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Berliner Polizei: Gewalt junger Migranten macht größte Sorge

Seit der Tagesspiegel dankenswerterweise Klartext gesprochen [1] hat, trauen sich auch die anderen Medien immer mehr aus der Deckung. Heute darf im Spiegel Berlins Polizeichef Dieter Glietsch (Foto) offen bekennen, dass die Gewalt und die Brutalität junger Migranten ihm am meisten Sorgen [2] bereitet. Allerdings werden – wie immer – die Ursachen dieser Gewalt nicht erkannt und nicht benannt.

„Gewalt gehört im Islam zum Kulturgut“ [3], sagt etwa die türkischstämmige Schauspielerin Sibel Kekilli („Gegen die Wand“). Aber die hat wahrscheinlich keine Ahnung, genauso wenig wie alle anderen Betroffenen [4]. Jedenfalls kommen ganz politisch korrekt weder das I- noch das M-Wort in dem Interview mit Herrn Glietsch nicht vor:

SPIEGEL ONLINE: Herr Glietsch, von 2005 auf 2006 ist die Gewalt an Schulen um 75 Prozent gestiegen, steht in einem Bericht des Berliner Senats. Haben wir es mit einer heranwachsenden Schülergeneration zu tun, für die Gewalt der Normalfall ist – als Täter oder als Opfer? (…) Wer sind die Täter?

Glietsch: Es sind vor allem die jungen Männer, wobei junge gewalttätige Migranten uns am meisten Sorgen machen, wenn es um die Zahl der Delikte, die Brutalität, die Gefährlichkeit, die Rücksichtslosigkeit des Vorgehens geht.

SPIEGEL ONLINE: Jenseits aller Zahlen hat man den Eindruck, dass die Lunte bei den Tätern immer kürzer wird: Vom nichtigen Anlass bis zur gewalttätigen Auseinandersetzung scheinen es manchmal nur ein paar Sekunden zu sein.

Glietsch: Ja, die Zahl derjenigen wächst, bei denen die Lunte zu kurz ist. Das ist eine zutreffende Beobachtung.

SPIEGEL ONLINE: Wie erklären Sie sich das?

Glietsch: Eine Ursache ist die soziale Ausgrenzung derjenigen, die heute als Täter auftreten. Meist sind es junge Migranten zwischen 12 und 25 Jahren aus bildungsfernen Schichten, die von sozialer Ausgrenzung stärker bedroht sind als deutsche Jugendliche. Viele Einwandererkinder sind in ihrer schulischen Entwicklung behindert, weil zuhause kein Deutsch gesprochen wird, sie verlassen die Schule ohne Abschluss, bekommen also keinen Ausbildungsplatz und gehen keiner geregelten Arbeit nach. Diese Jugendlichen verbringen ihr Leben zunehmend in Gruppen auf der Straße, deren Angehörige Perspektivlosigkeit und Langeweile miteinander teilen. Das fördert Gewalttendenzen.

SPIEGEL ONLINE: Aber ist es nicht zu kurz gegriffen, nur soziale Ausgrenzung dafür verantwortlich zu machen? Stecken dahinter nicht auch bestimmte Rollenbilder, die Verherrlichung von Gewalt, Motive wie Ehre?

Glietsch: Es wäre in der Tat zu kurz gegriffen, wenn man die soziale Situation als einzige Ursache für Gewalt sehen würde, aber sie ist ein wesentlicher Aspekt. Dazu kommt, dass in vielen Einwandererfamilien ein archaisches Verständnis von Ehre und der Rolle des Mannes in der Familie herrscht. Gewalt wird als legitimes Mittel zur Bewahrung bzw. Wiederherstellung der „Familienehre“ betrachtet. Diese Muster werden von den Jugendlichen übernommen und auf Beziehungen außerhalb der Familie übertragen. Das wirkt sich dann manchmal so aus, dass der Zündfunke sofort überspringt – weil jemand „falsch geguckt“ hat oder die Schwester im Vorbeigehen aus Versehen berührt hat. Oft reichen banale Anlässe, um einen Gewaltausbruch auszulösen.

