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WM-Fußball in Katar, dem Weltmeister moderner Sklaverei

Von MANFRED W. BLACK | In wenigen Wochen werden die Fußball-Weltmeisterschaften im islamischen Katar angepfiffen – also in dem Land, das die islamistische Terrororganisation Hamas engmaschig und großzügig unterstützt. Dessen ungeachtet werden weltweit nach dem Anpfiff die Fußball-Herzen wieder höher schlagen.

Dass diese WM bis dahin bei langjährigen breit gefächerten, riesigen Sonderbaumaßnahmen weit über 6.000 ausländischen Arbeitern schon das Leben gekostet haben wird, ehe die Spiele überhaupt begonnen haben, dürfte die allermeisten Fußball-Fans kaum oder gar nicht interessieren. Dass einige Beobachter des katarischen gesellschaftlichen Geschehens sogar bis zu 11.000 Bau-Opfer beklagen, wird die WM-Begeisterung auch nicht schmälern.

Beide Augen zugedrückt

Geht es um unmenschliche Arbeits- und Lebensbedingungen in islamischen Ländern, drücken nicht zuletzt in westeuropäischen Ländern und in den USA Politiker und Journalisten gern beide Augen zu. Ganz anders wäre das freilich, wenn diese menschenfeindlichen Arbeits-Verhältnisse [1] etwa in Israel oder in Ungarn an der Tagesordnung wären. Die Empörung würde immer wieder riesige Negativ-Schlagzeilen machen.

Israel hat sich für diese WM nicht qualifizieren können. Aber immerhin entschied sich die Regierung von Katar – nach monatelangen zähen Verhandlungen mit dem Welt-Fußballverband Fifa – dafür, eine gewisse Zahl von Israelis – wohl etwa 30.000 – ausnahmsweise als Zuschauer zu den Spielen einreisen zu lassen. Normalerweise dürfen israelische Staatsbürger nur dann ins Land, wenn sie eine weitere Staatsbürgerschaft nachweisen können.

Damit unterscheidet sich Katar beispielsweise vom ebenfalls islamisch regierten Irak, der kürzlich ein Gesetz erlassen hat, das jeden Kontakt von Iraki mit Israelis [2] unter strenge Strafen stellt – sogar die Todesstrafe droht.

Kritischer Bild-Bericht eines Palästinensers

Wenn im Winter in Katar die Fußball-Weltmeisterschaft „ausgetragen wird, fehlt eine Mannschaft: das ‚vergessene Team‘ der im Vorfeld ums Leben gekommenen Arbeiter“ (Mena-Watch [3]). Unter dem Titel „Forgotten Team“ hat der palästinensische Fotograf Mohamed Badarne in Berlin eine ganz besondere Ausstellung [4] organisiert: Sie zeigt die Kehrseite der in diesem Jahr stattfindenden Fußball-WM in Katar.

Über jeweils lange Zeiträume begleitete Badarne Arbeiter, die – im Wesentlichen ohne wirkliche Rechte und in der Regel unter katastrophalen Bedingungen – auf den oftmals monumentalen WM-Baustellen schuften, wo seit Jahren fast wie am Fließband Straßen, Hotels und andere Bauwerke sowie riesige Fußballarenen entstehen. In einem Interview für das Fußball-Portal „11 Freunde“ berichtete der in Berlin lebende Palästinenser nun über seine diesbezüglichen Erfahrungen.

Er sagt: „In Katar leben knapp drei Millionen Menschen, aber nur zehn Prozent sind Katarer.“ Der Rest setze sich vor allem „zusammen aus Arbeitern, die aus den ärmsten Regionen der Welt kommen. Und die werden dort behandelt wie Menschen zweiter oder dritter Klasse“.

