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CSU-Parteitag: Strauß wäre pieseln gegangen

Von PETER BARTELS | Alles ist relativ, Herr Einstein, sogar in Bayern: Sekunden vor der Wahl zum großen CSU-Vorsitzenden schnappatmeten zwei CSU-Urviecher ins Mikro von Merkels Staatssender PHOENIX. Der eine: 92 Prozent! Der andere: Ach was: 95 Prozent! Ergebnis: 87,4 Prozent. BILD kurz danach [1]: Wirklich nicht berauschend …“

Markus Söder (52) hatte in seiner „Bewerbungsrede“ vor 900 Delegierten, die GRÜNE Katharina Schulze (34) der „Doppelmoral“ bezichtigt, weil sie nicht mit dem Fahrrad nach Amerika fährt: „Daheim ist sie Flughafengegnerin, in den Urlaub nach Kalifornien fliegt sie aber mit dem Flugzeug …“. Und dann hat er wieder mal wie berauscht die AfD geknüppelt: „Diese Partei ist kein Fall fürs Parlament, sondern ein Fall für den Verfassungsschutz“. Klar, wer sonst rettet die CSU vor der EU-Pleite im Mai? Der Verfassungsschutz, natürlich, wenn überhaupt, wer sonst?!! Schließlich haben’s die Amigos ja schon mal mit Petr Bystron versucht. Und dann dummerweise vom Gericht aufs Maul bekommen. Außerdem: Dass der Söder Markus mit der AfD hauptsächlich ehemalige CSU-Wähler drosch? Jo mei! Denken ist halt so eine Sache für einen Franken wie Söder in Bayern …

Nach der Wahl wurde er erstmal von BILD abgewatscht: „Tatsächlich ist Söders Ergebnis nicht berauschend … Historisch gesehen endeten die meisten Wahlen zum CSU-Chef jenseits der 90-Prozent-Marke …“. Das müssen die beiden Alpha-Amigos auf Phoenix offenbar noch auf der Matrix gespeichert gehabt haben, als sie  92 … 95 Prozent faselten.

Jedenfalls fand dann eine „demokratische Abstimmung“ darüber statt, ob der Söder-Vorschlag, Märklin-Bahnhofsvorsteher Drehhofer zum 3. Ehrenvorsitzenden zu machen (1.Strauß, 2.Stoiber) genehm ist. War er natürlich. Trotz GRÜNER Stimmkarte. Und kaum ausgezählt, wurde auch schon die riesige CSU-Ehrenurkunde mit Namen unter Glas an Horschtel überreicht. Der hatte schon vorher einen maßstabsgetreuen Bahnhof für seine Eisenbahn im Keller bekommen. Nun mehr dankte er mit seinem hinlänglich gefürchteten, dreifachen Lacher aus stimmloser Kehle: „Chyyyrrrch … Chyyyrrrch … Chyyrrrch!!“

Weiß der Franz Josef warum, jedenfalls kam endlich der Hauch von Freude auf, der den lieben langen CSU-Tag nicht so recht aufkommen wollte; wahrscheinlich, weil jetzt endgültig auch der letzte CSU-Bayer hoffte: Er ist weg!! Leicht befreiter, aber kläglicher Klatschmarsch: Krampe „Karre“ wurde unsichtbar durch die Bayern-Bänke geschoben. Nur hier und da leuchtete ihr dunkelrot gefärbtes Rettichrübchen auf der Phoenix-Plattscheibe. Oben auf dem Podium sah man warum: Mini-Merkel Kramp Karrenbauer reichte der Markus-Marilyn knapp über den Gürtel …

Schon beim zweiten Satz honeckerte die ehemalige „Oberbürgermeisterin“ des Saarlands: „87,4 Prozent sind ein sehr ehrliches Wahlergebnis. Dann honeckerte Mini-Merkel aber richtig los: Amerika … England … überall Chaos! … Laptop und Lederhose wird CDU/CSU künftig leiten, nicht, ob GRÜNE auf Twitter zwitschern, die uns Silvesterknaller wegen Feinstaub verbieten, vom Fleisch zu Veganern erziehen wollen … Kein Martinsumzug mehr, keine Weihnachtslieder … Mit der totalen Selbstverzwergung muss Schluss sein …

