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Götz Kubitschek zur Buchmesse und dem Überfall in Frankfurt

Von GÖTZ KUBITSCHEK | Es ist – das zeigen mir die Mails und Anrufe, die Kositza und ich in den vergangenen Tagen erhalten haben – an der Zeit, zwei Dinge aufzuklären:

1. Kositza, der verletzte Mitarbeiter und ich sind nicht im Krankenhaus. Mir brummt zwar der Schädel noch immer ganz ordentlich, und Kositza hinkt durch den Garten, aber wir hatten Glück im Unglück. Der Überfall vor der Pizzeria [1] dal Bianco am Affentorplatz in Frankfurt Sachsenhausen war eher eine spontane Aktion. Die Angreifer waren zu dritt und hatten keine Schlagwaffen dabei. Wären sie zu zehnt gewesen (solche Rollkommandos gibt es ja) – wir lägen jetzt allesamt im Krankenhaus.

Die Polizei ermittelt nun, aber es ist praktisch unmöglich, drei Kapuzenträger ausfindig zu machen. Uns ist wichtig, eines grundsätzlich zu äußern: Wir sind über diesen Angriff nicht empört. Daß so etwas über kurz oder lang passieren würde, war abzusehen. Der Überfall, die Wortspiele linker Journalisten mit so einer Möglichkeit, die Häme der Antifa und der verdruckste Beifall der geistigen Schläger hinterher – das gehört alles in ein Kapitel unseres Lebensromans, das noch nicht geschrieben war, obwohl es im Inhaltsverzeichnis längst verzeichnet ist, und es müßte uns alle verwundern, wenn diese Seiten leergeblieben wären.

Als mein Sohn, gerade zurückgekehrt von einer zweiwöchigen Afrikareise, mich fragte, ob nach einem solchen Erlebnis etwas anders sei, antwortete ich ihm, daß man sich selbst in solchen Situationen und danach aus der Distanz beobachten und beschreiben müsse. Denn längst nicht immer, aber manchmal schon, sei man sich selbst recht interessant, und das Motto, das dem allem vorangestellt sei, stamme von Ernst Jünger: „Dies alles gibt es also.“

2. Im Grunde kann man diesen Satz auch vor das Rätselraten um den Loci-Verlag und Antaios stellen, denn er paßt auf ernste Kapitel ebenso wie auf komische. Natürlich sind Kositza und ich auch weiterhin die Besitzer unseres Verlags, und natürlich werden wir weiterhin diesen Verlag führen und sein Programm gestalten, und manche unter unseren Lesern und unter den Journalisten wußten das schon nach dem ersten Querblick auf die Loci-Seite und die bibliographischen Angaben unter den Büchern:

Jedes Loci-Buch kostet 19.18 € und hat 124 Seiten. Am 12.4.1918 wurde in Berlin das „Dadaistische Manifest“ von Richard Huelsenbeck verlesen.

Ja, so ist es: Die Gesellschaft des Spektakels, über die Richard Millet in seinem bei uns erschienenen Buch Verlorene Posten [2] so treffsicher wie angeekelt schreibt, denkt nicht mehr nach, zählt nicht mehr eins und eins zusammen, wenn es darum geht, ein Spektakel nicht zu verpassen oder gar: der Ausrufer des Spektakels zu sein. Das Exklusive, das Aufgeladene, das Sensationsgeile – es räumt selbst in der FAZ Spalten frei, und nun wird man ein neues Wort verwenden können: jemandem etwas aufbendern [3]. Für jemanden, der nur die Edda und eine Riefenstahl-Biographie im Regal stehen hat, ist das nicht schlecht gelungen …

Die CDU beraten? Die AfD? Gott bewahre! Weiß eigentlich jemand, der nicht Verleger ist, wie privilegiert die Position eines selbständigen Verlegers ist?

Nichts für ungut!


(Text übernommen von sezession.de [4])

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Frankfurter Buchmesse steckt unbequeme Verlage ins Ghetto

geschrieben von dago15 am in Deutschland | 64 Kommentare

Eine Premium-Lage ist es sicher nicht, was die Leitung der Frankfurter Buchmesse an Platzangebot den „rechten Verlagen“ für ihre Messestände in diesem Jahr zubilligt. Man kann es Katzentisch nennen, womit sich die Unternehmen begnügen müssen. Der Zeitungsverlag „Junge Freiheit“ [5], der Manuscriptum-Verlag [6] und das Cato-Magazin [7] werden in einer Hallenecke regelrecht „eingemauert“ und sind nur über eine 30 Meter lange und fünf Meter schmale Sackgasse erreichbar, also ziemlich weit weg vom Hauptbesucherstrom.

