[1]Auch drei Jahre nach seinem Erscheinen ist Wolfgang Gottschalks „Bauchschmerzen“ [2] die beste literarische Bearbeitung zum Thema türkische Kolonisation. 208 Seiten Dialog zwischen einem deutschen Neonazi und seinem Gefängnispfarrer: Dieses Buch ist nicht nur provokant und konfrontativ, sondern auch ehrlich – und es ist fesselnd geschrieben. Früher oder später wird „Bauchschmerzen“ der Zensur zum Opfer fallen, ein zweites „Bauchschmerzen“ wird wohl nie mehr geschrieben. Vielleicht ist dieses Buch also tatsächlich das literarische Denkmal unserer Zeit.
(Von M. Sattler)
„Bauchschmerzen“ gehört zu den wenigen Büchern, die man auf jeder beliebigen Seite aufschlagen kann und dann nicht mehr aufhört zu lesen. Dies liegt nicht nur am literarisch selten bearbeiteten, von allen anderen deutschen Autoren peinlichst gemiedenen Inhalt – die radikale Einwanderungspolitik unserer Zeit ist das große Thema -, sondern auch an der Wahl wörtlicher Rede als Stilmittel. Der Leser wird zum Teilnehmer einer historischen Debatte: dem in der realen Welt nirgends stattfindenden direkten Dialog zwischen Unterstützern der türkischen Kolonisation und ihren Gegnern. Bekanntlich wird diese Diskussion in der Öffentlichkeit nicht geführt. Niemals würde das Fernsehen eine Talkrunde zur Frage pro oder contra zur türkischen Massenansiedlung ausstrahlen. Über diese Frage wird nicht diskutiert. „Bauchschmerzen“ hat daher etwas ungemein Befreiendes: Hier werden zum ersten Mal tatsächlich Argumente ausgetauscht.
Wer „Bauchschmerzen“ noch nicht gelesen hat, für den seien Handlung und Aufbau kurz skizziert. Der Held des Buches wächst in Frankfurt auf und erlebt dort hautnah das Zusammenleben mit Türken. Aus dem türkischen Schulfreund aus Grundschulzeiten wird ein aggressiver Herumtreiber. Der Held wird Zeuge einer Vergewaltigung im Schwimmbad, er erlebt das übliche Mobbing und die alltägliche türkische Gewalt gegen Deutsche. Von den Repräsentanten der Elite ist er enttäuscht: Er durchschaut die Verlogenheit seines Pfarrers, die Feigheit und Falschheit seiner Lehrer und Professoren. In der aufgeladenen Atmosphäre einer multinationalen Stadt sucht er schließlich nach einer Nische als Deutscher und gelangt zu Überzeugungen, die allgemein als rechtsextrem gelten. Als ihm die Diagnose einer unheilbaren Krankheit gestellt wird, entschließt er sich zu einer gewalttätigen Handlung: Provoziert durch einen türkischen Gernegroß im Hausflur, tötet er dessen ganze Familie und zuletzt auch diesen jugendlichen Türken. In Haft befragt ihn der Gefängnispfarrer nach den Gründen für seine Tat. Das sich daraus ergebende Gespräch zwischen Pfarrer und Verurteiltem, das das gesamte Buch durchzieht, wird an einigen Stellen unterbrochen durch „Aufzeichnungen des Gefangenen“, in denen der Verurteilte seine politischen Ansichten, u.a. zur islamischen Kolonisation, dem sog. „Multikulturalismus“ sowie historischen Themen (Zweiter Weltkrieg, Vertreibung etc.), festhält.
Was das Buch so lesenswert macht, ist nicht nur die Ehrlichkeit und Offenheit, die in unserer heutigen Zeit der geistigen Zwangsjacke erfrischend wirkt, es ist vor allem die Chancengleichheit, die der Autor den beiden Kontrahenten gewährt. Der Pfarrer als Repräsentant unserer politischen Führung tritt dem Neonazi nicht mit der üblichen Arroganz gegenüber, sondern lässt ihn ausreden und hört ihm zu: den Neonazi niederbrüllen, die gängige Methode in Politik und Medien, kann und will er nicht. Als hauptberuflicher Zuhörer und Seelsorger versucht er ihn stattdessen sachlich zu überzeugen. Das ist für einen Angehörigen der Elite unserer „Bunten Republik“ etwas völlig Neues. Sachliche Argumente für die türkische Kolonisation hat man seit Jahren nicht mehr gehört. Genau dieses Bemühen des Pfarrers, Sachlichkeit ins Spiel zu bringen, macht die Ausführungen des Pfarrers spannend zu lesen.
Auf der anderen Seite der Nazi, der den Pfarrer nicht überzeugen, aber von ihm angehört werden will. Genau wie der Pfarrer im Nazi den geistig Verirrten sieht, sieht der Nazi einen Verirrten im Pfarrer: unehrlich zu sich selbst, ein Mann, der das offensichtliche Scheitern sowohl seines Glaubens als auch seiner politischen Überzeugungen in seinem eigenen persönlichen Umfeld nicht wahrhaben will. Durch den Blickwinkel des Neonazis hat Buchautor Gottschalk in diesem Pfarrer eine literarische Symbolfigur geschaffen, eine Symbolfigur für unsere bunte Elite: Menschen, die ständig auf der Flucht sind vor der Realität ihrer eigenen Umgebung.
