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Schleuser-Hotspot mitten in der dänischen Ostsee

Von REALSATIRE | Aerö, eine kleine Ostseeinsel nahe der deutschen Grenze, ist zum Heiratsparadies für Pakistani, Inder, Tunesier, Libanesen, Syrer, Marokkaner oder Kameruner geworden und verdient prächtig daran. Vor dem Standesamt tummeln sich werktäglich Brautleute aus aller Welt, vielfach um vermutlich eine Scheinehe einzugehen und anschließend mit echten Eheurkunden zur Legalisierung des Aufenthalts in den EU-Bereich zu entschwinden.

Mittelmeer? Von wegen! Eine neue Drehscheibe für Schleuser- und Schleppertum großen Stils befindet sich mitten in Europa in der „dänischen Südsee“, dem entzückenden Inselarchipel rund um Fünen im Süden Dänemarks. Die 6000-Enwohner-Insel Aerö [1] mit seinen malerischen Orten wie Marstal oder Aerösköbing ist nicht nur bei deutschen Seglern beliebt, sondern seit geraumer Zeit auch bei Scheinehe-Schleusern und ihrer Kundschaft, berichtet die Welt am Sonntag vom 28.10.2018 in ihrer Printausgabe [2]. Weil das Heiraten dort kinderleicht ist und die frischgetrauten Ehemänner anschließend ein völlig legales Aufenthaltspapier für den EU-Raum in der Tasche haben.

Das geht so: EU-Ausländerinnen zum Beispiel aus Rumänien oder Bulgarien ehelichen Bräutigame aus Indien, die mit Visum oder gefälschten Papieren nach Europa eingereist sind. Auf Aerö treffen sie sich, bleiben eine Nacht, heiraten nach dänischer Sitte und verschwinden wieder. Die Damen in ihre südosteuropäische Heimat um ein paar hundert Euro reicher, die Herren könnten sich nach einigen Jahren scheiden lassen, eine Niederlassungserlaubnis beantragen und eine Frau aus ihrer Heimat nachholen, berichtet die WamS.

Wo strenge deutsche Standesämter abwinken würden, sehen es die liberalen Dänen unbürokratischer. Heiraten geht wie am Schnürchen. Geburtsurkunden zum Beispiel sind nicht nötig. Eine Nacht Aufenthalt im „Las Vegas des Nordens“ reicht, die Zeremonie braucht 15 Minuten. Allein in diesem Jahr hätten sich auf Aerö bisher 54 dänische Paare und 4079 Hochzeitspaare aus dem Ausland das Jawort gegeben.

Das Prinzip sei in allen EU-Ländern gleich: Stammt ein Partner aus einem EU-Land, erwirbt der andere mit der Heirat ein sogenanntes abgeleitetes Freizügigkeitsrecht, kann legal in Europa einreisen und langfristig auf einen festen Aufenthalt hoffen. Deutschland erkennt Dänemark-Ehen an, es gibt eigens ein Abkommen. Das lockt Schleuser an

Das Geschäft boomt, weil viele auf Aerö prächtig davon profitieren. Die Bead&Breakfest-Etablissements, die Friseurläden, die Inselfotografen. Die Hochzeiten spülten laut WamS pro Jahr etwa 4 Millionen Euro in die Kassen der hyggeligen Insel mit seinen schmucken Seefahrerorten wie dem geschäftstüchtigen Marstal, aus dessen Hafen früher hunderte von stäbigen Marstal-Seglern besonders in die sturmbedrohten Gebiete der Welt fuhren und lukrativen Handel trieben.

Als Schleuser-Spinne im Netz gilt eine Familie in Hamburg. Deren Chef reist Aerö oft mit dem Sportflugzeug an. Den Service für die gehobene Variante des Schleusertums mitten in Europa gibt es nicht für lau: ein Hochzeitsarrangement kostet etwa 1000 Euro, sind gefälschte Dokumente nötig, springt der Preis schon mal auf 5000 Euro. 50 von 1000 Fällen glauben Sonderermittler aus deutscher und dänischer Polizei, die im Juni eine Razzia an mehreren Porten und auch im Insel-Standesamt durchführten, gerichtsfest nachweisen zu können. Es geht ihnen darum, das Scheinehen-Schlupfloch für illegale Zuwanderung zu stopfen.

Auch Dänemark will verschärft handeln. Alle Anträge auf ausländische Eheschließungen müssen ab Januar 2019 an eine zentrale Regierungsstelle geschickt werden. Die Kommunen wie Aerö dürfen erst nach Prüfung einen Termin vergeben.

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