Der private Nachrichtensender n-tv war auch vor Ort, um von der Veranstaltung zu berichten. Doch der Bericht fiel – um es zurückhaltend auszudrücken – etwas wahrheitsverzerrend aus:
Brigitte K. aus Heinersdorf schrieb darauf hin einen Leserbrief an die n-tv-Redaktion, der in sachlicher Form beschreibt, wie die Bürger diese einseitige Form der Berichterstattung empfinden.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte zu Ihrem am 17.11.2007 gesendetem Video „Heinersdorfer protestieren“ [8] und dem Kommentar Ihres Sprechers Stellung beziehen. Vorausschicken möchte ich, dass ich bisher mit Ihrer Berichterstattung und den übrigen Sendungen seit vielen Jahren sehr zufrieden war. Nun sind aber im Hinblick auf den Beitrag über die Demonstration der Heinersdorfer Bürger gegen den Bau einer Moschee für die Sekte „Ahmadiyya Muslim Jaamat e.V.“ am 16.11.2007 leider auch bei Ihnen eine Reihe von Vorurteilen zu vernehmen.
Insbesondere, wenn Ihre Redaktion dem Sprecher die Worte „Demokratie bedeutet Religionsfreiheit“ sowie „auch Muslime sind das Volk“ vorgibt. Sie unterstellen, dass die Heinersdorfer Bürger die Demokratie, die auch sie bis 1989 erkämpft haben, für sich allein in Anspruch nehmen wollen.
Das ist eben nicht der Fall, sondern sie erleben jetzt, das eine Sekte diese erkämpfte Demokratie undemokratisch auslebt. Diese Sekte kungelte heimlich (hinter verschlossenen Türen) mit den nun wieder an die Macht gekommenen ehemaligen Machthabern in der DDR in den Jahren 2005/2006 (Bürgermeister Kleinert BVV Pankow, ehemaliger SED Parteisekretär und seinen Genossen).
Mit offenen Armen (vielleicht auch Händen) wurde die Sekte von diesen Politikern empfangen. Als alles abgewickelt war, sollte das „blöde Volk“ unterrichtet werden. Und ab diesem Zeitpunkt, weil das Volk nicht mitmachte und wie zu DDR-Zeiten JA-Sager spielte, sich sogar über Hintergründe informierte und sich mit den inhaltlichen Zielen dieser Sekte befasste, wurden die Heinersdorfer auf übelste Art und Weise von der Politik und den gleichgeschalteten Medien beschimpft und verleumdet:
– Ex-Bezirksbürgermeister Kleinert (PDS/DieLinke) bezeichnete seine Wahlbürger als Mob
– andere die Bürger als rassistischen Mob
– alle Bürger wurden sofort in die Nazi-Ecke verwiesen
– die Antifa rollte vermummt in Demonstrationen durch den Ort, beschimpfte namentlich Mitbürger, die sich engagierten (so etwas ist bisher nur aus den Jahren 1933-1945 von der SA bekannt gewesen) und versuchte diese einzuschüchtern
– auf Antifa-Plakaten wurden die Heinersdorfer als aufgehängte Gartenzwerge dargestellt
– Heinersdorfer seien gegen die Religionsfreiheit wurde und wird behauptet
Dieses wurde ja nun auch in ihrer Sendung wiederholt. Das ist absolut unrichtig! Wir wenden uns gegen die inhaltlichen Ziele dieser Sekte und nicht gegen die Menschen. Jeder Mensch ist das Volk, ob es sich um einen höchstbezahlten Manager oder um einen Sozialhilfeempfänger der Ahmadiyya-Sekte handelt.
Wir wenden uns gegen die üble Kungelei der Politiker, die uns nun auch noch die mittelalterlichen Ziele der Sekte als kulturelle Bereicherung verkaufen wollen (Einführen der Scharia, Geschlechtertrennung, Kopftuchzwang, „arrangierte Ehen“, „Du kommst schnell rein in die Sekte, aber nie wieder raus“, den Hass auf Juden und Christen und alle Ungläubigen, der Genuss von Schweinefleisch macht schwul – siehe Berliner Morgenpost vom 17. April 2007 etc., etc.).
Es wäre schön gewesen, wenn Sie das, was Herr Tariq behauptet hat, gut recherchiert hätten, bevor es über den Sender ging: Keine Nachfrage zu den Fakten, wie er denn zu dieser Meinung gekommen ist, das der Eindruck entsteht, er sei unter armen Wilden in einem Entwicklungsland, das nun endlich missioniert werden muss, Tariq: „Die Heinersdorfer sind gute, aber einfache Menschen, die Heinersdorfer sind frustriert wegen Ihrer Lebensverhältnisse, den Heinersdorfern geht es nicht so gut, es gibt Armut, die Heinersdorfer haben allgemeine Angst vor Fremden.“
Es ist eine unverschämte und bewusste Falschpropaganda. Ich verweise hier auf mbr-berlin.de [9], erstellt 2007, ausdrücklich nur auf den Auszug:
„Hinsichtlich der Sozialstruktur gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen. Gefragt nach seinem Nachbarschaftsumfeld antwortete ein Gesprächspartner: ‚Klassischerweise so gut-bürgerlich, viele Akademiker dabei, auch viele, die nach Heinersdorf oder in die Gegend zugezogen sind. Und viele davon kommen wohl auch aus dem Westen. Das weiß ich nicht im Detail, aber ich würde vermuten, dass ein Großteil nicht aus dem Osten kommt‘.“
Stimmt, ich persönlich gehöre zu den zugezogenen Westlern, die sich voll in Heinersdorf integriert haben. Viele Heinersdorfer sind eben Wissenschaftler, Künstler, Selbständige, hochqualifizierte Arbeiter und Angestellte, Studenten, engagierte Rentner etc..
Um so ungläubiger sehe ich, wie die Politik hier mit den Menschen umgeht. Die DDR–Verhältnisse kenne ich ebenfalls gut, da ich dort aufgewachsen bin und studiert habe. Es ist einfach unglaublich, was hier passiert, deshalb engagiere ich mich. Auch hat es keine Fremdenfeindlichkeit gegeben. Es wird einfach politisch unterstellt und damit plappern es alle nach.
Zum Protest am 16.11.2007: die Demonstranten, die Sie als „kleines verschworenes Häuflein bezeichnen“ – lt. Berliner Zeitung waren es 100 -, sollte Sie bitte nicht zu der Fehleinschätzung führen, das der Rest der Heinersdorfer sich in sein Schicksal fügt. 16.30 Uhr ist eben eine Zeit, da arbeitet der Berufstätige noch (auch am Freitag). Beachten Sie noch dazu der Streik der Bahn, das Wetter …
Zum Thema Zukunftskonferenz – Berliner Zeitung vom 18.11.2007 [10]: „Drei Tage lang werden etwa 70 Einwohner, Gewerbetreibende, Vertreter von Kirchen, sozialen Einrichtungen, der BVG und der Verwaltung hinter verschlossenen Türen über die Zukunft von Heinersdorf reden.“ HINTER VERSCHLOSSENEN TÜREN! OK, SIE LERNEN ES EBEN NICHT.
Ich würde mich über die Stellungnahme des Redakteurs freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Brigitte K. aus Heinersdorf