Seit den 68ern mit ihrer Sympathie für anti-westliche, kommunistische, folternde und massenmordende Systeme ist „der Westen“, insbesondere die USA und Israel, bei „Intellektuellen“, Medien und vielen Politikern zum Buhmann und Hort des Bösen, der Ursache so vieler Übel in der Welt avanciert. Wie verzerrt und mit welch tumben Feindbildklischees hierbei die Fakten entstellt werden, dafür liefert der Buchautor Jürgen Todenhöfer und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) ein erschreckendes Beispiel [1].
Wie so oft bei Inanspruchnahme einer moralisch erhabenen Position, erfolgt die Beurteilung „des anderen“, des sogenannten „Bösen“, aus der Projektion der eigenen Befindlichkeit auf andere. FAS-Autor Nils Minkmar [2] gibt hierfür ein Beispiel, indem er gleich zu Anfang seines Artikels darauf hinweist, dass die Inhalte auf PI „islamhassenden“ Ursprungs sind. Also keineswegs der Solidarität mit verfolgten und ermordeten Homosexuellen, von sexuell selbstbestimmten Frauen, mit Kritikern islamischen Unrechts, ect. entspringen können – sondern einzig einem nicht näher definierten Gefühl des Hasses entstammen. Hass ist nun sicherlich keine zur Differenzierung neigende Emotion – entsprechend geht Minkmar auch nicht auf Inhalte bei PI ein, sondern diffamiert emotionalisierend.
Liest man sein Loblied über den von anti-westlichen Ressentiments mittlerweile vollkommen durchdrungen scheinenden Todenhöfer und sein Buch „Warum tötest du, Zaid?“, kann man sich des Eindrucks kaum entziehen, dass er das betreibt, was er anderen vorwirft. Minkmar wie Todenhöfer belegen durch ihre Darstellungen selbst, dass es ihnen um die Verbreitung ihrer Ansichten mittels suggestiver Methodik geht, nicht aber um „andere“ Perspektiven oder gar um Informationsvermittlung.
Sie beschreiben eine Welt, in der Moslems nur in der Opferrolle vorkommen, und alles Unrecht und Grausamkeit einzig vom Westen, respektive den USA ausgeht.
(Todenhöfers Buch) erzählt die Geschichte einer klandestinen Reise Todenhöfers nach Ramadi; und die Geschichte von Zaid, der vom Studenten zum Kämpfer wurde, als er den Tod seiner Brüder mitansehen musste. Im Bildteil werden teils aktuelle, teils historische Fotos von der Grausamkeit westlicher Herrschaft in muslimischen Ländern präsentiert.
Ein früheres Buch von Todenhöfer „Wer weint schon um Abdul und Tanaya“ rezensiert die FAZ [3]ebenfalls äußerst positiv, wobei die anti-westliche Darstellung genauso diffamierend und einseitig ist:
Den Wandel, den Todenhöfer in seinen Lesern bewirken will, demonstriert er an seinem achtzehnjährigen Sohn Frédéric. Zu Beginn der Reise steht für ihn fest, daß Saddam und seine Leute ohnehin demnächst „plattgemacht“ würden. Dann begegnet er irakischen Jugendlichen, die genauso auf Popmusik, amerikanische Filme oder Fußballüberragungen im Fernsehen versessen sind wie wir oder unsere amerikanischen Freunde. Und Frédéric läßt sich bereitwillig von der „Herzlichkeit der Menschen“ im zunächst angenommen „Reich des Bösen“ überzeugen. Von „Plattmachen“ ist nicht mehr die Rede.
