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Merkel lässt Gemälde von Emil Nolde im Kanzleramt abhängen

Die Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, Angela Merkel, hat dem Anschein nach mit Empörung auf die Tatsache reagiert, dass dem Maler Emil Nolde antisemitische Tendenzen und Sympathien zu den Nazis (Parteimitgliedschaft!) nachgewiesen werden konnten.

Sie ließ die Bilder, die vorher in ihrem Arbeitszimmer im Kanzleramt hingen, umgehend abnehmen, damit sie in einer Schau über das bekannt gewordene nazistische Wesen des einst gefeierten Malers zur Aufklärung beitragen können. Das letzte Mal war Emil Nolde in der Nazizeit als entarteter Künstler diffamiert worden.

Die Bilder hängen jetzt neben vielen anderen Kunstwerken von Nolde in der Ausstellung „Emil Nolde, eine deutsche Legende“ im Hamburger Bahnhof in Berlin.

Beleuchtet werden soll mit den farbintensiven Kunstwerken dort laut Tagesschau (ab 13:18 min) [1] Emil Noldes Rolle im Nationalsozialismus.

Etwas anders mit dem Werk des Malers geht Merkels Parteikollegin, die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien, um. Die WELT [2] berichtet:

Die CDU-Politikerin hängte am Donnerstag das Gemälde «Durchbrechendes Licht» des Expressionisten (1867-1956) in ihrem Amtszimmer auf. Sie begründete dies mit dem hohen Rang, den die Freiheit der Kunst für sie habe. «Kunst und Künstler müssen immer in den Kontext gestellt, müssen eingeordnet werden. Ja – es gibt großartige Kunst von furchtbaren Menschen», sagte Prien der Deutschen Presse-Agentur. Man müsse Kunst auch jenseits einer notwendigen politischen Einordnung betrachten können.

[…]

Die Kieler Bildungsministerin Prien hängte am Donnerstag zunächst eine Kopie auf. Sie habe mit der Nolde-Stiftung aber bereits vereinbart, dass sie ein Bild des Malers als Leihgabe für ihr Büro erhalte. Nolde sei der wichtigste schleswig-holsteinische Maler.

Prien warnte vor einer «in Teilen hysterisch geführten Moraldebatte über Kunst. So kommen wir sehr schnell dahin, in Deutschland kaum noch etwas ausstellen zu können.» Das Beispiel Nolde zeige, wie wichtig die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Zeit sei. «Wer immer ein Nolde-Bild anschaut, wird sich mit der Person und ihrer Verstrickung beschäftigen müssen.» […]

Der jüdische Historiker Michael Wolffsohn nannte das Abhängen der Nolde-Bilder im Kanzleramt Tugendhysterie [3]. „Hier zählt die Kunst. Zur Kunst zählt die Tatsache, dass die Kunst von Menschen gemacht wird. Kein Mensch entspricht dem Idealbild vom perfekten Menschen“, so Wolffsohn. „Bilder von Emil Nolde sind großartig.“

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