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Guido Reil: Jetzt hat auch der Westen einen Volkstribun!

Von PETER BARTELS | Bergmann. Steiger. Pütt. Guido Reil. Wer?? Das halbe Leben (26 Jahre) SPD. Stadtrat in Essen. Gewerkschaft. Klar, so einer kann nur vom Sozi-Adel sein. Jetzt ist er in der AfD. Und holte bis zu 24 Prozent in seiner Stadt …

Wenn der frühere AfD-Stutzer und Landesvorsitzende Marcus Pretzell diesen großen, gutaussehenden Guido Reil [1] (47) nicht auf Platz 26 der Landesliste versteckt hätte, wäre die AfD im größten Bundesland NRW nicht zweimal so brutal baden gegangen — mal mit etwas über 7, mal mit etwas über 9 Prozent. Und Pretzell, der Anwalt im stets zu engen Jäckchen, hätte sich seinen teuren Video-Personenkult auf Parteikosten sparen können. Sogar die stets etwas nach strategischem Winkelzug anmutende Einheiratung in die AfD-Dynastie … Aber der früher nicht sonderlich erfolgreiche FDP-Mann Pretzell („betonen Sie bitte die zweite Silbe“) wollte „Teamplayer“, keine „Egomanen“; als wenn ausgerechnet die AfD bis auf weiteres irgend eine Wahl hätte außer „Volkstribunen“.

Aber auch sonst wäre der AfD viel Leid erspart geblieben. Es kam, wie es ist … Endlich jedenfalls will dieser Volkstribun Guido Reil mit dem Jürgen von Manger-Timbre in den AfD-Bundesvorstand, jedenfalls in die bescheidene Nähe: Beisitzer! Also kostenlos, ohne Kohle. Ansonsten weiter Malochen. Für den Wahlkampf hatte er extra drei Monate unbezahlten (!!) Urlaub genommen. Danach wieder Schachtanlage Prosper-Haniel, Bottrop, Untertage. Obwohl er schon seit Beginn des Wahlkampfes Ärger mit seinem Arbeitgeber RAG hat, man ihm seinen Führungsjob Untertage wegnahm. Was natürlich rein gar nichts mit der AfD zu tun hat …

Auf einem dreieinhalb Minuten kurzen „Werbe-Video“ auf dem Karnaper Markt in Essen erklärt Reil vor „herrlichem Ambiente“ (im Hintergrund saubere rot und grau verputzte Mietshäuser, ein Wappenmast) entwaffnend frisch: „Meine Heimat … mein Wahlkreis … wo ich 24 Prozent geholt hab …“ Und: „ Viele vermuten, ich würde hier bald wegziehen. Das ist völliger Blödsinn, ich liebe meine Heimat … Viele fragen, warum bleibt der, ist der bekloppt?“ Dann, leicht ironisch: „Nee, es gibt viele Ecken in Deutschland, die schöner sind … Ich möchte das mal so erklären: Ich bleibe hier, weil es woanders auch Scheisse ist … Aber jetzt mache ich mal für mich Wahlkampf, weil ich demnächst in Hannover als Beisitzer für den Bundesvorstand kandidieren möchte…“

Dann sagt Guido Reil ins Mikro mit den grauen Sturmflauschen: „Die AfD hat extremes Potential. 12,6 Prozent (bei der Bundestagswahl) sind ein tolles Ergebnis, keine Frage, aber es sind locker 30 Prozent, vielleicht sogar 40 Prozent drin. Das Potential ist da, wir müssen es nur abrufen. Das einzige Problem ist, wir werden ständig in die rechte Ecke gestellt…“ Und: „Wir kämpfen gegen alle, gegen die Parteien, gegen die Kirchen, gegen die Gewerkschaften, alle Verbände, gegen die komplette Medienlandschaft. Deshalb muss die Entdämominisierung der AfD gelingen. Und das ist meine große Aufgabe. Alle reden vom Rechtsruck der Partei – es gibt einen Ruck, einen Ruck in die Mitte der Gesellschaft. Und genau da müssen wir hin …“

Dann, Soziologe und Philosoph in einem: „Wir sind dabei, eine Volkspartei zu werden. Endlich haben wir wieder eine Partei für uns, für das deutsche Volk, für Menschen, die hart arbeiten müssen, Steuern zahlen, sich an unsere Gesetze halten, sich zu unseren christlich-abendländischen Werten bekennen…“

Das ist der Pott. So denken, so fühlen die Menschen von Essen bis Gelsenkirchen, von Dortmund bis Duisburg, von Wanne-Eickel bis Wuppertal, von Bottrop bis Bochum, von Hagen bis Haltern. Hier waren sie mal fast immer schwarz von der Kohle, fast immer Rot in der Wahlkabine, aber auch immer konservativ. Deutsch eben. Egal, ob sie Krause oder Kowalsky hießen. Und die Heilige Barbara gehörte im Pütt dazu, wie die Tauben unterm Dach. Früher sogar die Ruhrnachrichten, der Hellweger Anzeiger. Sehr lange her…

Guido Reil ist ein Volkstribun! Klar. Der Osten hat mindestens drei. Endlich hat auch der Westen einen. Die Weisen in der AfD, die Abgeordneten im Land, im Bund, im Vorstand, wären mit dem Klammerbeutel gepudert, würden sie diesen Mantel der Partei-Geschichte an sich vorübergehen lassen, ohne für NRW endlich den Zipfel zu erfassen, wo 20 Prozent der deutschen Wähler leben…

Und wer immer noch nicht ahnt, warum Penunse-Pretzell diesen Bergmann in die Grube zurückschickte, hat nicht begriffen, worum es in NRW und Deutschland geht – um Menschen wie Guido Reil, der sich von unten noch oben gepaukt hat. Studenten, Lehrer, Anwälte haben die Elite-Parteien genug. Die AfD braucht Menschen, die Menschen bewegen. Und manchmal sind Püttrologen eben besser als Politologen.

PI-Umfrage:

Sollte Guido Reil als Vertreter des Arbeitnehmerflügels in den neuen AfD-Bundesvorstand gewählt werden?

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Ex-BILD-Chef Peter Bartels. [3]
Ex-BILD-Chef Peter Bartels.

PI-NEWS-Autor Peter Bartels [4] war zusammen mit Hans-Hermann Tiedje zwischen 1989 und 1991 BILD-Chefredakteur. Unter ihm erreichte das Blatt eine Auflage von 5 Millionen. In seinem Buch „Bild: Ex-Chefredakteur enthüllt die Wahrheit über den Niedergang einer einst großen Zeitung“ [5], beschreibt er, warum das einst stolze Blatt in den vergangenen Jahren rund 3,5 Millionen seiner Käufer verlor. Zu erreichen ist Bartels über seine Facebook-Seite [6]!

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