Todenhöfer geht es um eine Form weltanschaulicher Missionierung. Er unterstellt „dem Bösen“, sprich den USA, sie wollten „plattmachen“. Als Kontrast stellt er die einfachen Leute im Irak gegenüber, als Ziele dieses „plattmachens“. Nur, und das verschweigt Todenhöfer in all seinen Betrachtungen zu den Kriegseinsätzen der USA im Irak: Die Zivilbevölkerung war nie das Ziel der US-Streitkräfte, sondern der Sturz des äußerst grausamen, diktatorischen Regimes eines Saddam Hussein. Die Opfer dieses Kriegs stellt Todenhöfer nicht in den Zusammenhang mit der Befreiung von Saddam, sondern isoliert sie von diesem, um die USA suggestiv als Macht darzustellen, die gegen Zivilisten Krieg führt.
Todenhöfer beurteilt die US-Politik nicht nach den Fakten, sondern nach seiner eigenen Feindbildprojektion. Er gibt vor, es ginge ihm um die Menschen in den jeweiligen Ländern. Seltsam – dass sein Interesse am menschlichen Leid jäh genau dort in totales, totschweigendes Interesse umschlägt, wo Leid nicht mehr einer westlichen Adresse zugewiesen werden kann.
Todenhöfer schildert die „Herzlichkeit der Menschen“ in jenen Ländern aus der Perspektive eines naiven Folklore-Touristen – ungeachtet der grausamen, islamischen Traditionen der Ehrenmorde und Zwangsehen. Natürlich nur deshalb, um den Kontrast zu westlicher Grausamkeit hervorzuheben.
Gern stellt er die US-Politik mit der sowjetischen Invasion in Afghanistan auf eine Stufe. Frei von allen Unterschieden im Detail: Etablierung einer sozialistischen Diktatur hier, Etablierung einer Demokratie dort. Mit dem Aufzeigen Opferleid von Kampfhandlungen bei Sowjet- wie US-Beteiligung will sich Todenhöfer lediglich den Anschein von unvoreingenommener Opfersolidarität geben. In Wirklichkeit nutzt er die Opferdarstellungen durch die Sowjetunion für die Herabsetzung der USA.
Todenhöfers Passion scheint die Anklage. Daran hat sich seit seiner Zeit als „Rechtsaußen“ der CDU in den 80ern nichts geändert. Nur die Rollen wurden vertauscht – was einst der Kommunismus (völlig berechtigt), ist heute der Westen, gemäß dem Zeitgeist und der damit verbundenen Anerkennung. Der Westen wird angeklagt entweder aufgrund seiner Kriegshandlungen oder aufgrund seines Desinteresses an den Opfern dieser Kriege. Immer schön dekoriert mit Fallbeispielen, wie dem eines Mädchens in Bagdad namens Tanaya, einem
Opfer westlicher Teilnahmslosigkeit. Ihre Mutter war gestorben, ihre Schwester hatte der Vater in der Not verkauft. Sie wurde Straßenkind und landete im geschlossenen Heim.
Tragisch, wer könnte dem widersprechen. Nur daraus eine undifferenzierte, pauschale Anklage abzuleiten, den Eindruck kaltherzigen Desinteresses vom Westen zu erzeugen, ist mehr als suggestiv: es ist bewusst anklagend und herabsetzend. So gesehen kann man jedes menschliche Leid irgendwo auf der Welt als Beleg für „Teilnahmslosigkeit“ zitieren, wenn nicht mit westlicher Hilfe bereits interveniert wurde. Im Kontrast dazu zeigt Todenhöfer selbst Teilnahmslosigkeit gegenüber den Opfern nicht-westlicher Gewalt und Unterdrückung grade in den islamischen Gesellschaften.