Das ist klasse, nicht? Wie man so um den heißen Brei herumreden kann. Da ist von bildungsfernen Schichten die Rede, mangelnden Deutschkenntnissen und Perspektivlosigkeit, auch von archaischem Verständnis von Ehre und Familie und bestimmten Rollenbildern. Nur auf den Kern des Ganzen, da kommt er nicht zu sprechen.

SPIEGEL ONLINE: Wie stark ist dabei das Gang-Phänomen? Gibt es verfestigte Strukturen – oder finden sich die Jugendlichen eher zufällig und gehen kurz darauf wieder auseinander?

Glietsch: Eher Letzteres. Früher hatten wir in Berlin des öfteren Probleme mit jungen Menschen, die in festen Strukturen Gewaltdelikte begingen, bis hin zu Raubüberfällen. Das waren nicht nur Migrantenkinder, sondern auch Kinder aus deutschen Familien – oft mit einem ähnlich problematischen sozialen Hintergrund.

Na Gott sei Dank, Deutsche waren auch mal dabei, allerdings, einen ähnlich problematischen sozialen Hintergrund hatten diese sicher nicht, denn sie hatten nicht den Koran als Erzieher, der ihnen gesagt hat, dass alles so richtig ist. Vielleicht waren ihre Familien auch voller Gewalt, nur eben nicht islamisch, und deshalb eben auch ganz anders…

(Spürnase: Florian G.)

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Kunstklo von Tomi Ungerer verletzt religiöse Gefühle

geschrieben von PI am in Allgemein | Kommentare sind deaktiviert

KunstkloEin riesiger Hintern auf einem öffentlichen Toilettenhäuschen [5] im schwäbischen Plochingen wird nicht gebaut. Grund: Moslems fühlen sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt. Der vom elsässischen Künstler Tomi Ungerer [6] konzipierte Bau erinnere an eine Moschee, deren gewölbte Kuppel dann von einem Riesen-Po gebildet würde. Ulkig eigentlich, wo sie den doch normalerweise auch ihrem Allah ständig entgegenrecken.

Der elsässsische Karikaturist, Zeichner und Kinderbuchautor Tomi Ungerer muss auf sein jüngstes provokanes Projekt verzichten – ein öffentliches WC mit einer Kuppel in Form von riesigen Pobacken, das im schwäbischen Städtchen Plochingen gebaut werden sollte. Nach langem Hin und Her sei das Vorhaben abgeblasen worden, berichtete Ungerer in Straßburg der Nachrichtenagentur AFP. „Dabei hätte der größte Arsch der Welt der Stadt einen Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde verschafft“.

Das Modell für sein ungewöhnliches WC hatte der Elsässer, der auch mit 75 Jahren noch Sinn für deftige Späßchen und Provokationen hat, Ende November gemeinsam mit dem Plochinger Bürgermeister Eugen Beck der Presse vorgestellt. Nach seinen Angaben stieß das Vorhaben zunächst bei der muslimischen Gemeinde des Städtchens auf Widerstand. Das geplante Toilettenhäuschen erinnerte nämlich an eine Moschee, über der sich statt der traditionellen Kuppel ein – bei Nacht angestrahltes – rosafarbenes Hinterteil wölben sollte.

Er habe anschließend einen zweiten Entwurf vorgeschlagen, sagte Ungerer – ein wolkenförmiges Gebäude mit einem po-förmigen Dach darüber. Doch auch diese Idee sei auf Kritik gestoßen, vor allem wegen des geplanten Standorts auf einem Platz mitten in der Gemeinde, gegenüber einer Kirche. Der Bürgermeister habe ihn vergangene Woche um einen völlig neuen Entwurf gebeten, ohne die anrüchige Kuppel – „vielleicht mit Wolken und einer Sonne darüber“. Damit sei aber das „zentrale Element“ seines Entwurfs vom Tisch, bedauerte Ungerer. Er respektiere aber „alle Religionen“ und habe daher Verständnis für die Einwände. Die Stadt Plochingen wollte zu dem umstrittenen Vorhaben nicht Stellung nehmen. Die Planungen seien noch nicht abgeschlossen, sagte eine Sprecherin.

