Zur Zeit findet in Kenia die 12. Weltklimakonferenz statt. Über 6.000 Delegierte aus 189 Ländern eilten in tiefer Sorge zur Rettung unseres Planeten dorthin – überwiegend per Flugzeug. Wir haben bisher noch nicht darüber berichtet, denn das können andere besser. Die Welt ließ innerhalb weniger Tage vier Autoren zu Wort kommen, die zu der gigantischen PR-Veranstaltung etwas zu sagen haben, was man normalerweise politisch korrekt nicht einmal denken darf. Denn auf dem Klimagipfel ist Weltuntergangsstimmung angesagt, und die Teilnehmer versuchen, sich mit düsteren Prognosen gegenseitig zu überbieten.


Wir aber hören den anderen Stimmen zu, denen, die diesen Aktionismus in Frage stellen. Als erstes ein Auszug aus der heutigen Welt-Kolumne
von Dirk Maxeiner und Michael Miersch:

Wie warm hätten Sie es gern?

Die jüngsten Leistungen der deutschen Politik sind bewundernswert. Erst wurde die Gesundheitsreform auf dem Wege der Autosuggestion gelöst, dann die Unterschicht semantisch zum Verschwinden gebracht. Außerdem musste der Weltfrieden vor deutschen Truppen gerettet werden, die einen afghanischen Totenschädel mit einem Bierkrug der Hells Angels verwechselt hatten.

In dieser Woche eilte Deutschland entschlossen dem Weltklima zu Hilfe. Dass wir uns bereits mitten in einer Katastrophe befinden, verdeutlichte ein Lawinenabgang apokalyptischen Schrifttums – eindeutig ein menschengemachtes Phänomen, das zyklisch vor internationalen Klimakonferenzen auftritt.
„Da das Kyoto-Abkommen 2012 ausläuft, muss die EU wieder eine Vorreiterrolle übernehmen, um zu einer guten Nachfolgeregelung zu gelangen", versicherte Angela Merkel. Dies finden wir äußerst konsequent, denn die Vorreiterrolle der EU besteht ja darin, die bisherigen Vorgaben um Lichtjahre zu verfehlen (Länder wie Großbritannien, Griechenland oder Spanien liegen bis zu 60 Prozent über zugesagten Reduktionszielen). Die Nachfolgeregelung sollte deshalb besonders radikale Einschnitte formulieren, damit Europa weiterhin hohe moralische Maßstäbe setzen und sie dann erfolgreich unterbieten kann. (…) Das Klima war „außer Kontrolle", was in Zukunft nicht mehr passieren wird, da sei auch Umweltminister Gabriel vor. Ab sofort ist dem Klima nur noch eine Erwärmung von maximal zwei Grad erlaubt, sonst verstößt es gegen internationale Konventionen. Wandel mögen die Deutschen nicht, Kontrolle ist viel beliebter. Wobei sich eine delikate Frage stellt: Welches Klima hätten Sie denn gern? Zwei Grad plus? Oder ein Grad minus? Und wird diese Frage demokratisch entschieden? Oder durch Lobbyisten? Wir sehen eindeutig einen Zielkonflikt zwischen den Herstellern von Windrädern und Deckenventilatoren. Ganz abgesehen von internationalen Verwicklungen. …

Edgar Gärtner, Leiter des Umweltforums des Centre for the New Europe in Brüssel, schrieb vor zwei Tagen im Gast-Kommentar:

Wider den Klima-Totalitarismus

Nun fordern die Verfechter von Kyoto I, mit einem Kyoto II die Dosis der falschen Medizin drastisch zu erhöhen, weil sie sich weigern, ihre Diagnose infrage zu stellen. Mein Freund Reinhard Loske sagt schon in der Überschrift seines Gastkommentars „Klimaschutz oder Kollaps" (WELT vom 4. November), worum es aus seiner Sicht geht: um alles oder nichts. Diese Art von Gegenüberstellung ist das Kennzeichen einer totalitären, wenn nicht nihilistischen Denkweise (die ich ihm nicht unterstelle). Der US-amerikanische Publizist Paul Berman definierte den Totalitarismus als „Politik der Massenmobilisierung für unerreichbare Ziele", die am Ende ins Elend führt. Um eine Massenmobilisierung für die Lösung unlösbarer Probleme geht es auch bei der „Klimapolitik" nach Kyoto-Muster.

