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Kretzsche: Deutschland, wie es lacht und leimt

Von PETER BARTELS | Ehe der Hahn kräht, werden sie die Wahrheit dreimal verleugnet haben … Jesus möge verzeihen, wenn wir ihn wieder mal beklauen: „Darf man nicht mehr sagen, was man denkt?“ Die Frage von BILD war blanker Hohn. Die Antworten sind reine Heuchelei. Fast alle…

„Handball-Legende Stefan Kretzschmar (45) kritisierte im t-online-Interview: „Wir haben keine Meinungsfreiheit im eigentlichen Sinne!“ (PI-NEWS berichtete hier [1] und hier [2]). Nur noch „Mainstream-politische Meinung“ („Wir sind bunt“, „Refugees welcome“) sei gefragt. Doch wer sich „gesellschaftskritisch oder regierungskritisch“ äußere, der bekomme „sofort jedes Wort vorgeworfen“. Müsse „um seinen Arbeitsplatz, seinen Ruf (und seine Werbeverträge) bangen“, zitierte BILD und fragte sogleich „Promis, Bürger und Experten“. „Wahrheits-Experte“ Franz Josef Wagner [3] (76) durfte Deutschland als Erster zum Lachen bringen, als er leimte:

„Lieber Stefan Kretzschmar,

natürlich kann man in Deutschland alles sagen, schreiben … Es gibt keine Zensur in Deutschland … Wenn Ihre Behauptung wahr wäre, dann müsste ich jeden Brief „Post von Wagner“ einer Behörde zugeschickt haben, für die Erlaubnis der Veröffentlichung. … Ich schreibe über Merkel, Nahles, die GroKo … Es gibt keine Zensur… Ich lebe in einem freien Land… Herzlichst …“

Den ältesten Postboten Deutschlands auf seinem Grappa-Globus zu wecken, ist so eine Sache, wenn er gerade am „guten ersten Satz“ eines neuen Liebesbriefes an seine Angela knabbert. Schließlich muss er ja immer noch trotz Goldener Feder und Silberner Schere im Kopf seine karge Journalisten-Rente aufbessern. Immerhin läppert es sich bei seinen Lügeleien im Mainstream-Bermudadreick dann doch zusammen…

TIL SCHWEIGER (55) haute dem Postboten aber sofort auf’s Maul [4], wattiert, natürlich: „Stefan hat total recht. Wenn man populäre Meinungen vertritt, dann kriegt man sofort die Populisten-Keule. Wenn man einen Aufruf für eine Familie von einem gefallenen Soldaten postet und Geld sammelt, dann kriegt man Stress von der Linken. Und, wenn du sagst, du musst Flüchtlingen helfen, kriegst du Stress von der Rechten.“

DÜZEN TEKKAL, 40, Politologin schlug ohne Wattebäuschchen zu: „Kretzschmar hat recht … Wenn ich Fehlentwicklungen bei einem islamistischen Religionsverständnis benenne, die zu Terror führen, bin ich für manche sofort Islamfeindin. Die Denunzierung Andersdenkender beginnt mit dem Totschlag-Begriff Nazi.“ …

STEFAN EFFENBERG, 50, einst ewiger Fußballrüpel und Lautlaberer, dagegen eiert, wie‘s der Mainstream mag: „Ich sehe das nicht so krass wie Kretzsche. Natürlich kann jeder seine Meinung sagen. Allerdings sind viele vorsichtiger geworden …“

MARIO BASLER, 50, Effes Zoff-Zwilling, säuselt die Watte mit etwas mehr Wucht: „Kretzsche hat prinzipiell recht. Man hat schon den Eindruck, dass viele diplomatisch und vorsichtig antworten, weil es sonst Stress geben könnte …“

HEINER BRAND, 66, einst Handball-Weltmeister, heuchelt schöner: „Ich habe kein Problem, meine Meinung zu sagen. Natürlich wäge ich meine Worte ab“ …

ANNA LOOS, 48, die ein Jahr vor der Wende die Biege aus der DDR machte, hat danach offenbar in Merkels BRD gelernt: „Man muss schon ein bisschen nachdenken, also den Kopf auch gerne mal einschalten und nicht nur den Bauch sprechen lassen“…

[5]
Im Gegensatz zu den Promis geben die Deutschen Kretzschmar überwiegend Recht (STERN-Abstimmung [6] vom 15.1., Stand: 14 Uhr).

