Ägypten haben den Gazastreifen seit 2006 weitgehend abgeriegelt; die militanten Palästinenser versuchen im Gegenzug, mit Raketenbeschuss die Grenzöffnung zu erzwingen. Darauf antwortet Israel wiederum mit Vergeltungsangriffen. Nach der großen Offensive vor einem Jahr hat der Beschuss aus dem Gazastreifen stark nachgelassen, wenn auch nicht ganz aufgehört. Neben den begrenzten Hilfslieferungen, die Israel passieren lässt, werden Waren des täglichen Bedarfs durch die Schmugglertunnel aus Ägypten herangeschafft – ebenso aber auch Waffen und Bargeld.

Durch die „Eiserne Kuppel“ und die Stahlwand könnte sich die Lage ändern. „Das schwächt die Position der Hamas im Gazastreifen und stellt sie an der ägyptischen und der israelischen Front vor ein Problem“, erwartet der ehemalige Mossad-Chef Ephraim Halevy. „Jetzt werden sie sich eine Strategie überlegen müssen, wie sie sich den neuen Entwicklungen stellen wollen.“

Teure Abwehr

Israel hatte am Mittwoch den erfolgreichen Test des „Kuppel“-Systems bekanntgegeben. Es wurde für mehr als 200 Millionen Dollar entwickelt und soll Kurzstreckenraketen der Art abfangen, wie sie aus dem Gazastreifen und aus dem Libanon abgefeuert werden. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums werden sie binnen Sekunden nach dem Start abgeschossen. Das System soll so ausgeklügelt sein, dass es fast augenblicklich den Einschlagsort vorhersagen und dabei veränderliche Bedingungen wie Wind oder Sonnenstand in Sekundenbruchteilen neu berechnen kann.

Israelische Sicherheitskreise räumen ein, dass das System teuer ist und wohl auch nicht jede Rakete wird abfangen können. Dennoch halten sie es für einen wichtigen Fortschritt zum Schutz der Israelis und erwarten, dass es der Hamas psychologisch einen empfindlichen Schlag versetzt. Die erste Abwehrbatterie soll dem Fernsehsender Kanal 10 zufolge im Mai zum Schutz der Stadt Sderot nahe Gaza aufgestellt werden.

Die palästinensischen Terroristen setzen nun auf den wirtschaftlichen Schaden, den sie Israel mit weiteren Raketenangriffen zufügen können. Denn sie selbst kostet eine Rakete nur 200 Dollar, bezahlt mit humanitär umgeleiteten EU-Steuergeldgeschenken, während die Abwehr eines solchen Angriffes das kleine Israel jedesmal bis zu 100.000 Dollar kosten könnte. Wie man´s dreht, es ist ein großes Unglück, in der Nachbarschaft von Gesindel zu leben.

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Berlin hat einen Sderotplatz

geschrieben von PI am in Deutschland,Israel | Kommentare sind deaktiviert

[22]Gestern Nachmittag wurde in Berlin-Zehlendorf mit einem Festakt der bisher namenlose Platz am Märchenbrunnen, Martin-Buber-Ecke Potsdamer Straße, der Sderotplatz eingeweiht. Der Berliner Bezirk Zehlendorf, oder jetzt Steglitz-Zehlendorf, ist Partnerstadt des ständig unter Raketenbeschuss aus Gaza stehenden Sderot [23] sowie von Kiryat Bialik [24], ebenfalls eine Stadt in Israel.

In Anwesenheit der Bürgermeister von Sderot David Buskila sowie Eli Dokorsky aus Kiryat Bialik wurde nach einer kurzen Ansprache von Bezirksbürgermeister Kopp der Platz eröffnet. Für die rund 100 Anwesenden gab der christlich-jüdische Shalom-Chor Berlin den musikalischen Rahmen mit hebräischen Liedern.

Bild von der Einweihung des Sderotplatzes:

(Gastbeitrag von Moderater Taliban)

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Sderot: Raketenbeschuss ohne Ende

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[25]Der Raketenbeschuss hat nicht aufgehört. Anstelle Israel unter Druck zu setzen, sollte sich die Welt mit den andauernden Raketenangriffen gegen Israel befassen. Vor ein paar Tagen ruhte ich mich gerade in meiner Wohnung im ersten Stock in Sderot aus, als lautstark an der Tür geklopft wurde. Ein von der Regierung mit dem Bau privater Bombenschutzräume beauftragter Bauunternehmer kam vorbei, um meine Wohnung zu begutachten.

