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Hannoversche Schule geht gegen Schlabberlook vor

Von REALSATIRE | Hannover an der Leine ist ja bekanntlich immer für eine Geschichte gut. Im Guten wie im Schlechten. Gerd Schröder, Christian Wulff und der Serienkiller Fritz Haarmann [1] trieben hier zeitweise ihr (Un)wesen. Jetzt ist die niedersächsische Landeshauptstadt wieder einmal en vouge und gewissermaßen Trendsetter für die gesamte Republik. Die Jogginghose machts  möglich.

Wie die BILD berichtet [2], müssen Schüler am privaten Oskar-Kämmer-Gymnasium in Hannover im neuen Jahr auf den Gammellook verzichten – sonst drohen Strafen.

Es ist nicht bekannt, ob vielleicht der Pisa-Schock die recht radikale Maßnahme ausgelöst hat. Denn Jogginghosen sollen Gerüchten zufolge dumm machen. Von daher wäre vorstellbar, durch ein Trageverbot im Schulalltag zu verhindern,  dass die Intelligenz von Schülern vollends in die Hose rutscht.

Auch der Modeschöpfer Karl Lagerfeld muss in diesem Zusammenhang unbedingt erwähnt werden. Von ihm stammt der stylische Spruch aus dem Jahre 2012: „Jogginghosen sind das Zeichen einer Niederlage. Man hat die Kontrolle über sein Leben verloren, und dann geht man eben in Jogginghosen auf die Straße.“

Dass er zwei Jahre später für Chanel Models in Jogginghosen über den Laufsteg schickte und nach seinem Ableben teure Marken-Jogginghosen mit seinem Label bei Amazon bestellt werden können, war ihm damals wohl herzlich egal. Getreu Adenauers Motto: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.

Nach so viel abträglicher Kritik und Häme ist es angebracht, ausgleichend auch positive Aspekte der Schlabbermode zu erwähnen: Es gibt für viele Menschen nichts Schöneres, als nach Feierabend aus der engen Businesskleidung ins bequeme Gemütliche zu schlüpfen. Signal an den Körper: wir entspannen jetzt! Allein die Vorstellung, dass sich auch beliebte Zeitgenossen wie Angela und Frank-Walter am Wochenende in Wohlfühl-Buxen auf dem heimischen Sofa rekeln könnten, macht einem die Sache fast sympathisch. Überhaupt: „Hier (in Jogginghosen) bin ich Mensch, hier darf ich`s sein“ möchte man überschwänglich Johann Wolfgang von Goethe aus seinem Faust zitieren. Korrekterweise mit dem Zusatz, dass es sich um der Tragödie 1. Teil handelt.

Am besten, man lässt diejenigen zu Wort kommen, die dem Problem am nächsten stehen, die Lehrer. Hannovers Oskar-Kämmer-Schulleiterin Alvira Ramazanova von der Anti-Jogginghosen-Fraktion meint, dass es sich um keine angemessene Schulkleidung handelt, sondern albern aussieht: „Ich kann doch später auch nicht im Bademantel zur Arbeit kommen“. Wer den Dresscode nicht befolgt, müsse deshalb künftig zur Strafe Mensa-Tische wischen oder den Schulhof sauber machen. Wahrscheinlich gerne in Jogginghosen.

Kollege Schulleiter Peter Kindermann von Hannovers Sophienschule sieht es so: Die Schule müsse die Würde der Kinder davor beschützen, dass diese „die Auswirkungen ihres Handelns eventuell noch nicht voll überblicken“ könnten. Und Pädagoge Oliver Wolfskehl von der IGS Linden meint, dass ein Jogginghosen-Verbot einen „Eingriff in die freiheitliche Selbstbestimmung der Schüler“ darstelle.

Man sieht: Die Jogginghose spaltet Hannovers Lehrerschaft. Daraus folgt: Angesichts der bei bestimmten Deutschen besonders beliebten Joggingbekleidung  wird sich vermutlich auch bei Pisa nichts zum Besseren wenden.  Nehmen wir deshalb den hannoverschen Schulalltag gelassen hin  in leichter Abänderung zu Goethes Faust-Formel: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich alles“.

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