[1]Die BILD stellt heute die Frage: Wieso läuft so einer noch frei herum? Diese Frage hatte gestern auch schon die englische Presse [2] gestellt. Wie konnte es also passieren, dass der bereits in den Focus der Sicherheitsbehörden geratene Anis Amri in Berlin zwölf Kuffar mit einem LKW niedermetzeln konnte? Für den CDU-Vizevorsitzenden und Merkel-Vertrauten Armin Laschet ist klar: Die Behörden sind schuld!
BILD [3] zählt auf: Der Terrorist traf sich mit Hass-Predigern. Sicherheitskreise befürchteten Planung von Terroranschlägen. Bei einem LKA-Informanten wollte er eine Waffe kaufen. All das war bekannt. Wie kann es also sein? Befragt wurden Markus Söder (CSU) und Armin Laschet (CDU).
Bayerns Finanz- und Heimatminister Markus Söder gibt keine Antworten, sondern stellt selbst lauter Fragen:
„Wie kann es sein, dass ein Asylbewerber ohne gültige Papiere monatelang unbehelligt kreuz und quer durch Deutschland reist, obwohl er als Gefährder gilt? Und wie ist es möglich, dass ein Flüchtling, der nach Ablehnung seines Asylantrags abgeschoben werden soll, danach noch einen Terroranschlag verüben kann?“
Ja, wie kann es sein?
Dazu der CDU-Vorsizende NRW Armin Laschet:
„Die Informationen, die wir seit gestern bekommen, die können einen nur erschüttern, wie Behörden hier gearbeitet haben.“
Die Behörden? Die Informationen seit gestern? Die entscheidende Information gibt es seit über einem Jahr! Sie stammt nicht von „Behörden“, denen ein unendliches Chaos aufgebürdet wurde, sondern von der allerhöchsten Exekutive:
In einer Talk-Show nach dem Attentat entblödete sich Armin Laschet nicht, zu sagen: [5]
Was ist denn, wenn der Täter aus dem Inland oder aus einem Nachbarland kommt, wie bei den Anschlägen von Nizza oder Brüssel?“
Anis Amri durfte als minderjähriger Flüchtling in Italien zur Schule gehen. Daraus könnte ein Dummschwätzer wie Armin Laschet konstruieren, dass die Integration mal wieder versagte und der Islamterror aus Italien kam.
Die Wirtschaftswoche stellt die entscheidende Frage: Muss Merkel weg? [6]
[…] Für solche Fragen gibt es ein kanonisches Werk, Max Webers „Politik als Beruf“ von 1919. In dieser berühmten Rede, ursprünglich vor Münchner Studenten in Schwabing gehalten, entwirft der berühmte Soziologe seine Unterscheidung zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik.
Gesinnungsethisch handelt, wer sein Tun nur von seinen guten Absichten her bewerten lassen will. Ich habe das Beste gewollt, aber für die Folgen meines Wollens kann ich nichts. Der Verantwortungsethiker hingegen lässt sich für die Wirkungen und Nach- und Weiterwirkungen seiner Entscheidungen in Haftung nehmen. Ich habe das Beste gewollt, es ist gescheitert, ich trete zurück.
Womöglich lässt sich die ganze Debatte um Angela Merkel auf diesen Kern bringen: Dass ihre Kritiker nicht akzeptieren wollen, dass sie zur Verteidigung ihrer Flüchtlingspolitik unverdrossen gesinnungsethisch argumentiert, wo sie in deren Augen doch einfach ihren Hut nehmen sollte.
„Merkel muss weg“ – das ist bei aller rüden Plattheit eben ein verantwortungsethisches Argument. Alle Forderungen nach Korrekturen und Kurswechseln sind nur die etwas subtileren Ableger.
„Wenn die Folgen einer aus reiner Gesinnung fließenden Handlung übel sind, so gilt ihm nicht der Handelnde, sondern die Welt dafür verantwortlich, die Dummheit der anderen Menschen oder – der Wille des Gottes, der sie so schuf“, schreibt Weber.
Die Kanzlerin würde wohl sagen: Genau. Eine humanitäre Tat bleibt eine richtige Tat, selbst wenn daraus von anderen etwas Böses, Grausames geschaffen werden kann.
Und nochmal Weber: „Der Verantwortungsethiker dagegen rechnet mit eben jenen durchschnittlichen Defekten der Menschen, – er hat (…) gar kein Recht, ihre Güte und Vollkommenheit vorauszusetzen.“ Horst Seehofer würde sagen: Genau deshalb hätten wir niemals Hunderttausende weitgehend ungeprüft ins Land lassen dürfen. […]
Max Weber hält die Gesinnungsethiker für „Windbeutel“. Ein Begriff, der auf Merkel nicht zutreffen würde, schließt der WiWo-Autor seine bis dahin intelligente Betrachtung.
Stimmt. Windbeutel enthalten nicht Wind, sondern Sahne. Merkel hingegen ist ein Beutel, der böse Überraschungen enthält. Dummheit, Rücksichtlosigkeit, Planlosigkeit und Chaos bleiben Dummheit, Rücksichtslosigkeit, Planlosigkeit und Chaos – auch wenn die Blockflöten-Christin von Humanismus schwadroniert.
Interessante Links:
» Roland Tichy fodert Merkels Rücktritt [7], weil Gesinnungsethik zum Regieren nicht taugt
» Die wohl bisher umfangreichste Datensammlung [8] über den Merkel-Gast Anis Amri
» Merkel jetzt in den Fußstapfen Erdogans? [9]