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„Das Ende eines Vorreiters“

Von MARKUS WIENER | Manchmal findet man auch beim politischen Gegner kluge Gedanken und Analysen. Der Bericht über die bevorstehende Auflösung der islamkritischen Bürgerbewegung Pro Köln auf dem „Störungsmelder“ von „Zeit online“ gehört dazu. Unter der Überschrift „Ende eines Vorreiters“ [1] findet sich erstaunlich wenig linke Hetze und stattdessen eine zähneknirschende „Würdigung“ der bleibenden Verdienste von Pro Köln.

Als islamfeindliche Bewegung hatte Pro in Deutschland eine Vorreiterrolle.

Ersetzt man hier „feindlich“ durch „kritisch“, dann hat es der Autor Sebastian Weiermann treffend auf den Punkt gebracht. In der Tat gehörte Pro Köln als Keimzelle der gesamten „Pro-Bewegung“ zu den ersten Organisationen überhaupt, die islamkritische Positionen öffentlichkeitswirksam formulierten und in die politische Debatte einführten. Höhepunkte dabei waren sicher die Demonstration mit dem heutigen Vizekanzler der Republik Österreich, Heinz-Christian Strache, im Jahr 2007 gegen die Ehrenfelder Großmoschee oder der gewaltsam von zehntausenden linken Gegendemonstranten verhinderte Kölner Anti-Islamisierungskongress im Jahr 2008. Viele weitere spektakuläre, oftmals provokante und manchmal auch überdrehende Kampagnen und Aktionen folgten.

Schritt für Schritt wurde dadurch das Sagbare in diesem von Tabus und Verboten verstellten Politikfeld erweitert. Auch wenn die Ergebnisse bei Wahlen über Achtungserfolge auf kommunaler Ebene nie hinaus kamen. Dafür war die Zeit noch nicht reif, die äußeren Umstände ungünstig und die eigenen Mittel zu beschränkt. Auch selbstverschuldete Fehler sollen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Getrieben von einer zunehmenden Stigmatisierung und der „medialen Schweigespirale“, bot sich als vermeintlicher letzter Ausweg nur noch mehr Zuspitzung, mehr Provokation, mehr Kompromisslosigkeit an. Letztendlich ein Teufelskreis, der nicht zum Ziel führte.

Doch das schmälert den aufopferungsvollen Einsatz hunderter idealistischer Aktivisten in keiner Weise. Und auch die Art der tagespolitischen Arbeit vor Ort, in einer eher links dominierten Millionenstadt, war über lange Zeit unter schwierigen Voraussetzungen relativ erfolgreich.

Einfache Parolen und ein betont biederes Auftreten in der Öffentlichkeit waren das Erfolgsrezept von Pro Köln.

Die bürgerbetonte politische Graswurzelarbeit war für eine lokale Gruppe wie Pro Köln, ohne starke Unterstützer im Hintergrund, sozusagen „alternativlos“. So konnte selbst auf einem schwierigen Pflaster ein kleines, aber tüchtiges Oppositionsmilieu entstehen, das auch noch in Zukunft von Nutzen sein kann für die politischen Umwälzungen im ganzen Land.

Und jetzt hat Pro Köln seine Auflösung bekannt gegeben. Der Schritt kommt zwar überraschend, ist allerdings folgerichtig.

Ja, denn alles hat seine Zeit. Und wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt und zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben. In politischen Zusammenhängen wird das gelegentlich auch als „Politikfähigkeit“ bezeichnet. Lassen wir abschließend noch einmal den „Störungsmelder“ mit mehr als nur einem Satz zu Wort kommen:

Ein Grund, um sich zu freuen, ist die Auflösung von Pro Köln allerdings nicht. Die Rechtspopulisten verfassten eine Auflösungserklärung unter dem Titel „Mission erfüllt“, darin stellen sie sich als Pioniere der „politischen Islamkritik und patriotischen Graswurzelerneuerung“ dar. Die „Islamkritik“, für die Pro stehe, sei mittlerweile bis in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen, und es gebe eine „bundesweit erfolgreiche Alternative zum etablierten Machtkartell“, die ähnliche Inhalte wie Pro Köln habe. Ein Fortbestand von Pro Köln sei unter diesen Umständen „völlig sinnlos und sogar kontraproduktiv“. So viel realistische Analyse wie in diesen Sätzen hat Pro Köln selten zustande gebracht. Die selbsternannte Bürgerbewegung ist überflüssig. Sie hat viel dafür getan, rassistische Positionen in der Öffentlichkeit sagbar zu machen. Letztendlich gelang den Pro-Funktionären der große, bundesweite Durchbruch nicht, weil sie an Eifersüchteleien untereinander scheiterten. Den Weg für den Erfolg der AfD haben sie allerdings zu einem Stück weit mit vorbereitet.

Ein Fazit, das gewiss manch berechtigten Widerspruch auslöst, aber auch viel Wahres enthält. Möge der geneigte Leser (und PI-NEWS-Diskutant) selbst darüber entscheiden!


Markus Wiener. [2]
Markus Wiener.
PI-NEWS-Autor Markus Wiener [3] schreibt bevorzugt zu Kölner Themen für diesen Blog. Der 41-jährige Politologe und gelernte Journalist ist Mitglied des Kölner Stadtrates und der Bezirksvertretung Chorweiler. Seit über 20 Jahren widmet er sein politisches und publizistisches Engagement der patriotischen Erneuerung Deutschlands. Der gebürtige Bayer und dreifache Familienvater ist über markus.wiener@stadt-koeln.de [4] erreichbar.

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