(Spürnase: hojojutsu)

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Maxeiner und Miersch: „Jeder kann sich entscheiden, gut zu sein“

geschrieben von PI am in Allgemein | Kommentare sind deaktiviert

Wird eine Rückkehr des Religiösen den Kontinent retten? Und sind gläubige Menschen automatisch die besseren, bzw. Atheisten immer die schlechteren? Nein, sagen [7] Michael Miersch und Dirk Maxeiner in der Welt und erklären, warum.

Welche Vorteile hat Religion für die Gesellschaft und das Individuum, und warum konnte sie sich evolutionär durchsetzen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Zeitschrift „Bild der Wissenschaft“ in ihrer jüngsten Ausgabe. Unsere haarigen Ahnen hätten doch mit Sex, Essen oder Faulenzen ausgelastet sein können, aber sie erfanden das Beten.

Seit Jahren ist die Renaissance des Religiösen ein in zahlreichen Varianten aufbereitetes Feuilletonthema, das ebenso wie die „neue Bürgerlichkeit“ die Herzen der talkenden Klasse erwärmt. Mit der Realität in Europa hat der gebildete Diskurs nicht viel zu tun – es sei denn, man hält einen leichten Rückgang bei den Kirchenaustritten für eine epochale Trendwende.

Die Botschaft der Zurück-zum-Altar-Pädagogen lautet in Kurzfassung so: Klamauk-TV, Popsongs, Schwulenehe, Hollywood, lasche Erziehung, Fast Food und sexuelle Libertinage schwächen den Gesellschaftskörper und verunsichern den Einzelnen, der nirgends mehr einen Sinn erkennt. Gleichzeitig haben wir der fanatisch aufgeladenen Frömmigkeit der muslimischen Welt nichts Rechtes entgegenzusetzen. Es gibt kaum einen Gemeinplatz, der quer durch alle Lager so viel Zustimmung findet wie die These vom Verfall der Werte (nur Ökopanik und Amerika-Verachtung sind ähnlich konsensfähig). Da nicken alle und runzeln besorgt die Stirn: Mein Gott, was soll aus Deutschland werden?

Und weil alles so schlimm ist, müssen die Leerstellen in den Köpfen schnellstens mit Sinn gefüllt werden, als da wären Nation und Religion. Bisher war das Projekt nicht sonderlich erfolgreich, aber es kann ja noch werden. Die Gläubigen in unserem Freundeskreis finden es übrigens befremdlich, dass die Wertehausierer Religion als Instrument zur Menschenerziehung betrachten. Schließlich gibt es nur einen Grund religiös zu werden: den Glauben an Gott. Das Modell für die instrumentelle Religionspädagogik sähe ungefähr so aus: Nach einer Talkshow über Werteverfall bleibt der Zuschauer noch etwas sitzen und denkt nach: „Stimmt: Stefan Raab, Fitnessstudio und Mallorca-Urlaub – das kann doch nicht alles sein. Jetzt glaube ich an Gott.“ Klingt nicht sehr wahrscheinlich.

Falls es aber doch so funktioniert – würde es was nützen? Auch hierüber erteilt „Bild der Wissenschaft“ Auskunft. Die Antwort ist niederschmetternd für alle, die per Religion das Gute im Menschen wecken wollen. Der renommierte Wissenschaftsjournalist und Psychologe Rolf Degen recherchierte über die moralische Standfestigkeit religiöser Menschen und berichtet vom Stand der Forschung. Wissenschaftler haben sich einiges einfallen lassen, um der Sache auf die Spur zu kommen. Unser Lieblingsversuch fand bereits vor mehr als drei Jahrzehnten statt und verlief so: 40 Schüler eines Priesterseminars wurden zu einem Vortragssaal geschickt, wo sie über den barmherzigen Samariter sprechen sollten. Auf dem Weg dorthin lag ein Mann, der einen Zusammenbruch täuschend echt simulierte und offenbar auf Hilfe angewiesen war. 16 der 40 boten Unterstützung an. Bei etlichen anderen Versuchen und realen Situationen, die Gläubige und Ungläubige gleichermaßen vor moralische Entscheidungen stellten, schnitten die Frommen nicht besser ab. Fazit: Religiöse Menschen betrügen nicht seltener als Atheisten und sind auch keineswegs barmherziger. Klar bewiesen ist dagegen eine erhöhte Affinität religiöser Menschen zu fanatischer Gewalt.