So nimmt es nicht Wunder, dass die Macher von Deutschlands größter konservativer Wochenzeitung (ca. 30.000 Exemplare) gelassen, aber deutlich auf den offensichtlichen Affront reagieren: „Ganz Deutschland klagt über die zunehmende Polarisierung und Spaltung unserer Gesellschaft.

Und was macht die Frankfurter Buchmesse? Sie grenzt Verlage mit unbequemen Autoren, Themen, Publikationen aus – das ist ein Skandal!“, erklärt Dieter Stein, Chefredakteur der Jungen Freiheit. „Eine derartige Benachteiligung haben wir in 25 Jahren nicht erlebt“.

Schon im vergangenen Jahr wurden die Verlage mit konservativen und libertären Autoren von der Messeleitung um Direktor Jürgen Boos diskriminiert [8]. Dennoch verzeichneten die Messestände des Antaios-Verlags, die dieses Jahr nicht auf der Frankfurter Buchmesse vertreten ist (siehe Interview mit Götz Kubitschek am Ende dieses Textes), und der Jungen Freiheit einen großen Besucherzustrom.

Dies will die Messeleitung nun wohl mit der Isolation und einer regelrechten Kampagne unterbinden. „Die Buchmesseleitung ist verpflichtet, sich politisch neutral zu verhalten. Das einseitige Vorgehen der Messeleitung war schon 2017 unverantwortlich und hat zu Eskalationen geführt“, sagt Stein.

Die „Ghettoisierung“ unbequemer Verlage insbesondere der JF hat offenbar einen Grund. So soll der Verlag „besser kontrolliert“ werden, wie dpa eine Sprecherin der Messeleitung zitiert.

Die Buchmesse ist für Privatbesucher am Samstag, 13.10., von 9-18.30 Uhr und am Sonntag, 14.10., von 9-17.30 Uhr geöffnet.


Interview mit Götz Kubitschek (Antaios) zum Thema:

Gerieten 2017 auf der „Buchmesse der Schande“ [9] aneinander: Antaios-Chef Kubitschek (l.) und Messedirektor Jürgen Boos.

PI-NEWS: Herr Kubitschek, die Wochenzeitung Junge Freiheit wird bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse in eine Art „Ghetto-Sackgasse“ abgeschoben. Was sagen Sie dazu?

Kubitschek: Das war zu erwarten, und es ist nicht nett und nicht fair. Aber nett und fair sind keine politisch relevanten Wörter und schon gar keine Argumente.

PI-NEWS: Nach den Turbulenzen im letzten Jahr haben Sie sich entschieden, dieses Jahr nicht an der Frankfurter Buchmesse teilzunehmen. Warum?

Kubitschek: Weil ich die Ghettoisierung kommen sah.

PI-NEWS: Meinen Sie Messedirektor Boos hat aus seinen „Fehlern“ vom letzten Jahr gelernt und sich deshalb für die Ghettoisierung von JF, Manuscriptum und Cato entschieden?

Kubitschek: Nach der Frühjahrsmesse in Leipzig war das abzusehen, da traf es uns, also den Verlag Antaios, und die Frankfurter Messe kopiert nun dieses nicht ungeschickte Modell des »räumlichen Beschweigens«. Damit konnte man rechnen und sich mit einem Konzept darauf vorbereiten.

PI-NEWS: Wie können „rechte“ Verlage auf solche Ungleichbehandlungen reagieren?

Kubitschek: Ich würde jemandem wie dem Messechef Boos überhaupt nicht mit einem Schrei nach Gerechtigkeit kommen. Entweder also Sie ziehen stoisch Ihren ganz normalen Auftritt durch und bekommen dadurch von denen Applaus, die für Gleichmut und Haltung etwas übrig haben; oder Sie verkünden, dass das super ist, verstopfen das Ghetto dadurch, dass Sie jeden einzelnen Leser auffordern, sich ebenfalls dort zu platzieren, stellen eine Box auf und feiern fünf Tage lang eine Party. Eine dritte Variante wäre ein Unterlaufen des Messekonzepts, also etwas Subversives. Viertens: Wohlwollende oder zumindest neutrale Journalisten um fragende Berichterstattung bitten, also Reportagen, in denen die Messeleitung gestellt wird und sich rechtfertigen muss. Fünftens: Sie beschweren sich die ganze Zeit, dass Sie den Hintern vollgekriegt haben. Sechstens: Wegbleiben.

PI-NEWS: Wird ihr Verlag jemals wieder auf der Frankfurter oder Leipziger Buchmesse zu sehen sein?

Kubitschek: Wer weiß, was in einem Jahr, in zwei, fünf, zehn Jahren ist. Vielleicht sind dann die Rahmenbedingungen »fairer«, vielleicht fällt mir etwas Pfiffiges ein, vielleicht bin ich dann gar nicht mehr Verleger. Es gibt sowieso zuviele Bücher, und Frankfurt 2017 – das war schon ein Höhepunkt.

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