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„Oriental“-Chef Kurt Wachtveitl – der Bush-Basher aus Bangkok

kurt_wachtveitl.jpgDer aus dem Allgäu stammende Kurt Wachtveitl (69, Foto) ist seit knapp 40 Jahren Direktor des "Oriental" in Bangkok, einem der exklusivsten Hotels der Welt. Die Reichen, Schönen und Prominenten dieser Welt wie Henry Kissinger, Margaret Thatcher, Elisabeth Taylor, Michael Jackson, Leonardo DiCaprio durften sich bislang einer exzellent-exquisiten Betreuung erfreuen. Aber einen Gast würde Wachtveitl – wie er in einem Interview mit dem Online-Ableger der Netzeitung "Readers Edition" [1] unmissverständlich zu verstehen gab – nur sehr ungern in seinem Hotel begrüßen: US-Präsident George W. Bush!

Schon früh in seinem Leben machte Wachtveitl die Erfahrung, wie angenehm es ist, auf Kosten anderer zu leben:

Als ich 10 Jahre alt war, bin ich mit einer Gruppe Pfadfindern mit ganzen 20 DM in der Tasche, was unglaublich viel wert war, zum Chiemsee gefahren. Da bin ich dann in ein nobles Restaurant gegangen und hab „Chicken Pineapple“ gegessen, und mein ganzes Geld war weg. Ich habe dann die restliche Zeit als Parasit der anderen gelebt. Da waren schon die Ansätze zum Luxus da.

Später hatte er dann keine Lust, seinen Wehrdienst abzuleisten und besuchte stattdessen eine elitäre Hotelschule. Seine Eltern waren ihm so ziemlich egal. Er

hat nie auf sie gehört.

Seine eigenen Kinder schickte er mit neun Jahren auf ein Internat, das war so schön bequem, denn Kindererziehung verlangt eben doch einen persönlichen Einsatz. Und in den Ferien durften sie dann nach Hause kommen.

Sich selbst bezeichnet Wachtveitl als Pazifisten, was ihn aber nicht davon abhielt, sein ganzes Hotel an die US Army zu vermieten,

für Ingenieure, die den größten Militärflughafen in der Nähe von Pattaya bauten, von wo aus die B 52 Bomber die Vietnamesen und Kambodschaner bombardierten.

Wenn die Kasse klingelt, kann der Pazifist im Manne ja mal in die zweite Reihe treten. Er sieht sich als

Sozialarbeiter, um die Millionäre dieser Welt glücklich zu machen.

Um die eigene „Seriösität“ zweifelsfrei unter Beweis zu stellen, outet sich Wachtveitl schließlich als bekennender Bush-Hasser. Auf die Frage, ob er sich freuen würde, George W. Bush als Gast begrüßen zu dürfen, antwortet er:

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Reise-Journalist Jürgen Gutkowski

Also, er war ja in Bangkok im letzten Jahr und wohnte Gott sei Dank im Grand Hyatt Hotel! Da fand hier die APAC-Konferenz statt. Als wir die Daten für die Konferenz bekamen, da habe ich sofort den Sultan von Brunei angerufen und gefragt, ob er, wie üblich, die obersten 5 Etagen buchen will. Der sagte dann zu. Durch ihn war dann das Thema geregelt für uns. Denn wenn der Sultan von Brunei bucht, dann ist das nicht für drei Tage, sondern mindestens für eine Woche. Er kommt dann mit seiner ganzen Familie und bringt seine eigenen Möbel mit und die eigenen schwarzen Satin-Betttücher. Da braucht man schon mal gut drei Tage, bis man zum Beispiel die ganzen Bilder ausgetauscht hat, da auf denen vielleicht was abgebildet ist, was für Muslims nicht infrage käme. Das ist also immer ein riesen Geschäft, wenn der Sultan kommt. Und außerdem muss man so den Bush nicht nehmen. Hätten also die Amerikaner gefragt, so hätten wir gleich antworten können: „Sorry, aber hier ist nichts mehr frei“.