Wie es aussieht, haben Mitleid, Nächstenliebe, Anstand und Fairness kaum etwas mit dem Glauben an einen Gott zu tun. Das ist eine gute Nachricht: Jeder kann sich entscheiden, gut zu sein, das Fundament dafür steckt in allen. Sogar in Menschen, die Stefan Raab gucken.

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Abgeordnete – wirtschaftspolitisch inkompetent und ignorant

geschrieben von PI am in Allgemein | Kommentare sind deaktiviert

Unsere Abgeordneten im Bundestag werden von den Parteien nicht nach spezifischen Kompetenzen ausgewählt, sondern nach Kriterien, die den Parteien in ihrem Bestreben nach Macht von Nutzen erscheinen. Gelegentlich sind da auch helle Köpfe dabei, doch das sind Ausnahmen. Das gilt für nahezu alle Themenbereiche, doch besonders ausgeprägt ist die Inkompetenz unserer Politiker und Abgeordneten in wirtschaftlichen Fragen. Bernd Ziesemer vom Handelsblatt [8]zeigt eines der schwerwiegendsten Versagen der deutschen Politik auf.

In Deutschland hat die ökonomische Vernunft keine schlagkräftige Lobby. Es gibt so gut wie keine Quereinsteiger, die aus einem Topjob in der Wirtschaft in die Politik wechseln. In den Parlamenten fehlt es deshalb dramatisch an wirtschaftlichem Urteilsvermögen aus der Praxis – von theoretischen Kenntnissen ganz zu schweigen. Die große Koalition liefert ein gutes Beispiel dafür.

Wer eine kurze Geschichte der ökonomischen Unvernunft in Deutschland schreiben will, kommt nicht umhin, den Umgang der Politiker mit dem ökonomischen Sachverstand in der Republik zu analysieren. Die Politik beschäftigt sich nicht mit der ökonomischen Wissenschaft, schon gar nicht mit ihren neueren Erkenntnissen und Empfehlungen. Sie ignoriert auch die schnellen Entwicklungen auf den Märkten, vor allem auf den Finanzmärkten.

Krasser Kompetenzmangel in Wirtschaftspolitik

Die ökonomischen Grundkenntnisse des Durchschnittsabgeordneten darf man getrost als dürftig bezeichnen, obwohl doch alle Parlamentarier ständig über wichtigste ökonomische Fragen entscheiden. (…)

Das parlamentarische System in Deutschland kennt so gut wie keine Quereinsteiger, die aus einem Topjob in der Wirtschaft in die Politik wechseln. In den Parlamenten fehlt es deshalb dramatisch an wirtschaftlichem Urteilsvermögen aus der Praxis – von theoretischen Kenntnissen ganz zu schweigen. Lediglich einige wenige pensionierte Manager fanden in den letzten fünfzig Jahren den Weg in den Bundestag – die meisten mit eher dürftigen Ergebnissen. In den Parlamenten fehlt es deshalb dramatisch an wirtschaftlichem Urteilsvermögen aus der Praxis, von theoretischen Kenntnissen ganz zu schweigen.

Wirtschaftskompetenz in den USA

Ganz anders stellt sich die Situation in den USA dar: Dort besteht ein reger Austausch zwischen Wirtschaft und Politik. Die meisten Gouverneure, Senatoren und Minister waren erfolgreich auf dem Privatsektor tätig, bevor sie ein Regierungsamt übernahmen. Finanzminister wie Robert Rubin oder Hank Paulson blickten auf eine überaus erfolgreiche Karriere an der Wall Street zurück, bevor sie in die Politik gingen. Natürlich können dadurch auch Probleme entstehen, etwa durch die Verquickung wirtschaftlicher und politischer Interessen. Mit dem Fachwissen amerikanischer Toppolitiker aus der Welt der Finanzmärkte kann aber auf jeden Fall keiner ihrer europäischen Amtskollegen mithalten.