„Bauchschmerzen“ lässt diese Flucht nicht zu: Der Leser hat keine Möglichkeit, vor dem ganzen Themenkreis der türkisch-islamischen Kolonisation davonzulaufen, er muss sich stellen und Farbe bekennen, Partei ergreifen für den Pfarrer oder den Mörder. Genau diese Schonungslosigkeit gegenüber dem eigenen Leser macht das Buch so wertvoll – und gefährdet. Sachlichkeit, Ehrlichkeit und Offenheit sind der Todfeind unserer buntideologischen Meinungswächter. Früher oder später wird man „Bauchschmerzen“ aus dem Verkehr ziehen. Zu hoffen bleibt jedoch, dass dieses Buch die geistige Verkrampftheit der Bunten Republik in möglichst vielen Bücherschränken überdauert und eines fernen Tages von einer breiteren Öffentlichkeit als das entdeckt wird, was es bereits heute ist: eines der wichtigsten literarischen Zeugnisse für unsere seltsame Zeit.
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[9]Das Institut für Staatspolitik hat Ende November die Studie „Ist der Islam unser Feind?“ herausgebracht. Der gleiche Titel wie die Podiumsdiskussion [10] am 6. Oktober auf der Berliner „Zwischentag“-Messe, auf der ich mit dem wissenschaftlichen Leiter dieses Institutes, Karlheinz Weißmann, über die wahre Natur dieser Ideologie diskutierte. Auf 44 Seiten wird in dieser Studie nun beleuchtet, wie groß die Gefahr ist, die der Islam für Europa bedeutet. Eigentlich hätte darin auch ein Interview erscheinen sollen, das Götz Kubitschek im November mit mir führte. Es wurde aber nicht veröffentlicht, weil ich mich angeblich „zu sehr wie ein Politiker“ geäußert hätte. Wir werden morgen darauf eingehen, zunächst aber zu dieser Studie.
(Von Michael Stürzenberger)
Im Vorwort gibt es einen Überblick über Negativmeldungen über den Islam im September und Oktober: Morde, Attentate, Beschneidungen, überproportional hohe Kriminellen- und Arbeitslosenquoten unter Moslems, Bildungsmiseren und von türkischen Behörden kontrollierten Islamunterricht in Deutschland. Auch das typische Abgrenzen von Anhängern dieser Ideologie gegenüber der andersgläubigen Mehrheitsgesellschaft kommt zur Sprache:
Wenn über den Islam berichtet wird, dann vor allem über das problematische Verhalten seiner Anhänger oder das Gefahrenpotential ihrer Religion, angefangen bei der Weigerung, die hiesige Rechtsordnung zu respektieren, über die Probleme mit islamisch geprägten Parallelkulturen und die Entstehung dessen, was man fälschlich home grown terrorism – etwa »hausgemachter Terrorismus« – nennt, bis zum Aufweis von internationalen Konflikten, an denen regelmäßig Moslems beteiligt sind. Tatsächlich kämpft in mehr als der Hälfte der zwei Dutzend großen Kriege, die heute stattfinden, eine islamische Fraktion, die entweder die Staatsmacht repräsentiert oder – häufiger – eine Rebellenpartei, das gilt für die Philippinen genauso wie für Afghanistan, den weichen Bauch der ehemaligen Sowjetunion oder die von der »Arabellion« betroffenen Gebiete nördlich des Sahel. In den europäischen Staaten zeigen sich viele Moslems bildungsfern und neigen zu einer archaischen Erziehungspraxis, halten hartnäckig an der Scharia fest, ziehen den Schiedsspruch islamischer Rechtsgelehrter dem ordentlicher Justizbehörden vor oder etablieren klammheimlich die Praxis der Vielehe. Was den Eindruck fröhlich-bunter Republiken aber besonders trübt, ist die Kriminalitätsrate: Schon vor Jahren wurde unwidersprochen festgestellt, daß 70 Prozent der französischen Gefängnisinsassen moslemischer Herkunft sind, und dasselbe gilt offenbar für die Häftlinge des Berliner Jugendarrests; angesichts eines jüngst begangenen Mordes hieß es, daß 80 Prozent der Intensivtäter in Berlin einen »Migrationshintergrund« hätten, im Normalfall einen moslemischen.
In Punkt 2 „Der Islam bleibt fremd“ wird eine aufschlussreiche Umfrage über Verhältnis der Deutschen zum Islam wiedergegeben:
Nach einer Emnid-Umfrage von 2010 sind 57,7 Prozent der Westdeutschen und 62,2 Prozent der Mitteldeutschen ausgesprochen islamkritisch, verbinden stabile Mehrheiten den Namen dieser Glaubensrichtung mit Frauendiskriminierung (über 80 Prozent), Fanatismus (mehr als 70 Prozent) oder Gewaltbereitschaft (über 60 Prozent).13 Dementsprechend heftig fielen die Reaktionen auf die Aussage des damaligen Bundespräsidenten Wulff aus, der in öffentlicher Rede erklärt hatte, daß der Islam »zu Deutschland« gehöre, und auch die Fruchtlosigkeit diverser »Islamkonferenzen« oder das Lavieren der Regierung in bezug auf religionspolitische Fragen verstärken den Unmut der Bürger, die vielleicht den Bau immer größerer Moscheen zähneknirschend hinnehmen, aber von denen zwei Drittel die Gleichberechtigung des Islam mit den christlichen Kirchen ausdrücklich ablehnen.
