Das deutsche Bio-Fukoshima mit mutierten EHEC-Bakterien ungeklärter Herkunft hat bisher 35 Todesopfer gekostet. Insofern ist der Vergleich mit dem japanischen Kraftwerksunfall nicht ganz passend, denn dort sind keine unbeteiligten Menschen zu Schaden gekommen. Aber auch wer EHEC überlebt hat, hat nicht unbedingt Anlass zur Freude. Von den über 1.000 Vergifteten, die der Bio-Propaganda arglos auf den Leim gegangen sind, droht Hunderten ein lebenslanges Siechtum an der Dialyse. Vielen könnte nur mit Nierentransplantationen geholfen werden, aber Spendernieren sind im technologie- und wissenschaftsfeindlichen Deutschland ohnehin schon Mangelware.
Der STERN berichtet [2]:
iele Ehec-Kranke werden lebenslang unter den Folgen der Epidemie leiden. „Etwa 100 Patienten sind so stark nierengeschädigt, dass sie ein Spenderorgan brauchen oder lebenslang zur Dauerdialyse müssen“, sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach der „Bild am Sonntag“. Ärzte hatten zudem über schwere neurologische Schäden berichtet. Am Samstag machten Behörden zweifelsfrei Sprossen als Ehec-Infektionsquelle aus.
Bundesweit stehen etwa 8000 Menschen auf der Warteliste für eine neue Niere – wegen ganz unterschiedlicher Krankheiten. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation keine 3000 Nieren verpflanzt.
Der Darmkeim tötete weltweit inzwischen 35 Menschen, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitteilte. Darunter seien 34 Todesfälle in Deutschland und einer in Schweden. WHO-Expertin Zsuzsanna Jakab betonte, es sei der heftigste jemals in der Region Europa registrierte Ehec-Ausbruch.
Lauterbach warnte vor weiteren Infektionswellen in Deutschland: „Ehec-Erreger sind weltweit auf dem Vormarsch. Auch in Deutschland wird es künftig immer wieder zu Ehec-Ausbrüchen kommen.“
Er kritisierte, dass die Erkrankungen teils per Post gemeldet würden und kündigte eine Untersuchung im Gesundheitsausschuss an. „Die Kliniken müssen in Zukunft jeden Ehec-Fall direkt per Mail an das Robert Koch-Institut melden.“ Die bisherige Meldekette vom Gesundheitsamt vor Ort über das Landesgesundheitsamt an das Robert Koch-Institut (RKI) dauere mindestens eine Woche.
Auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr forderte bessere Meldeverfahren. „Nach Abklingen des Ehec-Ausbruchs werden Länder und Bund gemeinsam die Arbeit bewerten. Mir ist dabei der Informationsfluss zwischen den Beteiligten besonders wichtig. Das Meldeverfahren gehört auf die Tagesordnung“, sagte Bahr der „Bild am Sonntag“. Forderungen nach einer zentralen Stelle zur Seuchenbekämpfung erteilte der FDP-Politiker erneut eine Absage.
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) kündigte in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ Konsequenzen für die Lebensmittelüberwachung an. „Ich habe die Länderbehörden gebeten, bundesweit schwerpunktmäßig Produzenten und Importeure von Sprossen und deren Produkte zu überprüfen“, sagte sie. „Einbezogen werden müssen hierbei natürlich auch Importe von Samen aus dem Ausland.“ Sie werde auf schärfere Vorschriften für die Sprossenzucht drängen.
Die Ehec-Fahnder hatten am Samstag neue Beweise gegen die hoch verdächtigen Sprossen aus Bienenbüttel gefunden. Zwei weitere Mitarbeiterinnen des Biohofs in Niedersachsen sind demnach mit dem lebensbedrohlichen Darmkeim infiziert. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bestätigte zudem, dass der Ehec-Erreger an den Sprossen zweifelsfrei vom selben Typ ist wie die Bakterien, an denen in Deutschland mehr als 4000 Menschen nachweislich erkrankten oder eine Infektion angenommen wird.
Auch die Fälle im Ausland haben laut WHO fast alle eine Verbindung nach Deutschland. Es gebe bislang nur fünf Ausnahmen.
Im Ehec-Puzzle fehlen noch Teile. Der nordrhein-westfälische Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) betonte in einem WDR-Interview, die Lieferkette vom Biohof zu den Erkrankten in NRW sei bislang unklar. Ebenso offen ist, wie der Keim auf das Gelände in Bienenbüttel kam, sagte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) der „Rhein-Neckar-Zeitung“.
EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos erwartet am Dienstag die Zustimmung der Mitgliedstaaten für das 210-Millionen-Euro-Hilfspaket der Kommission für Landwirte. „Dann könnten wir die ersten Hilfen im Juli abwickeln und auszahlen“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“.
An besondere Auflagen sind die Geldgeschenke zum Weitermachen wie bisher nicht gebunden. Insbesondere liegt offenbar nichts ferner, als von selbsternannten Biobauern die Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse des 20. Jahrhunderts zu verlangen. Denn wer Landwirtschaft nach den Methoden des Mittelalters betreibt, und solche Produkte verzehrt, muss auch damit rechnen, wie seine Vorfahren an Lebensmittelvergiftungen zu sterben. Dies war eine der häufigsten vorzeitigen Todesursachen der Bevölkerung, bevor die viel beschimpfte chemische Industrie Pflanzenschutzmittel, Antibiotika und Konservierungsstoffe bereitstellte.
Selber schuld – so sehen es offenbar auch die Behörden, die schon durch ihr organisatorisches Versagen wochenlang der Ausbreitung der Seuche hilflos zugeschaut haben. Auf eine staatsanwaltliche Ermittlung zur möglichen Schuldfrage gegen den jetzt als ursächlich festgestellten Biobetrieb und mehrere dort trotz akuter Infektion Beschäftigte verzichten die Behörden von vorne herein. Das dürfte insbesondere schlimme Folgen für die Geschädigten haben, die jetzt den Verzehr der angeblich gesunden Biosprossen mit lebenslanger Schwerbehinderung bezahlen. Ohne Feststellung eines Schuldigen stehen deren Chancen schlecht, wenigstens eine finanzielle Entschädigung einzuklagen.
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