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Der Riss geht durchs Volk, nicht durchs Land

Von WOLFGANG HÜBNER | Auch ein gutgemeinter Erklärungsversuch kann zu ganz falschen Schlussfolgerungen führen. Diese Erkenntnis betrifft einen Artikel des jungen Simon Strauss [1] im FAZ-Feuilleton, in dem er versucht, die Kontroverse um den Schriftsteller Uwe Tellkamp [2] damit zu erklären, dass es einen politisch-gesellschaftlichen Riss zwischen dem Westen und dem Osten gebe, also zwischen der alten BRD und der alten DDR. Strauss, selbst schon unter dem Verdacht „rechter“ Sympathien stehend, wollte offenbar ein wenig Wiedergutmachung an Tellkamp leisten, der tags zuvor von einem FAZ-Schreiber an gleicher Stelle [3] in übler Weise als „rechter Mann“ denunziert wurde.

Aber Strauss hat unrecht mit dieser Einschätzung oder Befürchtung, der Riss gehe entlang der ehemaligen Zonengrenze durch das Land. Das beweist allein schon die Tatsache, dass Tellkamps Kontrahent bei der skandalisierten Diskussionsveranstaltung in Dresden der Schriftsteller Durs Grünbein war (Video hier) [4]. Der ist aber wie Tellkamp ebenfalls gebürtiger Dresdner, also Ostdeutscher. Und dem widerspricht auch die kurz davor stattgefundene große Demonstration [5] gegen die tödlichen Folgen von Merkels Grenzöffnung im rheinland-pfälzischen Städtchen Kandel, also tief im Westen.

Sicher, immer noch gelten zu Recht Städte wie Dresden und auch Cottbus oder Görlitz als Zentren der patriotischen Opposition. Doch die AfD hat selbst in den wohlhabenden westlichen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg sehr gute Resultate erzielt. Zudem gibt es in vielen Orten der alten BRD inzwischen organisierten und spontanen Widerstand gegen die Merkel-Demokratur, der größer geworden ist und weiter wächst. Es können sich durchaus sehr rasch Situationen ergeben, die im Westen eine Dynamik für massenhafteren Protest entwickeln können.

Der Riss muss noch tiefer gehen

Es ist deshalb eine irreführende Analyse, den Riss in Deutschland geographisch zu verorten. Tatsächlich verläuft die Scheidelinie zwischen den Befürwortern und Profiteuren des Parteien- und Medienkartells einerseits sowie den erstarkenden freiheitlich-patriotischen Kräften andererseits. Jede Seite hat dabei verschiedene Färbungen und Besonderheiten, Deutschland ist schließlich kein Kleinstaat. Doch der Riss geht durch das Volk. Und Götz Kubitschek hatte Recht, als er auf der Dresdner Veranstaltung mit Tellkamp und Grünbein (hier im Video bei 15:20 min) [6] sagte, dass dieser Riss noch tiefer gehen muss. Denn zur Entscheidung steht die Zukunft des deutschen Volkes: Entweder als selbstbestimmende souveräne Nation oder als Spielball innerer und äußerer Sonderinteressen.

Das Programm der neuen Berliner Koalition ist der Versuch, den sich vertiefenden Riss mit derzeit noch reichlich vorhandenen materiellen Zuwendungen zuzuschütten. Schon die geringste wirtschaftliche Eintrübung kann jedoch für ein Scheitern dieses Versuchs sorgen. Die verlogenen Sorgen  um den „Freihandel“ samt den Hasstiraden gegen den Störenfried Trump zeigen die Nervosität der Herrschenden nur zu gut an.

Nicht weniger sollte sie allerdings der geistige Riss nervös machen, der in gewichtigen intellektuellen Stimmen wie denen von Uwe Tellkamp, Rolf Peter Sieferle [7], Jörg Baberowski, Monika Maron, Thilo Sarrazin und anderen seinen Ausdruck findet. Dieser Riss ist nicht mit Geld und nicht mit multimedialer Konsensbeschwörung zu kitten. Denn kritische Geister mögen, zeitweilig sogar mit Erfolg, Verfemungs- und Isolierungsversuchen ausgesetzt sein. Die Geschichte lehrt aber: Sie siegen trotzdem, wenn sie der geistigen Wahrheit und Unbestechlichkeit verpflichtet bleiben. Und bei keinem der oben genannten Namen müssen solche Befürchtungen gehegt werden.


Wolfgang Hübner. [8]
Hübner auf der Buch-
messe 2017 in Frankfurt.
PI-NEWS-Autor Wolfgang Hübner [9] schreibt seit vielen Jahren für diesen Blog, vornehmlich zu den Themen Linksfaschismus, Islamisierung Deutschlands und Meinungsfreiheit. Der langjährige Stadtverordnete und Fraktionsvorsitzende der „Bürger für Frankfurt“ (BFF) legte zum Ende des Oktobers 2016 sein Mandat im Frankfurter Römer nieder. Der 71-jährige leidenschaftliche Radfahrer ist über seine Facebook-Seite [10] erreichbar.

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Gesinnungspolizei: Suhrkamp distanziert sich von eigenem Autor

geschrieben von PI am in Kampf gegen Rechts™,Meinungsfreiheit,Video | 81 Kommentare

Von R.B. | Vor der Leipziger Buchmesse (ab 15. März) spitzt sich die Diskussion um Flüchtlingskrise und Meinungsfreiheit zu. Im Fadenkreuz der Meinungspolizei ist aktuell der vielfach ausgezeichnete ostdeutsche Autor Uwe Tellkamp (Der Turm, 2008). Der Suhrkamp-Verlag hat sich von ihm distanziert und damit praktisch eine Abmahnung getwittert.

