[1]Gestern zu nachtschlafender Zeit von 23:35 bis 1:40 Uhr – wann sonst? – zeigte die ARD den französischen Kinofilm „Die Klasse“ (im Original: „Entre les murs“) des französischen Regisseurs Laurent Cantet. Der Film erzählt den Alltag einer Schule in einem Pariser Problemviertel mit hohem Migrantenanteil. François, ein junger Französischlehrer, unterrichtet die 7. Klasse und bekommt die Auswirkungen der Bereicherung unmittelbar zu spüren.
In der Vorankündigung zum Film [2] schreibt die ARD:
Der junge Pariser Lehrer François hat eigentlich Freude an seinem Beruf. Im Gegensatz zu einigen eher desillusionierten Kollegen glaubt er an seinen Job und will etwas bewegen.
Der Literaturunterricht in einer lärmenden siebten Klasse, in der zahlreiche Schüler aus dem muslimischen Kulturkreis stammen, stellt ihn jedoch tagtäglich vor Herausforderungen. Die Jungs und Mädchen reagieren sensibel auf Ungerechtigkeiten, provozieren aber auch gerne. Als dem Lehrer einmal der Geduldsfaden reißt und er sich zu einer despektierlichen Äußerung gegenüber zwei Schülerinnen hinreißen lässt, eskalieren die Geschehnisse.
In einer Schule des 20. Pariser Arrondissements, einem sozialen Brennpunkt, wartet auf den Französischlehrer François (François Bégaudeau) eine lärmende siebte Klasse von 24 Schülern, die meisten mit Migrationshintergrund. Bereits sein Ansinnen, jeder Schüler solle den eigenen Namen aufschreiben, erntet patzige Widerworte. Bis François zum eigentlichen Thema kommt – dem „Tagebuch der Anne Frank“ -, ist die Stunde wieder einmal fast vorüber. Der Versuch des ambitionierten Pädagogen, Unterricht zu halten, scheitert an einem unablässigen Kampf um Respekt, Disziplin und ein gedeihliches Miteinander. Auch die latente Arroganz des Paukers kommt nicht immer gut an. Die Schüler zeigen ihm deutlich, dass sie wenig Sinn im Erlernen der gepflegten Schriftsprache sehen – die Frage, ob er schwul sei, interessiert zumindest die Jungs mehr als alles andere. Nicht zufällig eskaliert die Situation durch ein Sprachproblem: Esmeralda (Esmeralda Ouertani) und Louise (Louise Grinberg), im Unterricht nicht die Hellsten, wohnen als Schülervertreterinnen der Notenkonferenz bei, wo sie aufschnappen, dass François ihren Klassenkameraden Souleymane (Franck Kaïta) als „beschränkt“ bezeichnet. Dass François den Problemschüler als Einziger verteidigte, überhören die Mädchen und geben die Wortwahl ihres Lehrers so weiter, dass Souleymane sich grob beleidigt fühlen muss. Im Klassenzimmer kommt es daraufhin zum Handgemenge. Am Ende wird Souleymane der Schule verwiesen und muss in sein Dorf nach Mali zurück: eine bittere Niederlage für die Pädagogen.
Mit einer bislang nie gesehenen Präzision gibt Laurent Cantets halbdokumentarisches Schuldrama ungeschminkte Einblicke in den Alltag einer pädagogischen Institution.
Das auf einem Roman des Ex-Lehrers François Bégaudeau basierende Schuldrama gewann in Cannes die Goldene Palme und wurde für den Oscar nominiert. Der Clou: Bégaudeau spielt auch die Hauptrolle, die Schülerdarsteller sind talentierte Laien, die ihre Charaktere – von der Nervensäge über den aggressiven Totalverweigerer, der Unscheinbaren bis hin zum Musterknaben – in Workshops improvisierten; die Filmeltern sind meist auch die eigenen. Der 49-jährige Autorenfilmer Laurent Cantet legte bereits mit seinem Drama „Ressources Humaines“ den Finger in gesellschaftliche Wunden. „Die Klasse“ spielt gänzlich innerhalb der Schulmauern: „Entre les murs“ lautet der Originaltitel, und die Kunst besteht darin, dass der Film diese räumliche Beschränkung fast peinlich einhält. Mit seinem direkten, halbdokumentarischen Stil und dank der Konzentration auf seine unaufdringlichen Lehrer- und Schülerporträts ist diese Sozialstudie fesselnder als so mancher Oscar-Gewinner.
Hier der Film:
Teil 1:
Teil 2:
(Videobearbeitung: Antivirus)
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