Es wird auch das klare Ziel dieser totalitären Ideologie dargestellt:
Der Schweizer Philosoph und Essayist Eric Werner hat schon Mitte der 1990er Jahre darauf hingewiesen, daß der Islam mittels Einwanderung einen »demographischen« und »ideologischen« Krieg gegen das alte Abendland führe, und der deutsche Historiker Egon Flaig brachte es auf die denkbar knappste Formel: »Der Islam will die Weltherrschaft«.
Die Rolle der Kirchen als Appeaser und Kollaborateure wird nicht verschwiegen:
Selbstverständlich wird dem von offizieller Seite und den tonangebenden Kreisen entgegengehalten, daß der Islam in Europa als Bereicherung aufzufassen sei, wird alles getan, die Unesco -Ideologie durchzusetzen, die überall nur »Vielfalt und Toleranz« sieht, neigen die Kirchen nicht nur in Deutschland dazu, den interreligiösen Dialog zu pflegen und sich für die »abrahamitische Geschwisterreligion« stark zu machen und ist in französischen Lehrplänen längst verankert, daß die Heranwachsenden den Islam gefälligst als eine »selbständige« und »brillante« Religion zu betrachten haben, zu deren Vorzügen Duldsamkeit und ein hochstehendes Ethos gehörten.
Trotz alldem gibt es in der Studie eine Relativierung :
Aber auch wenn man die Mechanismen dieser Art von Gehirnwäsche durchschaut und keineswegs glaubt, daß »Islam« und »Frieden« Synonyme seien, bleibt die Frage, ob die Situation nicht unzulässig vereinfacht wird, wenn man die Auffassung vertritt, daß der Islam unser Feind ist.
In Punkt 3 „Die Rache Gottes“ wird Sigmund Freuds Buch „Die Zukunft einer Illusion“ angesprochen, das die Illusion des religiösen Glaubens beschreibt, die eben keine Zukunft habe, weil sie wegen ihrer Vernunftwidrigkeit allmählich allen Einfluß auf die Menschen verlieren müsse, die sich keine „religiösen Märchen“ mehr erzählen lassen würden. Marxisten und »bürgerliche« Denker teilten die Überzeugung von der Macht des Fortschritts und der technischen Rationalität. Der Mensch werde immer weniger auf jenseitige, immer stärker auf diesseitige Erklärungen setzen, Kollektivismus, Individualismus und Konsum müßten ausreichen, um ihn zu orientieren.
Dem stellt die Studie aber sogleich die Gegenthese entgegen, dass die Religionen momentan keinesfalls verschwinden würden:
Geholfen hat das wenig, sowenig wie die Tatsache, dass Lewis schon 1976 – zwei Jahre vor Saids Orientalism – ein Buch mit dem Titel „The Return of Islam“ veröffentlicht hatte, dessen Hellsicht erstaunlich war. Lewis ging es vor allem darum, nachzuweisen, daß der Westen dazu neige, den Islam immer wieder mittels »falscher Analogien« zu deuten, etwa wenn man von ihm geprägte politische Bewegungen als »linksgerichtet« oder »rechtsgerichtet« interpretiere; weiter verkenne man die strukturellen Hemmnisse für jede Trennung von Staat und Glauben und vor allem, daß der »Islam immer noch die effektivste Konsensform in muslimischen Ländern, die Basisgruppenidentität der Massen« bilde.
Was zu einem Szenario führe, das dem Kalten Krieg nicht unähnlich sei:
Bisher habe man die fundamentalistischen Bewegungen als interne Angelegenheit der islamischen Region betrachten können, so Lewis weiter, aber das ändere sich in dramatischem Tempo, da in den beiden letzten Kriegen, die zwischen Moslems und Nichtmoslems geführt wurden – die Türkei gegen Griechenland im Zypernkonflikt, Ägypten und Syrien gegen Israel –, eine klare Tendenz zu erkennen gewesen sei, den Krieg als religiösen Krieg zu deuten. Die »Wiederkehr des Islam«, so Lewis, sei unaufhaltsam und werde der Welt ein Konfliktfeld bescheren, das wesentlich unübersichtlicher sei als das des Kalten Krieges.
