Jugendliche und Männer zwischen 16 und 20 Jahren versuchten im südbadischen Lörrach eine junge Frau zu ermutigen, Selbstmord zu begehen. Die Frau stand auf einer 70 Meter hohen Terrasse des Rathauses und drohte, sich in die Tiefe zu stürzen. Und während Feuerwehr, Ärzte und Psychologen versuchten, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, rief eine Gruppe junger Männer lautstark und wiederholt: Spring doch endlich! Es wird langweilig! Die Jugendlichen hatten – ups, hoffentlich darf man das sagen – einen türkischen, albanischen oder kosovarischen Migrationshintergrund.

Sie lösten eine Massenschlägerei aus, in deren Verlauf sechs Polizisten verletzt wurden.

Als einige Obdachlose auf dem Lörracher Rathausplatz dann für die selbstmordgefährdete Frau Partei ergriffen und den Jugendlichen „Haltet die Schnauze“ zuriefen, sie aber auch mit ausländerfeindlichen Sätzen attackierten, kam es zu einer Schlägerei. Die Randalierer hatten sich auf dem an den Rathausplatz grenzenden Bahnhofsvorplatz versammelt und konnten nur mit großer Mühe von der Polizei zurückgedrängt werden. Ein vergleichbarer Fall, bei dem eine vor dem Selbstmord stehende Person öffentlich von Passanten hierzu aufgefordert wurde, ist zumindest der baden-württembergischen Polizei nicht bekannt.

Die jugendlichen Randalierer sind der Polizei seit Jahren bekannt, weil einige zur Gewalt neigen und auch schon straffällig geworden waren. Nach Auskunft der Polizei stammen sie gebürtig aus dem Kosovo, Albanien und aus der Türkei, die meisten von ihnen sind aber deutsche Staatsbürger. Einige der Jugendlichen, die zwischen 16 und 20 Jahre alt sind, waren auch an der brutalen Schlägerei in einer Lörracher Musikkneipe in der Grabenstraße im Oktober 2004 beteiligt, bei der einige Polizisten verletzt wurden. Bei der Schlägerei vor dem Rathaus am Montag wurden von etwa 35 Polizisten sechs verletzt. Nur mit Hilfe der Bundespolizei und zehn zusätzlicher Bereitschaftspolizisten gelang es überhaupt, die Situation zu entschärfen.

Zur Aufklärung des Zwischenfalls setzte die Polizei eine Ermittlungsgruppe ein. Gegen zwölf Jugendliche wird wegen Körperverletzung, Beleidigung und wegen des Widerstands gegen Vollzugsbeamte ermittelt. Acht Jugendliche nahm die Polizei vorübergehend fest. Seit den Krawallen in der Grabenstraße im Oktober 2004 hat die Polizei ein Programm zur repressiven Bekämpfung der Jugendkriminalität aufgelegt. Straftaten Jugendlicher sollen schneller und konsequenter verfolgt werden; die Polizei ist bei Veranstaltungen von Jugendlichen mit mehr Beamten vertreten als normalerweise üblich.

Die große Kreisstadt Lörrach, die nur wenige Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt liegt, hat 47.000 Einwohner und ist die größte und wichtigste Stadt im Markgräflerland. Nennenswerte wirtschaftliche und soziale Probleme hat Lörrach nicht – die Arbeitslosenquote liegt bei fünf Prozent. Oberbürgermeisterin Gudrun Heute-Bluhm (CDU) sagte, sie sei entsetzt, die „Rufe der bekannten gewaltbereiten Jugendlichen“ seien nicht nachvollziehbar und ließen jede Anteilnahme vermissen. Die Obdachlosen dagegen hätten „Verantwortungsbewußtsein“ gezeigt, indem sie die Jugendlichen kritisiert hätten. Etwa um 16 Uhr konnten Psychologen der Polizei die junge Frau auf der Rathausterrasse dann endlich davon überzeugen, nicht in die Tiefe zu springen.

Erstaunlich und erfreulich, dass die Oberbürgermeisterin nicht in Gutmenschenmanier auf die Obdachlosen losgegangen ist, wegen ausländerfeindlicher bzw. rassistischer oder, besser noch, rechtsradikaler Tendenzen! Im Gegenteil: Sie lobt ausdrücklich deren Verhalten. Bei FAZ.NET ist man noch nicht ganz so weit. So vermittelt mit dem Satz „Als einige Obdachlose auf dem Lörracher Rathausplatz dann für die selbstmordgefährdete Frau Partei ergriffen und den Jugendlichen „Haltet die Schnauze“ zuriefen, sie aber auch mit ausländerfeindlichen Sätzen attackierten, kam es zu einer Schlägerei“, den Eindruck, die Schlägerei habe dadurch begonnen, dass die Obdachlosen die Jugendlichen mit „ausländerfeindlichen Sätzen attackierten“.

Aber immerhin, sehr erfreulich, der Migrationshintergrund der Täter wurde genannt. Das ist noch immer selten genug.

(Spürnase: Stefan W.)

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