Der Mainstream, wie er lügt und leimt

MICHAEL STICH, 50: „Jeder hat das Recht, seine Meinung zu äußern … Er muss sich nur bewusst sein, welche Konsequenzen dies haben kann …“

BORWIN BANDELOW, 67, „Angstforscher“, toppt ihn mit einem Arschkriecher-As: „Wenn Herr Kretzschmar Werbeverträge abschließt, dann steht da natürlich drin, wozu er sich wie äußern darf – oder nicht. Das ist sein Problem, der Normalbürger hat das Problem nicht …“

HEINO, 80, hat schon immer gewußt, wann er seine Meinung sagen durfte: „Wenn ich gefragt wurde“ …

WOLFGANG „Trigema“ GRUPP, 76, der seine „Meinung“ meistens von einem Werbe-Affen formulieren lässt: „In Deutschland kann jeder seine Meinung äußern. Das werde ich auch weiterhin tun.“ Hör also zu, Cheetah …

WOLF BIERMANN, 82, den die DDR-Lügen-Genossen zu den BRD-Lügenbaronen jagten, beweist: Gelernt ist gelernt! Er macht auf Poet: „Die Lüge dieses genialen Handballers ist ein Eigentor.“ …

FABIAN HAMBÜCHEN, 31, Gold-Turner beweist, wie perfekte Gehirnwäsche, Anpassung und Dialektik geht: „Ich habe immer genau das gesagt, was ich dachte … Es war letztlich die einzige Chance, meine Träume zu erfüllen. Das zeigt, dass man in diesem Land selbstverständlich seine Meinung sagen darf.“

Selbst in Mainstream-Deutschland …

… darf dann doch noch ein bisschen Wahrheit kommen.

SILKE FINKEN, 51, kaufm. Angestellte, Bergheim: „Ja, es kann schaden, wenn man seine Meinung sagt … Ich habe das selber schon mal erlebt. Ein Vorgesetzter wies mich nach einer Kritik im Internet dezent zurecht.”…

Ein 20-jähriger Installateur aus Hamburg ist immerhin noch SO FREI, dass BILD sich traut, seinen Namen abgekürzt zu bringen.

TOM A. wettert: „Die eigene Meinung kann einem in Deutschland ganz schnell negativ ausgelegt werden. Bist du unter Freunden, sind sich alle einig. Da kannst du auch mal deine ehrliche Meinung zum Beispiel beim Thema Ausländer und Kriminalität sagen. Sagst du das laut bei der Arbeit oder zu Menschen, die du nicht gut kennst, bist du sofort der Rassist und kommst aus der Schublade nicht mehr raus.“

TOBEY WILSON, 42, blendend aussehender Tenor: „Kritisiert man Missstände, wird man schnell zwangsverortet und verliert bei uns in der eher linken Kunstszene auch Jobs. Ich habe das selbst erleben müssen. Debatten gibt es leider kaum mehr, nur noch Gut und Böse – wobei jeder ‚böse‘ ist, der unliebsame Wahrheiten ausspricht. Dennoch sage ich weiterhin, was ich denke.“

Blanker Hohn hin, reine Heuchelei her: BILD hat die letzten drei Stimmen immerhin gebracht. Postbote Wagner leider auch …


Ex-BILD-Chef Peter Bartels.
Ex-BILD-Chef Peter Bartels.

PI-NEWS-Autor Peter Bartels [7] war zusammen mit Hans-Hermann Tiedje zwischen 1989 und 1991 BILD-Chefredakteur. Unter ihm erreichte das Blatt eine Auflage von 5 Millionen. In seinem Buch „Bild: Ex-Chefredakteur enthüllt die Wahrheit über den Niedergang einer einst großen Zeitung“ [8], beschreibt er, warum das einst stolze Blatt in den vergangenen Jahren rund 3,5 Millionen seiner Käufer verlor. Zu erreichen ist Bartels über seine Facebook-Seite [9]!

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Kretzsche und die Meinungsgrätsche

geschrieben von dago15 am in Meinungsfreiheit | 112 Kommentare

Von PETER BARTELS | „Am Golde hängt zum Golde drängt doch alles“. Wir haben Goethe ja längst auf Börsensprech gemodelt: „Am Gelde hängt, zum Gelde drängt doch alles!“ Um nichts anderes geht es längst auch bei der Meinungsfreiheit: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing’…