In Punkt 3.2 geht es um die Reislamisierung, die Islamische Renaissance und den Islamismus:
Der islamische Fundamentalismus, wie er heute als eine politisch-religiöse Kraft auftritt, ist freilich keine homogene, in sich geschlossene Bewegung. Die alles Westliche ablehnende herrschende klerikale Clique im Iran, wie das dem Westen wohlgesonnene feudale Königshaus der Saudis, die den Staat unerbittlich bekämpfenden ägyptischen und syrischen Moslembrüder, wie die staatstragende ›Islamische Partei‹ (›Jamaat-i Islami‹) in Pakistan – um Beispiele zu nennen – sind alle erklärte Fundamentalisten. Bei allen Unterschieden ihrer religiös-politischen Formen und Ziele, ist ihnen jedoch eine Grund- und Hauptidee gemeinsam: Die politische und ökonomische Unterlegenheit der Muslime gegenüber dem Westen hat ihre Ursache nicht etwa in den strukturellen Bedingungen, sondern in der Abkehr vom Islam. Der Islam hat im Laufe der Geschichte seine ursprüngliche Reinheit und Wahrheit eingebüßt und wurde durch innere Innovation (Bid’a) und äußere Einflüsse verfälscht, gespalten und geschwächt. Wollten die Muslime ihre einstige Überlegenheit wiedererlangen, die ihnen nach Gottes Vorsehung zu allen Zeiten gebührt, so müßten sie zum Ur-Islam, wie er unter dem Propheten gelebt wurde, zurückfinden. Dies bedeutete wiederum die Einheit der Umma, der islamischen Gemeinschaft und Errichtung eines islamischen Staates.
Punkt 3.3 beschreibt, wie die moslemische Gefahr entdeckt wird:
Das hatte einmal mit der unerwarteten Stabilität der islamischen Theokratie im Iran zu tun, aber auch mit den Folgen der Errichtung des Taliban-Regimes in Afghanistan, der Dauer des Palästinakonflikts und einer neuen Form des islamischen Terrorismus, die die Welt in den neunziger Jahren zunehmend beunruhigte. Auch in diesem Zusammenhang war Samuel Huntingtons 1996 erschienener Band „The Clash of Civilizations“ das Gegenbuch zu Fukuyamas „Das Ende der Geschichte“. Huntington widmete sein besonderes Augenmerk dem Islam, da sich die von ihm als besonders gefährlich eingestuften »Bruchlinienkonflikte« regelmäßig zwischen benachbarten Staaten moslemischer und nichtmoslemischer Orientierung ergaben und er viele Indizien dafür zusammentrug, daß der »kulturelle kalte Krieg« zwischen dem Islam und dem Westen in einen heißen überzugehen drohte.
Gefahr für Europa:
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wies er mehrfach auf die Gefahren hin, die aus den rasch wachsenden islamischen Einwanderergemeinschaften in Europa entstünden, und stellte noch einmal klar, daß dieses Datum »auf dramatische Weise das Ende des 20. Jahrhunderts, bestimmt von Ideologie und ideologischen Konflikten, bedeutet, und den Beginn einer neuen Ära, in der Völker sich selbst zuerst in Begriffen von Kultur und Religion definieren.«
Punkt 4 beschreibt die Entstehung der Konfliktlage:
Eine Erklärung bieten natürlich Antiamerikanismus und westlicher Selbsthaß, vor allem spielt aber die systematische Verdrängung der langen Kette von Aggressionen des Islam eine Rolle, die sich gegen nichtislamische Völker in Europa, Afrika und Asien gerichtet hat und weiter richtet.
Punkt 4.1 geht den Ursachen der Islamophilie auf den Grund:
Denn gerade unter gebildeten Europäern (weniger: Nordamerikanern) gibt es eine islamophile Tendenz, die ihre Wurzeln in der radikalen (Selbst-)Kritik des Christentums, im Exotismus und in der Dritte-Welt-Ideologie hat. Was die erste Wurzel betrifft, geht es vor allem um die seit dem Zeitalter der Aufklärung verbreitete Neigung, die Kreuzzüge für einen unmotivierten Aggressionsakt zu halten und die Missionierung als Aspekt des europäischen Imperialismus zu betrachten, für den in irgendeiner Form Wiedergutmachung zu leisten sei. Der zweite Aspekt hat mit einer aus der Romantik abgeleiteten Betrachtungsweise zu tun, die die Gleichwertigkeit aller Kulturen propagiert und alles Fremde gerade wegen seiner Fremdheit hochschätzt.
Punkt 4.2 behandelt die Revidierung des Islam-Bildes:
Die Revision der Geschichte des Islam läuft noch, aber die entscheidenden Punkte lassen sich doch folgendermaßen zusammenfassen:
1. Die übliche Anschauung vom Ursprung des Islam ist falsch
2. Die übliche Vorstellung von der Frühgeschichte des Islam ist falsch
3. Die Vorstellung, daß der Islam aus sich reformfähig sein könnte, ist falsch
4. Die Bestreitung der latenten Gefährlichkeit des Islam ist falsch
Nun werden die Thesen der neuen kritischen Islamforschung der Saarbrücker Schule genannt: Mohammed sei keine historische Person gewesen, der Koran sei erst im 9. Jahrhundert entstanden, es habe einen vorislamischen »Ur-Koran« gegeben und der Islam sei keine selbständige Religion, sondern eine Variante des monophysitischen Christentums. Auch wenn man dem nicht umbedingt folgen müsse, wird eingeräumt, dass die Überlieferung der ersten drei Jahrhunderte der islamischen Geschichte sehr unsicher bis umstritten seien:
Die Allgemeinheit wurde mit diesem Sachverhalt erst konfrontiert, als der Konvertit und erste Professor für Islamwissenschaft an einer deutschen Universität, Muhammad Sven Kalisch, öffentlich Zweifel an der Existenz des Propheten äußerte.48 Kalisch verlor daraufhin seine Befugnis zur Ausbildung islamischer Religionslehrer; was aber schwerer wiegt, ist die Tatsache, daß von seinen Kontrahenten im Bereich des organisierten Islam dezidiert erklärt wurde, daß eine historisch-kritische Koranexegese – nach dem Muster der historisch-kritischen Bibelexegese – undenkbar sei.