Um es einmal im Klartext auszudrücken: Wachtveitl bittet einen Sultan samt Harem, ihn zu besuchen, damit er den amerikanischen Präsidenten nicht bei sich aufnehmen muss. Frauenverachtung, Scharia, Diktatur zu Hause – alles kein Problem für Wachtveitl, er nimmt den Sultan gerne auch ungefragt. Denn nichts ist für ihn schlimmer als Bush. Und mit den lustigen Moslems kann man ja auch noch so tolle Parties [2] feiern! Da geht’s aber mal richtig zur Sache, während Bush ja wohl der Gute-Laune-Killer schlechthin zu sein scheint, wie diskrete Andeutungen jedenfalls vermuten lassen.

Wir haben uns also mit Muslimen und Asiaten umgeben und machten für die hier neun verschiedene Parties, wo ich den Bush ja auch mal erlebt habe. Ich will da aber nicht näher darauf eingehen.

Aber auf die zwangsläufig folgende Nachfrage geht man natürlich nur allzu gerne ein, selbstverständlich ausschließlich in vagen Andeutungen, um der Phantasie des Lesers freien Lauf zu lassen. Offenbar gibt es rein gar nichts konkret Negatives über den US-Präsidenten zu erzählen. Folglich muss man den Leser dazu bringen, sich selbst etwas in der Richtung zu denken.

Am letzten Tag fragte der thailändische Minister Taxin bei einem Arbeitsmittagessen die Kanadier, Amerikaner und Japaner, was für sie die drei wichtigsten Punkte im nächsten Jahr sind und über die Schwierigkeiten, mit denen sie leben müssen. Da hat jeder dann seinen Senf dazu gegeben, außer Bush. Ich will nicht eingehen darauf, was er sagte. Seine Leute saßen da hinter ihm und haben ihn gefüttert mit formellen Antworten. Das war schon sehr peinlich. Das sagt doch wirklich alles.

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Der Sultan von Brunei (l.) mit US-Präsident Bush.

Seltsam, seltsam, erst bemängelt Wachtveitl, dass Bush sich nicht äußerte („jeder gab seinen Senf dazu, außer Bush“), um im selben Atemzug anzudeuten, dass das, was Bush gesagt hatte, völlig indiskutabel gewesen sei. So indiskutabel, dass Wachtveitl gar nicht drauf eingehen kann und will. Soll heißen: Seht her, was für ein Idiot Bush doch ist.

Mal abgesehen vom amerikanischen Präsidenten, dem einzig verabscheuungswürdigen Menschen der Welt, tut Wachtveitl alles, aber auch wirklich alles für seine VIP-Gäste – vorausgesetzt, es bleibt „moralisch und gesetzlich im Rahmen“. Was er darunter versteht, erklärt er auch: Einen Baby-Affen würde er nicht mehr beschaffen, nur weil der Gast es möchte. Das gibt aus Tierschutzgründen schlechte Presse. Wenn ein Gast aber

zum Beispiel drei Frauen will oder drei Männer und dann ist das Cameron Diaz – nicht dass das passiert wäre, aber wenn – ja klar, dann organisiert man das. Dafür zahlen die Gäste ja auch 2.000 oder 3.000 Dollar pro Nacht für eine Suite. (…) Und ansonsten muss man einfach immer darauf schauen, dass die VIPs alles bekommen, was sie wollen. Da haken wir sofort nach. Wenn ich irgendwas wissen will über einen deutschen Politiker, dann rufe ich meinen Freund im Adlon in Berlin an. Der sagt mir dann, was das für eine Nummer ist. Und wenn man weiß, dass – wie bei Schröder und Fischer – die Leute schon fünfmal verheiratet waren, dann geht der bestimmt nicht um 20 Uhr ins Bett mit einem grünen Blattsalat. Wir haben jeden V.I.P. durchleuchtet, bevor der hier reinkommt. Und dann geben wir denen einfach alles, was ihrem Life Style entspricht, und dann sind die glücklich! Wenn ein Superstar kommt, dann kriegt der natürlich auch die Presidentual Suite. Das könnte ja sonst so verstanden werden, als wäre er nicht mehr so wichtig oder schon auf dem absteigenden Ast. Diese Leute wollen von allem das Beste.