Etliche Arbeiter litten unter arabischem „Rassismus, andere rennen seit Jahren ihrem Lohn hinterher, wieder andere verletzten sich, sterben oder bringen sich selbst um“. In den Sterbeurkunden stehe „dann fast immer: ‚Natürlicher Tod‘“. Aber was sei schon „ein ‚natürlicher Tod‘ bei einem 25-Jährigen? Es gibt keine Obduktionen, keine Nachforschungen“.

Unmenschliche Arbeitsbedingungen für Ausländer

Sterbe „ein Arbeiter, erhalte die Familie des Verstorbenen manchmal nur eine SMS mit einem Bild der Leiche und der Frage: Ist das Ihr Sohn?“

Tatsächlich herrschen auf den Baustellen weitgehend menschenfeindliche Arbeitsbedingungen. Selbst einfache Sicherheits- und Hygiene-Vorschriften werden meist grob missachtet.

Mohamed Badarne berichtet, in den katarischen Arbeiter-Unterkünften gebe es keine Privatsphäre, teilweise wohnten dort zwölf Arbeiter auf zehn Quadratmetern zusammen. Nur sehr selten gebe es bei Arbeiter-Todesfällen von den Arbeitgebern Entschädigungen für die betroffenen Familien, in der Regel nur bei schwerwiegenden Verletzungen.

Die Bauarbeiter, die vor allem aus Indien und Pakistan sowie anderen asiatischen Ländern kommen, sind zumeist extrem unterbezahlt und leben in unwürdigen Massenunterkünften. Es herrscht vielfach das in arabischen Staaten sehr oft anzutreffende Kafala-System, dessen Charakteristika an Grundmerkmale einer Sklavenhalter-Gesellschaft erinnern. Pässe müssen die Arbeiter fast immer bei den Unternehmern abgeben.

Bei der Einreise haben die Arbeitskräfte eine Art Einreisegebühr zu entrichten – nicht selten in Höhe eines Jahresgehalts. Diese Verhältnisse erinnern auch an die üblen, inhumanen Verhältnisse des europäischen Manchester-Kapitalismus im 19. Jahrhundert.

Entschädigungen: Nicht einmal bei Todesfällen

Würden israelische Unternehmer arabische Arbeitskräfte unter solchen lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen in Israel beschäftigen, wäre der mediale Aufschrei weltweit groß. Bei arabischen Arbeitgebern wird freilich vorsichtshalber gerne weggeschaut. Außerdem soll ja auch die Austragung der WM nicht gefährdet werden.

Der Verband Fifa wird bei den diesjährigen Weltmeisterschaften voraussichtlich einen Gewinn in Höhe von sechs Milliarden Euro erzielen. Davon einen nennenswerten Teil abzuzweigen für die Familien, deren Söhne bei den Vorbereitungsarbeiten ums Leben gekommen sind oder schwer verletzt wurden – daran denkt offenbar bisher kein Fifa-Funktionär und kein Katar-Politiker. Auch in den Medien ist darüber bisher nicht ernsthaft diskutiert worden.

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Patriotische Kroaten: Experte warnt vor Nationalismus

geschrieben von PI am in Balkan,Kampf gegen Rechts™,Linke | 124 Kommentare

Ist ja schon schwer zu ertragen für „die Mannschaft“ und ihre Glucke, dass es auch Nationalmannschaften gibt, die von ihren Fans gefeiert werden, für ihren Einsatz, für ihr Können, für ein tolles Repräsentieren ihrer Heimat, hier: Kroatiens. Mit solchen Landsleuten mag man sich identifizieren, sie gehören zu uns, wir gehören zu ihnen, wir sind ein Volk.

Dunkel erinnert man sich an Zeiten, in denen das auch in Deutschland gesagt werden „durfte“, gab es nicht einmal so etwas, auch bei uns? Jetzt jedenfalls nicht mehr.

Eine Söldnertruppe aus Türken und wer weiß woher soll jetzt den Sieg für die Mannschaft besorgen, die nicht mehr schwarz-rot-gold ist, sondern „bunt“. So heißt das jetzt. So ist das jetzt richtig und wer das anders sieht als die alles besser wissenden Deutschen, der ist „Nazi“.