Punkt 4.2.2 behandelt die aggressive Frühgeschichte des Islams:
Während die gewaltsame Expansion des Islam Moslems entweder als glorreiche Vergangenheit erscheint, in der der Glaube in seiner reinen Gestalt eben auch den Dschihad und damit die Ausbreitung der Umma – der Gemeinschaft der Moslems – ermöglichte, oder dessen offensiver Charakter ignoriert wird, setzt sich in der westlichen Historiographie immer stärker eine Auffassung durch, derzufolge man die Anfänge des Islam in den Kontext der Spätantike einordnen muß, die von der Krise des römischen wie des persischen Großreichs bestimmt war.
Hochinteressant die Erkenntnisse von Tom Holland, der als „Steven Spielberg“ unter den Historikern gilt, da er die Frühgeschichte des Islams so spannend erzählt:
Holland zweifelt zwar auch an der Überlieferungstreue der sogenannten Hadithen, der frühesten Zeugnisse über das Leben Mohammeds, glaubt aber, daß der Prophet eine reale Person gewesen sei. Nur habe es sich bei dessen Lehre um eine verhältnismäßig primitive Form des »reinen« Monotheismus gehandelt, die man fallweise mit dem Judentum wie dem monophysitischen Christentum verwechseln konnte. Erst am Ende des 7. Jahrhunderts sei es zur Herausbildung einer islamischen Theologie im eigentlichen Sinn des Wortes gekommen. Ein Prozeß, der durch den Kalifen Abd al-Malik vorangetrieben wurde, um die Herrschaft seiner Dynastie, der Umajaden, zu festigen, aber auch, um einen Überbau nach Maßgabe der Regel »Ein Gott – ein Buch – ein Glaube – ein Fürst« zu schaffen. Der Islam ist dann weniger die Religion Mohammeds als die »Religion Abd al-Maliks«, und die Verschleierung der Ursprünge gehört im Grunde zur Schaffung einer Legitimationsgrundlage, die nicht nur das Sendungsbewußtsein des Islam erklärt, sondern auch dessen fehlende Fähigkeit zur Selbstkritik.
Bei Punkt 4.2.3 wird die Reformfähigkeit des Islams ernsthaft angezweifelt:
Der dritte Aspekt, der in diesem Zusammenhang genannt werden muß, ist der wachsende Zweifel an der inneren Reformfähigkeit des Islam. Auch dabei spielt die historische Dimension eine Rolle, nimmt man etwa die aufsehenerregenden Thesen von Lewis in bezug auf den »Untergang des Morgenlandes«. Lewis bestritt in seinem Buch, das diesen Titel trägt, ausdrücklich nicht, daß der Islam gewisse Phasen der Entwicklung durchlaufen habe, in denen er eigene Wissenschaftssysteme aufbauen konnte, aber das sei in erster Linie auf dem Weg der Übernahme geschehen und weder Araber noch Türken als Hauptträgervölker des Islam hätten sich als schöpferisch erwiesen und es verstanden, den eingeschlagenen Weg konsequent zu Ende zu gehen und jenen Grad an rationaler Welterfassung zu erreichen, der für Europa typisch wurde.
Der „moderne Euro-Islam“ wird als unrealistisch beschrieben:
Da seit dem Beginn der Neuzeit jeder »Wandel im Nahen Osten […] gleichbedeutend mit Verwestlichung« sein mußte, kam es im Islam weder zu einer Aufklärung noch zu politischen Revolutionen. Das vorausgesetzt, erklärt auch, warum es dem Islam nie gelang, »zur Idee unveräußerlicher Menschenrechte aufgrund immanenter Prämissen und Prädispositionen vorzudringen«. Diese Defizite, so argumentierten selbst liberale Moslems, machten es unwahrscheinlich, daß ein »Euro-Islam« oder ein »moderner Islam« entstehen könne, denn seine Anziehungskraft gewinne der Islam heute gerade nicht aus seiner Offenheit und Modernität, sondern aus seiner Abschließung und Rigidität.
Bei 4.2.4 geht es um die Gefährlichkeit, die vom Islam und seinem Terror ausgeht:
Denn entgegen der Wahrnehmung, daß der seinen Anfang erst am 11. September 2001 genommen habe, steht mittlerweile fest, daß es erste Anschlagsversuche schon unmittelbar nach dem Umsturz im Iran gab, und vollzogene Attentate seit den achtziger Jahren. Allerdings haben sich die westlichen Regierungen im einen wie im anderen Fall zu systematischer Vertuschung entschieden: entweder, um weitere Gewaltakte zu verhindern, oder um die Öffentlichkeit nicht zu alarmieren.