Macht ohne Qualifikation

Die große Koalition unter Angela Merkel und Franz Müntefering liefert ein gutes Beispiel dafür. Von der Ausbildung her finden sich in der Bundesregierung unter der Physikerin Merkel fünf Juristen, drei Lehrer und Lehrerinnen, ein Verwaltungswirt, ein Ingenieur, ein gelernter Müller, ein ausgebildeter Industriekaufmann, eine Theologin. Nur ein einziger Volkswirt komplettiert die Riege: der sozialdemokratische Finanzminister Peer Steinbrück. CDU-Familienministerin Ursula von der Leyen absolvierte neben ihrem Medizinstudium immerhin eine betriebswirtschaftliche Zweitausbildung.

In früheren Bundesregierungen war das Bild nicht sehr viel anders. Nur zwei Bundeskanzler, Ludwig Erhard und Helmut Schmidt, verfügten über tiefere ökonomische Kenntnisse. Deutschland wird traditionell entweder von Berufspolitikern oder von Juristen regiert. Selbst unter den elf letzten Bundeswirtschaftsministern fanden sich nur drei studierte Volkswirte. Von den sechs Staatssekretären, die zu Beginn der Legislaturperiode unter dem Müllermeister Glos im Wirtschaftsministerium dienten, konnte nur ein einziger wissenschaftliche Meriten vorweisen.

Negative Haltung politischer und gesellschaftspolitischer Eliten gegenüber Wirtschaftswissen

Juristen gehen in den meisten Fällen völlig ohne ökonomische Kenntnisse ins Examen. Die amerikanische Juristenausbildung orientiert sich dagegen viel stärker an den Bedürfnissen der freien Wirtschaft. Mit der „reinen Politik“ hat die Ökonomie in Deutschland nichts zu tun, so lautet die überwiegende Meinung. Viele Intellektuelle in Deutschland prahlen sogar mit ihren fehlenden ökonomischen Kenntnissen und sind stolz darauf, dass sie in ihrem Leben noch niemals in den Wirtschaftsteil einer Tageszeitung geschaut haben. Trotzdem maßen sich im Feuilleton Schriftsteller und Theaterkritiker Pauschalurteile über den „Raubtierkapitalismus“ an. Diese intellektuelle Haltung strahlt tief in die gesamte politische Klasse hinein.

Ignorante Ablehnung wirtschaftlicher Kompetenz durch wirtschaftlich Inkompetente

Nur weil die Vorschläge der Hartz-Kommission ins politische Kalkül der damaligen Bundesregierung passten, schafften es die Empfehlungen einer Expertenkommission ausnahmsweise einmal (und noch dazu reichlich verzerrt) in die breitere politische Öffentlichkeit. Die Urteile vieler Wissenschaftler über den Dialog mit der Politik fallen denn auch verheerend aus. Der ehemalige Wirtschaftsweise Horst Siebert behauptet, die Politik schlage die Ratschläge der Ökonomen seit Jahrzehnten in den Wind, denn sonst müsse beispielsweise der Arbeitsmarkt in Deutschland seit langem ganz anders aussehen.

Kanzler Schröder tat ein unliebsames Gutachten des Sachverständigenrats schlicht als „Meteorologie“ ab. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement attestierte den Ökonomen verschiedentlich, sie wüssten offenbar nicht, worüber sie reden. Und der Vizevorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Ludwig Stiegler, polterte gleich bei mehreren Gelegenheiten, er wolle sich das „Professorengeschwätz“ des Sachverständigenrats nicht länger anhören.

Das beste Beispiel für die Missachtung wissenschaftlichen Rats lieferten wiederum die Hartz-Reformen: Die ersten Fehlentwicklungen waren bereits kurz nach dem Start der Programme erkennbar. Trotzdem ließen die Fachbeamten des Bundesarbeitsministeriums die so genannten Evaluierungsberichte über Hartz I bis Hartz III erst einmal für ein halbes Jahr unbeachtet liegen. Erst im Januar 2006 beschäftigte sich das Bundeskabinett nach heftiger Kritik der Medien mit Tausenden von Seiten, die von verschiedenen Experten zusammengetragen worden waren. Bereits vorher hatten die Politiker jedoch einzelne Änderungen an den Reformen beschlossen, bevor sie die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen überhaupt kannten.