Seine Humanität wirkt wie eine Fassade, wenn sich Todenhöfer selbst als Sympathisant islamischen Terrors zu erkennen gibt (den er freilich „Widerstand“ nennt), was zu seiner aggressiven Rolle als Ankläger des Westens auch viel besser passt. Voller Sympathie und Verständnis schildert er in seinem jüngsten Buch den terroristischen Mörder „Zaid“ als den reinsten Gutmenschen, der auch schon mal auf einen Anschlag verzichtet, wenn er Zivilisten getroffen hätte:
Besonderen Stolz entwickeln die Familie und die Freunde Zaids aus dem Umstand, dass er eine Bombe nicht gezündet hat, weil sich ein alter Mann in der Nähe des geplanten Anschlagsorts niedergelassen hatte. „Das“, resümiert Todenhöfer, „ist für mich der entscheidende Punkt: Ablehnung von Gewalt gegen Zivilisten und die Bereitschaft zu Verhandlungen. Im irakischen Widerstand ist beides vorhanden.“
Es ist kaum zu fassen: Die unzähligen Mordopfer islamischen Terrors im Irak sind Todenhöfer und dem FAS-Autor Minkmar keine Erwähnung wert. Sie werden vollkommen unterschlagen, und das hinterhältige Morden an den US-Soldaten, die den Foltermörder Saddam Hussein entmachtet haben, als „Widerstand“ verherrlicht.
In der Darstellung Todenhöfers und Minkmars geht es Moslems nur dort schlecht, wo der Westen präsent ist. Da gibt es kein Massenmorden und Massenvergewaltigen in Darfur, keine abertausende Zwangsehen, unzählige Ehrenmorde, kein Massenmorden an Christen und Animisten im Sudan, keine Pogrome gegen Christen in Indonesien, keine Unterdrückung und Verfolgung säkularer Moslems und homosexueller Moslems – ohne den Westen müsste gemäß Todenhöfer und Minkmar die Welt des Islam eine Welt der „Herzlichkeit“ sein. Doppelmoralischer kann man kaum noch auftreten.
Doch FAS-Autor Minkmar geht noch weiter: Er schildert Todenhöfers „traumatische“ Kindheitserlebnisse – mit wem wohl, den USA als Kriegsgegner des menschenverachtenden Naziregimes:
Die Erfahrung, amerikanischen Bomben und Panzern ausgeliefert zu sein, kennt er, Jahrgang 1940, aus seiner Kindheit.
Das Naziregime war leider genauso wenig zum Machtverzicht und somit zum Frieden bereit wie Saddam Hussein oder die Taliban. Dass es überhaupt zum zweiten Weltkrieg kam, ist nicht zuletzt der Appeasement-Politik des damaligen Westens zu verdanken. Dies gilt es zu bedenken, bevor man die Kriegshandlungen der USA bewertet. Auch im Irak hat der Krieg viele Verantwortliche: Nach Saddam die UNO, die darin versagt hat, den Diktator zur Kooperation zu bewegen. Ständig hat er die Kontrolleure behindert, und so selbst den Eindruck erweckt, er hätte Massenvernichtungswaffen versteckt. Oder Schröder/Fischer, die den USA aus wahltaktischen Gründen diplomatisch in den Rücken fielen, und so den mörderischen Diktator in eine politisch vorteilhafte Position brachten und zum Krieg ermutigten.
Aber Fakten interessieren nicht, wenn es darum geht, ein Feindbild zu pflegen und zu verstärken. Die willkürliche Opferbilanz Todenhöfers stellt die USA als schlimmeres Übel als Ossama Bin Laden dar:
Er hat es einfach nicht mehr ausgehalten, die Lügen, die falsche Rollenverteilung, dass sich der Westen immer noch als das Opfer sieht und die Muslime als die intrinsisch Aggressiven darstellt, wo es sich doch exakt umgekehrt verhält. In seinem Beruf ist Todenhöfer ein Mann der Zahlen: „Bin Ladin hat 5000 Menschen getötet, Bush mehrere hunderttausend.“
5000 aufgewogen gegen mehrere 100.000, einfach mal so daher gesagt. Wo sind die Belege für eine solche Aussage? Zählt Todenhöfer die Opfer direkter Kampfhandlungen mit US-Streitkräften, oder lastet er die Opfer des islamischen Terrors einfach den USA an?