Bemerkenswert, was der französischen Öffentlichkeit vorenthalten wurde, als Moslems 1985 und 1986 Attentate in Paris als Reaktion auf die französische Unterstützung für christliche Gruppen im Libanon verübten:
Die Presse druckte damals die Einlassungen des Hauptangeklagten Fouad Ali Saleh, eines im Land geborenen Mannes tunesischer Abstammung, nicht ab, um antiislamische Reaktionen zu vermeiden, denn da hieß es: »Im Namen des allmächtigen Gottes, Vernichter des Westens, der die mißgeborenen Kinder Israels und Jesu verfluchen wird. […] Ich nenne mich nicht Fouad Ali Saleh, ich nenne mich der Tod des Westens. […] Die Juden und die Christen, Söhne von Schweinen, haben kein Recht zu reden, wenn ein Moslem spricht, […] diese menschenfressenden Christen, die ihren Gott in einem maurerischen Ritual verzehren […] Der Heilige Krieg muß geführt werden, um die Welt vom jüdisch-christlichen Gestank zu reinigen. […] Der Islam hat alle Zeit. Vom Iran aus werden unsere Brüder Schlachten liefern und auf Paris, London und Washington marschieren […].«
Bei 4.3 wird Journalisten Wolfgang Günter Lerch zitiert, der als einer der renommiertesten Beobachter der islamischen Welt unter den deutschen Journalisten bezeichnet wird. Mehr und besseres Wissen über den Islam verstärke die Ablehnung eher:
Als er diese Sätze im Frühjahr 2004 niederschrieb, gab es tatsächlich so etwas wie eine antiislamische, islamkritische Grundtendenz in der öffentlichen Meinung der westlichen Welt, die nicht nur auf die Anschläge gegen das World Trade Center in New York zurückzuführen war, sondern auch auf die Menge der Folgeaktionen: die Ermordung von Einzelpersönlichkeiten wie des niederländischen Politikers Pim Fortuyn am 6. Mai 2002 oder des niederländischen Regisseurs Theo van Gogh am 2. November 2004 durch islamische Fanatiker, die Anschläge in Madrid am 21. März 2004, in Beslan am 1. September 2004, in London am 7. Juli 2005.
Über die Hälfte der Deutschen sind vom „Kampf der Kulturen“ überzeugt:
Bezeichnend war, daß sich etwa nach dem Anschlag von Beslan innerhalb weniger Tage das Meinungsklima in Deutschland dramatisch veränderte: Der Anteil derjenigen, die glaubten, Zeugen eines »Kampfes der Kulturen« zu sein, stieg von 44 Prozent der Befragten auf 62 Prozent, der Anteil derjenigen, die diese Annahme ausdrücklich verneinten, fiel von 35 auf 25 Prozent.
Andere hingegen würden die Gefahren des Islams konsequent bestreiten:
Aber diese Einschätzung an der Basis hat nur verhältnismäßig wenig zu tun mit dem, was die politische Klasse und die Meinungsführer äußern und propagieren, die selbstverständlich nicht mit ihren eigenen Fehlern der Vergangenheit – was etwa die Zuwanderung betrifft – konfrontiert werden wollen und aus verschiedenen – schlechten – Gründen der Meinung sind, daß man gegenüber dem Islam eine Politik des Appeasement treiben sollte. Genau an diesem Punkt entzündet sich das, was man summarisch »Islamkritik« nennen kann.
5. Islamkritik – Antiislamismus – Islamophobie
Im Herbst 2009 löste der langjährige Leiter des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung, Wolfgang Benz, eine scharfe Debatte durch seine Behauptung aus, daß die Islamkritik eine strukturelle Ähnlichkeit mit dem Antisemitismus aufweise, dessen »Paradigma«60 bekanntermaßen zur Massenvernichtung der Juden führte. Nach Auffassung von Benz ist Islamkritik von ihrem Ansatz her nichts anderes als Antisemitismus: das »auf Ressentiments gegründete, mit Stereotypen agierende, verbreitete Ängste instrumentalisierende Feindbild […] auf einem politisch-sozialen Aktionsfeld […], das Impulse von Moscheebau-Projekten, aus Debatten über Kopftuch und Zwangsehe, über die beschworene Gefahr einer ›Islamisierung‹ Europas erhält« und erfolgreich darangehe, die »Einstellungen der Mehrheitsgesellschaft gegenüber Minderheiten« auszurichten.
Diffamierung von Islamkritikern:
Tatsächlich ist es zunehmend stärker und lautstärker werdenden Einflußgruppen in den vergangenen zehn Jahren gelungen, auf die Skepsis gegenüber dem Islam mit einer massiven Gegenpropaganda zu reagieren. Den üblichen Spielregeln gemäß diffamiert man die Islamkritiker als »Faschisten« oder »Rassisten« (»antimuslimischer«, »antiislamischer Rassismus«) oder unterstellte ihnen pathologische Züge (»Islamophobie«), schlimmstenfalls wird behauptet, sie arbeiteten Massakern wie dem von Anders Breivik vor. Dabei sekundieren die Helferindustrie des Multikulturalismus, die Wächter der politischen Korrektheit und eine pseudowissenschaftliche »Vorurteilsforschung«, wie sie Benz oder der notorische Wilhelm Heitmeyer seit langem praktizieren und die es auf Grund ihrer schlampigen Begrifflichkeit erlaubt, jede unliebsame Feststellung oder Einschätzung als »Vorurteil« zu denunzieren.