Diesmal singt der frühere Handballstar Stefan Kretzschmar das Lied (PI-NEWS berichtete) [1]. Er singt es sonst auch hier und da als Experte in Sachen Handball beim Fernsehen. Vor allem hat der 45-Jährige gerade ein neues Buch geschrieben: „Höllejuja“… Natürlich nicht zufällig pünktlich zur Handball-WM.  „Kretzsche“ im Tagesspiegel: „Mit meinem Ghostwriter, dem Hamburger Journalisten Nils Weber, haben wir im Sommer oft bei einer Flasche Rotwein im Garten gesessen und auf einer Wellenlänge gequatscht. Nils hat genau meine Wellenlänge getroffen… Wenn ich abends ein Kapitel lese, muß ich manchmal laut lachen.“

Kretzsche war mal einer der besten Handballer der Welt. Eine Weile auch noch der tätowierte Goldjunge von Gold-Nixe Franziska van Almsick (40). Mal platinblond, mal rosarot, heute dunkel, aber mit schwarzen Ohrstickern. BILD: „Kretzsche hat Sportkollegen [10] und Politik einen Ball reingehauen. In einem Interview mit t-online zweifelt er die Meinungsfreiheit in Deutschland (für Spitzensportler) an.“ BILD zitiert: „Wir haben keine Meinungsfreiheit im eigentlichen Sinne. Sobald wir eine gesellschaftskritische Meinung äußern, haben wir von unserem Arbeitgeber mit Repressalien zu rechnen, oder wir haben mit unseren Werbeverträgen Probleme, dass die gekündigt werden, wenn es nicht ins Konzept passt.“

Der Tagesspiegel deutlicher: [11] „Kretzschmars Aussagen sind falsch und gefährlich“. Der Grat zwischen gezielter Provokation und plumper Dummheit ist ein sehr schmaler. Profi-Sportler würden für jeden kritischen Kommentar sofort „eins auf die Fresse“ kriegen … „Keiner steckt den Kopf höher raus als er muss“ … Es sei denn, es ist die politische Mainstream-Meinung … Eine kritische Meinung dürfe man in diesem Land nicht sagen …

Der Tagesspiegel-Kommentator ist wahrscheinlich zu dämlich, zu ahnen, dass er genau das bestätigt, was Kretzsche zart angedeutet hat, setzt aber noch einen drauf, sagt sogar, welche „freie Meinung“ erlaubt ist: „Christian Streich, Trainer vom SC Freiburg, tritt immer für Toleranz und gegen Rassismus ein.“ Und dann schnappatmet der Kommentator als linientreuer Agitator, wohin sowas wie Kretzsche führt: Die AfD-Heidelberg ließ es sich nicht nehmen, Kretzschmars Aussagen zu missbrauchen. Aber natürlich dürfe sich jeder eine eigene Meinung bilden: SO läuft das in diesem Land. „Zum Glück“, lügt er hinzu…

Trotzdem endlich mal eine Kretzsche-Grätsche in die Welt der Wattebäuschchen, Wiederkäuer, Weicheier? Und dann noch vom in Leipzig geborenen Sachsen-Hünen (1,90 m) Kretzschmar?? Das kann doch so nicht sein! War’s auch nicht. Schon bei des BILD-Reporters Ralf Schulers  Nachfrage machte der Sachsen-Riese genau das, was er vermeintlich kritisiert hatte: Er zog den Schwanz ein. Jedenfalls ein bißchen:

„Mir wurde im Interview die Frage gestellt: „Warum gibt es keine Typen mehr, keine Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten?“ Daraufhin habe ich geantwortet, dass ich jeden Menschen, der in der Öffentlichkeit steht, VERSTEHEN KANN, wenn er sich heutzutage nicht mehr KRITISCH äußert und demzufolge auch NICHT mehr ANECKT. Weiterhin sagte ich, dass wir natürlich eine gesetzliche MEINUNGSFREIHEIT haben und diese ist auch ein hohes Gut“ …

So weit der nachgebesserte Kretzsche. Zur „Grätsche“ war er ja  erst durch seine angeblich „Bittere Klage“ in BILD und die hingeheuchelte Frage geworden: „Darf man wirklich nicht mehr alles sagen? Und damit etwas Dampf rein kam, holte BILD den  „toten“ Turner Eberhard Gienger (57) aus der Gruft, schminkte ihn zur „Turnlegende“, sogar zum „CDU-Sportexperten im Sportausschuss“ des Bundestages, und lässt ihn linientreu labern: „Ich teile die Sicht von Stefan Kretzschmar nicht. Jeder Sportler kann sich kritisch – auch zu politischen Themen – äußern.“

