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Karlheinz Weissmann: Lexikon politischer Symbole

Wir sind umgeben von politischen Symbolen. Oft nehmen wir sie kaum als solche wahr, oft sind sie geradezu überrepräsentiert, denken wir nur an das Regenbogenzeichen heute.

Symbole können einigende, abgrenzende und manipulierende Macht ausüben. Ein weites, ungemein faszinierendes Feld.

Der Historiker Karlheinz Weißmann hat nun ein einzigartiges „Lexikon politischer Symbole“ [1] vorgelegt. Es ist eine Arbeit, die ihresgleichen sucht – bislang gibt es (auch international) kein umfassendes Nachschlagewerk zur politischen Symbolkunde.

Weißmann forscht seit den frühen 80er-Jahren zu diesem Themengebiet und verfügt nicht nur über eine die Maßen sprengende Sammlung an Abzeichen, Kultgegenständen, Gemälden und Fundstücken, sondern hat über die Jahrzehnte ein umfängliches Quellenarchiv und eine tausendbändige Spezialbibliothek mit Werken zu einzelnen Symbolen angelegt.

Aus diesen Beständen ist nun das vorliegende Mammutwerk entstanden. Auf über 600 Seiten findet der Leser gut 200 Artikel vom Anarchie-A, der Zahl Acht, Ähren über Bär, Balkenkreuz, Burgunderkreuz hin zur Farbe Schwarz und der Wolfsangel. Über 1700 farbige Abbildungen verdeutlichen die Vielfalt der Thematik. Durch die mitreißende Bilderflut lädt das Lexikon, das sich hervorragend für wissenschaftliches Arbeiten empfiehlt, ebenso zum anregenden Schmökern ein. Es ist eines dieser Standardwerke, die man mit Fug und Recht als unverzichtbar für jeden politisch interessierten Menschen bezeichnen darf.

Sowohl die Beharrungskraft als auch der Bedeutungswandel vieler Zeichen und Symbole sind teilweise frappierend. Als schlagkräftigste Beweise für letzteres dürfte zum einen der genannte Regenbogen stehen: Im altbabylonischen Kontext stand er für die Dauer der Schöpfungsordnung, im Alten Testament für den Bund Gottes mit Noah. In der mittelalterlich-christlichen Ikonographie sehen wir Christus als Weltenrichter auf dem Regenbogen thronend, im 20. Jahrhundert galt er als Zeichen der Friedens- und später der Ökologiebewegung. Bekanntermaßen steht der Regenbogen heute für „Diversität“ im generellen und für sexuelle „Queerness“ im Speziellen.

Zum anderen steht das Hakenkreuz für das Beispiel eines drastischen semantischen Wandels. Das Wort „Swastika“ bedeutete im Sanskrit soviel wie „Glücksbringer“, und als Glücksbringer fungierte das Hakenkreuz beispielsweise noch im späten 19. Jahrhundert in den „höheren Kreisen“ Großbritanniens.

Der Swastika sind hier über 18 Seiten gewidmet. Vergleichbar viel Platz nehmen auch die Symbole „Rot“, „Doppelaxt“ und „Adler“ ein – andere wie „Chrysantheme“, „Dreizack“, „Harfe“, „Raute“ und „Stier“ werden knapper behandelt – aber kaum etwas fehlt.

Die Akribie und leidenschaftliche Forscherlust, mit der Weißmann hier über Jahrzehnte am Werk war, haben sich sichtbar ausgezahlt. Kann Wissenschaft spannend sein? Ja, man sieht es an diesem großartig verdichteten Werk!

Bestellempfehlung:

» Karlheinz Weißmann: „Lexikon politischer Symbole“, 628 Seiten, 59,90 € – hier bestellen [1].

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Karlheinz Weißmann zum Tod von Ernst Nolte

geschrieben von kewil am in Geschichte,Zeitgeschichte | 34 Kommentare

Ernst Nolte [2]Vor einigen Monaten erhielt ich Besuch von einem jungen serbischen Historiker. Wir unterhielten uns über verschiedene Themen, und eher en passant fragte ich, was ihn eigentlich nach Deutschland führe. Die Antwort lautete, er suche diejenigen auf, mit denen ein Gespräch lohne. Deswegen sei er auch schon bei Ernst Nolte gewesen. Was mir gefiel, war die Betonung der Selbstverständlichkeit. Selbstverständlich lohnte es sich, mit Ernst Nolte zu sprechen.

Selbstverständlich lohnte es sich nicht, mit dessen Feinden zu sprechen, dem, was sich gern als „das kritische Deutschland“ (Ulrich Raulff) bezeichnet. Was sollten die Tonangeber, also die, die nicht „umstritten“ sind, schon beizutragen haben: Zum Verständnis der revolutionären Jahrhunderte, zum Verständnis der Gegenwart, zum Verständnis der Ereignisse, die kommen werden? (Fortsetzung der Würdigung von Karlheinz Weißmann hier [3]! Zur Wiederholung ein vernichtender Artikel von Egon Flaig über Noltes linken Gegner Habermas aus der FAZ 2011 [4], der heute dort nicht mehr erscheinen dürfte. Teil 2 da [5]!)

Buchempfehlungen zu Ernst Nolte:

» Siegfried Gerlich: Ernst Nolte. Portrait eines Geschichtsdenkers [6] (22 €)
» Ernst Nolte: Späte Reflexionen [7] (24 €)

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