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Heute begann vor dem Oberlandesgericht in Schleswig der Prozess gegen den mutmaßlichen marokkanischen Terroristen und Al-Kaida-Unterstützer Redouane E. H.. Der Anhänger von Osama bin Laden und Abu Mussab al Zarqawi soll in Kiel Selbstmordattentäter angeworben, Terrorgruppen unterstützt und eine eigene aufgebaut haben. Am ersten Verhandlungstag ging es um die Lebensgeschichte des Spitzbuben, und die kann uns die Netzeitung so einfühlsam erzählen, dass wir seit „Titanic“ nicht mehr so schön geweint haben. Halten Sie die Taschentücher bereit und seien Sie jetzt ganz tapfer!

Die Netzeitung menschelt:

Und was er ganz ruhig über seinen Werdegang bis 2003 erzählt, passt ganz und gar nicht zum Bild eines radikalen Gotteskämpfers. Der in Casablanca geborene Mann hat studierte Psychologie, Philosophie und Soziologie – zunächst in der marokkanischen Hauptstadt Rabat und später in Kiel. Er lernte Deutsch, um Martin Heidegger in der Originalsprache lesen zu können. Bis vor wenigen Jahren sei er auch nicht religiös gewesen, sagt der Angeklagte am Mittwoch – bis der große Bruch gekommen sei. 2003 starb völlig unerwartet sein geliebter Bruder. In Kiel hörte er am Telefon erstmals seinen Vater weinen.

Seine Stimme stockt, als er nach langem Vortrag in flüssigem Deutsch davon berichtet. «Dann hat sich bei mir alles geändert.» Er habe nur noch allein sein wollen, erzählt der Mann mit dem schwarzen Kinnbart. Davor habe er gern gefeiert, getrunken, in Kiel auch seinen ersten Joint geraucht und mit der Organisation von Partys gutes Geld verdient.

«Hier fühlte ich mich auch zu Hause.» Deshalb habe er sich für eine Einbürgerung entschieden. 1998 heiratete er, 2001 wurde die Ehe geschieden. Er wandte sich vom Studium ab, weil er vieles schon in Marokko gelernt habe, und machte eine Ausbildung zum Industriekaufmann.

Angeklagter streitet Vorwürfe ab

Eine Rekrutierung von Terroristen, eine Sprengstoffausbildung in Arabien, ein Treue-Eid auf Al-Qaeda-Chef Osama bin Laden? Was ihm die Bundesanwaltschaft jetzt vorwirft, schien damals unglaublich weit von ihm entfernt gewesen zu sein.Nach dem Tod seines Bruders kapselte er sich ab, rauchte und trank nicht mehr, vernichtete eine Gedichtesammlung, die er veröffentlichen wollte. In der Philosophie habe er damals keine Antworten auf die Fragen gefunden, die er sich nach dem Tod des Bruders stellte. Nur die Religion habe Zuflucht geboten.

«Er hat sich in seiner Trauer und Sinnkrise vergraben», sagte Verteidiger Thomas Piplak nach dem anderthalbstündigen Lebensbericht seines Mandanten. In seinem Telefongeschäft im Kieler Multikulti-Problemstadtteil Gaarden informierte sich Redouane E. H. im Internet ausgiebig über den Islam, als «radikal» religiös will ihn sein Anwalt nicht bezeichnen.

„Überzeugter Pazifist“

«Auch die Anklageschrift sagt mit keinem Wort, dass er selbst aggressiv geworden oder in stark ideologisierter Weise aufgetreten wäre», sagte der Verteidiger. Der Angeklagte selbst sagte am Mittwoch: «Ich war ein überzeugter Pazifist und ich kann schwören, dass ich noch nie eine richtige Waffe in der Hand hatte.»

Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen jetzt geht. Aber ich fühle mich ein Stück weit traurig, dass wir es dem armen Kerl nicht erlaubt haben, uns ein bisschen abzuschlachten. Danach hätte er sich bestimmt besser gefühlt und vielleicht sogar gut integriert. Damit ist es jetzt aus. Es droht die Höchststrafe: Lebenslänglich Praktikant in Peymanns Berliner Ensemble.

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