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Alfred de Zayas: “Seymour Hershs Nordstream-Belege überwältigend“

Alfred-Maurice de Zayas ist ein US-amerikanischer Völkerrechtler, Historiker, Sachbuchautor und ehemaliger UN-Beamter.
Seymour Hershs Belege [1], die auf die Urheberschaft der USA bezüglich der Sprengung der Nordstream-Pipelines hindeuten, sind überwältigend. In einer normalen Welt würde derartiges erstens eine Regierungskrise auslösen, zweitens eine Verurteilung des Terroranschlags durch den US-amerikanischen Kongreß, drittens die Forderung einer internen Untersuchung illegaler Aktivitäten des CIA und des Pentagons, viertens eine internationale Untersuchung unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen, fünftens eine umsichtige Stellungnahme des UN-Generalsekretärs, sechstens einen Einspruch der Umweltversammlung der Vereinten Nationen, siebtens einen medialen Aufschrei.

Letztlich wäre angesichts des Ausmaßes der groben Verletzung der UN-Charta und internationaler Verträge sogar ein Rücktritt der Biden-Regierung angebracht.

Es ist irre: Der Staat, der von sich behauptet, das Völkerrecht zu wahren, läßt sich auf eine unverschämte Terroroperation ein, ausgeführt im Namen des amerikanischen Volkes, das die Beteiligung der US-Regierung an Operationen unter falscher Flagge samt offensichtlichen Staatsterrorismus gewiß ablehnen würde.

Selbstverständlich wiesen das Weiße Haus und das Pentagon sofort jede Verantwortung von sich und versuchten Seymour Hersh zu verleumden. Nichts Neues unter der Sonne: Wie sagten die alten Römer? „Hast Du’s getan, so leugne es! – Si fecisti, nega!“

Alle Indizien deuten auf die USA und ihre NATO-Verbündeten hin

Hersh, ehemaliger Reporter von Associated Press und New York Times sowie langjähriger Mitarbeiter des New Yorker, zitierte Aussagen, wonach sein Bericht „falsch und frei erfunden“ (laut Adrienne Watson, Sprecherin des Weißen Hauses) oder seine „Behauptungen vollkommen und absolut falsch“ (CIA-Sprecherin Tammy Thorp) seien.

Das erinnert mich an meine Kindheit. Meine Lehrer brachten uns bei, daß ein Verhalten nach dem Motto “Wirf den Stein und verstecke die Hand!” unrecht sei.

Schon lange vor den Enthüllungen durch Hersh deuteten alle Indizien auf die Vereinigten Staaten und ihre NATO-Verbündeten hin. Schließlich hatten die USA alles getan, um die Fertigstellung der Nordstream-Pipeline zu verhindern, sie haben widerrechtliche Sanktionen gegen Unternehmen verhängt, die am Bau der Pipeline beteiligt und Bedrohungen, Erpressungsversuchen und Schikanen der USA ausgesetzt waren.

Ohnehin war der Angriff angekündigt worden. Am 7. Februar 2022, vor dem Einmarsch Rußlands in die Ukraine, hatte Biden erklärt: „Wenn Russland einmarschiert, wird es kein Nord Stream 2 mehr geben … Wir werden dem ein Ende setzen.“ All dies hätte sich bestätigen lassen, wenn die schwedische Untersuchung [2] transparent verlaufen wäre und die deutschen und russischen Eigentümer von Nordstream die Hinweise hätten einsehen dürfen. Aber auch Schweden blockte.

Edward Snowden zerreißt US-Dementis in der Luft

Edward Snowden, der CIA-Berater und Whistleblower, der das amerikanische Volk und die Welt auf die verfassungswidrigen Praktiken des Nationalen Sicherheitsamts (NSA) hingewiesen hatte, zerriß die US-Dementis in der Luft [3]. Am 8. Februar twitterte er:

Können Sie sich irgendwelche Beispiele aus der Geschichte für eine geheime Operation vorstellen, für die das Weiße Haus verantwortlich war, dies aber vehement bestritt? Außerdem: dieses unmaßgebliche Gedöns um die „Massenüberwachung…

Er teilte auch einen Zeitungsartikel vom April des Jahres 1961, in dem US-Außenminister Dean Rusk die Rolle der USA bei der Invasion in der Schweinebucht leugnete und den Amerikanern versicherte, daß die Invasion nicht „von amerikanischem Boden aus inszeniert“ worden sei. Rusk behauptete, daß „kubanische Angelegenheiten von den Kubanern selbst geregelt“ würden, und beharrte darauf, daß die Invasion von Kubanern ohne jegliche US-Unterstützung abgelaufen sei.

