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Berliner Senat feuert Multikulti-Kritiker Gilles Duhem

Gilles DuhemEr war erfolgreich und ein Kritiker des fehlgeleiteten Multikulti. Der Neuköllner Quartiermanager Gilles Duhem (Foto) schaffte es, mit seinem Team die Kriminalitätsrate im berüchtigten Rollbergviertel um 30% zu senken [1] und gilt als Inspirationsquelle [2] von Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD). Dem Berliner Senat ist das egal. Er wirft dem Franzosen „verbale Entgleisungen“ vor und verlängerte seinen Vertrag nicht mehr, worauf die anderen Mitarbeiter Duhems ebenfalls das Handtuch warfen.

Der Tagesspiegel schrieb [3] am 30.12.2006:

Ohne Quartiersmanagement startet das Neuköllner Rollbergviertel, einer der sozialen Brennpunkte der Stadt, ins neue Jahr. Die bisherigen Kiezhelfer, deren Arbeit bislang hochgelobt wurde, haben den Vertrag nicht verlängert, weil die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Quartiersmanager Gilles Duhem nicht mehr akzeptiert. Die Behörde sucht nun „intensiv“ nach einem anderen Management und hofft, noch im Januar einen neuen Träger zu finden. Petra Nothdorf aus der Verwaltung sagt, dass sich die Behörde eine Zusammenarbeit mit Duhem nicht mehr vorstellen könne – wegen seiner „sprachlichen Entgleisungen und dem rauhen, derben Umgangston“.

Der 39-jährige Pariser Politologe und Stadtplaner, der seit 1989 in Berlin lebt, ist ein freundlicher Mann mit eisernem Willen. Er findet „albern“, was die Behörde ihm vorwirft, etwa, eine Sachbearbeiterin „Weib“ genannt zu haben. Er will das Rollbergviertel voranbringen, hat mit seinem Team dazu beigetragen, dass die Kriminalität in den letzten Jahren beträchtlich gesunken ist. Die erfolgreiche Arbeit im Kiez machte das Quartiersmanagement auch bundesweit bekannt. (…) Duhem wirft dem Senat vor, das Management zu Gehilfen für die „Abwicklung ausufernder bürokratischer Anforderungen“ degradieren zu wollen. Der kleine Verein könne nicht alle Projekte kaufmännisch bewältigen. Bei mehr Bürokratie müsse es auch mehr Geld für eine weitere Stelle geben, rund 25 000 Euro.

Darüber ist mit der Senatsbehörde gestritten worden. „Mir fällt zu diesem Weib nichts mehr ein“, schrieb der Quartiersmanager in einer Mail, die eine zuständige Sachbearbeiterin zu Gesicht bekam. Die Behörde sei eine „offene Psychiatrie“. Duhem meint, auch die Sachbearbeiterin sei „rotzfrech“ gewesen. Petra Nothdorf, Leiterin der Gruppe Quartiersverfahren im Referat Soziale Stadt, wirft dem Mann wegen seiner Wortwahl Mangel an sozialer Kompetenz vor. Er polemisiere und schüre unbegründet Angst vor Bürokratie.

In der Preußischen Allgemeinen nennt man noch weitere Gründe [1]:

Daß es noch zu einem Skandal kommen würde, konnte der aufmerksame Zuhörer in der Stadtbibliothek von Berlin-Neukölln bereits ahnen. Am 4. Dezember 2006 stellte der „Quartiersmanager“ des Neuköllner Problemkiezes Rollbergviertel, Gilles Duhem, an der Seite von Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) die im Resch-Verlag erschienene Studie „Abschied von Multikulti [4]“ vor, verfaßt vom Bremer Politologen Stefan Luft. Obwohl der Untertitel der Studie besänftigend „Wege aus der Integrationskrise“ verspricht, sind die hier ausgebreiteten Erkenntnisse und das, was Duhem ihnen aus eigener Erfahrung beisteuern konnte, eine einzige Provokation.

Neukölln weist den höchsten Ausländer- oder – in politisch korrektem Neudeutsch – Migrantenanteil der Hauptstadt auf. Der Stadtbezirk war zuletzt in den Fokus des bundesweiten Interesses gerückt, als Bürgermeister Heinz Buschkowsky im Frühjahr 2005 (in einem Interview mit der Wochenzeitung „Junge Freiheit“) „Multikulti“ öffentlich für gescheitert erklärt hatte. Nur durch eine an Praktiken der stalinistischen Selbstkritik erinnernde Abbitte, geleistet vor dem versammelten Bezirksparlament, hatte er sein politisches Aus noch abwenden können. Unter Buschkowsky, der „unregierbare Elendsgebiete“ als Folge der „multikulturellen Gesellschaft“ prognostiziert hatte, arbeiten heute insgesamt neun Quartiersmanager – mehr als in jedem anderen Berliner Bezirk. Diese rasant wachsende Berufsgruppe des „Social Engineerings“ soll Viertel mit hohem Ausländeranteil vor dem völligen Umkippen bewahren.