IN Punkt 5.1 wird das breite Spektrum der Islamkritik dargestellt:
Eine um Sachlichkeit bemühte Auseinandersetzung würde aber rasch zu dem Schluß kommen, daß die Islamkritik in sehr vielen Fällen sachlich fundiert ist, unter Inkaufnahme erheblicher persönlicher Risiken vorgetragen wird und eine Hellsichtigkeit in bezug auf die Gesamtentwicklung beanspruchen darf, von der auf Seiten der Beschwichtiger und Verharmloser keine Rede sein kann. Entscheidend ist außerdem die Feststellung, daß es sich um ein verhältnismäßig breites Spektrum handelt, das in etwa folgenden Richtungen zuzuordnen ist: Traditionalisten, Liberale, Enttäuschte, Völkische, Identitäre.
Die überwiegend christlich geprägten „Traditionalisten“ seien schon vor 9/11 aktiv gewesen:
Den Traditionalisten geht es vor allem darum, aufzuweisen, daß der (rest)christliche Charakter des Abendlandes in Gefahr kommt durch die Massivität der islamischen Einwanderung, daß die Unterdrückung von Christen in islamischen Ländern keineswegs Zufall ist, sondern Geschichte hat, und man entsprechende Zustände zukünftig auch in Europa fürchten muß. In Deutschland spielt für diese Strömung neben den Publikationen des Resch- und des Hänssler-Verlags vor allem eine Reihe von Internetseiten (zum Beispiel www.kath.net oder www.kreuz.net) eine wichtige Rolle. Es existieren außerdem Schnittmengen mit pietistisch ausgerichteten Gruppierungen wie der Evangelischen Allianz samt ihrem sehr gute Arbeit leistenden Institut für Islamfragen, oder mit eher konservativen Menschenrechtsorganisationen wie der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte.
Zu den „Liberalen“ werden Geert Wilders und auch PI gezählt:
Die Liberalen, etwa der Franzose Robert Redeker, Niederländer wie der erwähnte Pim Fortuyn und Geert Wilders oder die italienische Journalistin Oriana Fallaci, aber auch die deutsche Sozialwissenschaftlerin Necla Kelek, betrachten den Islam als antiliberales Modell schlechthin. Sie lehnen den Kulturrelativismus ab, der sich im Lauf der Nachkriegszeit der liberalen Idee amalgamiert und deren universale und absolute Geltung in Frage gestellt hat. Aus diesem Grund ist ihre Kritik des Islam auch besonders scharf, bis zur Forderung nach einem Verbot, da er seinem Wesen nach außerstande sei, die Rechte des Individuums zu achten. In Deutschland muß man vor allem die Gruppe um die Internetplattform PI News in diesem Zusammenhang nennen, deren weltanschauliche Grundlage aus einem prononcierten Verfassungspatriotismus und dem entschiedenen Bekenntnis zum »Westen«, insonderheit den USA und der »jüdisch-christlichen« Überlieferung, besteht.
Die „Enttäuschten“ seien vor allem Linke bzw. ehemalige Linke:
Der Unmut darüber, daß das nicht geschah, sondern eine Parallelgesellschaft quer zur bestehenden entstand, und vor allem von seiten der Grünen die real existierenden Probleme qua »Multikultitrallala« wegerklärt werden sollen, macht zusammen mit anderen Realitätsschocks die heftige Kritik des Islam durch Sozialdemokraten oder deren Sympathisanten wie den Historiker Hans-Ulrich Wehler, Thilo Sarrazin oder den Bürgermeister von Neukölln, Heinz Buschkowsky, nachvollziehbar. Eine Sonderrolle spielt sicher Alice Schwarzer, die seit dem Ende der neunziger Jahre immer wieder den Zusammenhang zwischen Gewalt gegen Frauen, ethnischer Herkunft und islamischer Religionszugehörigkeit thematisiert hat.
Die „Völkischen“ betrachteten den Islam im Grunde nur unter dem Aspekt der Volksgruppen:
Eine Kampagne wie »Wir oder Scharia«, die die NPD 2010 während des Landtagswahlkampfs in Rheinland-Pfalz durchführte, bildet deshalb immer bloß einen Kampfabschnitt an der »Überfremdungsfront«. Die Ablehnung des Islam erklärt sich aus der prinzipiellen Ablehnung seiner Träger auf dem Boden der eigenen »Volksgemeinschaft«. Das hat nichts mit den Motiven der Traditionalisten zu tun, da mindestens eine relative Mehrheit der Völkischen das Christentum als ebenso fremdartig ansieht wie den Islam, und auch nichts mit denen der Liberalen, da es durchaus eine (mehr oder weniger verhohlene) Bewunderung für den Islam als »totales« Konzept gibt, das seinen Anhängern neben Überlegenheitsbewußtsein auch die Vorstellung einflößt, sie hätten das Recht und die Pflicht, sich kämpferisch durchzusetzen.