Ein Hauch von Beifall plätscherte für die Saarländerin durch die Reihen der CSU-Bajuwaren: Wir wollen Klimaschutz ohne Abschaffung der Industrie … Wir sind für die Integration von Neu-Bayern, auch wenn wir wie Geschwister darüber streiten … Wir wollen Manfred Weber, den „Kandidaten der Herzen“ für die Europa-Wahl (sie meinte die EU-Wahl!) … Wir werden stärker, als wir waren … Ich wohne ganz in der Nähe von Schengen … Sprachs, nahm den kleinen Blumenstrauß in großer grüner (sic) Verpackung in Empfang und eilte Punkt 13:45 Uhr zum Ausgang. Der nächste Fünfjahresplan kann kommen…

Es kam erstmal die ulkige bayerische Bierkugel Manfred Weber. Der will der neue EU-Hallstein werden. Schmucke 46 Jahre jung: Vorne platte Bürste, hinten blanke Platte, EU-Spitzenkandidat: Danke! Danke! Danke! Prüfstein im Mai … Der Brexit ist kein Einzelphänomen … Le Pen hat 25 Prozent, Macron nur 20 … Italien, Polen: Überall Populisten, Nationalisten, Egoisten … Der Kontinent ist ins Rutschen gekommen …

Ganz dünner Beifall, er hatte wohl vergessen, nach dem „WARUM“ zu fragen. Dann wäre er aber leider bei Merkels und Drehhofers Wahrheit gelandet. Und so lügelte er wie alle Großverdiener auf Staatskosten: Dabei haben wir doch die Migration seit 2015 um 90 Prozent reduziert!! Und lobte die Hunderte Kilometer lange, fünf Meter hohe Türkenmauer zu Syrien: Da ist Null Durchkommen mehr … Trump? Trump … Trotzdem will Weber als neuer EU-Chef (Monatsgrundgehalt 30.000 Euro) sofort die Beitrittsverhandlungen mit den Türken endgültig stoppen … Ich brauche keine SPD, keine GRÜNEN … keine hysterische Diskussion um die Kronjuwelen deutscher Ingenieurskunst (Autos) …Bei der CSU hört die Welt nicht am Kirchturm auf, aber wir haben den Kirchturm immer im Blick …

Jetzt sieht die Phoenix-Sprecherin im Off tatsächlich „stehende Ovationen“, der Toningenieur dreht auf. Und ein unglaublich fetter Bayer mit verhungertem Oberlippenbärtchen in einem Anzug, Godzilla-High & King-Kong-Mighty, Typ Wiesnzelt-Size quetscht ins Saalmikro: Wir brauchen für den Schutz der EU-Außengrenzen erst 10.000, dann 80.000 Mann Streitkräfte … Der CSU-Generalsekretär labert: Wir brauchen mehr Frauen … Wir müssen uns Gedanken machen … Nach meinem Dafürhalten …

Keine Sau hört mehr zu, Söder quasselt mit dem Sitznachbarn … Eine Phoenix-Doris verspricht noch 500 Anträge … Und eine blondierte Vizegeneralin namens Daniela mit Silberherzchen sagt in den Saal: Jetzt Thema Schwimmunterricht für alle in den Schulen …

Jodel-dodel-didel-da!! Franz Josef Strauß wär‘ seit zwei Stunden beim Pieseln. Dann ins Hofbräuhaus geflüchtet: Bittschön, Herr Wirt, a Maß. Des mit derer CSU is net zum Aushalten …


Ex-BILD-Chef Peter Bartels.
Ex-BILD-Chef Peter Bartels.

PI-NEWS-Autor Peter Bartels [2] war zusammen mit Hans-Hermann Tiedje zwischen 1989 und 1991 BILD-Chefredakteur. Unter ihm erreichte das Blatt eine Auflage von 5 Millionen. In seinem Buch „Bild: Ex-Chefredakteur enthüllt die Wahrheit über den Niedergang einer einst großen Zeitung“ [3], beschreibt er, warum das einst stolze Blatt in den vergangenen Jahren rund 3,5 Millionen seiner Käufer verlor. Zu erreichen ist Bartels über seine Facebook-Seite [4]!

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