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Die heimlichen Verehrer der Steinigung

Nach den Wahlen in Sachsen und Brandenburg stellte die MDR-Moderatorin Wiebke Binder die offene Frage nach der Möglichkeit einer „bürgerlichen Koalition“ zwischen CDU und AfD (PI-NEWS berichtete unter anderem hier) [1]. Das löste Schnappatmung und Atemnot bei den Altparteien aus, die bis heute anhält.

Ein Neben-Aspekt dieser Geschichte ist die Anbiederung der Denunzianten an die herrschende Meinung, die naturgemäß immer etwas später erfolgt. Später, weil sie erst einmal beobachten, wie sich die Gemengelage entwickelt und ob sie sich ins Spiel bringen sollten. Zu spät darf das allerdings auch nicht geschehen, weil dann andere schneller sein könnten. Der richtige Zeitpunkt wäre im Grunde jetzt gegeben.

Ein „Journalist“ aus der 2. Reihe, der jetzt gerade die richtige Menge Gratismut verspürt, ist Tobias Gellert, der es über den Offenen Kanal Lübeck und Radio Schleswig-Holstein bis hin zu SAT.1 geschafft hat. Er fordert jetzt recht offen weitere, „andere“ Konsequenzen gegen Wiebke Binder, die über eine Distanzierung des MDR von ihr hinausgehen sollten.

Die Inqisitionsstimmung und die Hoffnung der kleinen Trittbrettfahrer, die sich jetzt dem System andienen wollen, hat Rocco Burggraf auf Facebook [2] in einem hervorragenden Kommentar auf den Punkt gebracht. Wir drucken den Text deshalb hier auf PI-NEWS gerne ab:

Die heimlichen Verehrer der Steinigung

Der Name Wiebke Binder ist inzwischen ein Begriff. Sie wurde mit einer einzigen, arglosen Frage zu einer Art Eva Braun der neueren Zeitgeschichte. Sie hatte im MDR die Koalition zweier konservativer Parteien, übrigens die, die sächsische Wähler nach aktuellen Umfragen als die mit Abstand Sinnvollste für das Land bezeichnen, „bürgerlich“ genannt.

Danach war für die Journalistin und ihren Arbeitgeber MDR nichts mehr wie vorher. Die heilige Inquisition schäumte, verlangte Distanzierungen, Entschuldigungen, Canossagänge. Der Rundfunkrat wurde bemüht. Intendanten griffen nächtens zum Telefon und setzten strategische Beratungen an, wie nach dem blasphemischen Fehltritt der Verbleib in der heiligen Familie zu retten sei. Denn derart vom Glauben abgefallene Personen wie Binder, werden öffentlich gemacht, an Ort und Stelle fixiert und dann solange beworfen, bis sie keinen Mucks mehr von sich geben.

Situationen, in denen sich ein genauer Blick lohnt. Hier, bei den öffentlichen Steinigungen, fallen die Masken. Es schlägt die Stunde der ehrenamtlichen Henker. Die bisher zu kurz Gekommenen, blassen, unsichtbaren Zeitgenossen erheben sich aus der Masse empor und glänzen mit besonderem Mut und Eifer. Sie sammeln, um sich blickend, die größten Brocken, immer in der Hoffnung, Ihnen sei es vorbehalten, den finalen Akt herbeizuführen und sich für die Glaubensgemeinschaft als besonders nützlich zu erweisen.

Es ist daher an der Zeit, einmal öffentlich Danke zu sagen.

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