(Dies ist ein Ynetnews Artikel von Jacob Shrybman [26], Sderot Media Center, www.SderotMedia.com [27]. Leicht gekürzte Übersetzung aus dem Englischen.)

Überall in ganz Sderot tauchen derzeit private Bombenschutzräume auf wie die Blumen nach dem Frühlingsregen. Und diese Schutzräume werden auch genutzt, da der Raketenalarm Warnstufe Rot weiterhin erklingt.

Sind sich die internationalen politischen Führer, die den nahöstlichen Friedenprozess diskutieren, denn nicht bewusst, dass die terroristischen Raketenangriffe gegen israelische Zivilisten nicht aufgehört haben?

Am 4. Mai berichtete die New York Times unter der Schlagzeile „Hamas teilt USA mit Raketen bleiben am Boden“, dass im April nur sechs Raketen auf Israel abgefeuert worden seien. Und am 5. Mai veröffentlichte Ynetnews einen Artikel, der unter der Überschrift „Dramatischer Rückgang der Kassam-Angriffe“ berichtete, dass im April nur acht Raketen abgeschossen worden seien.

Jedoch durch einen Telefonanruf beim Sprecher der israelischen Verteidigungskräfte (IDF), der einzigen Quelle, die aus erster Hand Informationen von der Front hat, fand ich heraus, dass die offizielle militärische Zählung für den Monat April 23 Raketenangriffe und drei Angriffe aus Granatwerfern ergeben habe. Das ist bedeutend mehr, als in den Medien berichtet wurde. Die Welt wird dahingehend getäuscht zu glauben, dass der Raketenbeschuss aus Gaza aufgehört habe, obwohl in Wahrheit seit dem Waffenstillstand am 18. Januar über 200 Raketen auf Israel abgeschossen wurden.

Allein schon, weil ich für das Sderot Medien Zentrum arbeite, weiß ich, dass es im vergangenen Monat weitaus mehr als acht Raketenangriffe gab. Ich begann nun, den Statistiken und deren Quellen nachzuspüren. Der Reporter bei Ynetnews zitierte Shin Bet als seine Informationsquelle. (Anm. d. Übersetzers: Der israelische Geheimdienst unterteilt sich in drei Bereiche, neben (1) Aman, dem militärischen Dienst der IDF und (2) Mossad, zuständig für internationale Geheimdienstarbeit, gibt es noch (3) Shin Bet, die israelische Sicherheits-Agentur, kurz ISA.)

Warum gibt es eine solche Diskrepanz zwischen dem, was die Armee und ich beobachten und Tag für Tag berichten, und dem, was einige israelische Offizielle und die Nachrichtenmedien der Welt berichten? Wollen israelische und internationale Politiker den Eindruck aufkommen lassen, dass die Operation Gegossenes Blei die Bedrohung durch Hamas im Gaza Streifen vollständig abgewehrt habe?

In der letzten Aprilwoche verkündete der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas, der Führer der so genannten moderaten Fatah, die ihre Raketen stolz gelb anstreicht, um sie von Hamas‘ roten und grünen Raketen zu unterscheiden, dass er niemals einen jüdischen Staat Israel anerkennen wird.

Angesichts dieses eindeutigen Aufrufs gegen eine friedliche Lösung stellt sich die Frage: Mit wem soll der jüdische Staat auf Druck und Drängen israelischer und internationaler Führer eigentlich zu einer Vereinbarung gelangen?

Der Raketenbeschuss durch die von Iran finanzierte Terror-Organisation Hamas auf israelische Bürger hat nicht aufgehört. Daher sollten die internationalen politischen Führer und die Nachrichtenmedien aufhören, Statistiken zu präsentieren, die diese Täuschung in der Absicht schüren, ein Abkommen zu erzwingen, das nicht Shalom oder Salaam bringt, und das nichts wäre als ein bloßes wertloses Stück Papier. Wer sich der fortdauernden Realität der Raketenangriffe verweigert, sollte einmal nach Sderot kommen und meine Wohnung anschauen, wo jetzt auch staatliche Sicherheitsmaßnahmen gegen den Raketenbeschuss getroffen werden.