Und das kriegen sie auch – außer sie heißen George W. Bush. Schwierig könnte die Sache für Wachtveitl werden, sollte der Sultan von Brunei irgendwann einmal gemeinsam mit dem amerikanischen Präsidenten anreisen. Denn als einer der reichsten Menschen der Welt hat er offensichtlich keinerlei Berührungsängste mit dem mächtigsten Menschen der Welt.

» Unter das Interview von Jürgen Gutkowski mit Kurt Wachtveitl [1] haben bereits einige "Readers Edition"-Leser ihren Kommentar abgegeben. Beispiel:

Kurt Wachtveitl…eine echt sympatische Erscheinung. Seine Einstellung zu Mr. George ‘Dubya’ Bush macht ihn mir noch sympatischer! Österreicher und Deutsche wissen ja noch aus eigener leidvoller Erfahrung, was die Amerikaner erst noch lernen müssen: “Wenn man einen Irren führen läßt, wird man ja auch prompt in die Irre geführt!” Herzliche Grüße nach Bangkok, Willy Meurer

Vielleicht kann der ein oder andere PI-Leser dort etwas "gegensteuern"…

» "The Oriental", Bangkok: Kontakt
[3]» Email an Kurt Wachtveitl: orbkk-enquiry@mohg.com [4]
» Homepage von Jürgen Gutkowski
[5]» Email: jgutowski@aol.com [6]

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Kommentare sind deaktiviert Empfänger "„Oriental“-Chef Kurt Wachtveitl – der Bush-Basher aus Bangkok"

#1 Kommentar von osi am 26. Dezember 2006 00000012 20:50 116716625408Di, 26 Dez 2006 20:50:54 +0200

Ich war vor sieben Jahren im Oriental und habe dort eine Woche gewohnt. Am ersten Tag aßen wir auf der Terrasse am Wasser und zwei riesige Maden krochen aus dem Salat. Der Kellner hat sich nicht sehr aufgeregt…
So viel zum Stil in dem Hotel. Oder: Wie der Herr, so’s Gscherr.

#2 Kommentar von Argonnenveteran am 26. Dezember 2006 00000012 21:12 116716755009Di, 26 Dez 2006 21:12:30 +0200

Ich bin kein Bush-Fan und war ebenfalls im Oriental….der 5-Uhr-Tee auf der Terrasse zum Fluß, aufgetragen von den berühmten Oriental-Pagen, ist absolut eine Empfehlung….W.´s Verhalten oder Äußerung finde ich aber deplaziert, da unprofessionell!

#3 Kommentar von Mir am 27. Dezember 2006 00000012 02:33 116718679102Mi, 27 Dez 2006 02:33:11 +0200

Lächerliche, einfach gestrickte Gutmenschen, angepaßte Mitläufer im Mainstream. Eigentlich gar nicht der Rede wert. Was würden sie nur tun, wenn sie niemanden mehr hätten, gegen den sie politisch korrekt hetzen könnten?

#4 Kommentar von Gudrun am 27. Dezember 2006 00000012 03:58 116719191603Mi, 27 Dez 2006 03:58:36 +0200

Ich habe auch schon mal im Oriental gewohnt, schööön!!! Da wohnten immer die Bundestagsabgeordneten, wenn sie Ende des Jahres Gelder aus dem Reisetitel verbraten mußten. Dann flogen sie mit LH Erster Klasse ein, 2x CDU, 2xSPD, 1x FDP, und die Botschaftsmitarbeiter mußten ihnen zu Diensten sein, um Seide bei Jim Thompson zu kaufen, den n-ten Tempel zu besichtigen und die Pat Pong. Manchmal war auch einer drunter, der ein deutsches Projekt besuchte, z.B. eine Orchideenzucht, wo man als VIP ganze Arme voll dieser kostbaren Blüten geschenkt bekam. Da hatte man gleich was für die Daheimgebliebenen zu Weihnachten.

Im folgenden Jahr ging’s dann für die Herren Abgeordneten nach Singapur, ins Peninsula, und darauf nach Manila, ins Manila Hotel. Schööön!