US-Imperialismus mörderischer als die russische Invasion der Ukraine

Es ist surreal, daß der Westen behauptet, er wolle eine „auf Regeln basierte internationale Ordnung“ und daß es im Krieg in der Ukraine darum ginge, eine solche Ordnung wiederherzustellen. Die USA und die NATO geben sich den Anschein, Rußland aus der Warte moralischer Überlegenheit zu bekämpfen. Die Mainstream-Medien tendieren dazu, solch unhaltbare Narrative weiter zu stützen.

Objektiv betrachtet nimmt der Westen gegenüber Russland keine moralisch überlegenere Position ein: Die Bilanz des westlichen Imperialismus und Kolonialismus im 19. und 20. Jahrhundert sowie jüngere Aggressionen des Westens gegen die Völker Indochinas, Jugoslawiens, Afghanistans und des Irak waren tiefergreifend und mörderischer als die russische Invasion der Ukraine.

Die Aktionen des Westens hatten Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Folge, die komplett ungestraft blieben, wodurch Präzedenzfälle geschaffen wurden, auf die Rußland und andere sich nun berufen können.

Naiver Westen sitzt der eigenen Propaganda auf

Das Problem ist, daß die meisten von uns US-Amerikanern wie auch die Briten im Vereinigten Königreich oder die Deutschen in Deutschland tatsächlich der eigenen Propaganda aufsitzen. Das hat nichts mit Heuchelei zu tun, sondern mit Naivität.

Von der Grundschule an werden wir in dem Glauben indoktriniert, daß wir per Definition die Guten seien und die Aufgabe hätten, dem Rest der Welt Demokratie und Menschenrechte beizubringen. Für einen Chinesen, Inder oder Afrikaner mag dies fantastisch klingen, doch die Gehirnwäsche an den amerikanischen und europäischen Bevölkerungen ist phänomenal erfolgreich verlaufen.

Aus diesem Grund werden die Enthüllungen von Seymour Hersh in der amerikanischen Öffentlichkeit voraussichtlich keine große Wirkung zeigen. Sie verpuffen schlicht. Die Menschen glauben, was sie glauben wollen, wie Julius Caesar in De bello civili einst schrieb: “quae volumus, ea credimus libenter – Was wir wollen, glauben wir gerne”. Oder noch schlimmer, wie der heilige Augustinus sprach: “Mundus vult decipi – Die Welt will getäuscht werden”.

So werden Amerikaner weiterhin an ihrem Einzigartigkeitsanspruch festhalten und mit religiösem Eifer daran glauben, daß sie im Recht sind und alle anderen im Unrecht. Ich selbst habe das geglaubt und Jahrzehnte gebraucht, um mich von diesem Bann zu lösen.

EU und NATO präsentieren sich dysfunktional

Manche hoffen, daß der Bericht von Seymour Hersh die Leute zu einer Neubewertung des Ukraine-Krieg führen und einige seiner Teilnehmer aus der westlichen Allianz dazu bewegen könnte, eine andere Position einzunehmen und zu erkennen, daß der Krieg militärisch nicht zu gewinnen sei. Außer, wir wollten den Konflikt immer weiter eskalieren und auf eine nukleare Konfrontation zusteuern.

Leider Gottes sind wir in unserem eigenen Netz politisch opportuner Lügen und kognitiver Dissonanz gefangen. Selbstverständlich gibt es Politiker und Akademiker, die erkennen, wie inkohärent das System und wie dysfunktional EU und NATO sich präsentieren.

Aber die Mainstream-Medien haben uns erfolgreich eingetrichtert, daß „Konsens“ unter den westlichen Staaten notwendig sei. Aus diesem Grund wird ein Abweichler wie der ungarische Präsident Victor Orban von NATO-Regierungen und Mainstream-Medien so massiv attackiert [4].