Im Zusammenhang mit diesem Artikel eine Aussage der FAZ [28]: „Es war das erste Mal seit Wochen, dass eine Rakete wieder in ein israelisches Wohngebiet einschlug“ impliziert, dass es ansonsten kaum Raketenbeschuss geben würde.

(Gastbeitrag von Renate)

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Schweizer Parlamentarier bereisen Israel

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[29]Im letzten Jahr gründete Christian Waber (EDU) die parlamentarische Gruppe „Schweiz Israel“. Diese zählt bereits 48 Parlamentarier (47 Nationalräte und ein Ständerat) aus allen Parteien, bis auf die Grünen. Ziel der Gruppe ist es, die Beziehung zwischen der Schweiz und Israel zu stärken. Die erste Aktivität war ein Besuch in Israel. Zehn Personen aus drei verschiedenen Parteien (Foto) bereisten vom 27. bis 31. März den Nahen Osten und haben dabei einiges erlebt. Dieser Artikel ist eine Zusammenstellung aus den PI zur Verfügung gestellten Reiseberichten.

Tag 1:

Die Parlamentariergruppe „Schweiz Israel“ landete am 27. März wie vorgesehen in Tel Aviv. Noch am selben Abend besuchte die Gruppe, die aus Vertretern von drei Parteien besteht, die Klagemauer, die Teil des zweiten Tempels war. Am Sabbat beten viele Juden an dieser Mauer und Besucher aus aller Welt stecken Zettel mit Wünschen in die Ritzen der Steine. Auch die Schweizer Delegation betete an dieser historischen Stätte. Zur Abendrunde gesellten sich drei junge Juden, die in der Schweiz aufgewachsen sind. Einer von ihnen dient in der israelischen Armee. In dieser dauert der Dienst drei Jahre und die Gruppen seien sehr unterschiedlich zusammengestellt.

„In meinem Team ist zum Beispiel ein Beduine, ein Druse, ein Siedler, jemand aus einem linken Kibbuz – wir sind sehr bunt zusammengestellt.“

Er schilderte den schwierigen Alltag.

„Fast täglich kann ein Attentat verhindert werden, indem man die Person stellt und die Bombe oder den Sprengstoffgürtel entschärft.“

Dies nicht durch einen F-16, der das Haus in die Luft sprengt, wo der Geheimdienst den Bombenbauer ausgemacht hat, sondern durch eine Bodeneinheit, die, um die palästinensische Zivilbevölkerung zu schonen, sich selbst in Gefahr begibt.

„Ich hoffe, dass wir hier in Zukunft in Frieden nebeneinander leben können. Ich leiste meinen Einsatz auch in der Hoffnung, dass spätere Generationen diese Probleme nicht mehr haben.“

Die Parlamentarier machen sich hier ein Bild in Jerusalem

Tag 2:

Am Samstag, 28. März besuchte die Gruppe die palästinensische Seite, unter anderem Ramallah.

„Wir wollen beide Seiten hören“,

eröffnete Christian Waber (EDU) im palästinensischen Regierungsgebäude in Ramallah die Gesprächsrunde mit dem stellvertretenden Außenminister der palästinensischen Autonomiebehörde Ahmed Sabah (Fatah).

Sabah schilderte, dass weder die Hamas noch die Fatah Israel anerkennen, die Fatah werde das bei der Lösung des Konflikts tun. Der Hamas dürfe man hingegen nicht vorschreiben, dass sie Israel anerkenne. Zudem machte Sabah geltend, dass man nicht mit der Hamas verhandeln soll. Sie sei sogar in sich zerstritten.

„Israel hat die stärkste Armee im Nahen Osten.“

Dennoch habe man die erste Intifada gewonnen, weil man mit Steinen auf Panzer geschossen hatte. Interessant dass die stärkste Armee des Nahen Ostens dies über sich ergehen ließ.

„Die zweite Intifada haben wir verloren, weil wir Kaffees und Busse in die Luft sprengten.“

Sabah unterstrich, dass die Palästinenser nur dann in eine Lösung einwilligen, wenn sie Ostjerusalem als ihre Hauptstadt erhalten. Er pochte auf die Zweistaatenlösung. Eine Einstaatenlösung funktioniere nicht, da die Palästinenser deutlich mehr Kinder erhalten.