Die „Identitären“ seien eine Gruppe, der es im Gegensatz zu den übrigen bisher an größerer Kenntlichkeit fehle:
Der Begriff ist in Deutschland noch verhältnismäßig unbekannt. Er geht zurück auf den im April 2003 in Frankreich gegründeten Bloc identitaire, der weniger eine politische als eine propagandistische Einheit bildet und immer wieder durch spektakuläre Aktionen – zuletzt eine Moscheebesetzung im geschichtsträchtigen Poitiers – auf sich aufmerksam gemacht hat. Zu seinen bevorzugten Zielen gehört die Agitation gegen die Globalisierung – von rechts –, gegen Einwanderung und Islamisierung Europas und die Popularisierung der eigenen Ideen durch moderne Mittel und moderne Medien (..).
Soweit feststellbar, handelt es sich bei den Anhängern in erster Linie um (Kultur-)Christen und Verteidiger einer europäischen Tradition, die nicht wie bei den Liberalen auf Rationalität und Aufklärung reduziert werden soll. Den Faktoren »Volk« oder »Rasse« wird ausdrücklich Bedeutung zuerkannt, aber in ihnen kein Höchstwert gesehen. Die Islamisierung versteht man in erster Linie als Angriff auf die eigene Kultur. In der englischsprachigen Welt und in Skandinavien gibt es eine Reihe ausgesprochen populärer Blogger, die man dieser Richtung zuordnen muß. Als eine Art Manifest der Richtung kann man Christopher Caldwells Buch Reflections on the Revolution in Europe ansehen; in Deutschland hat die Analyse des Historikers Ernst Nolte, Die dritte radikale Widerstandsbewegung: der Islamismus, einen gewissen Einfluß. Hier vertreten entsprechende Auffassungen vor allem neukonservative oder neurechte Publikationen wie die Junge Freiheit, Blaue Narzisse oder die Sezession und zwar vor allem Publizisten wie Martin Lichtmesz oder Manfred Kleine-Hartlage.
Zum Schluss geht die Studie auf jüdische Islamkritiker ein, die eine Sonderstellung hätten:
Neben Lewis müssen in dem Zusammenhang auch Walter Laqueur, Bat Ye’or (d. i. Gisèle Littman) – von der der Begriff »Eurabia« stammt – sowie in Deutschland Ralph Giordano genannt werden. Im Gegensatz zu der Linie, die der ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, verfolgte, der in den türkischen Einwanderern natürliche Verbündete sah, hält man heute von jüdischer Seite demonstrativ Abstand zur moslemischen und sucht vor allem nach Garantien für einen staatlichen Schutz gegen antisemitische Übergriffe. Auf eine Behauptung wie, die Moslems seien die »neuen Juden Europas«,66 reagiert man ausgesprochen gereizt.
In Punkt 6 werden die „Leitideen der Islamkritik“ ausführlich dargestellt:
6.1 Das Problem ist der Islam
6.2 Es besteht kein Unterscheid zwischen Islam und Islamismus
6.3 Es gibt eine Kontinuität der islamischen Aggression
6.4 Der Islam bildet eine Einheit
6.5 Das Ziel des Islam ist die Islamisierung der Welt
Trotz der realistisch dargestellten Bedrohung, die der Islam für den Westen bedeutet, wird in der Bilanz eine Relativierung vorgenommen und die fundamentale Islamkritik kritisiert:
Die Vorstellung, daß es Abend wird in Europa, ist nicht neu. Neu ist die Vorstellung, daß es der Islam sein könnte, der unsere Zivilisation auslöscht. Wenn das geschehen sollte, dann aber nicht durch den Islam, sondern mit Hilfe einzelner Moslems, mit Hilfe besonderer Gruppen von Moslems oder durch Strukturen, die Moslems aufgebaut haben. Daß Moslems »innere Feinde« sein können, bestreitet nicht einmal mehr die offizielle Politik, aber der Islam als solcher bildet keine »potentiell kämpfende Einheit«, von der Carl Schmitt sprach und die Feindschaft konstituiert. Damit ist natürlich nichts gegen Islamkritik gesagt, auch nichts gegen scharfe Islamkritik, aber man muß doch ihre Schwäche im Blick behalten, wenn sie sich zu einer »Anti-Haltung« entwickelt, die wie »Antifaschismus«, »Antirassismus«, »Antiliberalismus«, »Antikommunismus« immer zur Fixierung auf den Gegner neigt und unpolitisch wird, weil sie versessen darauf ist, das absolute Böse auszurotten. So verliert man die Lage aus dem Blick und damit alle anderen Gefahren, die viel eher geeignet sind als der Islam, jenes »wir« auszulöschen, das hier der Einfachheit halber als weiß, deutsch, europäisch, autochthon charakterisiert sei. Denn entscheidend ist zuletzt, daß »der abendländische Geist an die Populationen gebunden bleibt, die ihn hervorgebracht haben«, und deshalb »könnte die Aufzehrung ihrer demographischen
Substanz auch sein Ende bedeuten.«
Die 44 Seiten umfassende Studie [11] kann beim Verlag Edition Antaios [12] zum Preis von 5 Euro bestellt werden.
Morgen: Das Interview
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