Immer mehr Intellektuelle stellen sich gegen den Krieg

Inzwischen hat auch der kroatische Präsident Zoran Milanovic seine Ablehnung gegenüber der EU- und US-Führung zum Ausdruck gebracht [5] und Friedensgespräche zum Ukrainekonflikt angemahnt. Milanovic bezweifelt, daß die Krim jemals an die Ukraine zurückkehren werde, da sie von vornherein nicht zur Ukraine hätte gehören dürfen, weil die große Mehrheit der Krimbewohner keine Ukrainer werden wollen.

In Deutschland sind es Sahra Wagenknecht von der Linkspartei und Oskar Lafontaine, die sich gegen den Krieg in der Ukraine [6] stellen. In den Vereinigten Staaten ist es der republikanische Kongreßabgeordnete Matt Gaetz aus Pensacola, Florida, der keine weitere Militärhilfen an die Ukraine zulassen möchte.

Die Professoren John Mearsheimer, Richard Falk, Jeffrey Sachs und andere sind sich einig, daß der Krieg in der Ukraine nicht zu gewinnen sei und ein tragfähiger Kompromiß, ein quid pro quo, gefunden werden müßte, um die Kämpfe zu beenden, bevor sie zu einer atomaren Konfrontation eskalierten. Und doch scheinen wir schlafwandelnd auf eine Apokalypse zuzutaumeln.

Würgegriff der Mainstream-Medien ist gewaltig

Es ist skurill, daß die US-Regierung einen solchen Krieg ohne Kriegserklärung führen und hundert Milliarden Dollar verschleudern darf, ohne das amerikanische Volk demokratisch befragt zu haben, ob es das wirklich will.

Ungeachtet der Bedeutung der Enthüllungen von Seymour Hersh und ihrer Auswirkungen auf Institutionen der Regierung wird sich wahrscheinlich wenig ändern: Der Würgegriff der Mainstream-Medien ist derart gewaltig, daß die Erkenntnisse eines seriösen Enthüllungsjournalisten einfach beiseite geschoben werden können, falls sie dem politisch erwünschten Narrativ entgegenstehen. In unserer dysfunktionalen Demokratie bleiben viele Fakten, viele Berichte, viele Bücher ohne Konsequenzen: Der Zug fährt zu schnell und die Dynamik des Geschehens verhindert, ihn noch stoppen zu können.

Der 2014 begonnene Ukraine-Konflikt hat sich zu einem Krieg ausgeweitet, der nun schon ein Jahr dauert, an die 200.000 Soldaten und Zivilisten getötet und Milliarden Dollar und Euro verschlungen hat. Wird es auf unbegrenzte Zeit so weitergehen?

Washington will den letzten Ukrainer gegen Rußland verheizen

Ich vermag nicht in eine Kristallkugel zu blicken. Es gab mehrere ernstzunehmende Vermittlungsversuche des türkischen Präsidenten Erdogan und des israelischen Premierministers Bennett – beide wurden von Washington torpediert. Es gab Vermittlungsaufrufe von Papst Franziskus, vom mexikanischen Präsidenten Lopez Obrador und vom brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula. Die Fakten deuten darauf hin, daß Washington den Krieg verlängern und noch den letzten Ukrainer gegen Rußland verheizen möchte.

Solange sich am Stellvertreterkrieg Geld verdienen läßt, wird er weitergehen: Der militärisch-industrielle Komplex hat bereits Milliarden verdient. Auch die Gewinne der Ölindustrie erreichten 2022 astronomische Höhen.

Selbst wenn Putin in der Ukraine bedeutende militärische Erfolge erreichen sollte, wird der Krieg nicht enden, weil die USA es nie zuließen, dass Selenski einer Friedenslösung nachginge. Der Krieg wird weiter eskalieren, bis alle erschöpft sind oder eine menschliche Fehlkalkulation oder Computerpanne zum Atomkrieg führen.

Vielleicht sollten China und Indien eine internationale Friedenskonferenz einberufen?

