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Kein Brandschutz in Ludwigshafen?

Die Spekulationen über mögliche Brandursachen der Katastrophe von Ludwigshafen schlagen hohe Wellen, ebenso wie die Aufregung um die Einmischung türkischer Behörden. Bei alledem wird bisher vergessen, eine nahe liegende Frage zu stellen: Wie kann es sein, dass im Land des SPD-Vorsitzenden Menschen in derartigen Todesfallen leben, wie im „Holzhaus“ von Ludwigshafen?

Ausgetrocknete Holzdecken und Holztreppenhäuser in Altbauten – ein Horrorszenario für alle, die mit Hausbränden zu tun haben. In Verbindung mit dem Kamineffekt in Treppenhäusern breitet sich jeder kleine Brandherd in solcher Umgebung blitzschnell zu einem flammenden Inferno aus. Helfer haben ebenso wenig eine Chance, ins brennende Haus einzudringen wie Bewohner, vor den Flammen zu flüchten. Die typischen Szenen solcher Katastrophen sind Menschen, die in Panik von Balkonen springen oder Kinder in Verzweiflung aus dem Fenster werfen, bevor noch Sprungtücher aufgespannt werden konnten. Selbst wenn die Feuerwehr, wie in Ludwigshafen in Rekordzeit vor Ort ist, müssen die Helfer oft hilflos zusehen, wie die Tragödie ihren Lauf nimmt.

Es gibt Abhilfe, die ohne unzumutbare Kosten und großen Aufwand Menschenleben retten kann. Nachdem es in Köln in den 80er Jahren mehrere ähnliche Brände in Altbauten mit Holztreppenhäusern gegeben hatte, hat man dort für solche Bauten außen liegende Feuerleitern aus Metall vorgeschrieben. Viele Besitzer von Altbauten, die nicht gerade für ihre Investitionsfreudigkeit bekannt sind, waren wenig begeistert. Aber die Maßnahme, von der Stadt Köln konsequent durchgesetzt, hat sich bewährt. Trotz zahlreicher Altbauten haben sich die Katastrophen von damals nicht wiederholt.

In Ludwigshafen scheint man auf diese einfache und effektive Schutzmaßnahme bisher keinen Wert gelegt zu haben. Es verwundert, dass in einem Land, wo aufgemalte Quadrate auf Bahnsteigen Zonen ausweisen, in denen man eine Zigarette rauchen darf, keine Vorschriften existieren und durchgesetzt werden, um Menschen vor dem grausamen Feuertod in solchen Todesfallen zu schützen. Bei aller Aufregung um mögliche Brandstiftung sollte die Frage nach der behördlichen Verantwortung für lebensbedrohende Zustände in den Städten nicht untergehen. Brandschutz ist Ländersache, Herr Ministerpräsident Beck!

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