Christian Waber bewertet das Thema „Besatzung“ grundlegend anders:

„Israel beging keinen Angriffskrieg. Jedesmal wurde es von arabischen Armeen angegriffen, mit der erklärten Absicht, die Juden ins Meer zu treiben. Doch Israel siegte jeweils und nahm dabei sogar Gebiete ein. Es gab vorher keinen palästinensischen Staat. Das sogenannte Westjordanland gehörte zuvor Jordanien, der Gazastreifen zu Ägypten.“

Beim Besuch der arabischen Altstadt sowie den Hügeln rund um Jerusalem und Bethlehem hinterließ die geografische Lage bei den fünf Nationalräten aus drei Parteien einen tiefen Eindruck. Etwa dass Jerusalem, Bethlehem und Ramallah sehr Nahe beieinander liegen und dennoch zwei verschiedene Welten existieren, die nicht einfach mit ein paar Sitzungen vereint werden. Dies auch aus religiösen Gründen, die nicht ausgeklammert werden können. So hatte etwa Fatah-Minister Sabah betont, dass es einen Palästinenserstadt mit Ostjerusalem als Hauptstadt nie und nimmer geben werde. Schließlich wird der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee als drittheiligster Ort des Islam betrachtet. Die jüdische Seite sieht da aber keinen Spielraum. Denn die Klagemauer ist der letzte verbliebene Teil der zweiten Tempelanlage Salomos – dem heiligsten Ort der Juden. Hinzu kommen unzählige weitere, historisch gewachsene Probleme, die nicht einfach mit etwas gutem Willen gelöst werden können.

Daniel Däster mit Raketenteil

Tag 3:

Am Sonntag, 29. März, reiste die Gruppe in den Norden Israels, wo zuerst die Lage an der libanesischen Grenze erforscht wurde, ehe sich die Schweizer Delegation auf den Golan an die syrische Grenze begab. Mit beiden Nationen ist Israel auf dem Papier offiziell im Krieg, auch wenn die Waffen zuletzt lange meistens geschwiegen haben.

An der Grenze zum Libanon schilderte ein Militärsprecher die Situation Israels. Er machte deutlich, dass nicht die großen Hisbollah Raketen das eigentliche Problem seien – diese könne man vor dem Einschlag abschießen.

„Den Terror bringen die kleinen Raketen. Sie fliegen zu tief, als dass man sie erwischen könnte.“

Da sie leicht zu transportieren seien, werde man oft überrascht.

„Man kann sie sogar vom Rücken eines Esels aus abschießen.“

Dennoch kann eine solche Rakete großen Schaden anrichten. Auf dem Golan beschrieb der Armeesprecher das Plateau als taktisch wichtig. 1973 griff Syrien Israel überraschend an einem Sabbat an. Über den Golan kommend habe wenig gefehlt und der Norden Israels wäre überrannt gewesen. Zuletzt konnte der Staat aber entgegenhalten und die Angreifer zurückdrängen.

„Wegen der geografischen Lage ist der Golan für uns strategisch unverzichtbar.“

Es gehe um die Existenz Israels. Einen Einblick in den Alltag erhielt die Delegation bei Daniel Däster im Kibbutz Malkiya. Der Schweizer lebt hier seit rund zwei Jahrzehnten, er half eine sozialistische Farm aufzubauen. Diese liegt in Israel, direkt an der Grenze zum Libanon. Für ihn ist die islamische Hisbollah täglicher Terror:

„120 Raketen gingen auf meinem Land nieder. Man hört einen dumpfen Knall wenn sie abgefeuert werden. Dann hat man etwa zehn Sekunden Zeit, in einen Bunkerraum zu rennen.“

Perfid sei das Vorgehen, da die Raketen – die auch im Jahr 2009 geflogen kamen und kommen – gerne um die Uhrzeit auf Israel abgeschossen würden, zu der die Kinder auf dem Weg zur Schule sind.