Ich würde mir eine Koalition der Präsidenten für den Frieden wünschen, die im UN-Sicherheitsrat und in der Generalversammlung darauf bestünden, daß der Krieg sofort beendet werden muß, weil die Gefahr der nuklearen Vernichtung zu groß ist. Für den Rest der Welt ist es irrelevant, ob die Krim zur Ukraine oder zu Rußland gehörte. Die meisten Lateinamerikaner, Afrikaner und Asiaten wissen gar nicht, wo die Krim liegt. Wir im Westen haben kein Recht, den Planeten wegen unserer rein amerikanischen/europäischen/russischen Querelen in den Abgrund zu stürzen.

Welches Land hat genug Einfluß, um sich einzuschalten und zu versuchen, tragfähige Friedensvorschläge auszuarbeiten? Vielleicht sollten China und Indien eine internationale Friedenskonferenz einberufen, die alle Parteien auffordert, die Kämpfe einzustellen und das Überleben des ganzen Planeten nicht länger aufs Spiel zu setzen.

Diese Konferenz sollte nicht nur die russische Invasion in der Ukraine verurteilen, sondern auch die Provokationen der Vereinigten Staaten und der NATO, die als legitimes Verteidigungsbündnis begann, doch sich über die letzten 30 Jahren zu einer kriminellen Organisation im Sinne der Artikel 9 und 10 des Statuts des Internationalen Militärgerichtshofs von Nürnberg aus dem Jahr 1945 entwickelte.


(Deutsche Übersetzung: sezession.de [7] / Originaltext: counterpunch.org [8])

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Sellner im Sezession-Interview: „Der heiße Herbst ist eröffnet!“

geschrieben von PI am in Energie | 56 Kommentare
"Ziel war es, die vielen Argumente und Worte, die lähmende Debatte endlich mit einer klaren und unmißverständlichen Tat zu beantworten", sagt Martin Sellner im Interview mit der Zeitschrift Sezession.

SEZESSION: Martin Sellner, Sie haben zusammen mit einem Dutzend Aktivisten in Lubmin für die Öffnung der Gas-Pipeline Nordstream 2 demonstriert. Ihre Aktion weist auf eine fertiggestellte Infrastruktur hin und zeigt, wie einfach es wäre, die Ventile der neun Milliarden Euro schweren Leitung zu öffnen und damit nicht nur Rußland, sondern vor allem die Regierung Deutschlands in Zugzwang zu bringen. Was nämlich wäre besser geeignet, um für Entspannung nicht nur im Energiesektor, sondern auch in den Beziehungen zu Rußland zu sorgen, wenn nicht die Öffnung einer steuergeldfinanzierten Röhre, deren Planung und Inbetriebnahme Rußlands Konkurrenten von Anbeginn an torpedierten?

SELLNER: Genau diese Frage ist der Kern unserer Botschaft. Ziel war es, die vielen Argumente und Worte, die lähmende Debatte endlich mit einer klaren und unmißverständlichen Tat zu beantworten. Milliarden an Volksvermögen, die auf dem Meeresgrund verrotten sollen, Millionen fleißiger Menschen, die schuldlos in den Ruin getrieben werden – es mußte endlich etwas getan werden. Das Ziel lautete, Nordstream 2 aufzudrehen. Wir boten der Regierung quasi kostenfrei unsere Mithilfe an. Und wir zeigen jedem Bürger, wie leicht es gehen könnte – wenn man nur wollte.

SEZESSION: Ich nehme an, wir alle hätten es mitbekommen, wenn Ihre Klempner den Hahn aufgedreht bekommen hätten. Rauscht es zumindest symbolisch? Gibt es ein Echo?

SELLNER: Ja, wie seit langem nicht mehr bei einer Aktion aus dem regierungs- und gobalisierungskritischen Lager. Es erinnert ein wenig an frühere Zeiten, Anfragen und Berichte häufen sich, das Echo ist groß. Wir haben damit den ersten Stein gesetzt, haben das Gelände um Nordstream 2 besetzt – inhaltlich und wortwörtlich. Tatsächlich sind wir nach einer thematisch ambivalenten Phase nun wieder einer Lage, in der – vorausgesetzt Kreativität, Training und Glück sind gegeben – unsere Nadelstiche wieder sitzen können.

SEZESSION: Zeigen Sie uns Beispiele aus Ihre Pressemappe?