Gilles Duhem ist einer von ihnen. Er hat den Ruf, Berlins bekanntester und zugleich erfolgreichster Quartiersmanager zu sein. Für ihn ist die Studie „Abschied von Multikulti“ ein Manifest, ein „Wegweiser für die ganze Republik“, mit dessen Hilfe ein letzter Ausweg möglich sei, um der ausufernden Parallelgesellschaften Herr zu werden. Für seine sogar mit Preisen ausgezeichnete Arbeit loben ihn Bewohner, Polizei und der Bezirksbürgermeister Buschkowsky. Mit seinem Team gelang es Duhem, das berüchtigte Rollbergviertel zu befrieden, die Kriminalitätsrate sank in den letzten drei Jahren um 30 Prozent. Jetzt ist ganz Berlin – mit Ausnahme der Senatsverwaltung – fassungslos: Dem Quartiersmanagement von Duhem wurde die weitere Zusammenarbeit aufgekündigt. Grotesk lautet die Begründung der Behörde: Duhem fehlten „wesentliche fachliche Voraussetzungen (…) zur Erfüllung der Aufgaben eines Quartiersmanagers“. Stellvertretend für viele hält auch die Neuköllner CDU das Gebaren des Senats für skandalös. Deren Kreisvorsitzende Vogelsang spricht von „Behördenwillkür“ und bemerkt, wenn die zuständige Sachbearbeiterin mit dem Quartiersmanager nicht zurechtkäme, dann wüßte sie schon, wen von den beiden sie „von der Aufgabe entbinden würde“. (…) Für das Rollberg-Viertel ist Duhems Abschied, der derzeit noch ehrenamtlich weiterarbeitet, ein schwerer Schlag. Doch der Multikulti-Seligkeit des Berliner Senats wäre damit offenbar gedient. Denn die Erfolge Duhems gründen vor allem auf ideologiefreiem Realismus. Er gibt sich keinen Träumen hin, an denen Linke so verbissen festhalten, sondern versucht zu retten, was zu retten ist. Und er nimmt kein Blatt vor den Mund: Wer keine Anstrengungen unternehme, sich zu integrieren, der könne gehen, gibt er an die Adresse integrationsunwilliger Ausländer zu verstehen. Es gebe „kein Ausreiseverbot“, wer sich nicht gewissen Mindestanforderungen beugen wolle, der solle überlegen, ob er Deutschland nicht besser verläßt. Starker Tobak für Multikulti-Ideologen, ist es doch einer „ihrer“ Protagonisten, der sie durch seine Arbeit nun mit den katastrophalen Folgen ihrer Zuwanderungspolitik konfrontiert. Sichtlich irritiert zeigte sich die linke „tageszeitung“, die ihn Anfang dieser Woche interviewte und unter dem Schlagwort „Neoliberalismus in der Migrationsarbeit“ vorstellte. Die Journalisten mußten erleben, wie Duhem ihr Bild von Multikulturalismus in der Luft zerfetzte.

Das unglaubliche Interview Duhems mit der taz findet man hier [2]. Ein kleiner Auszug mag als Kostprobe dienen, wie Duhem auf die dümmlich-provokativen Fragen und eingeworfenen Bemerkungen der beiden Interviewer hervorragend kontert:

DuhemGemeinsam müssen wir klarmachen, wie die Spielregeln der Gesellschaft sind. Man benimmt sich.

taz: Klingt gestrig.

Duhem: Kann schon sein. Aber viele Konflikte entstehen, weil die Leute nicht wissen, wie man sich anderen gegenüber verhält. In großen Häusern hört man nicht laute Punkmusik bis drei Uhr morgens. Man sitzt auch nicht nachts im Innenhof und schreit herum. Und Babywindeln schmeißt man auch nicht aus dem Fenster.
(…)
taz: (…) Das Leitbild Multikulti meint doch, dass sich Mehrheits- und Minderheitskultur um gegenseitige Annäherung bemühen.

Duhem: Bemühen reicht nicht. Es muss eine gegenseitige Anstrengung geben. Und dazu gehört mehr, als mal beim Tee drüber geredet zu haben. Integration ist anstrengend für die Mehrheitsgesellschaft, aber sie bedarf auch der Anstrengung der Migranten. Das wird leider nicht ausreichend vermittelt. Hier im Kiez gibt es Mädchen, denen wird erzählt, dass sie Kopftücher tragen müssen, weil ihnen sonst Schlangen aus den Haaren wachsen. Viele wissen nichts über ihren Körper, über Sexualität. Und sie wissen nichts über die Welt, in der sie leben. Der Horizont ist hier sehr schmal und entspricht einem Radius von vielleicht einem Kilometer. Der Rest wird übers Satellitenfernsehen vermittelt.
(…)
taz: Einen sozialpädagogischen Hintergrund haben sie also nicht.

Duhem: Nein, Gott sei Dank.

taz: Gott sei Dank?

Duhem: Das sind oft Leute, die immer nur diskutieren wollen. Aber was bringt das? Die Menschen hier brauchen keine Betroffenheitsgesichter, sondern Leute, die was tun.

Der Berliner Senat aber braucht solche Leute offenbar nicht.

(Spürnase: Florian G.)

» Kontakt: Petra Nothdorf, Tel.: 030-90126709, Fax: 030-90123189, E-Mail: petra.nothdorf@senstadt.verwalt-berlin.de [5]

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