„Diese Raketen werden auch in Syrien hergestellt“, schildert Däster. „Dort wird nun daran gearbeitet, diese mit Nervengift zu bestücken. Wegen einem Unfall vor wenigen Wochen wurde die Sache publik, rund 300 Armeeangehörige starben. Diese Meldung schaffte es aber nicht in die westlichen Medien.“

Däster befürchtet, dass er, sowie das nördliche Drittel Israels, früher oder später mit chemischem Kampfstoff angegriffen wird. Die Hisbollah beobachtet die Grenze. Auch die parlamentarische Gruppe sah den Posten der „Partei Allahs“, wie sich die schiitische Partei bezeichnet.

Abends trafen die Nationalräte den Schweizer Militärattaché, Divisionär Faustus Furrer und Benjamin Elon von der Nationalen Union. Er dankte den Schweizern für ihren Besuch. Durch die fortwährenden Raketenangriffe müsse ein Drittel der Israeli immer wieder in Schutzräumen Zuflucht nehmen.

„Das ist Terror.“

Er schilderte auch eine Friedenslösung, die in Westeuropa noch kaum bekannt ist:

„Durch eine palästinensische Föderation, in der die Westbank und Gaza dem Königreich Jordanien angeschlossen werden. Das würde Sinn machen, denn Jordanien ist zu 70 Prozent ein palästinensischer Staat und die Westbank war früher jordanisch. Auch damals war die Hauptstadt nicht Jerusalem, sondern Amman.“

Christian Waber und Christian Miesch nach der Kranzniederlegung

Tag 4:

Am Montag, 30. März, legten Christian Miesch (SVP) und Christian Waber (EDU) einen Kranz in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem nieder. Dies nach einem eindrücklichen Besuch im Museum, das gegen das Vergessen der Nazi-Verbrechen kämpft.

Das Leben im israelischen Parlament, in der Knesseth, pulsierte wie in einem Bienenhaus. So wurden etwa gerade die Ministerposten vergeben. Während sich Juri Edelstein (Likud) mit der Schweizer Delegation traf, wurde er zum Minister für Telekommunikation ernannt; in die Gesprächsrunde war er noch als Knessethabgeordneter erschienen. Edelstein bezeichnete den Iran als derzeit grösste Gefahr für Israel. Wenn jemand sage, er wolle den Judenstaat vernichten, dann würden Juden das sehr ernst nehmen.

Die Gruppe „Schweiz Israel“ hörte sich in der Gesprächsrunde Politiker von links bis rechts an. So etwa David Rotem (Parteichef „Unser Haus Israel“). In seiner Kindheit flüchteten die Eltern mit ihm aus Nazi-Deutschland ins heutige Israel.

„Sie machten mir Hoffnung. Wir werden nun niemals mehr bekriegt, sagten sie.“

Der Parlamentarier David Ben Simon (Arbeiterpartei) unterstrich die Vielschichtigkeit seines Landes, in der Einwanderer aus Afrika, Europa, Asien und Nordamerika zuhauf leben. Das Volk sei zerstritten.

„Es gibt sieben Millionen Meinungen in diesem Land.“

Die Journalisten zum Beispiel hätten eine Linkstendenz und sähen in der Regel die Geschäfte anders als die Regierung, sagt Ben Simon, der früher Reporter bei der „Ha’aretz“ war. Dennoch funktioniere der Staat in welchem Juden, Araber, Drusen und andere daheim sind.

Aviv Shiron, einst Botschafter in Bern und nun bald in Wien, schilderte, dass das Land seit der Gründung 1948 in Gefahr sei. Heute durch den Iran, dieser freilich sei auch für die Araber eine Bedrohung. Die persische Regierung stelle sich über die arabischen Länder.

„Das wurde gerade eben im Fußball-WM-Qualifikationsspiel deutlich: Saudi-Arabien siegte in Teheran mit 2:1 Toren. Fünf Minuten später entließ Staatspräsident Mahmud Ahmedinejad den iranischen Trainer!“

Raketen und Walter Glur

Tag 5:

Am 31. März, dem letzten Tag ihrer Israelreise, ist die Parlamentariergruppe aus der Schweiz knapp einem Rakentenagriff entgangen. Vier Raketen verfehlten vier Parlamentarier um zwanzig Minuten. Die Parlamentariergruppe „Schweiz Israel“ besuchte die Stadt Sderot, nahe dem Gazastreifen. Zwanzig Minuten nachdem die Delegation weg war, wurde die Stadt bombardiert.