SELLNER: Die Berliner Zeitung titelt “Martin Sellner besetzt mit Aktivisten Terminal von Nord Stream 2”. Interessant ist die Formulierung: “Die Störer wollten die Pipeline öffnen.” Etwas seiner eigentlichen Funktion zuzuführen, wird hier schärfer kritisiert als die wirren Sprengungsfantasien einer Luisa Neubauer.

Die Ostsee Zeitung verfällt in typischen Pressesprech wenn sie “Rechte Aktivisten” “stürmen” sehen. Interessant ist, daß man hier und im NDR von “Aktivisten” und nicht “Extremisten” spricht. Mal sehen ob diese neue Sprachregelung anhält.

SEZESSION: Wir nehmen auf Twitter und anderswo Sympathiebekundungen wahr, und zwar solche, die sich nicht auf Sie als Kreativmaschine beziehen, sondern auf das Thema und Ihren Vorschlag. Beispielhaft: “Mir ist es egal, wer die Pipeline aufdreht, Hauptsache sie ist auf.” Hinter solchen Äußerungen wird Potential sichtbar. Haben Sie im Verlauf Ihrer Aktion und danach etwas davon bemerkt?

SELLNER: Ja, das Thema überspielt die Dämonisierung von Organisation und Person. Letztlich agieren wir hier ja auch als ausführendes Organ von Höcke, Kubicki und Wagenknecht. Sie alle wollen das Terminal öffnen. Wagenknecht wurde dafür am Tag der Aktion von einer linken Montagsdemo ausgeladen.

Es scheint sich im Land eine neue Bruchlinie zwischen den “Blockierern” und den “Öffnern” zu bilden. In letzterem Lager kandidieren wir mit dem heutigen Tag für die Funktion der aktionistischen Avantgarde. Wir sind gespannt, was sich daraus ergibt.

SEZESSION: Schildern Sie bitte kurz den Verlauf der Aktion und ihr Ende. Wie ist die Stimmung der Truppe? Wird es ein Nachspiel geben?

SELLNER: Die Stimmung ist hervorragend, da erneut ein Coup gelungen scheint. Das, obwohl die Behörden wieder einmal sehr schikanös agierten. Die Aktion begann am frühen Nachmittag. Mit einem Kastenwagen transportierten wir rund 15 Aktivisten zum Tor des Terminals. Die Gegend wurde vorher genau aufgeklärt und alles intensiv geübt. Ein Banner, Rauchtöpfe, ein letztes Wort – dann betrat unser “Ingenieurteam”, ausgestattet mit Werkzeugen, das Gelände.

Die Sicherheitskräfte reagierten sehr rasch und verhinderten unseren Arbeitseinsatz im Terminal. Polizeisirenen wurden hörbar. Um Festnahmen und ihre meist kostspieligen Folgen zu verhindern, zogen wir uns in ein Wäldchen am Gelände zurück. Teils harrten Aktivisten stundenlang im Regen im Gebüsch aus, um den Suchtrupps zu entgehen.

Am Ende schafften es die meisten, nur vier wurden geschnappt. Man wirft ihnen eine unangemeldete Kundgebung (Lappalie) und Hausfriedensbruch (haltlos) vor und hat ihnen die Mobiltelefone weggenommen. Ein Anwalt ist bereits in den Startlöchern. Hier geht es aber wohl, wie so oft, nur um schikanöse Repression durch “Ermittlungen”.

SEZESSION: Mit so etwas rechnen Sie aber, nicht wahr? Wir gehe davon aus, daß die Aktivisten gestärkt aus der Sache herausgehen werden, oder? Dennoch: Wie kann man Ihnen und Ihren Leuten jetzt konkret helfen? Die Bilder verbreiten, klar; aber wie noch?

SELLNER: Natürlich, wir bedenken alle denkbaren Konsequenzen. Deswegen treten viele Aktivisten unter anderem auch mit Schlauchschals auf, die ihre Gesichter nicht leicht erkennen lassen. Anders wären die immensen Kosten, die man gerne uns und seltener den linksökologischen “Straßenklebern” aufbürdet, nicht stemmbar.