Aber fallen lassen will er ihn nicht. Geschäft ist schließlich Geschäft.

Suhrkamp twitterte: „Aus gegebenem Anlass: Die Haltung, die in Äußerungen von Autoren des Hauses zum Ausdruck kommt, ist nicht mit der des Verlags zu verwechseln.“

Vorausgegangen war eine Diskussionsveranstaltung [11] im Dresdner Kulturpalast. Der 49-jährige Tellkamp und der Dichter Durs Grünbein hatten sich einen verbalen Schlagabtausch zur Flüchtlingspolitik und Meinungsfreiheit geliefert.

Tellkamp, hier ab Minute 32.00:

Bereits zum Einstieg skizzierte Tellkamp eine Kette von Ereignissen und Aktionen der Mundtotmachung, viele davon an deutschen Universitäten, in Zeitungen und Talkshows, die belegen sollten: Die Medien messen mit zweierlei Maß, Meinungsunterdrückung ist an der Tagesordnung, der Irrsinn wird zur Normalität, der gesunde Menschenverstand zur Krankheit erklärt. Tonangebend ist die politisch korrekte elitäre Klasse. Eine Schmonzette quittierte das mehrere hundert Besucher zählende Publikum mit spontanem zustimmenden Gelächter und Applaus: bei Plasbergs „Hart aber fair“ hatte NRW-Wahlsieger Laschet (CDU) gesagt. „Das SED-Regime hat die Gehirne der Ostdeutschen nachhaltig beschädigt“. Ein Zuschauer kommentierte anschließend: „Schön zu erfahren, wie Laschet über seine Chefin spricht“

Zum Beweis für die einseitige Berichterstattung nach Grenzöffnung verwies Tellkamp auf die Studie der Otto-Brenner-Stiftung der IG Metall, die 30.000 Medien ausgewertet hatte und eine tendenziöse Berichterstattung pro Flüchtlingspolitik festgestellt hatte.

Tellkamp verwahrte sich entschieden gegen die ständige Verdrehung von Ursache und Wirkung in der medialen Öffentlichkeit. Zuerst seien die Europa- und Finanzkrise dagewesen, in deren Folge sich 2013 die AfD gegründet habe, dann die Flüchtlingskrise mit ihrer verschärfenden Problematik. „So wird ein Schuh draus“, sagte der Autor unter dem Applaus der Zuhörer, und legte mit harten Fakten nach: im Bundestag habe es bei den entscheidenden Debatten noch nicht einmal Opposition der Linken gegeben. Der Bundestag sei bis heute nicht zur Grenzöffnung gefragt worden. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages habe dazu festgestellt, dass das Prinzip der Gewaltenteilung, der sich auch eine Kanzlerin unterwerfen müsse, verletzt worden sei, weil Merkel bis heute nicht darüber habe entscheiden lassen.

Die Leute spürten seit zwei Jahren das herablassende Gerede zu abweichenden Meinungen und wehrten sich dagegen. Viele Journalisten sind und waren von vorneherein auf Regierungslinie, sagte Tellkamp. An die Adresse Heribert Prantls von der Süddeutschen Zeitung richtete Tellkamp den Vorwurf, dass Prantl den Ostdeutschen die Demokratiefähigkeit abgesprochen habe, ausgerechnet den Leuten, die auf der Straße 1989 für Demokratie gekämpft hätten.

Die niveaulose Reaktion des Suhrkamp-Verlages gegenüber Tellkamp zeigt zum einen den Mangel an Solidarität und Fürsorgepflicht gegenüber den „eigenen“ Autoren, zum anderen die Nervosität und Verunsicherung in der Buch- und Medienbranche. Nach den Angriffen gegen rechte Verlage auf der Frankfurter Buchmesse 2017 hatten Autoren, Publizisten und Buchhändler aus Dresden und anderen Städten schwere Vorwürfe gegen den Börsenverein des Deutschen Buchhandels erhoben. In dem Appell „Charta 2017“ hieß es:

Wenn ein Branchen-Dachverband [..] darüber befindet, was als Meinung innerhalb des Gesinnungskorridors akzeptiert wird und was nicht, wenn gar zu, aktiver Auseinandersetzung‘ mit missliebigen Verlagen unter Nennung ihrer Standnummer aufgerufen wird und diese dann im ,Kampf gegen Rechts‘ beschädigt und ausgeräumt werden – dann ist unsere Gesellschaft nicht mehr weit von einer Gesinnungsdiktatur entfernt.

Ihre Gesinnung von Meinungsfreiheit brachten knapp eine Woche vor Beginn der Buchmesse Studierende und Beschäftigte deutschsprachiger Literaturinstitute u.a. aus Leipzig und Hildesheim zu Gehör. Sie kritisierten die Teilnahme rechter Verlage an der Messe. Sie warfen der Messeleitung vor, „eine Mitverantwortung für die Normalisierung rassistischer und sexistischer Positionen im Parlament und auf der Straße zu tragen“

Dazu passt, dass die Messeleitung die sogenannten neurechten Buchverlage auf der Grundlage der „Besuchersicherheit“ und im Rahmen eines Sicherheitskonzeptes geschlossen in einem Block des Veranstaltungsgeländes auf der Leipziger Buchmesse positioniert hat. Unter anderem werden das „Compact Magazin“ und der Verlag „Edition Antaios“ [12] ausstellen. Die Zeitschrift „Junge Freiheit“ hat wegen der „einseitigen und ungünstigen Standplatzierung“ ihre Teilnahme abgesagt. Da klingt es wie Hohn, wenn der Direktor der Buchmesse, Oliver Zille, betont, dass sich die Buchmesse als Ort der Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt versteht.

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