Meinen Sie Zürich zum Beispiel
sei eine tiefere Stadt,
wo man Wunder und Weihen
immer als Inhalt hat?

Meinen Sie, aus Habana,
weiß und hibiskusrot,
bräche ein ewiges Manna
für Ihre Wüstennot?

Bahnhofstraßen und Rueen,
Boulevards, Lidos, Laan –
selbst auf den Fifth Avenueen
fällt Sie die Leere an –

Ach, vergeblich das Fahren!
Spät erst erfahren Sie sich:
bleiben und stille bewahren
das sich umgrenzende Ich.

Gottfried Benn (1886-1956)

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20 KOMMENTARE

  1. „Es ist nicht wahr,
    dass Geschichte
    gefälscht wird.
    Sie hat sich großenteils
    wirklich
    falsch
    zugetragen.
    Ich kann es selbst bezeugen:
    ich war dabei.
    Doch leicht begreiflich,
    dass jetzt
    die verschiedenen Seiten
    verbesserte Fassungen
    nachliefern,
    die das Geschehene
    nicht
    so sehr berichten
    wie berichtigen wollen …“

    Erich Fried

  2. Kleine Maus

    Neulich fiel ein Blogger tot von seinem Hocker.

    Zwecks Klärung der Todesursache verbrachte man den Leichnam in die Pathologie.

    Zwei kräftige Mitarbeiter stemmten ihn auf den hydraulischen Seziertischtisch.

    Die erste Inaugenscheinnahme ergab alle bekannten Anzeichen eines grauenhaften Erstickungstodes.

    Nach dem öffnen des Brustkorbes entdeckte ich eine faustgroße Ausbeulung im mittleren Speiseröhrenbereich. Unglaublich!

    Ein kleiner Schnitt mit dem Skalpell genügte und ich hielt des Rätsels Lösung in meiner linken blutverschmierten Hand.

    Eine silberfarbene aerodynamisch geformte Computer-Maus.

    Nach Abschluss der gerichtsmedizinischen Sektion packte ich die Maus in die Brusthöhle zwischen die Holzwolle.

    Ich nähte ihn wieder zu.

    Die Maus war schließlich zu Lebzeiten sein wichtigstes Requisit.

    Ruhe sanft, kleine Maus!

    Analog zu: Kleine Aster

    🙂 🙂 🙂

  3. Hübsches Gedicht,
    aber ich verstehe den tieferen Sinn nicht… 🙁
    was will der Autor (und auch der Zitierende 🙂 ) mir damit sagen ???

  4. Je mehr man von der Welt gesehen hat desto eher weiß man,dass dieses Land nicht der schlechteste Ort zum Leben ist.
    Und erhaltenswert.

  5. Das Fahren ist nicht vergeblich. Es ist mitunter auch notwendig, denn „erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat besitzen“ (Theodor Fontane).

  6. Ach, vergeblich das Kommentieren!
    Das Schicksal nimmt seinen Lauf.
    Gott lacht derer die link Argumentieren.
    Sein Reich ersteht in uns wieder auf.

  7. #7 Kreuzzridder (29. Jul 2012 16:43)

    Hübsches Gedicht,
    aber ich verstehe den tieferen Sinn nicht… 🙁
    was will der Autor (und auch der Zitierende 🙂 ) mir damit sagen ???

    ————————————–

    kewil möchte uns damit sagen, dass er uns künftig mit seinen Reiseberichten verschonen will 😉

  8. @ kewil
    Man sollte schon etwas von der Welt gesehen haben oder eine Zeit lang in einem anderen Land gelebt haben, aber ja: Zuhause ist es am schönsten (in der Wohnung, im Garten, im Wald und in kopftuchfreien Zonen, z.B. Kirche, Friedhof und Buchhandlung).

    #6 poeton
    Auch eine schöne Geschichte! Als Blogger tot vom Hocker zu fallen, ist zwar nicht der schlechteste Tod, aber das ginge problemlos auch ohne eine Maus verschluckt zu haben – bei den Horror-Nachrichten täglich …

  9. Auf Reisen gilt der alte Satz:

    man sieht nur das, was man auch weiß.

    Wenn Herr Benn sich auf seine Reisen besser vorbereitet hätte, dann wäre er als ein (weiter)gebildeter Mann heimgekehrt. Und ihm wären diese Zeilen nicht eingefallen.

    Sein Gedicht ist mir zu negativ, andererseits kann es Daheimgebliebene trösten.

    Mir kann er die Freude am Reisen jedenffalls nicht Vermiesen.

  10. Wie, wenn da einer und er hielte,
    ein frühgereiftes Kind,das schielte,
    hoch in den Himmel und er bäte:
    „Du hörst jetzt auf den Namen Käthe!“
    Wär dieser nicht dem Elch vergleichbar,
    der tief im Sumpf und unerreichbar
    nach Wurzeln,Halmen,Stauden sucht
    und dabei stumm den Tag verflucht,
    an dem er dieser Erde Licht—
    –nein, nicht vergleichbar?
    Na,dann nicht! (N.N.)

  11. Bravo, kewil und natürlich auch Bravo, Gottfried Benn -es ist damals wie heute so wahr, was der gute alte ostelbische Griesgram meint.

    Ein gewisser Menschenschlag bereist (besser, verheert) die ganze Welt und kann doch nicht der Langeweile und Leere entkommen, die man/frau/genderdingsbums nun einmal ist. Als fleischgewordene Öde schleppt man nämliche dann nur noch um die ganze Welt und kommt nie an – egal wie weit und oft man herumfährt.

    Zudem ist seit dem Aufkommen des Tourismus als Massensport nebst der totalen Erreichbarkeit auch des letzten Winkelchens auf Erden der eigentliche Reiz des Reisen dahin. Die Magie, das einzigartige Numinosum eines Ortes von historischen oder ästhetischen Belang ist zu Nichts zerronnen, so daß man heuer tatsächlich besser beraten ist, zu Hause zu bleiben.

    Man erspart sich dadurch mannigfaltige Enttäuschungen (zumindest wenn man sein Reiseziel aus etwas subtileren Gründen als dem heute üblichen Fressen-Shoppen-Saufen-F*** aufzusuchen vorhatte).

  12. #7 Kreuzzridder (29. Jul 2012 16:43)

    Hübsches Gedicht,
    aber ich verstehe den tieferen Sinn nicht…
    was will der Autor (und auch der Zitierende) mir damit sagen ???

    – – – – –

    Soll heissen:
    Dass Reissen nicht bildet, sieht man an Reisenden, sie reisen dumm ab und kommen blöd zurück!
    Wer jahrzehntelang in der Reisebranche gearbeitet hat, weiss das!
    Schade um die Zeit und das Geld!

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