Für einige Aktivisten war es wieder eine Feuerprobe. Adrian, ein 21jähriger Bayer, war sofort bereit, sein Gesicht zu zeigen und auf das Gelände zu gehen. Er hat nun sein Handy eingebüßt und ein langwieriges Verfahren vor sich. Wer ihn dabei unterstützen will, kann das hier auf der Seite der Identitären Bewegung Deutschland tun. [9]

Entscheidend ist aber, daß die Aktion ihren wahren Zweck erfüllt. Sie soll unser Lager inspirieren und es für die kommenden Schlachten und Herausforderungen mobilisieren. Es gibt keine Atempause und keinen Schlaf. Der heiße Herbst ist eröffnet!


(Im Original erschienen auf sezession.de [10])

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Unser selbst verschuldeter Rohrkrepierer Nordstream 2

geschrieben von kewil am in Deutschland,Propaganda,Russland,Wirtschaft | 143 Kommentare
Scholz vor der Turbine für die Gaspipeline Nord Stream 1. Putin: „Wir haben noch eine fertige Trasse – das ist Nord Stream 2. Die können wir in Betrieb nehmen.“

[…] Offenkundig ist allerdings, dass Habeck auf die Vergesslichkeit des Publikums setzt und gezielt latente antirussische Ressentiments anspricht, die insbesondere den Westdeutschen im Kalten Krieg antrainiert wurden, die in den deutschen Medien seit 2014 ebenso offen wie flächendeckend hochgefahren worden und spätestens seit dem Überfall Moskaus auf die Ukraine im Februar wieder einmal tonangebend sind.

Denn Fakt bleibt, dass die russischen Energielieferungen in die BRD, die während des Kalten Krieges – übrigens gegen hartnäckigen Widerstand Washingtons – aufgenommen wurden, zu keinem Zeitpunkt dieses Krieges von sowjetischer Seite politisch oder wirtschaftlich instrumentalisiert wurden. Nicht einmal, als Moskau wegen seines Einmarsches in Afghanistan (1979) vom Westen sanktioniert wurde und auch nicht während der Raketenkrise (1979 bis 1985), als zeitweise das Atomkriegsrisiko so hoch war wie zuvor nur während der Kuba-Krise (1962). Moskau brauchte die Deviseneinnahmen aus den Exporten, und der Westen trat keinen Wirtschaftskrieg mit der Zielstellung los, die Sowjetunion zu „ruinieren“.

Insofern entbehrt der seit Monaten von Politikern und in den Medien gehypte Sachverhalt einer angeblich zu hohen Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas – im vergangenen Jahr lag der Anteil bei 55 Prozent und wurde bis April dieses Jahres bereits auf 35 Prozent zurückgefahren – historischer Plausibilität. Ohne Wirtschaftskrieg keine (hausgemachte) Energiekrise. Insofern bedient auch Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) nur den Mainstream, wenn er verkürzt argumentiert: „Im Übrigen hätten wir dieses Problem [mit dem verknappten Gas – S.] gar nicht, wenn nicht viele Bundesregierungen und Koalitionen uns in die direkte Abhängigkeit von russischen Energieträgern geführt hätten.“

„Russland ruinieren“ – das ist die von der amtierenden deutschen Außenministerin auch so formulierte Zielstellung des kollektiven Wirtschaftskrieges des Westens, der nach der Krim-Annexion 2014 und wegen der Moskauer Unterstützung für die ostukrainischen Insurgenten vom Zaun gebrochen wurde. Unter anderem mit diversen Sanktionspaketen der EU, mit der Drosselung der Energieimporte (Gas und Öl) aus Russland und mit der nach Beginn des Ukraine-Krieges erklärten Absicht, diese Importe nunmehr so schnell als möglich auf Null zu bringen.

Dass der Westen damit Marktverwerfungen verstärkt hat, die über stark gestiegene Preise für Gas und Öl Russland trotz insgesamt verringerter Liefermengen ins Ausland inzwischen weit höhere Einnahmen ermöglichen als vor den westlichen Sanktionen, kann inzwischen nicht einmal mehr von deren Verfechtern bestritten werden.