Wirtschaftspolitik der frühen Nachkriegsjahre – Basis für unseren Wohlstand

Einen wirklich engen Kontakt zwischen ökonomischer Wissenschaft und praktischer Politik gab es nur in den Gründungsjahren der Bundesrepublik Deutschland. Während damals in den angelsächsischen Ländern der Keynesianismus dominierte, also die Idee einer staatlichen Nachfragepolitik zur Belebung der Wirtschaft, profilierte sich bei uns die Ordnungspolitik der so genannten Freiburger Schule. Ihr Kopf, der Nationalökonom Walter Eucken, lehnte jede punktuelle Wirtschaftspolitik als gefährlich ab. Statt „interventionistische Prozesspolitik“ zu betreiben, sollte sich der Staat seiner Meinung nach auf „Ordnungspolitik“ beschränken. Diese theoretischen Positionen der Freiburger Schule waren über weite Strecken deckungsgleich mit der Politik Ludwig Erhards, der als ehemaliger Professor der Nationalökonomie in engstem Kontakt mit seinen Kollegen stand.

Fatale Weichenstellung in den 70er, 80er Jahren

Vor allem in den siebziger und achtziger Jahren entwickelten sich beide Sphären in Deutschland immer weiter auseinander. Die Mitglieder des Sachverständigenrats gehörten 1976 zwar international zu den ersten Ökonomen, die nach Jahren der keynesianischen Konjunktursteuerung in der ganzen Welt für einen Paradigmenwechsel in der Wirtschaftspolitik plädierten.
Durchsetzen konnten die Professoren ihre Position damals jedoch nicht: Die marktwirtschaftliche Renaissance, die sie mit ihren Forderungen in Deutschland einleiten wollten, fand einige Jahre später in Ländern wie Großbritannien und den USA statt. Die wissenschaftlichen Vorkämpfer einer neuen Wirtschaftspolitik verstanden es niemals, in Deutschland die breite Öffentlichkeit für ihre Thesen zu gewinnen.

In Deutschland arbeitet man mit veralteten, unpassenden ökonomischen Konzepten

Erst in den letzten Jahren konnte die deutsche Ökonomie einen Teil des Rückstands wieder aufholen, der nach dem Krieg entstanden war und sich in den achtziger und neunziger Jahren weiter verstärkte. Der Amerikaner Dennis Snower, der seit Herbst 2004 das renommierte Kieler Institut für Weltwirtschaft leitet, hält jedoch viele heutige Beiträge in der ökonomischen Debatte in Deutschland immer noch für „Konzepte von gestern“. In der ökonomischen Politikberatung sind die neuen wissenschaftlichen Methoden noch nicht angekommen. Im Gegenteil: Deutschlands kreativste Ökonomen spielen in der öffentlichen Auseinandersetzung so gut wie keine Rolle.

In Deutschland hört man auf die falschen „Fachleute“

In der öffentlichen Debatte geben ganz andere Ökonomen den Ton an. Zu den Medienstars gehören Männer wie der Vorsitzende des Sachverständigenrats, Bert Rürup (Platz 2), der Gesundheitsökonom Karl Lauterbach (Platz 3) oder der Gewerkschaftsökonom Gustav Horn (Platz 7). Für sie alle gilt: In der Rangliste der Topforscher kommen sie überhaupt nicht vor. Sie alle arbeiten kaum noch wissenschaftlich und sind in der internationalen Scientific Community so gut wie unbekannt. Auf Platz eins schaffte es allerdings Hans-Werner Sinn, der sich auch als Wissenschaftler einen Namen gemacht hat.

Nur sehr wenige deutsche Ökonomen wie Hans-Werner Sinn vom Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung halten sich sowohl in der Spitzengruppe der Wissenschaft wie in der Politikberatung. Doch damit wächst keineswegs ihre Durchsetzungskraft in der deutschen Politik. Sinn machte diese Erfahrung gleich mehrfach: 1991 warnte der Professor mit seinem spektakulären Buch „Kaltstart“ vor den verheerenden Folgen einer falschen Wirtschaftspolitik in den neuen Bundesländern. Die Privatisierungspolitik der Treuhand laufe auf eine „Konkursverwaltung mit Sozialplan“ hinaus, die Folgen der schnellen Angleichung der DDR-Löhne an Westniveau kämen einem „industriellen Arbeitsverbot“ gleich. Wie wir heute wissen, waren alle seine Warnungen vollkommen berechtigt.

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