Dieses Abkommen geht davon aus, der unbestreitbare Klimawandel werde durch Kohlendioxid verursacht, das bei der Verbrennung von Kohle und Öl freigesetzt wird. Wissenschaftliche Belege für einen solchen Zusammenhang stehen freilich aus. Es ist nicht einmal sicher, ob die Erderwärmung überhaupt ein durchgängiger Trend ist, denn seit 1998 haben die Messstationen keinen weiteren Anstieg der Durchschnittstemperatur ausgemacht. (…) Wenn der Klimawandel tatsächlich die Ursachen hätte, die ihm UN-Berichte zuschreiben, wäre ihm nicht beizukommen. Die Prämissen des Kyoto-Protokolls müssen infrage gestellt werden. Dass die internationale Bürokratie dazu noch fähig ist, scheint mir aber wenig wahrscheinlich. Deshalb meine Warnung vor der totalitären Versuchung. Eigentlich sollte die mögliche Rolle von CO2 im Wettergeschehen seit über einem halben Jahrhundert geklärt sein. Schon 1951 hat das
„Compendium of Meteorology" der US Meteorological Society festgestellt, dieses „Treibhausgas" könne prinzipiell keine große Rolle spielen, weil fast alles, was es tun könnte, schon vom Wasserdampf getan wird, der in der Atmosphäre ohnehin vorhanden ist. Gab es jemals ein Experiment, das diese Einschätzung widerlegen könnte? (…)

Henrik Svensmark und seine Mitarbeiter berichten dort, es sei ihnen gelungen zu zeigen, wie schon kleine Schwankungen der Sonnenfleckenzahl und damit einhergehende Schwankungen der Stärke des solaren Magnetfeldes die Durchschnittstemperatur der Erde beeinflussen können: Ist das solare Magnetfeld stark genug, schirmt es die Erdatmosphäre vor eindringenden kosmischen Partikeln ab, und es wird wärmer.

Sinkt die Sonnenaktivität hingegen, fördern eintreffende kosmische Teilchen in der Erdatmosphäre die Bildung kühlender Wolken. Da die Sonnenaktivität in den letzten Jahrzehnten erheblich stärker geworden ist, könnte das die im gleichen Zeitraum gemessene Erderwärmung zum größten Teil erklären. Für die nächsten Jahrzehnte erwarten russische Astronomen eine Abnahme der Sonnenfleckenzahl, was kostspielige „Klimapolitik" überflüssig machen könnte. (…)

Und Ulli Kulke schrieb am 07.11.:

Überhitzte Debatte


Wir fassen zusammen: Die Erde wird bald eine
„glühende Herdplatte". Die Zehntausenden von Afrikanern, die mit ihren Booten kommen, sind von der urplötzlich staubigen Scholle vertrieben worden. Der Meeresspiegel wird in diesem Jahrhundert um sieben Meter ansteigen, Norddeutschland also verschwinden. Spielfilme mit dokumentarischem Anspruch, öffentlich-rechtliche Radiokanäle und große Zeitungen jagen sich in ihrem quotenbringenden Katastrophismus.

Die Schwerfälligkeit, mit der die Industrieländer eine angemessene Antwort auf durchaus vernünftige Warnungen vor dem Treibhauseffekt verweigern, scheint inzwischen die aberwitzigsten Übertreibungen bei den Prognosen zur Erderwärmung zu rechtfertigen. Wer kann noch ein Braunkohlebrikett zulegen in die Diskussion? Höher, heißer, schneller ist die Devise. Alle Dämme gegen die Überhitzung der Debatte sind gebrochen.

Und das Bedürfnis steigt, die Klimaerwärmung hier und heute schon in ihrer ganzen Dramatik darstellen zu dürfen, sie aus der Prognose herüber ins aktuelle Tagesgeschehen zu schreiben und zu senden. Jede Witterung – Flut, Dürre, verlängerter Sommer, verfrühter Winter -, die Nachrichtensendungen bringen uns all das, was es vor hundert Jahren schon immer irgendwo gab, was aber bis vor zehn Jahren noch niemanden interessierte, heute täglich aus den fernsten Kontinenten herbei. Stets mit der vielsagenden Frage: Ist sie das schon, die Klimakatastrophe? Grusel! (…) Aber die Verantwortlichen in den Medien täten gut daran, sich etwas zu bescheiden, sich auch mal zu überlegen, mit welch unnötig dramatisierten Prognosen für ihre spätere Welt die heutigen Kinder aufwachsen. Es muss nicht immer das Schlimmste aller irgendwo angedachten Szenarien herangezogen und anschließend mit dem Faktor zwei gesendet oder gedruckt werden. Übertreibungen schaden auf Dauer.

Sonnenaktivität! Wie langweilig! Wie kann denn die Sonne etwas mit Wärme zu tun haben? Die Erde geht unter, weil der Mensch – und zwar der industrialisierte und somit schlechte – sie zerstört. Basta! Die Klima-Katastrophe ist Konsens, sollen die Wissenschaftler doch messen, was sie wollen.

Und bald fliegen 6.000 Menschen mit dem guten Gefühl versucht zu haben, die Welt vor uns zu retten, und mit reinem Gewissen in ihre 189 Länder zurück.

Like
Beitrag teilen:
 

1 KOMMENTAR

Comments are closed.