Die Kassam-Rakten sind ein Damoklesschwert, das regelmäßig fällt. Denn es ist nicht eine Frage ob ein solches Geschoss erneut abgeschossen wird, mit dem Ziel, Zivilisten zu treffen, sondern wann.

Um 12.00 Uhr verließ die Delegation die Stadt. In einem kleinen Restaurant außerhalb der Sderots legten die Parlamentarier einen kurzen Mittagsrast ein. Dieses lag ebenfalls im Radius der Raketenreichweite. Was die Schweizer nicht wussten: bald würde das Kassam-Team zuschlagen. Die Fahrt ging weiter, in Richtung Tel Aviv, zum Rückflug in die Schweiz. Was die Gruppe unterwegs nicht mitbekam: Noch während der Fahrt stand der Ort, denn sie soeben besucht hatten, unter Raketenbeschuss. Eine Frau wurde verletzt, sie brach sich ein Bein auf der Flucht vor dem Geschoss.

Kassam-Raketen in Sderot

Nach der Landung in der Schweiz wurde die Bundeshausdelegation darüber informiert, wie knapp sie nicht Augenzeuge des Angriffs wurde.

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Der gefährlichste Ort auf der Welt

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Schwangere [30]Immer noch gibt es hier und da Äußerungen, in denen Israel im Zusammenhang mit der Operation »Gegossenes Blei« im Gazastreifen Völkermord vorgeworfen wird. Nach aktuellen Schätzungen [31] betrug die Wahrscheinlichkeit für einen palästinensischen Zivilisten, bei dieser Militäroperation ums Leben zu kommen, etwa 0,03 Prozent.

Meiner Berechnung liegt die Einwohnerzahl des Gazastreifens von 1,5 Millionen und die vorläufige Zahl von 1338 Kriegstoten zugrunde, von denen etwa ein Drittel Unbeteiligte gewesen sein sollen — eine Unterscheidung, die naturgemäß nicht leichtfällt, da die Hamas ja keine reguläre Armee ist und ihre Mitstreiter die Waffen — und damit den Kombattantenstatus — nach Belieben aufnehmen und ablegen.

Ich möchte dieser Zahl von 0,03 Prozent nun einmal die Wahrscheinlichkeit gegenüberstellen, als garantiert unbewaffnetes in Deutschland gezeugtes Kind bei einer Abtreibung ums Leben zu kommen: Sie liegt — je nachdem, welche Schätzungen der Abtreibungszahlen man zugrundelegt — zwischen 15 und 30 Prozent. Selbst bei der allervorsichtigsten Schätzung* ist die Wahrscheinlichkeit, mitten im »friedlichen« Deutschland bei einer Abtreibung umzukommen, 510 mal höher, als im Gazastreifen während einer Militäroperation umzukommen, setzt man die höhere Zahl an, so beträgt die Wahrscheinlichkeit sogar fast das Tausendfache. Darüber hinaus ist beim Vergleich zu berücksichtigen, daß die zurückliegende Militäroperation nur einige Wochen andauerte, der Abtreibungswahnsinn jedoch Tag für Tag und Jahr für Jahr.

Der gefährlichste Platz auf der Welt ist eben nicht in einem chinesischen Kohlebergwerk, [32] nicht als Schiffbrüchiger in Gewässern, in denen Haie jagen, nicht im indischen Straßenverkehr (wo z.B. 2007 130.000 Menschen bei Unfällen umgekommen sind) und nicht einmal in Sderot oder Gaza — er ist dort, wo es eigentlich am sichersten sein sollte: Im Bauch der eigenen Mutter.

