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Papst Franziskus und die „Bazillen“-Ausrede

Von EUGEN PRINZ | Man kann sich gut vorstellen, wie die für Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Medienberater des Heiligen Stuhls in Schnappatmung verfielen, als die Bilder vom Papst, der den pikierten Gläubigen im Fließbandtakt schroff die „Kusshand“ unter der Nase wegzog, im Internet viral gingen (PI-NEWS berichtete) [1].

Bekanntermaßen hat aber der Teufel seine Großmutter erst erschlagen, als sie keine Ausrede mehr wusste. Dieses Schicksal bleibt dem Papst vorerst erspart, da die besagten Medienberater in dieser Beziehung nicht auf den Kopf gefallen sind. Nach dem Motto „Besser eine faule Ausrede, als gar keine“ wurde die Kunde verbreitet [2], dass der Papst den Kuss seines Rings nur verweigert hat, um die Gläubigen vor Bazillen zu schützen.

In der Tat, den Fischerring des Papstes zu küssen ist eine Tradition, die schon seit Jahrhunderten existiert und vielen Gläubigen das Leben gekostet hat. Die Geschichtsschreibung ist voll von rücksichtslosen Oberhirten, die den Kuss zuließen und von den Seuchen und Epidemien, die dadurch ausgelöst wurden. Man denke nur an die Pest, die auf das Konto der mittelalterlichen Päpste ging, von der Cholera ganz zu schweigen und als jüngstes Beispiel die Spanische Grippe [3] mit 50 Millionen Toten, ausgelöst von Papst Benedikt XV [4], der dafür den Beinamen „der Schlächter“ erhielt.

Noch dazu nahmen diese Päpste auch keine Rücksicht auf ihre eigene Gesundheit und setzten sich leichtsinnig dem Ansteckungsrisiko aus. Daher sterben Päpste meist schon in jungen Jahren.

Was haben wir für ein Glück, dass Franziskus da rücksichtsvoller ist, sich und den Gläubigen gegenüber. Was allerdings nicht so ganz ins Bild passt ist, dass er sich die Hand mal küssen lässt und mal nicht. Die eingangs erwähnten Medienberater erklären das mit der Anzahl der anwesenden Gläubigen, die diese Demutsgeste darbringen wollen. Sind es zu viele, verweigert der Papst.

Es halt also nichts damit zu tun, dass Franziskus als cholerisch gilt und je nach  Stimmungslage entscheidet. Wer so etwas denkt, ist ein Schelm und kommt in die Hölle.

Jedenfalls küsst ein gut aufgelegter Papst Franziskus auch mal einen Fuß nach dem anderen. Hoffen wir nur, dass er da nichts überträgt. Wer etwas über den Gesundheitszustand der jüngst Fußgeküssten weiß, möge sich bei der Redaktion melden.

Warum erfolgte kein Hinweis an die Anwesenden?

Der Autor konnte sich diese Satire nicht verkneifen. Aber jetzt mal im Ernst: Was hätte dagegen gesprochen, am Anfang der Audienz darauf hinzuweisen, dass man aus hygienischen Gründen auf den Kuss des Rings verzichten soll. Den Anwesenden wäre dadurch die peinliche Kränkung erspart geblieben. Nachdem dieser Hinweis nicht erfolgt ist, liegt nahe, dass es sich hier um das handelt, nach was es riecht: Eine faule Ausrede.

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