Das ist die Richtung, die die politische und mediale Klasse jetzt gegen Kroatien fährt. Ein Experte dafür wurde vom FOCUS [5] gesucht und gefunden.

Der Experte beginnt:

Kroatien bejubelt den größten Erfolg in der Fußballgeschichte des Landes. Das WM-Finale lässt den ohnehin ausgeprägten Patriotismus im Balkanstaat weiter erstarken. Die Kroaten drohen dabei, in rechtsnationale Tendenzen abzudriften. Mit „Sieg Heil“ vergleichbare Rufe gehören während der WM zum Festakt mit dazu. Wie viel Nationalstolz ist für eine Gesellschaft noch gesund? […]

 Fans riefen: „Za dom spremni“

„Za dom spremni, für die Heimat bereit. Eigentlich harmlose Wörter, aber es kommt auf den Kontext an“, sagt Puhovski. Es handelt sich dabei um den Staatsgruß der Ustascha. Die rechtsextreme Organisation hatte von 1941 bis 1945 die Macht im Unabhängigen Staat Kroatien inne. Die Ustascha begründete eine totalitäre Diktatur, machte sich des Völkermords an Serben, Juden und anderen ethnischen Minderheiten schuldig.

Bingo! Die Kroaten sind Nazis, das wollte der FOCUS hören. Doch der Professor rudert postwendend zurück und erklärt, wie der Spruch heute zu verstehen ist. Zwar wirken die Menschen, die das rufen, so ein bisschen irgendwie wie Nazis, sie sind nämlich „kantig“. Aber die Zuhörer akzeptieren es, weil die Worte nicht mehr mit der Nazizeit assoziiert werden und für sich stehen. Der Professor:

„Za dom spremni“ hallt auch nach dem verlorenen WM-Finale vereinzelt durch die Innenstadt Zagrebs. Die Rufe entstammen meist den Kehlen junger kantiger Kroaten. Landsleute beäugen das Verhalten skeptisch, sagen aber nichts. Bei diesen Männern handle es sich um eine Minderheit, sagt Puhovski. Die Kroaten würden das akzeptieren, weil der Gruß für sie nicht mehr in Verbindung zum zweiten Weltkrieg und der Ustascha steht, sondern sich vielmehr zu einer Begleiterscheinung von nationalen Festakten entwickelt hat und zur kroatischen Tradition gehört. So auch während der WM.

Also doch kein Nazi? Die Kroaten sind Nazi, sie sind es nicht, die Redakteure zupfen an den Gänseblümchen. Aber Her Professor, Sie wollten doch …

FOCUS-Online-Redakteur Sebastian Lang (Zagreb) assistiert ein wenig und erklärt den Lesern, wie der Professor das meint:

Puhovski beobachtet regelmäßig Gruppen von 50 bis 100 junger Kroaten, die nach gewonnen Spielen den Ruf gemeinsam anstimmen. Das ist in etwa so, als würden deutsche Jugendliche durch die Straßen Berlins ziehen und „Sieg Heil“ skandieren.

Also, wenn die Kroaten das, auf Kroatisch rufen, dann wird das zwar nicht mehr im damaligen Kontext gesehen, sondern gehört zur kroatischen Kultur. Wenn Deutsche das rufen würden, dann wäre das ja übersetzt als „Sieg Heil!“ „nazi“ und deshalb auch schlimm, und deshalb droht jetzt den Kroaten der Nationalismus.

Für diejenigen, die das immer noch nicht ganz nachvollziehen können, hat der Professor, für den FOCUS, noch ein Ass im Ärmel. Auf den Plätzen wurden nämlich Rocksongs in kroatischer Sprache (mit)gesungen, von Bands mit patriotischer Gesinnung:

Während der WM-Party in Zagreb ist zudem auffällig, wie oft die gleichen kroatischen Rocksongs am zentralen Ban-Jelacic-Platz aus den Boxen schallen. Und wie die ganze Fanmeile die Textzeilen inbrünstig mitsingt. Die Lieder stammen von ausgewählten rechtsorientierten Musikern mit patriotischer Gesinnung. 