Bei den Anschlägen auf das New Yorker World-Trade-Center sind etwa 3.500 Menschen ums Leben gekommen. Dies hat zu einer tiefgreifenden Veränderung des westlichen Rechtsverständnisses, des Freiheitsbegriffes und der Sicherheitsdoktrin geführt. Jedoch allein in Deutschland werden jede Woche ca. 5.000 Menschen bei Abtreibungen getötet. Hiervon aber nimmt die Öffentlichkeit kaum Notiz. Im Zweiten Weltkrieg haben etwa 55 Millionen Menschen ihr Leben verloren. Die Weltgemeinschaft ist sich einig, daß alles zu unternehmen ist, damit sich vergleichbares nie wieder ereignet. Aber es ereignet sich an jedem Tag. 60 Millionen Menschen sterben weltweit jährlich bei Abtreibungen. Der Tsunami im Dezember 2004 in Südostasien hat etwa 230.000 Todesopfer gefordert. Der Schock darüber hat überall auf der Welt eine beispiellose Welle der Spenden- und Hilfsbereitschaft ausgelöst. Die Zahl der Todesopfer jährlicher Abtreibungen in Deutschland wird sogar auf bis zu 300.000 geschätzt. Das entspricht der Einwohnerzahl von Bonn, Chemnitz, Dortmund, Karlsruhe oder Mannheim. Aber hier ist die große Welle des Entsetzens und der Hilfsbereitschaft bisher ausgeblieben. Die Heuchelei einer Gesellschaft, die gerade diejenigen Opfer ignoriert, die am schutzbedürftigsten sind, ist kaum zu überbieten. Abtreibungen sind keine Naturkatastrophen.

Im März 2008 wurde ein Düsseldorfer Hausbesitzer wegen Mordes zu lebenslanger Haft bei Feststellung der besonderen Schwere der Schuld verurteilt, der in seinem Haus eine Gasexplosion verursacht hatte, um die Mieter loszuwerden. Er wollte das Haus sanieren. Allerdings ist es in unserem Wertesystem regelmäßig nicht vorgesehen, daß man als Hausbesitzer mit der Begründung »Mein Haus gehört mir!« Mieter sprengen darf, wenn diese nicht in das wirtschaftliche Konzept passen. Die Freiheit des Hausbesitzers findet ihre Grenze dort, wo sie in das Lebensrecht anderer — also der Mieter — eingreift. Aber es gilt als selbstverständlich, daß mit Verweis auf den feministischen Schlachtruf »Mein Bauch gehört mir!« in Deutschland täglich Hunderte Kinder lebend in Stücke gerissen werden, weil sie nicht in die Lebensplanung der Eltern passen. Daß diese Kinder genausowenig Bestandteil des Bauches der Mutter sind wie ein Mieter Bestandteil eines Wohnhauses ist, scheint die Beteiligten nicht zu stören.

Sehr beeindruckt hat mich die Geschichte von Gianna Jessen, [33] die 1977 ihre eigene Abtreibung überlebte. Bei amerikanischen Spätabtreibungen wird das Fruchtwasser durch eine hochkonzentrierte Salzlösung ersetzt, die dazu führt, daß das Kind innerlich und äußerlich verätzt wird und nach etwa einem Tag unvorstellbarer Qualen tot geboren wird. Während nun amerikanische Rechtsanwälte zugunsten verurteilter Gewaltverbrecher argumentieren, daß der Giftcocktail, der bei Vollzug der Todesstrafe injiziert wird und in kurzer Zeit zu einem wahrscheinlich schmerzarmen Tod führt, vielleicht doch Schmerzen zufügen könne und damit als »grausame und ungewöhnliche Strafe« verfassungsfeindlich sei, ist es gleichzeitig völlig legal, Kinder einem extrem langsamen und quälenden Foltertod auszusetzen. Nach achtzehn Stunden Todeskampf in der Salzlösung wurde Gianna Jessen geboren — lebend. Normalerweise werden Kinder in diesem Fall — der gar nicht so selten ist — stranguliert oder unversorgt liegengelassen, bis sie sterben. Gianna überlebte, weil der Arzt gerade abwesend war und eine Krankenschwester sie auf die Intensivstation eines anderen Krankenhauses bringen ließ. Schwerste Behinderungen wurden prognostiziert: So würde sie blind sein, nie selbständig ihren Kopf heben oder gar laufen können. Doch heute, mit über dreißig Jahren, ist sie beinahe gesund und arbeitet als Sängerin. Seit sie mit 12 Jahren von ihren christlichen Pflegeeltern vom Grund ihres schweren Lebensstarts erfahren hat, engagiert sie sich gegen Abtreibungen. Die Heuchelei der »Pro-Choice«-Aktivisten bringt sie auf den Punkt, wenn sie sagt: »If abortion is about women’s rights, then what were my rights?« (Wenn es bei Abtreibung um Frauenrechte geht — wo bitte waren dann meine Rechte?) Heute bekennt sie: »Es ist allein die Gnade Gottes, aus der wir alle leben. Ich habe überlebt, damit ich von ihm erzählen kann.«