Das ist aber nur die eine Seite der Medaille, denn zugleich wurde Putin damit der finanzielle Spielraum überhaupt erst geschaffen, durch starke Reduzierung der Gasliefermengen nach Westeuropa den Spieß im Wirtschaftskrieg umzudrehen und überdies weitere Preisanstiege zu provozieren. Den Russen nun allerdings Erpressung vorzuwerfen, bloß weil sie – und womöglich erfolgreicher – zu den gleichen Mitteln greifen wie der Westen, das klingt schon sehr nach „Haltet den Dieb!“. Oder nach Chuzpe, falls Robert Habeck damit mehr anfangen kann …

Die von Russland für die Lieferbeschränkungen geltend gemachten technischen Probleme mögen ja tatsächlich nur Vorwand sein, wie Bundeskanzler Olaf Scholz mit seinem imposanten Porträtfoto vor der fix und fertig gewarteten, versandbereiten Turbine von Siemens Energy für die Pipeline Nord Stream 1 jüngst demonstrieren wollte. Allerdings hat derselbe Putin, der als Quelle allen Übels gebrandmarkt ist, auch einen Ausweg gewiesen: „Wir haben noch eine fertige Trasse – das ist Nord Stream 2. Die können wir in Betrieb nehmen.“

Damit wären tatsächlich alle zu befürchtenden Gasengpässe für den nächsten Winter bereits jetzt Schnee vom vergangenen Jahr. Von den dann zu erwartenden Preisrückgängen ganz zu schweigen… (Auszug aus dem Artikel  „Rohrkrepierer“, in einem linken [11] kommunistischen Blättchen, das aber im Falle Nordstream 2 zu 100 Prozent richtig liegt.)

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Nördliche Strömung

geschrieben von libero am in Deutschland,Russland | 51 Kommentare

Von GUNTHER | Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie etwas behaupten, ein Anderer behauptet etwas Anderes und wenn Sie nachschauen, haben Sie Recht gehabt? Ein großartiges Gefühl. Unglücklicherweise haben wir nicht immer mit dem, was wir dann dank Google & Co. herausgefunden haben wollen, Recht, aber es zählt erst mal. Eigentlich geht es doch bei solchen Sachen gar nicht darum, wirklich richtig zu liegen oder gar die Wahrheit zu benennen. Vielmehr geht es um das gute Gefühl, auf der richtigen Seite zu sein. Nun gibt es leider Menschen, die dieses Gefühl nicht nur haben wollen, wenn sie in freundschaftlicher Runde über Nichtigkeiten reden, sondern auch, wenn es um die richtig fetten Brocken geht.

Also überwiegt der Wunsch, ein Verteidiger der sogenannten westlichen Demokratie gegenüber anderen Dingen zu sein. Schließlich ist die Unversehrtheit eines fremden Mannes [12], der erst einmal nichts mit Deutschland zu tun hat, wichtiger, als dass Oma Hilde im Winter die Bude warm kriegt. Ja, Sie haben richtig gelesen. In einem Fall, in dem nicht eindeutig geklärt ist, ob es sich um eine Vergiftung handelt und wer denn überhaupt der Täter sein soll, ist das Urteil schon gefällt [13].

Wie wir alle wissen, ist Putin ein böser Mensch, der in seiner Freizeit Leute vergiftet, Schwule hasst und sowieso irgendwie nicht so flippig und hip wie unsere obergeile Bundesmutti ist. Außerdem schlägt die Polizei in Russland auf fixierte am Boden liegende Menschen ein, drückt Schwangere mit dem Bauch fest auf den Boden und für das russische Parlament wird ein Schutzgraben vor dem eigenen Volk (darf das noch gesagt werden?) gefordert. – Ach so, das war ja in Deutschland.

Wie dem auch immer sei, die ewigmorgige Kathrin Göring-Eckart fordert einen Abbruch des Nord Stream 2-Projekts [14]. Die Wähler ihrer Partei werden sicher kein Problem damit haben, höhere Heizkosten zu zahlen und wenn die vermutlich ohnehin AfD wählenden Proletarier ihre Arbeit verlieren, weil das irgendwas mit Erdgas aus Russland zu tun hat, egal. Ach was, umso besser. Dann bekommen die wenigstens ihre gerechte Strafe fürs AfD wählen und Putin gut finden.

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