Reicht das jetzt endlich für das Honorar, für den Professor, den der FOCUS als Experten engagiert hat? Ja, doch, es reicht. Es war das, was in etwa den Sprach- und Denkmustern der deutschen politischen Klasse entspricht und was sie hören will. Wer so Fußball spielt wie die Kroaten, gehört als Nazi verachtet, meint unser linksgrüner Misthaufen. Schande über Kroatien!

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Jogi, der Weltmeister der Diplomatie

geschrieben von dago15 am in Russland,Syrien | 115 Kommentare

Von HAGEN | Unser Bundes-Jogi (Löw), er ist nicht nur auf dem grünen Rasen ein Weltmeister. Er ist auch ein Meister der Diplomatie. Auf die Fangfrage der „Bild“ [6], ob der Fußball-Bundestrainer Bedenken habe, bei einer WM in knapp 100 Tagen in Russland anzutreten, die natürlich auch zu einer Putin-Propaganda-Show verkommen dürfte, antwortete Jogi, als wäre er beim künftigen Hauptdiplomaten Heiko Maas in die Lehre gegangen: „An einer WM teilzunehmen, bedeutet ja nicht, dass wir uns mit einem System, Regime oder Machthaber gemein machen.“

Die „Bild“ wollte wohl austesten, ob ein WM-Boykott wegen Russlands Bomben auf Syrien gehypt werden kann und dribbelte sich scheinheilig an Jogi Löw mit der Behauptung heran, dass „Präsident Wladimir Putin (65) in Syrien Bomben auf Kinder werfen lässt, in der Ost-Ukraine einen verdeckten Krieg führt und im Sport weitreichendes Doping zu verantworten hat“.

Aber so schnell lässt sich Jogi, der Scheinheilige, nicht tunneln und blieb cool wie Boateng vor dem Elfmeterschuss: „Wir lassen uns nicht instrumentalisieren – egal, wo wir spielen, stehen wir immer für unsere Werte ein. Werte wie Vielfalt, Offenheit, Toleranz.“ Um dann noch den argumentativen Kinder-Jumper zu ziehen: „Mir fällt es unendlich schwer, täglich diese schrecklichen Bilder aus Syrien sehen zu müssen, besonders wenn Kinder betroffen sind. Daher wünsche ich mir, dass die Politik über die Diplomatie eine friedliche Lösung findet.“

Das zappelte als Antwort wie der Ball im Netz: Toleranz, keine Instrumentalisierung, schreckliche Bilder, Kinder, Politik ist schuld – bei diesen unschlagbaren Schlagworten gibt sich selbst die „Bild“ geschlagen.

1:0 für Dich, Jogi, aber wie wär`s, wenn Du einfach mit dem Herzen Klartext reden würdest? So zum Beispiel: Die Fußball-WM ist eine sagenhafte Goldgrube und eine einmalige Chance für alle Spieler, die an ihr teilnehmen. Die grätschen mich an, wenn ich ihnen das Spiel verderbe. Zweitens: die Deutschen freuen sich darauf, nach dem elendig langen politischen Gezerre in Berlin wieder spannende Fußballkämpfe zu sehen. Und drittens: was hat Syrien mit der WM in Russland zu tun? Wenn es danach geht, dürfte Deutschland schon deshalb nicht an der Weltmeisterschaft teilnehmen, weil nicht auszuschließen ist, dass deutsche Waffen in Syrien zum Einsatz gekommen sind. Außerdem schweigen in Syrien weitgehend die Waffen, wie jüngst AfD-Abgeordnete festgestellt haben.

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