Amerika hat auch die besonders barbarische »Teilgeburtsabtreibung« hervorgebracht, die auf der Rechtsaussage beruht, daß der Fötus sich in der Entscheidungsgewalt der Mutter befände, solange sein Kopf die Mutter nicht verlassen hat. Aus diesem Grund wird die Geburt mit weheneinleitenden Mitteln eingeleitet, das Kind im Mutterleib ggf. gedreht und an den Beinen herausgezogen. Dem Kind wird dann das Hirn punktiert und ausgesaugt, so daß es stirbt. Dann wird es ganz herausgezogen. 2003 wurde dies durch Bundesgesetz verboten.

Auch in Deutschland sind Spätabtreibungen von Kindern, die bereits außerhalb des Mutterleibes lebensfähig [34] wären, durchaus nicht selten und bis zum Einsetzen der Wehen zulässig. Als Grund dafür reicht aus, daß das Kind behindert sein könnte bzw. die Schwangerschaft für die Mutter »unzumutbar« ist. Mit dieser Indikation ist der Abbruch auch nach der 12. Woche noch möglich. In dem Moment, wo die Frau erfährt, daß ihr Kind behindert geboren werden könnte, kann sie sofort abtreiben lassen, sogar ohne sich beraten zu lassen. Dabei gilt es als ärztlicher Kunstfehler, wenn ein Kind seine Abtreibung überlebt; der Arzt wird haftbar und für das Kind unterhaltspflichtig. Der Zittauer Chefarzt Rolf Pfeiffer hat sich dieser Unterhaltspflicht 1999 entzogen, indem er dem bei einer Abtreibung lebend geborenen Kind Mund und Nase zuhielt, bis es verstarb. Er kam mit einer milden Bewährungsstrafe davon und darf weiterhin praktizieren. Für das Kind gilt immer: Todesstrafe. Es ist davon auszugehen, daß es weit mehr solche Fälle gibt, die aber natürlich nicht zur Anzeige gelangen, da die Beteiligten selbst verstrickt sind. Die derzeitige Regierung hat zwar im Koalitionsvertrag vereinbart, angesichts dieses unerträglichen Zustandes zu »überprüfen, ob und gegebenenfalls wie die Situation bei Spätabtreibungen verbessert werden kann« — sie drückt sich aber darum, dieses heiße Eisen wirklich endlich anzufassen.

Die juristischen Konstruktionen, die Abtreibung in Deutschland faktisch zu einem frei verfügbaren Mittel der Familienplanung gemacht haben, sind von unglaublicher Heuchelei gezeichnet. So ist Abtreibung nach wie vor theoretisch illegal, aber sie ist straffrei. Dies hat schon lange dazu geführt, daß im Rechtsempfinden des Volkes Abtreibung zumeist als legal angesehen wird. Da die Diskriminierung Behinderter unzulässig ist, bedient man sich einer Hilfskonstruktion, um mutmaßlich behinderte Kinder bis unmittelbar vor der Geburt abtreiben zu können: Als juristischer Grund muß hier statt der eigentlichen Behinderung die Belastung der Mutter, die aus der Behinderung resultieren würde, herhalten.

*Dieser liegen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zugrunde, das allerdings nur die freiwillig gemeldeten Abtreibungen erfaßt. Es gibt allerdings keinerlei Mechanismus in Deutschland, der sicherstellt oder auch nur kontrolliert, ob ein Arzt eine Abtreibung meldet, so daß seriöse Schätzungen (wie z. B. von Prof. Manfred Spieker) von deutlich höheren Abtreibungszahlen ausgehen. Da die Zahlen des Bundesamtes alle gemeldeten Abtreibungen beinhalten, sind diese als absolute Untergrenze anzusehen. Tatsächlich kann es also deutlich höhere Zahlen geben, keinesfalls aber niedrigere, da nicht davon auszugehen ist, daß Ärzte Abtreibungen melden, die nicht auch tatsächlich durchgeführt worden sind.

(Gastbeitrag des Geiers [35])

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