Auf gefährliche Weise verharmlost Todenhöfer einen Massenmörder und dessen Ideologie. Dass die Opferbilanz Bin Ladens nicht weitaus höher ist, liegt wohl eher an Bin Ladens eingeschränkten Möglichkeiten. So gesehen hätte man auch das dritte Reich schönreden können Anno 1934 im Vergleich zum britischen Empire. Somit verharmlost Todenhöfer vor lauter Anti-US-Haltung auch noch die mörderische Ideologie eines islamischen Fundamentalisten wie Bin Laden.
Umgekehrt erkennen weder Todenhöfer noch Minkmar an, dass die USA noch nie Krieg gegen eine Demokratie geführt haben. Dass die USA ihre Kampfhandlungen stets eingestellt haben, wenn die diktatorische Struktur des Gegners zerschlagen war. Todenhöfer spricht vom verletzten „Völkerrecht“ beim US-Einmarsch. Als hätte der Massenmörder Saddam „das Volk“ repräsentiert. So bringen Todenhöfer und Gesinnungsgenossen ständig die Sachverhalte durcheinander mit bewusst unscharfen Definitionen, die einzig dem Zweck der Feindbildpflege dienen.
Todenhöfer unterschlägt, dass die USA eben keine Besatzungsmacht sind, sondern im Irak längst und erstmals eine demokratisch gewählte Regierung existiert und regiert. Die US-Truppen spielen sich keineswegs, wie Todenhöfer suggestiv den Eindruck erweckt, als „Besatzer“ auf, sondern als Unterstützer und Beschützer. Von daher ist die Bezeichnung „Widerstandskämpfer“ für Mörder an US-Soldaten zutiefst abstoßend und inhuman. So wird aus dem selbsternannten Gutmenschen Todenhöfer eine äußerst fragwürdige, ideologisch geprägte Person und mit ihm alle, die ihn idealisieren.
Dass der Irak-Krieg – wie jeder Krieg – auch zivile Opfer fordert, ist wahr. Wahr ist allerdings auch, dass es ohne diesen Krieg ebenfalls Opfer gegeben hätte, nämlich die Saddam Husseins. Wahr ist auch, dass der islamische Terror einzig auf islamische Motive zurück geht und nicht den USA angelastet werden kann. Ja, die USA waren naiv, in ein islamisches Land einzumarschieren und zu glauben, die Menschen würden sich (alle) von der Kultur des Islam lösen, und sich so ähnlich verhalten wie Japan und Deutschland nach dem Krieg. Die Konflikte im Irak spiegeln die kulturellen Strukturen der Region wider. Zudem kommen viele Terroristen aus dem islamischen Ausland, was Todenhöfer mit seinem Fallbeispiel „Zaid“ völlig anders darstellt. Undifferenzierter wie Todenhöfer und Minkmar den Sachverhalt im Irak darstellen, geht es kaum noch. Wenn das „Qualitätsjournalismus“ sein soll, bleibt für Junk-Journalismus kaum noch Raum.
PS. 1: Jürgen Todenhöfer ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Medienhauses Burda. Einer politisch durchaus einflussreichen Institution, wie es die Medien nun mal sind. Von Politik-Ausstieg des Ex-CDU-Abgeordneten Todenhöfer kann also keine Rede sein.
PS. 2: Todenhöfer kann nichts dafür, aber seine Bücher werden auch auf antisemitisch-antiisraelischen Webseiten wie „Eiserne Krone“ [4] und antiisraelische, antiwestliche, pro-sozialistische „Antiimperialista“ empfohlen, also in Sphären, die ebenfalls wert auf klare Feindbilder und wenig Differenzierung legen.
» Leserbrief an die FAS: sonntagszeitung@faz.de [5]
» PI v. 17.3.2008: Todenhöfer bei Kerner: Dhimmitude in Vollendung [6]
» PI v. 6.5.2007: Nils Minkmar – Dhimmijournalist des Jahres [7]
(Spürnase: Gudrun Eussner [8], Roland, Peter B., Hausener Bub, Günter G.)
Like