Und weil Giengers schwäbisches Lull und Lall nicht mal zu einem „ha noi“ reicht, zerrt das Blatt gleich noch Wolfgang Kubicki (66), den größten Salonschwätzer und AfD-Wortabwürger des Bundestages, zu einer „harten Kritik“ aus irgendeiner Reichstags-Bar: „Die Äußerung von Stefan Kretzschmar ist absurd, beweist sie doch in sich selbst, dass alles geäußert werden kann. Zur Meinungsfreiheit gehört auch der Mut zur Meinungsäußerung. Kretzschmar beschreibt keine Einschränkung der Meinungsfreiheit, sondern Feigheit.“

Gut, dass BILD noch einen oder zwei Schuler vom Schlage Gesunder Menschenverstand hat. Der fragte Kretzsche tatsächlich noch: Ist es grundsätzlich gewünscht, dass Sportler/Promis unpolitisch sein sollen? Kretzschmar: „Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn ich mich zu irgendeinem anderen Thema als zum Handball geäußert hatte, dass sofort Gegenwind kam.“ Schuler: Konkrete Beispiele? Kretzschmar: „Toni Kroos vielleicht, nach seinem Tweet ‚Danke Angie.‘“

Tatsächlich hat Kroos sogar damals (2017) gejubelt:

Heul und Schnief, aber auch: Wenn das keine „Meinungsfreiheit“ ist … Jedenfalls verführte Schuler den Kretzsche dann doch noch zu einer Art Grätsche: „Ich WÜRDE mir wünschen, dass die Menschen sich mehr zutrauen, ihre Meinung häufiger zu sagen. Das macht Demokratie aus. Und ich WÜRDE mir wünschen, dass dann nicht gleich wieder hundert Schlaumeier mit der Keule kommen, draufhauen und sofort wieder Meinungen per se verurteilen.“

Also wiedermal alles Sturm im Wasserglas: Kretzschmar WÜRDE sich wünschen … WARUM tut er’s nicht? Der Schritt vom Konjunktiv zum Imperativ ist nur ein Siebenmeter, Kretzsche …


Ex-BILD-Chef Peter Bartels.
Ex-BILD-Chef Peter Bartels.

PI-NEWS-Autor Peter Bartels [7] war zusammen mit Hans-Hermann Tiedje zwischen 1989 und 1991 BILD-Chefredakteur. Unter ihm erreichte das Blatt eine Auflage von 5 Millionen. In seinem Buch „Bild: Ex-Chefredakteur enthüllt die Wahrheit über den Niedergang einer einst großen Zeitung“ [8], beschreibt er, warum das einst stolze Blatt in den vergangenen Jahren rund 3,5 Millionen seiner Käufer verlor. Zu erreichen ist Bartels über seine Facebook-Seite [9]!

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Kretzschmar: „Regierungskritische Meinung darf man in diesem Land nicht mehr haben“

geschrieben von PI am in Meinungsfreiheit,Videoblog | 139 Kommentare

Im Vorfeld der Handball-WM in Deutschland und Dänemark hat sich der frühere Handball-Nationalspieler Stefan Kretzschmar im Interview mit t-online erstaunlich offen zum Thema Meinungsfreiheit in Deutschland geäußert.

Kretzschmar, politisch immer klar linksstehend und früher sogar in der Berliner Hausbesetzerszene unterwegs, antwortete unter anderem auf die Frage, warum es für Profisportler so schwer ist, ihre Meinung in der Öffentlichkeit zu sagen (siehe Videoausschnitt oben):

„Dafür können die Spieler nichts, die spielen das Spiel nur mit. Für jeden Kommentar bekommst du eins auf die Fresse. Wenn du eine polarisierende Meinung hast, finden die 50 Prozent scheiße. Für alles, was dich von der Masse abhebt, erntest du einen Shitstorm. Dem setzt sich kein Profisportler aus. Alle gehen ihren gemütlichen Weg, keiner streckt den Kopf höher heraus, als er muss. Das würde ich genauso tun.“

Und weiter: „Welcher Sportler äußert sich denn heute noch politisch? Es sei denn, es ist die Mainstream-Meinung, mit der man nichts falsch machen kann. Eine gesellschafts- oder regierungskritische Meinung darf man in diesem Land nicht mehr haben. Wir Sportler haben in Deutschland eine Meinungsfreiheit, für die man nicht in den Knast kommt. Wir haben aber keine Meinungsfreiheit im eigentlichen Sinne. Wir müssen immer mit Repressalien von unserem Arbeitgeber oder von Werbepartnern rechnen. Deswegen äußert sich heute keiner mehr kritisch.“

Das ganze Interview gibt es hier [14].

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